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Was sind Hirntumoren?

Ein Hirntumor ist eine Geschwulst, die sich aus Zellen des zentralen Nervensystems und seiner Nachbarstrukturen im Schädelinneren, beispielsweise aus den Hirnhäuten (Meningen), entwickelt. Es gibt gutartige Hirntumoren und bösartige Hirntumoren. Sie beeinträchtigen das Gehirn und seine Funktionen mittelbar oder unmittelbar, da sie durch ihr Wachstum Gehirnanteile verdrängen.

Tumorerkrankungen des Gehirns rufen bei den Betroffenen häufig erhebliche Beschwerden hervor. Es können durch den Tumor im Kopf plötzlich epileptische Anfälle, Lähmungen oder ausgeprägte Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Diese Beeinträchtigungen gehen über den rein medizinischen Aspekt der Erkrankung hinaus. Denn sie verursachen oft tiefgreifende, existentielle Ängste und wirken sich auf negativ auf die Psyche des Kranken aus. Damit beeinflussen sie auch das Miteinander von Betroffenen, Angehörigen und Freunden.

Krebserkrankungen des zentralen Nervensystems sind auch für die behandelnden Ärzte eine besondere Herausforderung: Zum einen können aus den zahlreichen Zelltypen viele verschiedene Tumorarten entstehen. Diese unterscheiden sich wesentlich in ihrer Lage, ihrem Wachstumsverhalten, der Behandlung sowie der Prognose für den Betroffenen. Zum anderen müssen Lage und Aufbau des Gehirns berücksichtigt werden: Das Schädelinnere bietet nur begrenzt Raum für eine Gewebezunahme. Ein wachsender Hirntumor, ob gutartiger Hirntumor oder bösartiger Hirntumor, kann daher den Druck im Schädel lebensbedrohlich ansteigen lassen.

Je nachdem, in welchem Bereich des Gehirns der Hirntumor liegt, treten unterschiedliche Symptome zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf. Außerdem ändern manche Gehirntumoren, insbesondere die sogenannten Gliome, ihr Verhalten im Laufe der Erkrankung. Sie können zunächst als langsam wachsende Tumoren auftreten, später jedoch rasch wachsen. Allerdings bilden Gehirntumoren selten Tochterabsiedlungen (Metastasen) in anderen Organen aus.

Die fachgerechte und schonende Behandlung von Gehirntumoren ist häufig schwierig. Im Gehirngewebe können wichtige Funktionen auf kleine Strukturen beschränkt sein. Daher ist es bei der Behandlung besonders wichtig, dass Hirnanteile, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Tumors liegen, nicht beeinträchtigt werden. Dies erfordert häufig die Mitwirkung von Experten verschiedener Fachdisziplinen.

Funktion und Aufbau des Gehirns

Das Gehirn ist ein hoch spezialisiertes Organ, das komplexe Körperfunktionen steuert: Sinnesreize wahrnehmen und verarbeiten, Gedächtnisinhalte anlegen und speichern, Lernprozesse und Bewegungen steuern, Sprache verstehen und formulieren, Gefühle entwickeln, verstehen und ausdrücken. Es ist außerdem für die Ausprägung der Persönlichkeit verantwortlich.

Das Gehirn liegt im Inneren des knöchernen Schädels und wird dadurch außerordentlich gut vor äußeren Einwirkungen – etwa Stößen, Schlägen, aber auch extremen Temperaturen – geschützt. Diese starre äußere Begrenzung führt allerdings dazu, dass Erkrankungen, bei denen die Gehirnmasse zunimmt, den Druck im Schädelinneren lebensbedrohlich erhöhen können.

Gut zu wissen: Gehirn und Rückenmark bilden gemeinsam das zentrale Nervensystem (ZNS), das aus Milliarden von Nervenzellen (Neuronen) besteht.

Die Nervenzellen wiederum bestehen aus den Zellkernen und den Nervenzellfortsätzen (Axonen). Die Nervenzellfortsätze sind von der sogenannten Markscheide umgeben – ähnlich der Isolierung eines Stromkabels.

Graue und weiße Substanz

  • Die Gesamtheit der Zellkerne wird auch graue Substanz genannt. Sie liegt im äußeren Teil des Gehirns und bildet unter anderem die Großhirnrinde.
  • Die Gesamtheit der Nervenzellfortsätze wird als weiße Substanz bezeichnet. Hier sind die Nervenzellfortsätze kompliziert verschaltet und vermitteln Informationen in Richtung des Gehirns oder vom Gehirn in den Körper.

Zwischen dem Schädelknochen und der Gehirnoberfläche befinden sich die Hirnhäute sowie das Nervenwasser (Liquor), welches das gesamte Gehirn und das Rückenmark umspült. Nervenwasser befindet sich auch im Inneren des Gehirns, wo es die Gehirnkammern (Ventrikel) ausfüllt.

Gut zu wissen: Die wesentlichen Anteile des menschlichen Gehirns werden als Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm bezeichnet. Diese bestehen aus unzähligen Zellen: Nervenzellen, Gliazellen und Mikrogliazellen.

Großhirn

Das Großhirn (Cerebrum) nimmt etwa 80 Prozent der Gehirnmasse ein. Es besteht aus zwei Hälften (Hemisphären), die durch das Corpus callosum miteinander verbunden sind. Jede Gehirnhälfte wird in vier Gehirnlappen unterteilt, die unterschiedliche Körperfunktionen steuern.

Frontallappen

  • Bewegung
  • Sprache
  • Geistige Leistungen
  • Persönlichkeitsmerkmale
  • Willkürliche Bewegungen der Augen

Scheitellappen

  • Erinnerung und Gedächtnis
  • Gefühlsempfindungen (z. B. Berührungen)
  • Sinneseindrücke
  • Emotionen

Schläfenlappen

  • Hören
  • Sprachverständnis
  • Gedächtnis (Erinnerungen / Erfahrungen)
  • Auffassungsgabe für abstrakte, mathematische Vorgänge

Hinterhauptslappen

  • Sehzentrum

Kleinhirn und Hirnstamm

Das Kleinhirn (Cerebellum) liegt im hinteren Bereich des Schädels unter dem Großhirn. Es ist mit dem Hirnstamm verbunden, der seinerseits das Gehirn mit dem Rückenmark verbindet.

Das Kleinhirn koordiniert Bewegungen und sorgt unter anderem dafür, dass wir das Gleichgewicht halten können.

Der Hirnstamm beherbergt die Nervenbahnverbindungen zwischen Gehirn und Rückenmark. Er ist zuständig für unbewusst ablaufende Funktionen und Reflexe (beispielsweise Schluckreflex, Husten, Speichelproduktion und andere). Außerdem steuert der Hirnstamm Atmung, Kreislauf und Blutdruck.

Nervenzellen (Neuronen)

Ein Mensch hat zirka 200 Milliarden Nervenzellen. Eine einzelne Nervenzelle kann bis zu zehntausend Fortsätze (Axone) aussenden, um mit anderen Nervenzellen Kontakte (Synapsen) auszubilden und über diese Informationen auszutauschen. Diese Zahlen zeigen, wie vielfältig und komplex das Gehirn aufgebaut ist.

Übrigens: Anders als normale Körperzellen können Nervenzellen sich nach der Geburt nur noch begrenzt teilen. Sie entarten auch nur äußerst selten zu bösartigen Tumoren.

Stützzellen (Gliazellen)

Eine große Rolle bei der Entstehung von Gehirntumoren spielen die als Glia bezeichneten Stützzellen des Gehirns.

Gruppen von Gliazellen
Astrozyten
  • Stützfunktion
  • Stoffaustausch Nervenzellen <–> Blutgefäße
  • Beeinflussen Geschwindigkeit, mit der Informationen übertragen werden
  • Reparaturfunktion
  • Unterstützen Blut-Hirn-Schranke
Oligodendrozyten
  • Bilden die Markscheide um Nervenzellfortsätze
Ependym-Zellen
  • Kleiden die Gehirnkammern aus
  • Produzieren und transportieren Gehirnwasser
Mikrogliazellen
  • Können sich fortbewegen
  • Immunabwehr (entfernen Fremdkörper und abgestorbene Zellteile)

 

Blut-Hirn-Schranke

Die zahlreichen feinen Blutgefäße (Kapillaren) des Gehirns bilden die sogenannte Blut-Hirn-Schranke. Diese grenzt das zentrale Nervensystem gegen den Blutkreislauf ab. So können Krankheitserreger und andere schädliche Stoffe nicht ins Gehirn gelangen. Diese Hürde gilt allerdings auch für bestimmte Medikamente.

Hirnanhangdrüse

Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) sitzt an der Basis des Gehirns etwa auf Höhe der Augen. Sie spielt eine wichtige Funktion bei der Steuerung des Hormon- und Wasserhaushalts.

Was sind die Ursachen von Hirntumoren?

Die Ursachen von Hirntumoren sind bisher unklar. Trotz intensiver wissenschaftlicher Bemühungen war es bislang für die überwiegende Mehrzahl von Hirntumoren nicht möglich, auslösende Faktoren zu finden. Lebensstil oder Umwelteinflüsse scheinen keine Risikofaktoren darzustellen.

Krebs ist der Überbegriff für bösartige Tumoren, die aus veränderten Zellverbänden entstehen. Diese Veränderung ist der entscheidende Schritt von einer normalen Zelle zu einer bösartigen Tumorzelle. Sie vermehrt sich dann ungehindert, bis schließlich viele Millionen Zellen eine Geschwulst bilden. Schreitet die Erkrankung weiter fort, können Tumorzellen dann auch in benachbarte Gewebe und Organe wandern und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden.

Jedes Jahr erkranken in Deutschland 10,0 von 100.000 Männern und 7,7 von 100.000 Frauen an einer Tumorerkrankung des zentralen Nervensystems. Insgesamt erhalten etwa 7.330 Menschen pro Jahr die Diagnose Gehirntumor. Das mittlere Erkrankungsalter für einen Tumor im Kopf liegt für Männer bei 63, für Frauen bei 66 Jahren.

Es sind bisher keine Faktoren bekannt, die das Risiko, an einem Gehirntumor zu erkranken, erhöhen. Risiken und Lebensgewohnheiten, die mit anderen Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht werden, wie zum Beispiel Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum, spielen bei den Hirntumoren offenbar keine Rolle. Auch für die Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen Schädel-Hirn-Verletzungen und Gehirntumoren gibt, fehlen überzeugende Hinweise.

Häufig wird die Frage gestellt, ob Stress und außergewöhnliche seelische Belastungen eine Rolle spielen könnten. Nach heutigem Stand des Wissens muss aber auch das verneint werden. Immer wieder wurde diskutiert, ob der Gebrauch von Handys die Entstehung von Hirntumoren verursacht. Nach epidemiologischen Daten ist auch hier kein Zusammenhang zu finden.

Hirntumoren sind auch nicht erblich bedingt. Eine Ausnahme sind seltene Erbleiden, bei denen oft Geschwülste im Nervensystem entstehen – wie zum Beispiel die Neurofibromatosen.

Welche Arten von Hirntumoren gibt es?

Das Gehirn wird aus verschiedenen Zelltypen aufgebaut, aus denen Geschwülste entstehen können (primärer Hirntumor). Allerdings gehen aus den Nervenzellen, die sich nicht mehr teilen, so gut wie nie Tumoren hervor. Eine weitere wichtige Gruppe von Tumoren im Schädelinneren sind die Gehirnmetastasen, also Tochtergeschwülste von Krebserkrankungen anderer Organe.

Da es im Gehirn zahlreiche verschiedene Zelltypen gibt, sind auch die Gehirntumoren ganz unterschiedlich und unterscheiden sich in ihren Eigenschaften erheblich voneinander. Die Unterteilung erfolgt nach der Zellart, aus der sich der Tumor entwickelt hat.

Um einen Hirntumor diagnostisch genau einordnen zu können, werden Zellen des Tumors im Labor untersucht (neuropathologische Untersuchung). Eine solche Gewebeprobe erhält der Arzt etwa im Rahmen eines operativen (neurochirurgischen) Eingriffs, bei dem der Tumor entfernt werden soll oder bei einer reinen Gewebeprobeentnahme (Biopsie). Diese erfolgt zum Teil als sogenannte stereotaktische Biopsie.

Häufige Hirntumoren und ihre medizinische Bezeichnung:

  • Gliom
    • Astrozytom
    • Glioblastom
    • Oligodendrogliom
    • Ependymom
  • Medulloblastom
  • Meningeom
  • Neurinom
  • Lymphom
  • Hypophysenadenom
  • Hirnmetastasen

Gliome

Mit etwa 50 Prozent aller primären Tumoren des zentralen Nervensystems sind Gliome die häufigsten Hirntumoren. Sie leiten sich von den Gliazellen ab. Da das Gehirn mehrere Arten dieser Stützzellen enthält, lassen sich Gliome wiederum in verschiedene Untergruppen einteilen.

  • Astrozytome entstehen aus den sternförmigen Stützzellen des Gehirns (Astrozyten). Sie sind die häufigsten Gliome und können in allen vier WHO-Graden auftreten. Dabei ist das pilozytische Astrozytom (WHO-Grad 1) ein gutartiger Hirntumor, an der überwiegend Kinder und junge Erwachsene erkranken. Diffuse Astrozytome der WHO-Grade 2 und 3 wachsen langsam und haben keine deutliche Grenze zum umliegenden Gewebe. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie zunächst wenig bösartig (maligne) sind, im Laufe der Erkrankung aber bösartiger werden können. Sorgfältige und regelmäßige Nachuntersuchungen sind daher besonders wichtig.
  • Das bösartigste Gliom ist das Glioblastom (Glioblastoma multiforme – WHO-Grad 4).
  • Oligodendrogliome entstehen aus den Stützzellen, welche die Markscheiden bilden (Oligodendrozyten).
  • Ependymome entwickeln sich aus der Wand der Gehirnkammern.

Gliale Hirntumoren werden nach folgenden Kriterien eingeteilt:

  • Histopathologisch: Untersuchung einer Gewebeprobe unter dem Mikroskop
  • Molekulare Analyse: Untersuchung von genetischen Merkmalen
    • Diffuse Astrozytome können anhand einer bestimmten Genmutation unterschieden werden. Astrozytome, welche diese Genmutation aufweisen, sind gewöhnlich weniger bösartige Hirntumoren.
    • Eine weitere Genmutation weist auf ein Oligodendrogliom hin.

Medulloblastome – kindlicher Tumor

Das Medulloblastom gehört zu den häufigsten Tumorerkrankungen im Kindesalter. Es handelt sich um eine Geschwulst des Kleinhirns, die aus unreifen Zellen des kindlichen Gehirns entsteht. Auch wenn Medulloblastome bösartige Hirntumoren sind, lassen sie sich heute mit gutem Erfolg behandeln, sodass weit mehr als 50 Prozent der betroffenen Kinder geheilt werden können.

Meningeome

Meningeome entwickeln sich aus Zellen der Hirnhäute. Sie machen etwa 20 Prozent aller Hirntumoren aus. Betroffen sind überwiegend Menschen im mittleren und höheren Lebensalter, vor allem Frauen.

Meningeome wachsen langsam und bleiben daher oft über längere Zeiträume unentdeckt oder werden nur zufällig entdeckt. Krankheitserscheinungen treten vor allem dadurch auf, dass der wachsende Tumor angrenzende Gehirnstrukturen verdrängt und in ihrer Funktion beeinträchtigt oder epileptische Anfälle auslöst. Welche Hirntumor-Symptome im Einzelnen auftreten, hängt wesentlich von der genauen Lage des Meningeoms ab.

In 85 Prozent der Fälle werden Meningeome als gutartige Hirntumoren in den WHO-Grad 1 eingestuft und können durch operative Entfernung geheilt werden. Etwa zehn Prozent der Meningeome sind jedoch sogenannte atypische Meningeome (WHO-Grad 2). Sie wachsen verstärkt und neigen dazu, nach der Behandlung wiederaufzutreten (Rezidiv). Allerdings haben auch diese Meningeome in der Regel eine günstige Prognose. Bösartige Meningeome (WHO-Grad 3) werden nur bei etwa fünf Prozent der Betroffenen beobachtet. Sie müssen gewöhnlich zusätzlich zur Operation mit einer Strahlentherapie behandelt werden.

Auch gutartige Meningeome können nicht immer vollständig entfernt werden. Sie können dann erneut wachsen. Bei diesen Betroffenen, aber auch bei solchen, bei denen der Tumor komplett entfernt werden konnte, sind regelmäßige Nachuntersuchungen erforderlich. Diese werden in der Regel von dem Zentrum durchgeführt, in dem auch die operative Therapie stattgefunden hat.

Neurinome

Neurinome bilden sich aus den die markscheidenbildenden Schwann-Zellen der Hirn- und Rückenmarknerven. Sie entstehen meist in der hinteren Schädelgrube, wo sie Strukturen des Hirnstamms und des Kleinhirns in Mitleidenschaft ziehen können. Am häufigsten ist der achte Gehirnnerv betroffen, der für den Gehör- und Gleichgewichtssinn zuständig ist (Akustikus-Neurinom oder Vestibularis-Schwannom). Auch Neurinome sind gutartige Hirntumoren, die in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle dem WHO-Grad 1 entsprechen. Bei rechtzeitiger Behandlung ist eine dauerhafte Heilung möglich.

Lymphome

Obwohl das Gehirn kein lymphatisches Organ ist, können im Gehirngewebe Tumoren aus Lymphzellen entstehen. Das sind Zellen, die an der körpereigenen Abwehr beteiligt sind und zum Beispiel in Lymphknoten, Milz und Blut vorkommen. Warum diese Tumorform im zentralen Nervensystem entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt. Diese Tumoren treten bei zuvor vollkommen gesunden Personen auf, aber gehäuft auch bei Betroffenen mit einer Immunschwäche.

Aus unbekannten Gründen kommt diese Tumorart auch bei Menschen ohne Immunschwäche immer häufiger vor. Lymphome des Gehirns werden in der Regel nicht operativ entfernt. Liegt anhand der Bilder der Verdacht auf ein Lymphom vor, wird die Diagnose in der Regel durch eine stereotaktische Feinnadelbiopsie gesichert.

Hypophysenadenome

Hypophysenadenome zählen im engeren Sinn nicht zu den Hirntumoren. Diese entstehen im Bereich der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und können sich gegen den Sehnerv sowie Anteile der Gehirnbasis ausdehnen.

Manche der Hypophysenadenome zeichnen sich dadurch aus, dass sie Hormone bilden. Die Folge sind Störungen in den Hormonfunktionen, etwa Menstruationsstörungen, Wachstumsstörungen oder andere. Die durch den Tumor gebildeten Hormone lassen sich sowohl im Blut als auch im Tumorgewebe selbst nachweisen.

In den meisten Fällen sind Hypophysenadenome gutartige Tumoren (WHO-Grad 1) mit günstiger Prognose. In der Regel werden Hypophysenadenome operiert. Manchmal ist auch eine alleinige medikamentöse Behandlung möglich und erfolgreich. Auch die Strahlentherapie spielt bei der Behandlung von Hypophysenadenomen eine Rolle.

Metastasen

Krebserkrankungen anderer Organe können auch im Gehirn Tochtergeschwülste bilden (Gehirnmetastasen). Diese Metastasen im Kopf sind im Erwachsenenalter häufiger als primäre Tumoren des Gehirns.

Ein Verdacht auf Gehirnmetastasen entsteht insbesondere dann, wenn

  • Mehrere Tumorherde in verschiedenen Gehirnanteilen nachweisbar sind oder
  • Wenn bei einem Betroffenen bereits eine Krebserkrankung in einem anderen Organ festgestellt wurde.

Gelegentlich tritt eine Hirnmetastase allerdings auch als erstes Krankheitszeichen eines bisher unbekannten Krebsleidens auf.

Manche Krebsarten neigen besonders dazu, Metastasen im Kopf zu bilden. Hierzu zählen zum Beispiel

Gehirnmetastasen werden unterschiedlich behandelt:

  • Operation
  • Bestrahlung
  • Bei bestimmten Tumortypen durch zusätzliche Chemotherapie
  • Immuntherapie: Die Medikamente (Immuncheckpoint-Inhibitoren) werden intravenös verabreicht.

Wichtig: Bei Hirnmetastasen ist es wichtig, mithilfe der neuropathologischen Diagnostik die Art und das Ursprungsorgan der auslösenden Krebserkrankung herauszufinden.

Hirntumoren: Symptome

Bei einem Hirntumor können die Symptome zu Beginn der Krebserkrankung charakteristisch sein und schon auf die Diagnose hinweisen. Sie können aber auch sehr allgemein, vieldeutig und unspezifisch ausfallen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie bei bestimmten Hirntumor-Symptomen frühzeitig zu Ihrem Arzt gehen. Er kann untersuchen, woran es liegt – und die nächsten Schritte einleiten.

Gehirntumoren können lange Zeit gar keine Beschwerden verursachen. Das hat sich bei Untersuchungen von Menschen gezeigt, die aus ganz anderen Gründen untersucht wurden (etwa wegen einer Schädelverletzung) und bei denen zufällig ein Meningeom, ein Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophysenadenom) oder ein anderer Hirntumor entdeckt wurde. Es gibt aber auch typische Symptome, die auf einen Hirntumor hinweisen können.

Gehen Sie bei diesen Hirntumor-Symptomen zu Ihrem Arzt

  • Neu auftretende Kopfschmerzen, insbesondere nachts und in den frühen Morgenstunden, die mit der Zeit heftiger werden und im Liegen zunehmen
  • Krampfanfall (epileptischer Anfall)
  • Neurologische Herdzeichen, insbesondere wenn sie langsam beginnen und mit der Zeit zunehmen:
    • Lähmungserscheinungen
    • Sprachstörungen
    • Sehstörungen
    • Ungeschicklichkeit
    • Eingeschränkte Merkfähigkeit
    • Einbußen bei Auffassungsgabe und Verständnis
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Übelkeit und Erbrechen, die nicht im Zusammenhang mit einer Magen-Darm-Erkrankung auftreten
  • Hormonelle Störungen

Wichtig: Diese Warnzeichen können auch bei anderen gutartigen oder bösartigen Erkrankungen auftreten. Die Ursache für Ihre Beschwerden kann nur ein Arzt feststellen. Wenn dieser einen harmlosen Grund findet, können Sie beruhigt sein. Sollte aber ein Gehirntumor festgestellt werden, sind die Heilungschancen größer, je früher die Erkrankung erkannt wird.

Erstsymptom bei Hirntumoren: Kopfschmerzen

Das häufigste Erstsymptom bei Hirntumoren sind Kopfschmerzen. Etwa die Hälfte aller Betroffenen mit einem Tumor im Kopf klagt bei Diagnosestellung darüber. Da jeder Mensch gelegentlich Kopfschmerzen hat, ist es hilfreich, einige Besonderheiten der Kopfschmerzen zu kennen, die bei Hirntumoren auftreten. Sie sind Folge des erhöhten Drucks im Schädelinneren, da das Gehirn dem wachsenden Tumor im knöchernen Schädel nur wenig ausweichen kann.

Gut zu wissen: Typischerweise treten diese Kopfschmerzen während der Nacht oder in den frühen Morgenstunden auf und bessern sich zunächst im Lauf des Tages.

Das liegt daran, dass während der Nacht mehr Blut im Gehirn ist und dessen Volumen schon dadurch vergrößert ist. Im Laufe des Tages, wenn wieder weniger Blut im Gehirn ist, nimmt entsprechend das Gehirnvolumen wieder ab. Die Kopfschmerzen können – ebenfalls in den frühen Morgenstunden – von Übelkeit und Erbrechen begleitet sein.

Kopfschmerzen als Folge eines Gehirntumors werden im Verlauf von wenigen Tagen bis Wochen immer stärker. Sie lassen sich durch normale Schmerzmittel nur kurz oder gar nicht beeinflussen und nehmen zu, wenn der Betroffene liegt. Solche Kopfschmerzen sind für den Gehirntumorpatienten neu; auch Menschen, die schon immer unter Kopfschmerzen (zum Beispiel Migräne) litten, beklagen, dass diese Kopfschmerzen einen ganz neuen Charakter haben und viel stärker sind als die bisher bekannten.

Daher gilt: Bei jeder Person, die unter neu aufgetretenen Kopfschmerzen leidet, die nicht spontan wieder verschwinden, müssen eine neurologische Untersuchung und eine bildgebende Diagnostik des Gehirns vorgenommen werden.

Koordinationsstörungen, Taubheitsgefühle

In einigen Fällen sind neurologische Herdzeichen erste Anzeichen der Tumorerkrankung, ohne dass die Betroffenen unter Kopfschmerzen leiden. Sie beklagen manchmal, dass sie mit einem Arm oder Bein oder auch einer ganzen Körperhälfte ungeschickt sind, dass sich eine Körperhälfte taub anfühlt, dass ihr Gesichtsfeld eingeschränkt ist oder Koordinationsstörungen auftreten und anderes mehr.

Epileptische Anfälle

Etwa 20 Prozent der von einem Gehirntumor Betroffenen erleiden ohne Vorwarnung, das heißt aus völligem Wohlbefinden heraus, epileptische Anfälle.

Dabei kann es sich um fokale Anfälle oder um generalisierte Anfälle handeln:

  • Fokale Anfälle gehen von einer bestimmten Hirnregion aus – gewöhnlich, weil der wachsende Hirntumor diese reizt.
  • Bei generalisierten Anfällen sind mehrere Hirnregionen und schließlich das gesamte Großhirn beteiligt.

Die Anfälle äußern sich beispielsweise durch unwillkürliche Zuckungen von Armen, Beinen oder einer ganzen Körperhälfte. Sie enden gewöhnlich nach wenigen Minuten, können sich im ungünstigen Fall aber auf den gesamten Körper ausbreiten und schließlich zur Bewusstlosigkeit (Grand Mal-Anfall) führen. Die Gefahr, dass der Betroffene sich hierbei verletzt, ist sehr groß. Grand-Mal-Anfälle ziehen weitere Untersuchungen nach sich.

Wichtig: Betroffene, die als bis dahin gesunde Person erstmalig in ihrem Leben einen epileptischen Anfall erleiden, müssen grundsätzlich auf das Vorliegen eines Gehirntumors untersucht werden.

Persönlichkeitsveränderungen

Bei einem kleinen Teil der Betroffenen kann ein Gehirntumor uncharakteristische Beschwerden auslösen. So können Tumoren im Stirnlappen des Gehirns zu Persönlichkeitsveränderungen, Verhaltensstörungen und Änderungen im Antrieb führen. Schon vorhandene Persönlichkeitsmerkmale können sich verstärken oder abnehmen. Mitunter wirken betroffene Personen zunehmend teilnahmslos oder im Gegenteil leicht reizbar.

Diagnose von Hirntumoren

Bei Hirntumoren ist eine frühzeitige Diagnose wichtig, denn je früher er erkannt wird, desto besser sind in vielen Fällen die Heilungs- und Überlebenschancen. Allerdings haben viele Menschen Angst davor, in eine medizinische Mühle zu geraten, wenn sie den Verdacht haben, dass sie an einem Hirntumor erkrankt sein könnten. Deshalb schieben sie den Besuch beim Arzt hinaus. So verständlich diese Angst auch ist: Es ist wichtig, dass Sie möglichst bald zum Arzt gehen.

Die Untersuchungen im Rahmen der Diagnose von Hirntumoren sollen folgende Fragen klären:

  • Haben Sie wirklich einen Hirntumor?
  • Handelt es sich um einen gut- oder bösartigen Hirntumor?
  • Welche Art von Gehirntumoren ist es genau?
  • Wo sitzt der Hirntumor?
  • Wie ist Ihr Allgemeinzustand?
  • Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?
  • Gibt es Metastasen?
  • Mit welcher Behandlung kann für Sie der beste Erfolg erreicht werden?
  • Welche Behandlung kann Ihnen zugemutet werden?

Hinweis: Eine Behandlung lässt sich nur dann sinnvoll planen, wenn vorher genau untersucht worden ist, woran Sie leiden.

Dabei haben die einzelnen Untersuchungen zwei Ziele: Sie sollen den Verdacht, dass Sie an einem Hirntumor erkrankt sind, bestätigen oder ausräumen. Wenn sich der Verdacht bestätigt, müssen Ihre behandelnden Ärzte feststellen, wo genau der Gehirntumor sitzt, wie groß er ist, aus welcher Art von Zellen er besteht und ob er vielleicht schon Tochtergeschwülste gebildet hat.

Ihr Arzt wird Ihnen erklären, welche Untersuchungen notwendig sind, um die Diagnose eines Hirntumors zu sichern. Meist wird es mehrere Tage oder sogar Wochen dauern, bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind und die Ergebnisse vorliegen. Je gründlicher Sie untersucht werden, desto genauer kann die weitere Behandlung für Sie festgelegt werden.

Wenn alle Ergebnisse vorliegen, wird Ihre Behandlung geplant. Ihr Arzt wird Ihnen genau erklären, welche Möglichkeiten es gibt, wie sich die Behandlung auf Ihr Leben auswirkt und mit welchen Nebenwirkungen Sie rechnen müssen. Die endgültige Entscheidung über Ihre Behandlung werden Sie gemeinsam mit den behandelnden Ärzten treffen. Dabei ist es von Anfang an wichtig, dass sich ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Verhältnis entwickelt.

Wichtig: Fühlen Sie sich bei Ihrem behandelnden Arzt nicht gut aufgehoben? Oder möchten Sie, dass ein anderer Arzt die vorgeschlagene Behandlung bestätigt? Dann scheuen Sie sich nicht, eine zweite Meinung bei einem anderen (Fach-)Arzt einzuholen. Diese ärztliche Zweitmeinung steht Ihnen unter bestimmten Umständen laut Patientenrechtegesetz zu.

Ihre Krankengeschichte (Anamnese)

Im Rahmen der Diagnose eines Hirntumors wird Ihr Arzt in einem ausführlichen Gespräch nach Ihren aktuellen Beschwerden fragen und wie lange Sie diese schon haben. Er wird sich auch danach erkundigen, welche Krankheiten Sie früher bereits hatten und welche Sie vielleicht gerade haben. Denken Sie daran, dass Sie Ihrem Arzt sagen, welche Medikamente Sie einnehmen, auch ergänzende Mittel, die Ihnen kein Arzt verordnet hat (zum Beispiel Johanniskraut, Ginkgopräparate oder grüner Tee). Denn auch diese Substanzen können Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen.

Tipp: Vielleicht machen Sie sich vor dem Arztbesuch schon ein paar Notizen, damit Sie in dem Gespräch auch an alles denken.

Beschreiben Sie Ihrem Arzt all Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen. Selbst Einzelheiten, die Ihnen unwichtig erscheinen, können für Ihren Arzt wichtig sein. Dazu gehören auch Informationen darüber, ob Sie vielleicht in Ihrem Beruf Faktoren ausgesetzt sind, die das Risiko für einen Hirntumor erhöhen können. Der Arzt wird Sie aber auch nach bestimmten Dingen fragen und sich so ein umfassendes Bild machen.

Auch wenn ein Gehirntumor nur im Ausnahmefall ein medizinischer Notfall ist: Falls Sie typische Hirntumor-Symptome haben und deshalb der Verdacht besteht, dass Sie einen Gehirntumor haben, sollte Ihr Arzt schnell weitere Untersuchungen veranlassen, damit die Behandlung beginnen kann.

Körperliche Untersuchung

Wenn bei Ihnen Hirntumor-Symptome vorliegen, ist zunächst eine fachärztliche Untersuchung nötig. Schon Ihre Krankengeschichte kann oft wichtige Informationen geben, die den Neurologen zur Diagnose Gehirntumor führen können. Die körperliche Untersuchung gibt bei mehr als der Hälfte der Betroffenen Hinweise darauf, dass eine Erkrankung des Gehirns vorliegt. Der Arzt prüft beispielsweise Ihr Gedächtnis, Ihr Gleichgewicht und wie Sie sich bewegen.

Kernspintomographie (MRT)

Die Kernspintomographie (auch Magnetresonanztomographie, MRT, genannt) ist das wichtigste Verfahren zur Diagnose eines Hirntumors und zur Festlegung von therapeutischen Maßnahmen.

Computertomographie (CT)

Die Computertomographie ist eine spezielle Röntgenuntersuchung, die den Körper im Querschnitt zeigt und darüber informiert, wo der Tumor sich befindet und wie groß er ist. Da die Auflösung der Computertomographie der Kernspintomographie unterlegen ist, dient sie im Wesentlichen als Notfalluntersuchung, um andere Veränderungen auszuschließen, die ebenfalls neurologische Symptome verursachen können, wie Schlaganfälle oder Hirnblutungen.

Positronenemissionstomographie (PET)

Die Positronenemissionstomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das die Stoffwechselaktivität der Zellen sichtbar macht.

Mit der PET lassen sich beispielsweise Gewebe mit besonders aktivem Stoffwechsel von solchen mit weniger aktiven Zellen unterscheiden. Da Krebszellen schnell wachsen, benötigen sie meist viel Energie. Sie nehmen zum Beispiel Traubenzucker oder Sauerstoff oft viel rascher auf als gesundes Gewebe. Ein Stoff mit chemisch veränderten Molekülen, die der Körper bei vielen Stoffwechselprozessen umsetzt oder als Energiequelle braucht (Tracer, engl. to trace = ausfindig machen), wird mit einer leicht radioaktiven Substanz beladen. Die Spur dieser kleinsten Teilchen wird durch die besondere Technik der PET sichtbar. Auf diese Weise lassen sich auch Tochtergeschwülste besser erkennen. Manche Tumoren zeigen jedoch keine erhöhte Stoffwechselaktivität. Dann hilft eine PET-Untersuchung nicht weiter.

Allerdings kann auch entzündetes Gewebe eine erhöhte Stoffwechselaktivität haben und somit vermehrt Tracer anreichern. Eine PET allein reicht daher nicht aus, um Krebs festzustellen. Heute wird das Bild der PET-Untersuchung oft mit der CT oder MRT kombiniert zur PET-CT beziehungsweise PET-MRT.

Liquorpunktion / Lumbalpunktion

In manchen Fällen ist bei Verdacht auf einen Gehirntumor eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) erforderlich. Bei einigen Hirntumoren (etwa dem Medulloblastom) können sich Tumorzellen ablösen und über den Liquorraum im Rückenmarkkanal verteilen.

Bei der Liquorpunktion oder Lumbalpunktion wird im Bereich der Lendenwirbelsäule der Rückenmarkkanal mit einer feinen Nadel zwischen zwei Lendenwirbelkörpern punktiert. Der Neuropathologe untersucht dann das entnommene Nervenwasser unter dem Mikroskop auf Tumorzellen.

Bei einigen Gehirntumoren ist diese Untersuchung notwendig, um zu bestimmen, wie weit sich die Erkrankung ausgedehnt hat (Staging). Selten breiten sich auch Tumoren anderer Organe, zum Beispiel der Lunge oder der Brust, über das Nervenwasser bis hin zu den Gehirnhäuten aus (meningeale Karzinomatose). Dies kann ebenfalls über eine Lumbalpunktion nachgewiesen werden.

Bei bestimmten, seltenen Tumoren im Bereich der Zirbeldrüse (Glandula pinealis) können zudem im Nervenwasser Hormone und hormonähnliche Stoffe nachgewiesen werden. Diese geben einen zuverlässigen Verdacht auf diese Art der Gehirntumoren.

Gewebeentnahme (Biopsie) oder Operation

Mithilfe einer Gewebeprobe kann der Arzt bestimmen, ob es sich um einen gutartigen Hirntumor oder einen bösartigen Hirntumor handelt. Die Gewebeentnahme (Biopsie) kann beispielsweise durchgeführt werden, wenn der Tumor operativ entfernt wird. Das ist jedoch nicht immer sinnvoll.

Folgende Gründe können dagegensprechen, den Hirntumor operativ zu entfernen:

  • Der Hirntumor liegt in einem Teil des Gehirns, dessen Verletzung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu neurologischen Störungen führen würde.
  • Der Gehirntumor dehnt sich über mehrere Hirnregionen aus.
  • Der Hirntumor kann mit Chemotherapie und / oder Strahlentherapie allein behandelt werden.

In diesen Fällen wird eine offene Biopsie oder eine stereotaktische Probebiopsie durchgeführt.

Die stereotaktische Biopsie erfolgt unter Vollnarkose oder bei lokaler Betäubung. Im Vorfeld wird die genaue Lage des Tumors mithilfe von CT oder MRT festgestellt. Dann schiebt der Arzt eine feine Nadel durch ein kleines Bohrloch im Schädel bis zum Tumorgebiet. Dies erfolgt dank vorheriger Berechnung am Computer mit einer Präzision von unterhalb eines Millimeters. Im Tumorgebiet entnimmt der Arzt mehrere kleine Gewebeproben, die anschließend untersucht werden.

Klassifikation von Hirntumoren

Der Körper eines Menschen besteht aus sehr vielen unterschiedlichen Geweben und Zellen. Dementsprechend unterschiedlich ist auch das bösartige Wachstum eines Hirntumors. Für Ihre Behandlung ist es wichtig, den genauen Steckbrief Ihrer Erkrankung zusammenzustellen.

Dazu gehören die Informationen darüber, zu welchem Zelltyp der Krebs gehört, wie bösartig er ist, wie schnell er wächst, ob er bereits die Organgrenzen überschritten oder sich sogar im Körper ausgebreitet hat.

Hinweis: Es ist sehr wichtig, diese Einzelheiten genau zu kennen. Erst dann lässt sich eine Behandlung zusammenstellen, die für Sie und den Verlauf Ihrer Erkrankung am besten geeignet ist.

Aus den Ergebnissen aller bisher durchgeführten Untersuchungen ermittelt der Arzt das genaue Krankheitsstadium (Staging, Stadieneinteilung). Um dieses so zu beschreiben, dass jeder Arzt es richtig einordnen kann, gibt es international einheitliche Einteilungen (Klassifikationen). Bei Gehirntumoren ist dies die WHO-Klassifikation. Sie sieht vier verschiedene Tumorgrade vor.

WHO-Gradierung von Gehirntumoren

  • WHO-Grad 1 (gutartiger Hirntumor)
  • WHO-Grad 2 (noch gutartiger Hirntumor)
  • WHO-Grad 3 (bereits bösartiger Hirntumor)
  • WHO-Grad 4 (bösartiger Hirntumor)

Dabei entspricht der WHO-Grad 1 grundsätzlich einem langsam wachsenden, gutartigen Hirntumor mit günstiger Prognose. Bei einem Hirntumor mit WHO-Grad 4 handelt es sich dagegen oft um einen schnell wachsenden, bösartigen Hirntumor mit ungünstiger Prognose.

Diese Einteilung spielt eine entscheidende Rolle für die Behandlungsplanung, jedoch müssen die behandelnden Ärzte beachten:

  • Auch gutartige Hirntumoren des WHO-Grades 1, die nicht entfernt werden können, da sie an einer ungünstigen Stelle im Gehirn liegen, können wachsen und zum Tode führen.
  • Auch einige WHO-Grad 4 Hirntumoren, beispielsweise Medulloblastome, sind mitunter heilbar.

Therapie von Hirntumoren

Die Behandlung eines Hirntumors soll die Erkrankung dauerhaft heilen oder den Tumor zumindest in Schach halten. Wenn ein Gehirntumor nicht behandelt wird, breitet er sich aus und führt früher oder später zum Tod.

Jede Behandlung soll den Hirntumor – und wenn Tochtergeschwülste vorliegen, möglichst auch diese – vollständig entfernen oder vernichten, sodass der Betroffene dauerhaft geheilt ist. Eine solche Behandlung heißt kurativeTherapie. Lässt sich dieses Ziel nicht erreichen, versucht man, den Gehirntumor möglichst lange zu kontrollieren und gleichzeitig die Lebensqualität zu erhalten. Diese Behandlung heißt palliative Medizin.

Die Therapie von Gehirntumoren richtet sich danach, wo der Tumor genau liegt, ob es sich um einen gutartigen Hirntumor oder einen bösartigen Hirntumor handelt und aus welchen Zelltypen er sich entwickelt hat. So werden zum Beispiel Meningeome, also Tumoren, die sich von den Hirnhäuten ableiten, in aller Regel operiert und sind oft heilbar. Bei anderen Tumoren, zum Beispiel den Lymphomen des Gehirns, kann mit einer Operation lediglich die Diagnose gesichert werden. Diese Hirntumoren müssen mit Chemotherapie oder Strahlentherapie behandelt werden. Häufig ist es sinnvoll, verschiedene Behandlungsformen zu kombinieren: So werden Medulloblastome des Kleinhirns bei Kindern und Jugendlichen oft operiert, bestrahlt und chemotherapeutisch behandelt.

Übrigens: Bei Rauchern ist der Körper schlechter durchblutet als bei Nichtrauchern. Bei krebskranken Menschen, die weiter rauchen, führt das zum Beispiel dazu, dass eine Chemo- oder Strahlentherapie weniger gut wirkt. Deshalb raten wir Betroffenen dringend: Hören Sie auf zu rauchen.

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Operation bei Hirntumoren

Dank der Mikroneurochirurgie ist eine Operation am Gehirn heutzutage nur noch mit geringen Risiken verbunden. Im Idealfall kann der Hirntumor vollständig und schonend entfernt werden, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen. Das ist häufig möglich bei Meningeomen, Tumoren der Hirnanhangdrüse (Hypophysenadenome) und bestimmten Gliomen. Oft ist ein Gehirntumor jedoch nicht klar begrenzt und wächst in umliegendes Gewebe ein. Dann kann er operativ nicht vollständig entfernt werden. Die verbleibenden Tumorzellen müssen mit einer Chemotherapie und / oder einer Strahlentherapie behandelt werden.

Nicht immer ist eine Operation sinnvoll. In einigen Fällen ist es besser, abzuwarten.

Beispiele

  • Ein stark verkalktes Meningeom neigt nicht dazu, weiter zu wachsen und muss daher nicht operiert werden.
  • Ein ausgedehnter Hirntumor, der wenige oder keine Probleme bereitet, kann nicht vollständig entfernt werden. Eine Operation würde hier neurologische Störungen verursachen und wäre daher nicht sinnvoll.
  • Bei Hirntumoren, die mit und ohne Behandlung lebensbegrenzend sind, sollte eine Operation genau abgewogen werden. Betroffene und Angehörige sollten sich gemeinsam mit den Ärzten die Frage stellen, ob Risiko oder Nutzen der Operation höher wäre.

Risiken der Operation bei Hirntumoren

Nach der Operation von Hirntumoren können gesundheitliche Einschränken bestehen, die sich aber nach wenigen Tagen bis Wochen zurückbilden. Bleibende Einschränkungen sind selten. In der postoperativen Phase ist daher häufig eine Anschlussheilbehandlung sinnvoll und wichtig.

Nach offenen Hirnoperationen besteht das Risiko von Krampfanfällen. Aus diesem Grund gelten Betroffene grundsätzlich für drei Monate als fahruntüchtig. Anschließend muss die Fahrtüchtigkeit von einem Neurologen mit verkehrsmedizinischer Zusatzqualifikation entschieden werden.

Strahlentherapie (Radiotherapie) bei Hirntumoren

Gehirntumoren können oft nicht radikal, also mit einem Sicherheitsabstand zum umliegenden gesunden Gewebe, operiert werden, da sonst lebenswichtige Strukturen verletzt würden. Oft ist daher eine Strahlentherapie erforderlich. Bei manchen Tumoren wird die Bestrahlung mit einer Chemotherapie (konkomitante Radiochemotherapie) verbunden.

In der Regel wird bei Hirntumoren an fünf Tagen in der Woche (montags bis freitags) bestrahlt, unter bestimmten Umständen auch nur zwei- bis dreimal die Woche.

Neben den allgemeinen Nebenwirkungen, die bei einer Strahlentherapie auftreten können, kann sich bei einer Bestrahlung im Bereich des Gehirns das gesunde Hirngewebe um den Tumor herum entzünden (Hirnödem). Die Entzündung kann Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit verursachen. Dies kann eine vorübergehende Behandlung mit Kortisonpräparaten (Steroiden) erforderlich machen.

Förderschwerpunkte - Patientenleitlinie

Patientenleitlinie Supportive Therapie

Ausführliche Informationen, was Sie gegen Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung tun können, enthält die Patientenleitlinie „Supportive Therapie“.

ZURPATIENTENLEITLINIE

Chemotherapie bei Hirntumoren

Die Chemotherapie ist die dritte Säule der Therapie von Gehirntumoren. Die Art der Chemotherapie ist abhängig von der Tumorart, dem Grad der Bösartigkeit, dem Wachstumsverhalten und der Lage des Tumors. Sie kann als Infusion (intravenös), in Tablettenform oder selten als Injektion in den Liquorraum verabreicht werden.

Bei einigen Hirntumoren ist eine Chemotherapie nicht sinnvoll, etwa bei den gutartigen Meningeomen. Bei anderen Tumorarten wird sie fast ausnahmslos mit einer Strahlentherapie kombiniert. Das ist der Fall bei Medulloblastomen des Jugend- und Erwachsenenalters und bei den häufigsten bösartigen Gliomen, den Glioblastomen. Lymphome des Gehirns werden primär in der Regel ausschließlich mit einer Chemotherapie behandelt.

Bei anderen Gehirntumoren, etwa den Medulloblastomen im Kindesalter, spielt die Chemotherapie ebenfalls die zentrale Rolle. Das kindliche Gehirn reagiert bis zum Erreichen des vierten Lebensjahres sehr empfindlich auf eine Bestrahlung. In diesem Alter folgt auf eine Operation daher ausschließlich eine Chemotherapie. Ältere Kinder werden zusätzlich mit einer Strahlentherapie behandelt.

Andere Systemtherapien bei Hirntumoren

Es gibt zahlreiche weitere Medikamente bei Hirntumoren, die nicht zu den klassischen Zytostatika gehören. Sie wirken ebenfalls systemisch, erreichen also grundsätzlich alle Körperregionen.

Hierzu gehören

  • Immuncheckpoint-Inhibitoren: Sie versetzen körpereigene Abwehrzellen, die sogenannten zytotoxischen T-Lymphozyten, in die Lage, Tumorzellen zu töten.
  • Spezielle Antikörper, die bestimmte Tumorzellen erkennen und zerstören können.
  • Zielgerichtete Therapien, welche lebenswichtige Signalwege in der Tumorzelle unterbrechen oder die Gefäßneubildung hemmen, die der Ernährung des Tumors dient.

Diese Medikamente haben die Therapie von Krebserkrankungen entscheidend verbessert. Sie werden ebenfalls in Verbindung mit Operation, konventioneller Chemotherapie und Strahlentherapie eingesetzt. Sie können ebenfalls spezifische Nebenwirkungen auslösen, etwa regionale oder ausgedehnte Entzündungen, sind insgesamt jedoch gut verträglich.

Bei primären Gehirntumoren, vor allem bei den Gliomen, spielen diese Substanzen heute noch keine etablierte Rolle. Bei zerebralen Metastasen dagegen werden sie sehr oft eingesetzt, zum Teil auch in Verbindung mit den hochpräzisen Einzeitbestrahlungen mit Gammaknife, Cyperknife oder dem Linearbeschleuniger.

Tumortherapiefelder

In der Erstbehandlung von Glioblastomen des Großhirns wurde in Deutschland die Therapie mit sogenannten Tumortherapie-Feldern (engl.: Tumor Treating Fields [TTF]) zugelassen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen hierfür die Behandlungskosten.

Dabei werden auf den rasierten Kopf kleine Keramik-Elektroden aufgesetzt und mit einer Haube fixiert. Über die Elektroden werden hochfrequente Magnetwechselfelder auf das Tumorgewebe appliziert. Den hierfür nötigen kleinen Generator führen die Patienten mit sich.

Ziel dieser Behandlungsmethode von Glioblastomen ist es, die Zellteilung der Gliomzellen zu stören und damit das Tumorwachstum zu hemmen. Es sind keine wesentlichen Nebenwirkungen dieser Methode bekannt. Sie ist jedoch für den Patienten aufwändig und kann als stigmatisierend empfunden werden. Selten kommt es zu lokalen, in der Regel milden Hautreizungen.

Patienten mit Glioblastomen sollten sich schon bei der Erstdiagnose über diese Therapieoption beraten lassen. Sie wird in der Regel nach Abschluss der Primärtherapie (Operation und anschließende Radiochemotherapie) des Glioblastoms durchgeführt.

Linderung von Beschwerden

Neben der Therapie des Hirntumors müssen auch die Beschwerden behandelt werden, die durch den Gehirntumor entstehen (symptomatische Behandlung). Einige dieser Beschwerden sind charakteristisch für Hirntumoren – etwa epileptische Anfälle, Kopfschmerzen, neurologische Störungen wie zum Beispiel Halbseitenlähmungen, psychische Störungen, Störungen des zentral gesteuerten Hormonhaushaltes und andere.

Epileptische Anfälle

Epileptische Anfälle haben Einfluss auf alle Lebensbereiche: Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit, Rehabilitation nach der Krebserkrankung, Gemütszustand und andere. Es ist daher dringend notwendig, sie zu behandeln und zu verhindern.

Dabei ist es nicht immer nötig, dauerhaft Medikamente einzunehmen – etwa wenn es nur einen einmaligen Anfall vor der Hauptbehandlung gab. Je nach Einschätzung der Ärzte kann es aber auch nötig sein, dauerhaft Medikamente einzunehmen. Wurde der Tumor und damit die Ursache der Anfälle entfernt, können die Medikamente häufig nach einer gewissen Beobachtungszeit nach und nach reduziert und schließlich abgesetzt werden. Beachten Sie bitte, dass das Absetzen von Medikamenten gegen Epilepsie immer in Absprache mit den Ärzten erfolgen soll, die Ihre Tumorerkrankung behandeln und die die Antiepileptika eingesetzt haben.

Neurologische Störungen

Durch den Gehirntumor selbst oder die notwendige Operation geht Gehirngewebe verloren. Dadurch können Dinge wie Sprachvermögen, Sehvermögen, Gedächtnisleistung, Bewegungsfähigkeit und andere beeinträchtigt werden. Dies Funktionen kann der Betroffene in gewissen Grenzen wiedergewinnen: durch intensive Rehabilitation in Form von Krankengymnastik (Physiotherapie), Übungsmaßnahmen (Ergotherapie), Sprachbehandlung (Logopädie) und ähnliche Maßnahmen.

Gehirnschwellung

Das Gehirn kann im Bereich des Hirntumors vorübergehend anschwellen (Gehirnödem). Dies kann durch den Tumor selbst ausgelöst werden, aber auch durch die Behandlung. Diese Schwellung lässt sich meist wirkungsvoll mit Kortisonpräparaten behandeln. Häufig lassen dadurch auch die Kopfschmerzen nach.

Seelische Belastung

Ein Hirntumor kann seelisch sehr belastend sein. Die Diagnose Krebs, eine eventuell eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit sowie eine begleitende Persönlichkeitsveränderung belasten den Betroffenen, seine Angehörigen und Freunde sehr.

Diese psychischen Auswirkungen einer Gehirntumorerkrankung lassen sich nur im Rahmen einer vertrauensvollen Patienten-Arzt-Beziehung bewältigen, in die auch die Familie des Betroffenen einbezogen wird.

Die Angst vor einem Verlust körperlicher und geistiger Funktionen wird von Betroffenen und Angehörigen häufig als sehr bedrückend erlebt. Hinzu kommt die Sorge des Erkrankten, nicht mehr selbstbestimmt leben zu können. Das ist der Fall, wenn zum Beispiel das Sprachverständnis, die Merkfähigkeit oder die Auffassungsgabe beeinträchtigt sind.

In dieser Situation ist eine sachliche, umfassende Aufklärung des Betroffenen wichtig, bei der auch sein Bedürfnis nach Information sorgfältig berücksichtigt werden muss. Sie bildet die Grundlage des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient. Und auch wenn es den Angehörigen schwerfällt: Der Erkrankte sollte nicht bevormundet oder entmündigt werden.

Oft signalisiert der Betroffene seiner Umgebung und dem betreuenden Arzt, in welchem Umfang er aufgeklärt werden möchte. Eine schrittweise, vorsichtige, diesem Bedürfnis angepasste Information und das Aufzeigen von erreichbaren Behandlungszielen helfen beim Umgang mit der Tumorerkrankung.

Ergänzende Behandlungsmöglichkeiten

Neben den schulmedizinischen Methoden werden bei Hirntumoren auch komplementäre und alternative Behandlungsmethoden angeboten. Worin sich diese unterscheiden und auf was Sie dabei achten sollten, erfahren Sie im Artikel „Unkonventionelle Behandlungsmöglichkeiten“.

Neue Therapieansätze bei Hirntumoren

Auf der Suche nach der bestmöglichen Therapie bei Gehirntumoren laufen zahlreiche Studien. In deren Rahmen sollen auch die bereits beschriebenen Therapiekonzepte verbessert werden. Diese und weitere sollen hier vorgestellt werden.

Hemmung der Tumorblutgefäßbildung (Neoangiogenese-Hemmung)

Die Hemmung der Ausbildung neuer Blutgefäße im Tumor (Neoangiogenese) hat bereits Einzug in die Therapie bösartiger Hirntumoren gehalten: Der stark gesteigerte Stoffwechsel und der Sauerstoffbedarf in einem rasch wachsenden Hirntumor können nur gedeckt werden, wenn der Gehirntumor selbst Blutgefäße dazu anregt, zu wachsen und neue Verästelungen auszubilden. Dazu sendet er Botenstoffe in das umgebende Gewebe, die an spezielle Antennenmoleküle (Rezeptoren) auf Blutgefäßzellen andocken und diese dadurch zum Wachstum veranlassen. Sowohl die Botenstoffe selbst als auch deren Rezeptoren können therapeutisch gehemmt werden. Mehrere klinische Studien, die dieses Therapiekonzept bei bösartigen Gliomen überprüft haben, verliefen allerdings negativ.

Die Ergebnisse großer Studien, welche die Wirksamkeit des monoklonalen Antikörpers Bevacizumab gegen den Gefäßbotenstoff VEGF bei Glioblastomen untersuchen, werden unterschiedlich beurteilt. Eine Zulassung für Bevacizumab bei Hirntumoren in Deutschland wurde nicht ausgesprochen. Dennoch wird diese Substanz in Deutschland bei Glioblastomen häufig eingesetzt. Hierzu muss die Kostenübernahme individuell beantragt werden.

Ein anderer Multityrosinkinase-Hemmer, das Regorafenib, hat ebenfalls eine hemmende Wirkung auf die Gefäßneubildung. Es gehört zu den zielgerichteten Therapien und zeigte in einer klinischen Studie Wirksamkeit beim Rezidiv des Glioblastoms. Daher wird es in dieser Behandlungssituation mitunter eingesetzt wird. Es zeigt jedoch erhebliche Nebenwirkungen.

Immuntherapie

Mehrere unterschiedliche immunologische Verfahren wurden und werden auf ihre therapeutische Nutzbarkeit in der Onkologie allgemein und bei Hirntumoren im Besonderen untersucht.

Dazu gehören beispielsweise

  • Impfungen gegen das Tumorgewebe (Vakzinierungsstrategien)
  • Inkubation spezieller Immunzellen (dendritische Zellen) mit Tumorgewebe in der Hoffnung, diese Zellen gegen Gliome aggressiv und therapeutisch nutzbar zu machen
  • Einsatz spezieller Antikörper gegen Bestandteile der Tumorzellen

Gemeinsam ist diesen Verfahren, dass sie das Tumorgewebe spezifisch und gezielt angreifen sollen. Bislang stehen jedoch für alle immuntherapeutischen Verfahren eindeutige Wirkungsnachweise aus; einige davon werden in multizentrischen, randomisierten Therapiestudien geprüft, die mit großer Aufmerksamkeit beobachtet werden.

Lebende Zellen als Krebsmedikamente

Körpereigene Abwehrzellen, insbesondere zytotoxischeT-Lymphozyten, können gentechnisch umkonstruiert werden. Sie tragen dann Oberflächenstrukturen, die Antikörpern ähneln. Diese erkennen Tumorzellen, docken an diese an und zerstören sie.

Diese Chimären Antigen Rezeptor tragenden T-Zellen (CAR T-Zellen) haben bei bestimmten Lymphomen und Leukämien schon sehr gute Behandlungserfolge erzielt. Diese und analoge zellbasierte Therapieverfahren werden ebenfalls bei primären Gehirntumoren entwickelt und geprüft.

Beeinflussung von Zellsignalwegen

Tumorzellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie biologische Signalwege innerhalb der Zelle und die Kommunikation mit anderen Zellen stören. Dies betrifft Programme zur Steuerung der Zellteilung, zur Zellspezialisierung (Differenzierung) und zur Einleitung eines geplanten (programmierten) Zelltodes (Apoptose). Einige Substanzen, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen geeignet sind, in diese Signalwege korrigierend einzugreifen, befinden sich in der klinischen Erprobung.

Andere, noch nicht überprüfte Therapieformen

Zahlreiche weitere Therapiekonzepte bei Hirntumoren werden in wissenschaftlichen Untersuchungen derzeit überprüft und in klinischen Studien getestet.

Die folgenden Stichworte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Zerstörung von Gliomzellen durch sogenannte onkolytische Viren
  • Wachstumsstillstand von Gliomzellen durch Substanzen, die eine sogenannte Re-Differenzierung dieser Zellen bewirken oder durch drastische Umstellung der Ernährung.
  • Bessere Charakterisierung der Biologie und therapeutischen Beeinflussbarkeit sogenannter Gliomstammzellen, da möglicherweise nur diese Zellen (die nur einen winzigen Teil der Tumorzellen ausmachen) für das Fortschreiten der Gliomerkrankung verantwortlich sind.

Die Forschung gewinnt zudem ein Verständnis von den bösartigen Gliomen als kommunizierende Netzwerke. Gliomzellen imitieren, nutzen und missbrauchen Signalwege und -methoden von Nervenzellen. So können sie wachsen und in bislang gesunde Hirnregionen eindringen.

Rehabilitation und Nachsorge

Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung bei einem Hirntumor. Rehabilitationskliniken, Fach- und Hausarzt betreuen und begleiten Betroffene nach der stationären oder ambulanten Akutversorgung. Viele wenden sich zusätzlich auch an eine Selbsthilfegruppe.

Rehabilitation

Wenn die erste Behandlungsphase (Primärbehandlung) Ihres Hirntumors – also Operation und/oder medikamentöse Tumortherapie und/oder Strahlentherapie – beendet ist, beginnt die nächste Phase: die Rehabilitation. Diese kann als Anschlussrehabilitation (AHB/AR) direkt im Anschluss an die stationäre oder ambulante Akutbehandlung oder als onkologische Reha spätestens bis zum Ende des ersten Jahres nach der Akutbehandlung erfolgen.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Text „Rehabilitation”.

Selbsthilfegruppen

Sie können bereits während der Behandlungszeit Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe (beispielsweise zur Deutschen Hirntumorhilfe) aufnehmen oder aber erst, wenn Ihre Therapie des Hirntumors abgeschlossen ist. Wenn Ihnen Ihr Arzt oder das Pflegepersonal im Krankenhaus bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe nicht helfen kann, wenden Sie sich an das INFONETZ KREBS der Deutschen Krebshilfe.

Nachsorge

Ziel der Nachsorge bei Hirntumoren ist es, rechtzeitig zu erkennen, wenn es zu einem Rückfall der Erkrankung kommt oder Begleit- sowie Folgeerkrankungen auftreten. Außerdem ist Aufgabe der Nachsorge, Ihnen bei Ihren körperlichen, seelischen und sozialen Problemen zu helfen. Dazu gehört auch, dass Folgen oder Behinderungen, die durch den Hirntumor entstanden sind, so weit wie möglich behoben werden und Sie – wenn Sie es wünschen – wieder berufstätig sein können.

Suchen Sie sich für die Nachsorge einen Arzt, zu dem Sie Vertrauen haben. Am besten ist es, wenn sich dieser Arzt auf die (Nach-)Behandlung und Betreuung von Betroffenen mit Hirntumoren spezialisiert hat. Die Nachsorge erfolgt gewöhnlich über eine Hals-Nasen-Ohren (HNO)- oder Mund-Kiefer-Gesicht (MKG)-Chirurgie und einen Onkologen.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Text „Nachsorge”.

Besonderheit: Begleitende strahlentherapeutische Nachschau

Wenn bei Ihnen aufgrund des Hirntumors eine strahlentherapeutische Behandlung durchgeführt wurde, dann wird zusätzlich zur oben beschriebenen Tumornachsorge eine regelmäßige sogenannte begleitende strahlentherapeutische Nachschau erfolgen. Diese ist durch die Strahlenschutzgesetzgebung vorgeschrieben und dient unter anderem der Dokumentation und Qualitätssicherung. Ihr Strahlentherapeut wird dabei mit Ihnen den weiteren Verlauf sowie mögliche Spätfolgen der Behandlung besprechen und gegebenenfalls versuchen, diese zu behandeln. Nehmen Sie auch diese Termine bei Ihrem Strahlentherapeuten gewissenhaft wahr.

Wichtig: Die begleitende strahlentherapeutische Nachschau ergänzt die regelmäßige Tumornachsorge durch HNO, MKG und Onkologie. Sie kann diese nicht ersetzen.

Fahrtauglichkeit

Oft wird im Zusammenhang mit Hirntumoren die Frage gestellt, ob der Betroffene selbst Auto fahren darf. Dazu kann an dieser Stelle nur Grundsätzliches gesagt werden:

Wichtig: Nach den Richtlinien des Bundesministeriums für Verkehr besteht nach einer Gehirnoperation grundsätzlich ein Fahrverbot für drei Monate.

Dieses kann im Einzelfall vorzeitig aufgehoben werden. Dazu muss nach Abschluss der Therapie durch eine neurologische Untersuchung festgestellt werden, dass die hirnorganische Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt ist. Es kann aber auch sein, dass eine durch den Hirntumor selbst oder durch die Behandlung verursachte neurologische Behinderung länger als drei Monate zur Fahruntauglichkeit führt.

Hat ein Gehirntumor mehrere epileptische Anfälle ausgelöst, soll grundsätzlich mindestens ein Jahr ohne weiteren Anfall vergangen sein, bevor die Fahrtauglichkeit aus ärztlicher Sicht wieder gegeben ist. Nur in Ausnahmefällen kann diese Zeitspanne durch den behandelnden Neurologen – nicht von einem anderen Arzt (!) – verkürzt werden: Die Ursache für die Anfälle wurde gefunden (also etwa ein Hirntumor) und vollständig beseitigt.

Blauer Ratgeber Gehirntumoren

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Weitere Informationen

Letzte Aktualisierung

  • Wissenschaftliche Überarbeitung Februar 2023
  • Aktualisierung der Fallzahlen Januar 2024

Text und Redaktion

  • Sandra von dem Hagen, Stiftung Deutsche Krebshilfe
  • Dr. Désirée Maßberg, Stiftung Deutsche Krebshilfe

Medizinische Beratung

Prof. Dr. med. U. Schlegel
Leitender Arzt der Klinik für Neurologie
Hirslanden Klinik Zürich
Witteliker Str. 40
8032 Zürich

Prof. Dr. med. W. Stummer
Direktor der Klinik für Neurochirurgie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Campus 1
48149 Münster

Quellen

Zur Erstellung dieses Textes wurden die nachstehend aufgeführten Informationsquellen herangezogen:

  • Louis D, Perry A, Wesseling P et al. The 2021 WHO classification of Tumors of the Central Nervous System. Neuro-Oncology, Volume 23, Issue 8, August 2021
  • Batchelor T, Nishikawa R, Tarbell N and Weller M. Oxford Textbook of Neuro-Oncology. Oxford University Press 2017
  • Klinische Studien. Stiftung Deutsche Krebshilfe, 2019
  • Lumbalpunktion und Liquordiagnostik – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, AWMF-Registernummer 030/141, 2019
  • Krebswörterbuch. Stiftung Deutsche Krebshilfe, 2021
  • Krebs in Deutschland für 2019/2020. 14. Ausgabe. Robert Koch-Institut und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg),Berlin, 2023

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