RACHEN-KEHLKOPF-KREBS

Jedes Jahr erhalten in Deutschland etwa 14.600 Menschen pro Jahr die Diagnose Krebs des Rachens, der Mundhöhle oder des Kehlkopfes. Wer raucht hat ein erhöhtes Risiko, an Rachenkrebs oder Kehlkopfkrebs zu erkranken. Ein weiterer Risikofaktor ist Alkohol. Die Heilungs- und Überlebenschancen sind gut, wenn der Kehlkopf- oder Rachentumor rechtzeitig entdeckt und behandelt wird.

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Rachenkrebs und Kehlkopfkrebs: Ursachen?

Bei Rachen- oder Kehlkopfkrebs sind die Ursachen noch nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben aber einige Faktoren nachweisen können, die das Erkrankungsrisiko für Rachen- und Kehlkopfkrebs erhöhen. Dazu gehören etwa Rauchen und Alkohol.

Krebs ist der Überbegriff für bösartige Neubildungen beziehungsweise Tumoren, die aus veränderten Zellverbänden entstehen. Diese Veränderung ist der entscheidende Schritt von einer normalen Zelle zu einer bösartigen Tumorzelle. Sie vermehrt sich dann ungehindert, bis schließlich viele Millionen Zellen eine Geschwulst bilden. Schreitet die Erkrankung weiter fort, können Tumorzellen dann auch in benachbarte Gewebe und Organe wandern und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden.

Aufbau und Funktion des Kehlkopfes

Die oberen Atemwege haben viele wichtige Funktionen. Darunter sind Schlucken, Atmen und Sprechen die wichtigsten, die ein genaues Zusammenspiel der verschiedenen anatomischen Strukturen erfordern. Der Kehlkopf hat darin eine zentrale Funktion.

Der Kehlkopf (Larynx) befindet sich am Übergang des Rachens in die Luft- und Speiseröhre. Prinzipiell hat er drei Hauptfunktionen: Als Pförtner der unteren Luftwege ermöglicht er erstens, dass Sie atmen können, zweitens verhindert er, dass beim Schlucken Nahrung in die Luftröhre gerät, und drittens bildet er die Stimme und sorgt so dafür, dass Sie Laute bilden, also sprechen können.

Der Kehlkopf hat eine komplizierte anatomische Struktur: Er besteht aus einem Gerüst von Knorpeln, die durch Gelenke, Bänder und Membranen beweglich miteinander verbunden sind. Die Kehlkopfmuskeln regulieren die Stellung der Knorpel und die Spannung der Bänder.

Man unterteilt den Kehlkopf in drei Etagen: die Glottis mit den beiden Stimmlippen, die wiederum aus zwei dünnen Bindegewebsstreifen und Muskulatur bestehen und deren Schwingungen an der Stimmbildung beteiligt sind; die Supraglottis ist der Raum oberhalb der Stimmlippen mit den Taschenfalten und dem Kehldeckel (Epiglottis); der untere Teil des Kehlkopfes ist die Subglottis, ein kleiner Hohlraum unterhalb der Stimmlippen und direkt oberhalb der Luftröhre.

Wer erkrankt an Rachen-Kehlkopf-Krebs?

Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 23 von 100.000 Männern und 1,6 von 100.000 Frauen an Krebs in Mundhöhle und Rachen, sowie 6,4 von 100.000 Männern und 1,5 von 100.000 Frauen an Kehlkopfkrebs. Insgesamt erhalten etwa 14.600 Menschen pro Jahr diese Diagnosen. Das mittlere Erkrankungsalter bei Mundhöhlen- und Rachenkrebs liegt für Männer bei 64 Jahren, für Frauen bei 66 Jahren. Bei Kehlkopfkrebs erkranken Männer im Mittel mit 67 Jahren, Frauen mit 66 Jahren.

Auch wenn das Erkrankungsalter meistens jenseits von 60 Jahren liegt, erkranken in den letzten Jahren zunehmend auch jüngere Menschen.

Welche Risikofaktoren gibt es für Rachen-Kehlkopf-Krebs?

Es gibt verschiedene Faktoren, die Ihr Risiko, dass Sie an Rachen- oder Kehlkopfkrebs erkranken, erhöhen. Dazu gehört auch der individuelle Lebensstil.

Diese Menschen sind besonders gefährdet

  • Wer regelmäßig und viel raucht und früh damit begonnen hat
  • Wer regelmäßig größere Mengen Alkohol trinkt – besonders wenn zusätzlich geraucht wird
  • Menschen, bei denen der Arzt bereits das Vorstadium einer Krebserkrankung (Dysplasie) festgestellt hat
  • Menschen, die mit HPV16 infiziert sind

Vor allem Tumoren des Mundrachens (Oropharynx) stehen mit dem humanen Papilloma Virus HPV16 in Zusammenhang. HPV16 ist ebenfalls ein Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs, weshalb es eine Schutzimpfung für Mädchen und Jungen gibt. Diese Impfung soll eine spätere Infektion, die auch mit wechselnden Geschlechtspartnern zusammenhängen kann, verhindern.

Hinweis: Als Kehlkopfkrebs-Ursache spielt eine HPV16-Infektion keine Rolle.

Wichtig: Wenn einer oder mehrere dieser Risikofaktoren auf Sie zutreffen, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Sie erkranken werden. Aber Ihr persönliches Risiko ist erhöht.

Achten Sie auf Veränderungen in Ihrem Körper, und gehen Sie zum Arzt, wenn Ihnen etwas seltsam vorkommt.

Ratgeber: Richtig aufatmen – Geschafft – Endlich Nichtraucher

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Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören möchten und dafür noch Hilfe benötigen: Die Deutsche Krebshilfe gibt die Broschüre „Richtig aufatmen – Geschafft – Endlich Nichtraucher“ heraus.

ZUM PRÄVENTIONSRATGEBER

Kehlkopfkrebs als Berufskrankheit

In manchen Berufen werden Stoffe verwendet, die das Risiko für Kehlkopfkrebs erhöhen. Dann kann es sein, dass die Krankheit als Berufskrankheit anerkannt wird. In den dazugehörigen amtlichen Merkblättern sind Vorkommen und Gefahrenquellen, Aufnahme und Wirkungsweise, Krankheitsbild und Diagnose sowie Hinweise für die ärztliche Beurteilung beschrieben. Dies wiederum ist wichtig für Rehabilitationsmaßnahmen oder finanzielle Entschädigungen. Ausgehend von wissenschaftlichen Untersuchungen, die Zusammenhänge zwischen bestimmten Berufen oder Arbeitsplätzen und Krankheiten überprüft haben, hat der Verordnungsgeber eine ganze Reihe von Erkrankungen als Berufskrankheit eingestuft. Es ließ sich nämlich nachweisen, dass die Krankheiten durch „...besondere Einwirkungen verursacht sind, denen bestimmte Personengruppen durch ihre versicherte Tätigkeit in erheblich höherem Grade als die übrige Bevölkerung ausgesetzt sind...“ (Siebtes Buch Sozialgesetzbuch – Gesetzliche Unfallversicherung, §9 Berufskrankheiten SGBVII).

Gut zu wissen: Zu den wichtigsten Schadstoffen, die Kehlkopfkrebs hervorrufen können, zählen Asbest, Arsen, Nickel, Chrom sowie Benzpyrene und schwefelsäurehaltige Aerosole.

Damit Kehlkopfkrebs als Berufskrankheit anerkannt wird, muss unter anderem belegt sein, dass die Person arbeitsbedingt ein höheres Erkrankungsrisiko hat als der Rest der Bevölkerung. Wenn dies bei Ihnen zutrifft und Sie Jahre lang krebserzeugenden Stoffen im Beruf ausgesetzt waren, gibt es einen begründeten Verdacht. Ihr Arzt ist dann verpflichtet, dies an die zuständige Berufsgenossenschaft zu melden. Als Betroffener können Sie sich auch selbst an die Unfallversicherungsträger wenden. Aber die Chancen auf Anerkennung stehen besser, wenn Sie ärztliche Unterstützung haben. Wird der Kehlkopfkrebs als Berufskrankheit anerkannt, können Betroffene Therapien, Reha-Maßnahmen und gegebenenfalls Rente oder eine Entschädigung finanziert bekommen.

Tipp: Wurde bei Ihnen Rachen- oder Kehlkopfkrebs festgestellt und haben Sie lange Jahre mit den genannten Schadstoffen gearbeitet, sollten Sie einen Antrag auf Anerkennung als Berufskrankheit stellen. Ihr Hausarzt wird Ihnen dabei helfen.

Rachenkrebs und Kehlkopfkrebs: Symptome

Bei Rachenkrebs und Kehlkopfkrebs sind die Symptome zu Beginn so allgemein und uncharakteristisch, dass sie auch eine ganz andere Ursache haben können. Deshalb ist es wichtig, dass Sie bei bestimmten Symptomen frühzeitig zu Ihrem Arzt gehen. Er kann untersuchen, woran es liegt – und die nächsten Schritte einleiten.

Allerdings zögern viele Menschen den Besuch beim Arzt aus Angst vor der befürchteten Diagnose hinaus.

Gehen Sie bei diesen Kehlkopfkrebs-Symptomen und Rachenkrebs-Symptomen zu Ihrem Arzt

  • Schluckbeschwerden
  • Ein Fremdkörper- oder Kloßgefühl im Hals
  • Ins Ohr ausstrahlende Schmerzen
  • Husten, manchmal mit Blutauswurf verbunden
  • Heiserkeit
  • Schmerzen oder Kratzen im Hals
  • Knotenbildung am Hals

Diese Warnzeichen können natürlich auch bei anderen gutartigen oder bösartigen Erkrankungen auftreten. Die Ursache für Ihre Beschwerden kann nur ein Arzt feststellen. Wenn dieser einen harmlosen Grund findet, können Sie beruhigt sein. Sollte aber Rachen- oder Kehlkopfkrebs festgestellt werden, sind die Heilungschancen größer, je früher die Erkrankung erkannt wird.

Lassen Sie die Ursache für Ihre Beschwerden auf jeden Fall von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt feststellen, wenn

  • Sie die genannten Rachenkrebs-Symptome oder Kehlkopfkrebs-Symptome haben und
  • Diese nach drei Wochen noch nicht abgeklungen sind, obwohl sie behandelt wurden

Diagnose von Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs

Eine frühzeitige Diagnose ist bei Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs wichtig, denn je früher er erkannt wird, desto besser sind in vielen Fällen die Heilungs- und Überlebenschancen. Allerdings haben viele Menschen Angst davor, in eine medizinische Mühle zu geraten, wenn sie den Verdacht haben, dass sie an Rachenkrebs oder Kehlkopfkrebs erkrankt sein könnten. Deshalb schieben sie den Besuch beim Arzt immer weiter hinaus. So verständlich diese Angst auch ist: Es ist wichtig, dass Sie möglichst bald zum Arzt gehen.

Die Untersuchungen im Rahmen der Diagnose von Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs sollen folgende Fragen klären

  • Haben Sie wirklich einen Kehlkopf- oder Rachentumor?
  • Ist dieser gut- oder bösartig?
  • Welche Art von Rachenkrebs oder Kehlkopfkrebs ist es genau?
  • Wo sitzt der Kehlkopf- bzw. Rachentumor?
  • Wie ist Ihr Allgemeinzustand?
  • Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten? Gibt es Metastasen?
  • Mit welcher Behandlung von Kehlkopfkrebs oder Rachenkrebs kann für Sie der beste Erfolg erreicht werden?
  • Welche Behandlung kann Ihnen zugemutet werden?

Wichtig: Eine Behandlung von Rachenkrebs oder Kehlkopfkrebs lässt sich nur dann sinnvoll planen, wenn vorher genau untersucht worden ist, woran Sie leiden.

Dabei haben die einzelnen Untersuchungen im Rahmen der Diagnose von Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs zwei Ziele: Sie sollen den Verdacht, dass Sie an Rachenkrebs oder Kehlkopfkrebs erkrankt sind, bestätigen oder ausräumen. Wenn sich der Verdacht bestätigt, müssen Ihre behandelnden Ärzte feststellen, wo genau der Kehlkopf- oder Rachentumor sitzt, wie groß er ist, aus welcher Art von Zellen er besteht und ob er vielleicht schon Tochtergeschwülste gebildet hat.

Ihr Arzt wird Ihnen erklären, welche Untersuchungen notwendig sind, um die Diagnose Kehlkopfkrebs oder Rachenkrebs zu sichern. Meist wird es mehrere Tage oder sogar Wochen dauern, bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind und die Ergebnisse vorliegen. Werden Sie dabei nicht ungeduldig, denn je gründlicher Sie untersucht werden, desto genauer kann die weitere Behandlung von Rachenkrebs oder Kehlkopfkrebs für Sie festgelegt werden.

Wenn alle Ergebnisse vorliegen, wird Ihre Behandlung von Rachenkrebs oder Kehlkopfkrebs geplant. Ihr Arzt wird Ihnen genau erklären, welche Möglichkeiten es gibt, wie sich die Behandlung auf Ihr Leben auswirkt und mit welchen Nebenwirkungen Sie rechnen müssen. Die endgültige Entscheidung über Ihre Behandlung von Rachenkrebs oder Kehlkopfkrebs werden Sie gemeinsam mit den behandelnden Ärzten treffen. Dabei ist es von Anfang an wichtig, dass sich ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Verhältnis entwickelt.

Hinweis: Fühlen Sie sich bei Ihrem behandelnden Arzt nicht gut aufgehoben? Oder möchten Sie, dass ein anderer Arzt die vorgeschlagene Behandlung bestätigt? Dann scheuen Sie sich nicht, eine zweite Meinung bei einem anderen (Fach-)Arzt einzuholen. Diese steht Ihnen unter bestimmten Umständen laut Patientenrechtegesetz zu.

Ihre Krankengeschichte (Anamnese)

Im Rahmen der Diagnose von Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs wird der Arzt in einem ausführlichen Gespräch nach Ihren aktuellen Beschwerden fragen und wie lange Sie diese schon haben. Er wird sich auch danach erkundigen, welche Krankheiten Sie früher bereits hatten und welche Sie vielleicht gerade haben. Auch Faktoren, die Ihr Rachen- und Kehlkopfkrebsrisiko erhöhen, sind für ihn wichtig. Denken Sie daran, dass Sie Ihrem Arzt sagen, welche Medikamente Sie einnehmen, auch ergänzende Mittel, die Ihnen kein Arzt verordnet hat (zum Beispiel Johanniskraut, Ginkgopräparate oder grüner Tee). Denn diese Substanzen können Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen.

Tipp: Vielleicht machen Sie sich vor dem Arztbesuch schon ein paar Notizen, damit Sie in dem Gespräch auch an alles denken.

Beschreiben Sie Ihrem Arzt all Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen. Selbst Einzelheiten, die Ihnen unwichtig erscheinen, können für Ihren Arzt wichtig sein. Dazu gehören auch Informationen darüber, ob Sie vielleicht in Ihrem Beruf Faktoren ausgesetzt sind, die das Risiko für Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs erhöhen können. Der Arzt wird Sie aber auch nach bestimmten Dingen fragen und sich so ein umfassendes Bild machen.

Auch wenn Rachen- oder Kehlkopfkrebs kein medizinischer Notfall ist: Falls Sie typische Rachenkrebs-Symptome oder Kehlkopfkrebs-Symptome haben und deshalb der Verdacht besteht, dass Sie Rachen- oder Kehlkopfkrebs haben, sollte Ihr Arzt schnell weitere Untersuchungen veranlassen, damit die Behandlung beginnen kann.

Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie)

Um im Rahmen der Diagnose von Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs zu klären, ob überhaupt eine sichtbare krankhafte Veränderung vorliegt – beispielsweise eine Entzündung, ein weißer Fleck (Leukoplakie) oder ein Geschwür, wird als Erstes Ihr Kehlkopf mithilfe von Spiegeln oder dem Lupenlaryngoskop (indirekte Kehlkopfspiegelung) untersucht.

Indirekte Kehlkopfspiegelung

Bei der indirekten Kehlkopfspiegelung wird ein kleiner Spiegel in den Mund eingeführt. Über einen zweiten Spiegel und eine Lampe (an der Stirn des Arztes befestigt) fällt Licht auf den Spiegel in Ihrem Mund, sodass der Arzt Kehlkopf und Rachen erkennen kann. Durch dieses einfache und schmerzlose Verfahren, für das Sie keine Schmerzmittel oder Betäubung brauchen, lässt sich in den meisten Fällen schnell klären, ob sich auf der Kehlkopf- und Rachenschleimhaut ein Tumor gebildet hat und, wenn ja, wie weit er fortgeschritten ist.

Eine andere Form der indirekten Kehlkopfspiegelung ist die Lupenlaryngoskopie mit einer 90 Grad-Winkeloptik. Auch bei dieser Untersuchung sind Sie wach, eventuell wird die Hinterwand Ihres Rachens örtlich betäubt, damit der natürliche Würgreflex ausgeschaltet werden kann. Im Übrigen ist das Verfahren schmerzlos, kurz und wenig belastend.

Die Lupenlaryngoskopie ist die sicherste einfache Untersuchungsmethode, die durchgeführt werden kann. Sie hat sich bei Reihenuntersuchungen zur Vorsorge und Früherkennung von Kehlkopf- und Rachentumoren hervorragend bewährt.

Direkte Kehlkopfspiegelung

Hat die indirekte Kehlkopfspiegelung beziehungsweise die Lupenlaryngoskopie den Verdacht auf die Diagnose Kehlkopfkrebs oder Rachenkrebs ergeben, erfolgt eine direkte Kehlkopfspiegelung. Diese Untersuchung findet unter Narkose statt. Der untersuchende Arzt führt ein röhrenförmiges Instrument, das Laryngoskopierohr, soweit durch Mund und Rachen ein, dass er den Kehlkopf erkennen kann. Ein Auflichtmikroskop (Mikrolaryngoskopie) sorgt für die höchste Sicherheit bei der Beurteilung.

Panendoskopie

Die Panendoskopie erfolgt bei der Diagnose von Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs im Rahmen der direkten Kehlkopfspiegelung unter Narkose. Hierbei werden die gesamten oberen Atem- und Verdauungswege gespiegelt. So kann der Arzt abschätzen, wie weit sich der Kehlkopf- oder Rachentumor ausgedehnt hat beziehungsweise kann Zweittumoren erkennen oder ausschließen.

Gewebeentnahme (Biopsie)

Um endgültig die Diagnose Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs zu stellen, ist es erforderlich, Gewebe aus der Veränderung im Rachen oder Kehlkopf zu entnehmen (Gewebeentnahme, Biopsie) und zu untersuchen (histologische Untersuchung).

Wird Gewebe aus einem gut zugänglichen Bereich der Mundhöhle entnommen, ist keine Narkose nötig. An schlechter zugänglichen Stellen kann das Gewebe während der Panendoskopie unter Narkose entnommen werden. Das mikroskopische Verfahren hilft dabei, die für das Auge nicht sichtbaren Bereiche darzustellen.

Die Biopsie ist ein wichtiges Untersuchungsverfahren im Rahmen der Diagnose von Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass bei der Entnahme Tumorzellen ausgeschwemmt werden, die dann Metastasen bilden.

Die meisten Tumoren im Mundrachen (Oropharynx) werden durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) hervorgerufen. Überwiegend handelt es sich dabei um eine spezielle Untergruppe dieser Viren, den sogenannten Subtyp 16 (HPV16). Mithilfe der Gewebebiopsie kann der Arzt erkennen, ob der Rachentumor durch HPV16 verursacht wurde. Zum einen werden Marker (p16) bestimmt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine aktive HPV16-Infektion hindeuten können, zum anderen kann man durch spezielle Verfahren (PCR) HPV16 direkt im Gewebe nachweisen.

Heute wird in allen größeren Zentren regelmäßig nach dieser Infektion gefahndet, auch wenn man derzeit noch keine Konsequenzen für die Therapie sieht. Aus Studien ist aber bekannt, dass Rachenkrebspatienten mit dem Nachweis dieser HPV16- Infektion eine bessere Prognose haben. Aktuell versuchen Ärzte auf der ganzen Welt, die Unterschiede der HPV16-positiven Rachentumore herauszuarbeiten, um zielgerichtete Therapiekonzepte zu schneidern. Es laufen auch Studien an, die eine Impfung gegen HPV16 vorsehen. Da sich gerade in dieser Thematik momentan sehr viel tut, sprechen Sie gerne Ihren Arzt an und lassen sich über die neuesten Erkenntnisse zu HPV16 informieren.

Ultraschalluntersuchung (Sonographie)

Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt in Ihren Bauch (Abdomen) hineinsehen und innere Organe wie Leber, Nieren, Nebennieren, Milz und Lymphknoten betrachten. Manche Veränderungen, die er auf dem Bildschirm erkennen kann, können darauf hinweisen, dass ein Kelhkopf- oder Rachentumor vorhanden ist. Lymphknoten können vergrößert sein, weil sie entzündet sind oder Krebszellen eingewandert sind. Ultraschallaufnahmen zeigen auch diese Veränderungen gut.

Computertomographie (CT)

Die Computertomographie ist eine spezielle Röntgenuntersuchung, die innere Organe im Bauch- und Brustraum, das Schädelinnere und auch vergrößerte Lymphknoten darstellen kann. Die Bilder der CT zeigen den Körper im Querschnitt und informieren darüber, wo der Kehlkopf- oder Rachentumor sich befindet und wie groß er ist. Auch die Organe und deren Lage zueinander sind gut zu erkennen, ebenso mögliche Tochtergeschwülste. Der Operateur erhält durch die Computertomographie im Rahmen der Diagnose von Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs wichtige Hinweise darüber, ob er den Tumor entfernen kann und wie umfangreich die Operation sein wird.

Kernspintomographie (MRT)

Auch die Kernspintomographie (auch Magnetresonanztomographie, MRT, genannt) kann zur Diagnose von Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs eingesetzt werden. Dabei liegen Sie in einem sehr starken, konstanten Magnetfeld, während über eine Spule Radiowellen in Ihren Körper gesendet werden. Die Strukturen im Körper verändern die Radiowellen. Die Spule dient nun als Antenne und fängt die veränderten Radiowellen wieder auf. Der Kernspintomograph berechnet daraus hochaufgelöste Bilder der Körperstrukturen.

Positronenemissionstomographie (PET)

Die Positronenemissionstomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das die Stoffwechselaktivität der Zellen sichtbar macht.

Mit der PET lassen sich beispielsweise Gewebe mit besonders aktivem Stoffwechsel von solchen mit weniger aktiven Zellen unterscheiden. Da Krebszellen schnell wachsen, benötigen sie meist viel Energie. Sie nehmen zum Beispiel Traubenzucker oder Sauerstoff oft viel rascher auf als gesundes Gewebe. Ein Stoff mit chemisch veränderten Molekülen, die der Körper bei vielen Stoffwechselprozessen umsetzt oder als Energiequelle braucht (Tracer, engl. to trace = ausfindig machen), wird mit einer leicht radioaktiven Substanz beladen. Die Spur dieser kleinsten Teilchen wird durch die besondere Technik der PET sichtbar. Auf diese Weise lassen sich auch Tochtergeschwülste besser erkennen. Manche Tumoren zeigen jedoch keine erhöhte Stoffwechselaktivität. Dann hilft eine PET-Untersuchung nicht weiter.

Allerdings kann auch entzündetes Gewebe eine erhöhte Stoffwechselaktivität haben und somit vermehrt Tracer anreichern. Eine PET allein reicht daher nicht aus, um Krebs festzustellen. Heute wird das Bild der PET-Untersuchung mit der Computertomographie (CT) kombiniert zur PET-CT.

Klassifikation von Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs

Der Körper eines Menschen besteht aus sehr vielen unterschiedlichen Geweben und Zellen. Dementsprechend unterschiedlich ist auch das bösartige Wachstum eines Kehlkopf- oder Rachentumors. Für Ihre Behandlung ist es wichtig, den genauen Steckbrief Ihrer Erkrankung zusammenzustellen.

Dazu gehören die Informationen darüber, zu welchem Zelltyp der Kehlkopf- bzw. Rachenkrebs gehört, wie bösartig er ist, wie schnell er wächst, ob er bereits die Organgrenzen überschritten oder sich im Körper ausgebreitet hat.

Hinweis: Es ist für die behandelnden Ärzte sehr wichtig, diese Einzelheiten genau zu kennen. Erst dann lässt sich eine Behandlung zusammenstellen, die für Sie und den Verlauf Ihrer Erkrankung am besten geeignet ist.

Aus den Ergebnissen aller bisher durchgeführten Untersuchungen ermittelt der Arzt das genaue Krankheitsstadium (Staging, Stadieneinteilung). Um dieses so zu beschreiben, dass jeder Arzt es richtig einordnen kann, gibt es international einheitliche Einteilungen (Klassifikationen). Bei Rachen- und Kehlkopfkrebs ist dies die TNM-Klassifikation.

TNM-Klassifikation

  • T (Tumor) beschreibt, wie groß der Primärtumor ist
  • N (Nodi = Knoten) beschreibt, ob Lymphknoten befallen sind, wie viele es sind und wo
  • M (Metastasen) beschreibt, ob Fernmetastasen vorliegen und wo

Kleine Zahlen, die den Buchstaben jeweils zugeordnet sind, geben an, wie weit sich der Tumor bereits ausgebreitet hat.

TNM-Klassifikation für Rachenkrebs (Pharynxkarzinom)

Die Bedeutungen für T Tx = Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0 = kein Anhalt für Primärtumor
Tis = Carcinoma in situ (Krebsvorstufe)
Oropharynx (p16-positive und -negative Tumoren)
T1 = Tumor ≤ 2 cm<br />
T2 = Tumor > 2 cm bis 4 cm<br />
T3 = Tumor > 4 cm oder Ausbreitung zur lingualen Oberfläche der Epiglottis
p16-positive Tumoren
T4 = Tumor dringt in direkt benachbarte oder weitere Strukturen ein
p16-negative Tumoren
T4a = Tumor dringt in direkt benachbarte Strukturen ein
T4b = Tumor dringt in weitere Bereiche ein oder umschließt innere Halsschlagader
Hypopharynx
Tx = Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0 = kein Anhalt für Primärtumor
Tis = Carcinoma in situ (Krebsvorstufe)
T1 = Tumor ≤ 2 cm und / oder auf einen Unterbereich beschränkt
T2 = Tumor > 2 cm bis 4 cm oder mehr als ein Unterbereich betroffen
T3 = Tumor > 4 cm oder eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Seite des Kehlkopfes
T4a = Tumor dringt in direkt benachbarte Strukturen ein
T4b = Tumor dringt in weitere Bereiche ein oder umschließt innere Halsschlagader
Nasopharynx
Tx = Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0 = kein Anhalt für Primärtumor
Tis = Carcinoma in situ (Krebsvorstufe)
T1 = Tumor auf Nasopharynx begrenzt oder mit Ausbreitung auf Oropharynx und / oder Nasenhöhle
T2 = Tumor breitet sich in den tiefen Rachen aus
T3 = Tumor breitet sich in Knochenstrukturen der Schädelbasis und / oder in Nasennebenhöhlen aus
T4 = Tumor breitet sich in Schädel aus und / oder befällt weitere Strukturen (z. B. Hirnvene(n), Augenhöhlen, Hypopharynx, …)
Die Bedeutungen für N
Oropharynx (p16-positiv)

Nx = benachbarte Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0 = benachbarte Lymphknoten nicht befallen
N1 = Metastase(n) in Lymphknoten der betroffenen Halsseite, ≤ 6 cm

N2 = Metastase(n) in Lymphknoten auf beiden Halsseiten oder in Lymphknoten der dem Tumor gegenüberliegenden Halsseite, ≤ 6 cm

N3 = Metastase(n) > 6 cm und / oder mit Ausbreitung auf Krikoidknorpel

Oropharynx (p16-negativ)

Nx = benachbarte Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0 = benachbarte Lymphknoten nicht befallen
N1 = Metastase(n) in Lymphknoten der betroffenen Halsseite, ≤ 3 cm

N2a = Metastase(n) in einem Lymphknoten der betroffenen Halsseite, > 3 cm bis 6 cm
N2b = Metastase(n) in mehreren Lymphknoten der betroffenen Halsseite, ≤ 6 cm
N2c = Metastase(n) in Lymphknoten auf beiden Seiten oder auf der dem Tumor gegenüberliegenden Halsseite, ≤ 6 cm

N3a = Metastase(n) > 6 cm
N3a = Metastase(n) in einem Lymphknoten, > 3 cm, mit Ausbreitung in umliegendes Gewebe oder Metastase(n) in mehreren Lymphknoten einer oder beider Halsseiten

Nasopharynx

Nx = benachbarte Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0 = benachbarte Lymphknoten nicht befallen
N1 = Metastase(n) in Lymphknoten einer Halsseite und / oder Metastase(n) in Lymphknoten hinter dem Rachen auf einer oder beiden Halsseiten, ≤ 6 cm

N2 = Metastase(n) in Lymphknoten beider Halsseiten, oberhalb des Schlüsselbeins

N3 = Metastase(n) > 6 cm und / oder Ausbreitung über den Krikoidknorpel hinaus

Die Bedeutungen für M

M0 = keine Fernmetastasen
M1 = Fernmetastasen

TNM-Klassifikation für Kehlkopfkrebs

Entsprechend der Aufteilung des Kehlkopfes in drei Etagen ergibt sich für Kehlkopfkrebs eine supraglottische, glottische und subglottische TNM-Klassifikation.

Die Bedeutungen für T Tx = Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0 = kein Nachweis für Primärtumor
Supraglottis
T1 = Schleimhaut eines Unterbereichs betroffen
T2 = Schleimhaut von mehr als einem Unterbereich in Supraglottis oder Glottis betroffen oder Schleimhaut eines Bereichs außerhalb der Supraglottis betroffen
T3 = Stimmlippen nicht normal beweglich
T4a = Tumor dehnt sich auf direkt umgebendes Gewebe aus
T4b = Tumor dehnt sich auf weitere Strukturen aus (innere Halsschlagader, Bereich um Wirbelsäule, Brustraum)
Glottis
T1 = Tumor auf Stimmlippen begrenzt
T1a = eine Stimmlippe betroffen
T1b = beide Stimmlippen betroffen
T2 = Tumor dehnt sich bis Supraglottis und / oder Subglottis aus, Stimmlippenbewegung eingeschränkt
T3 = Tumor dehnt sich auf Bereich vor Kehldeckel aus, Stimmlippen nicht normal beweglich, beginnende Zersetzung des Schildknorpels
T4a = Tumor breitet sich über Schildknorpel hinaus in umliegendes Gewebe aus
T4b = Tumor dehnt sich auf weitere Strukturen aus (innere Halsschlagader, Bereich um Wirbelsäule, Brustraum)
Subglottis
T1 = Tumor auf Subglottis begrenzt
T2 = Tumor dehnt sich auf Stimmlippen aus, diese sind normal oder eingeschränkt beweglich
T3 = Tumor dehnt sich auf Stimmlippen aus, diese sind nicht mehr normal beweglich
T4a = Tumor dringt in direkt benachbarte Strukturen ein
T4b = Tumor dehnt sich auf weitere Strukturen aus (innere Halsschlagader, Bereich um Wirbelsäule, Brustraum)
Die Bedeutungen für N Nx = Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0 = benachbarte Lymphknoten nicht befallen
N1a = eine Metastase in einem Lymphknoten der betroffenen Halsseite, ≤ 3 cm
N2a = eine Metastase in einem Lymphknoten der betroffenen Halsseite, 3 bis 6 cm
N2b = Metastasen in mehreren Lymphknoten der betroffenen Halsseite, ≤ 6 cm
N2c = Metastasen in mehreren Lymphknoten auf beiden Halsseiten oder auf der dem Tumor gegenüberliegenden Halsseite
N3a = Metastasen in einem oder mehreren Lymphknoten, > 6 cm
N3b = Metastasen in einem oder mehreren Lymphknoten, mit Ausbreitung auf umliegendes Gewebe
Die Bedeutungen für M Mx = Metastasen können nicht bewertet werden
M0 = keine Fernmetastasen
M1 = Fernmetastasen

Grading bei Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs

Nach der Biopsie untersucht der Pathologe, wie ähnlich die entnommenen Tumorzellen den gesunden Zellen sind. Je nach Ähnlichkeit werden die Zellen dann eingeteilt in differenziert bis undifferenziert. Diese Einteilung wird Grading genannt und gibt an, wie aggressiv der Kehlkopf- bzw. Rachentumor voraussichtlich wächst.

Therapie von Rachen- und Kehlkopfkrebs

Die Behandlung von Rachen- und Kehlkopfkrebs soll die Erkrankung dauerhaft heilen oder den Tumor zumindest in Schach halten. Wenn Rachen- oder Kehlkopfkrebs nicht behandelt wird, breitet er sich aus, streut im Körper Tochtergeschwülste und führt früher oder später zum Tod.

Jede Behandlung soll den Kehlkopf- bzw. Rachentumor – und wenn Tochtergeschwülste vorliegen, möglichst auch diese – vollständig abtöten, sodass der Betroffene dauerhaft geheilt ist. Eine solche Behandlung heißt kurative Therapie. Lässt sich dieses Ziel nicht erreichen, versucht man, den Rachen- bzw. Kehlkopftumor möglichst lange zu kontrollieren und gleichzeitig die Lebensqualität zu erhalten. Diese Behandlung heißt palliative Medizin.

Operation bei Rachenkrebs und Kehlkopfkrebs

Bei der chirurgischen Behandlung von Rachen- und Kehlkopfkarzinomen gibt es eine Vielzahl verschiedener Operationsverfahren. Je nach Ursprungsort und Ausdehnung können dies kleine Eingriffe sein, die die Funktion der betroffenen Gebiete nicht beeinträchtigen. Es kann aber auch sein, dass größere Gewebeanteile entfernt werden, die später ersetzt werden müssen, oder dass der Arzt sogar den Kehlkopf vollständig entfernen muss.

Wird der Tumor im Frühstadium entdeckt, kann heute immer häufiger so schonend operiert werden, dass die Kehlkopffunktionen – insbesondere die Stimme – erhalten bleiben. Aber auch bei mittelgroßen, zum Teil sogar fortgeschrittenen Rachen- und Kehlkopfkarzinomen können Teile des Kehlkopfes erhalten bleiben, sofern das Ausmaß des Tumors dies erlaubt. Dazu tragen vor allem der technische Fortschritt (Lasermikrochirurgie, Wiederherstellung von Gewebedefekten durch plastisch rekonstruktive Chirurgie) sowie die zunehmende Erfahrung der Operateure bei.

Neben den einzelnen Verfahren ist darauf zu achten, dass Sie über das gesamte Behandlungskonzept genügend Informationen erhalten. Oft ist nach der Operation eine Strahlentherapie oder eine Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie notwendig, die mit Begleiterscheinungen verbunden ist. Es ist wichtig, dass Sie über die Therapiefolgen von Anfang an Bescheid wissen, damit Sie sich darauf einstellen können.

Ihr behandelnder Arzt sollte auf jeden Fall vor der Operation von Rachenkrebs bzw. Kehlkopfkrebs mit Ihnen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren sprechen, Sie über die Auswirkungen auf die Atem-, Schluck- und Sprechfunktion aufklären und Ihnen die seiner Meinung nach für Sie beste Behandlungsmöglichkeit aufzeigen.

Tipp: Lassen Sie sich gründlich beraten und fragen Sie gegebenenfalls auch gezielt danach, ob es andere Behandlungsmöglichkeiten von Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs gibt als eine Operation und welche Heilungschancen diese bietet.

Teilentfernung von Rachen und Kehlkopf

Wenn Sitz und Größe des Tumors es gestatten, muss nur ein Teil des Kehlkopfes beziehungsweise des Rachens entfernt werden (Teilresektion). Dabei gibt es zwei verschiedene Vorgehensweisen: Teile des Kehlkopfes können von außen (Schildknorpelspaltung) entfernt werden; ist der Rachen mit betroffen, muss dieser eröffnet werden. Die teilweise Entfernung kann aber auch von innen durch den Mund über ein Laryngoskopierohr unter mikroskopischer Sicht durchgeführt werden. Bei diesem Vorgehen kommt immer öfter der Laserstrahl als Schneideinstrument zum Einsatz (transorale Laserresektion, Lasermikrochirurgie).

Dieses sogenannte minimal-invasive mikrochirurgische Verfahren erhält gesunde Rachen- und Kehlkopfstrukturen, wo und wie immer dies medizinisch vertretbar ist. Voraussetzung einer erfolgreichen Operation bei Rachenkrebs und Kehlkopfkrebs ist immer die komplette Tumorentfernung (RO-Resektion), die durch Bestätigung tumorfreier Schnittränder durch den Pathologen dokumentiert werden muss. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Überlebensraten bei der Lasermikrochirurgie mit dieser Vorgabe ebenso gut sind wie bei der Operation von außen. Operationen von außen kommen immer dann zur Anwendung, wenn die Einstellbarkeit der relevanten Strukturen durch die Mundhöhle nicht vollumfänglich möglich ist.

Hinweis: Der große Vorteil der organ- und funktionserhaltenden Laserbehandlung: Sie beeinträchtigt die Lebensqualität der Patienten deutlich weniger.

Das bedeutet, dass bei den Betroffenen Schlucken und Atmen in der Regel weniger gestört sind. Denn der minimalinvasive Eingriff erspart ihnen meist eine vorübergehende oder bleibende Atemöffnung am Hals (Tracheostoma), sodass die Atem- und Schluckfunktion mittel- und langfristig erhalten werden kann. Besonders wichtig für das weitere Leben der Betroffenen ist vor allem, dass die Stimmfunktion weniger gestört ist. Zwar lässt sich dies auch bei dieser Behandlungsmethode nicht ganz vermeiden, aber nach entsprechenden Übungen unter fachlicher Anleitung (Phoniatrie, Logopädie) können die Betroffenen wieder erheblich besser sprechen.

Die Vorteile der schonenden Laserbehandlung durch den Mund sind vielfach bewiesen und allgemein anerkannt. Dieses Operationsverfahren setzt aber bei dem Operateur ein hohes Maß an Erfahrung voraus. So gibt es auch unter den Spezialisten für die Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren keine breite Übereinstimmung, welche Tumorausdehnung (noch) mit Laserchirurgie behandelt werden kann und welche nicht. Scheuen Sie sich deshalb nicht, in einer für diese Therapie spezialisierten Klinik (zertifiziertes Kopf-Hals-Tumorzentrum) nach einer zweiten Meinung zu fragen.

Oft kann der Kranke schon unmittelbar nach der Operation mit einem Stimm- und Schlucktraining beginnen. Das trägt dazu bei, dass ihm die meist unausgesprochene, aber deutlich spürbare Befürchtung vor einem Stimmverlust genommen wird. So kann er auch schneller wieder Kontakt zu Angehörigen und Freunden aufnehmen und gegebenenfalls berufstätig sein.

Um die Chancen und Möglichkeiten der Stimmverbesserung (zum Beispiel nach der minimalinvasiven Operation) oder ein Schlucktraining (nach Beeinflussung des Schluckens durch die Operation) so gut wie möglich zu nutzen, ist fachliche Hilfe unbedingt erforderlich (Phoniatrie/Logopädie). Diese Fachleute (Phoniater und Logopäden) werden Ihnen im Laufe von mehreren Wochen dabei helfen, Ihre Ersatzstimme zielgerichtet und bestmöglich zu aktivieren und zu trainieren, und dies eventuell mit einer Schlucktherapie kombinieren.

Ausgedehnte Operationen von außen, Gewebeersatz und die Totalentfernung des Kehlkopfes (Laryngektomie)

Wenn feststeht, dass eine schonende Laserbehandlung durch den Mund zur Behandlung des Kehlkopfkrebses bzw. Rachenkrebses nicht möglich ist, müssen wahrscheinlich größere Teile des Rachens und / oder der Kehlkopf entfernt werden. Häufig ist es dann erforderlich, dort, wo der Tumor entfernt wurde, körpereigenes Gewebe einzusetzen, um zum Beispiel den Schluckweg wiederherzustellen (rekonstruieren). Auch hierfür gibt es eine Vielzahl verschiedener Verfahren, wobei die Gewebetransplantation etwa von Haut des Unterarms besonders gute funktionelle Ergebnisse ermöglicht. Auch dieses ist ein sehr kompliziertes chirurgisches Verfahren, bei dem der Chirurg Gewebe, das Gefäße mit einem Durchmesser von zirka zwei bis drei Millimetern enthält, an geeignete Halsgefäße anschließen muss.

Wichtig: Dieses Verfahren wird nicht an allen Kliniken durchgeführt. Fragen Sie deshalb Ihren Arzt, in welchem Umfang bei Ihnen voraussichtlich Gewebe ersetzt werden soll und welche Funktionsstörungen nach der Operation zu erwarten sind. Lassen Sie sich an ein nach zertifiziertes Kopf-Hals-Tumorzentrum überweisen.

Ist es erforderlich, dass bei Ihnen der Kehlkopf entfernt wird (Laryngektomie), so bedeutet das für Sie zunächst eine starke funktionelle Beeinträchtigung. Der Kehlkopf sorgt unter anderem dafür, dass Nahrung und Atemluft richtig in die Speise- beziehungsweise Luftröhre verteilt werden. Diese Wächterfunktion fehlt nach der kompletten Entfernung des Kehlkopfes. Darüber hinaus können die Betroffenen auch nicht mehr riechen.

Um zu verhindern, dass nun beim Schlucken Nahrung in die Luftröhre gelangt, muss der Chirurg bei der Laryngektomie den Speise- und Luftweg trennen. Hierzu legt er am unteren Hals eine vom Speiseweg getrennte Atemöffnung an, das Tracheostoma. Der Betroffene atmet von nun an nur noch durch diese Öffnung.

Sie werden sicher einige Zeit brauchen, bis Sie sich daran gewöhnt haben, nicht mehr durch Nase und Mund zu atmen. Zumindest in den ersten Wochen nach der Operation werden Sie auch eine sogenannte Trachealkanüle tragen müssen, um die neu geschaffene Atemöffnung offen zu halten. Zunächst wechseln Arzt und Pflegepersonal diese Kanüle; später wird Ihnen das Pflegepersonal zeigen, wie Sie die Kanüle selbst herausnehmen, reinigen, pflegen und wieder einsetzen.

Nach der Entfernung des Kehlkopfes müssen sich die Schleimhäute der Luftröhre und der Lunge auf die neue Atmung einstellen. Meistens sondern sie zunächst mehr Schleim als bisher üblich ab. Dies führt dazu, dass Sie immer wieder husten müssen beziehungsweise abgesaugt werden müssen. Nach einigen Wochen gehen diese Beschwerden aber deutlich zurück.

Stellen Sie sich außerdem darauf ein, dass Ihnen in der ersten Zeit – solange die Wunden noch nicht abgeheilt sind – Essen und Trinken schwerfallen wird. Unmittelbar nach der Operation erhalten Sie die Nahrung durch eine in die Nase eingeführte Nährsonde in den Magen. Danach kann es vielleicht eine kurze Zeit dauern, bis Sie sich an die veränderten Verhältnisse gewöhnt haben, aber: Dann können Sie wieder normal schlucken und alles essen und trinken.

Die größte Umstellung für Sie wird es sein, dass Sie ohne Kehlkopf nicht mehr riechen und sprechen können. Sie können aber durch Bewegung der Lippen, des Unterkiefers und der Zunge flüstern. Machen Sie sich aber in den ersten Tagen nach der Operation nur durch Zeichensprache und Aufschreiben verständlich.

Das kann allen Beteiligten zunächst sehr schwerfallen, weil sie erst lernen müssen, Zeichen zu deuten oder die Ausdauer zum Aufschreiben und Lesen aufzubringen.

Wichtig: Was Sie, Ihre Angehörigen und Freunde jetzt am meisten benötigen, ist Geduld.

Lassen Sie sich durch Missverständnisse nicht entmutigen. Damit besonders am Anfang die Verständigung einfacher wird, beschränken Sie sich bei Ihren Gesprächen auf das Allernotwendigste.

Die ersten Sprechübungen unter fachlicher Anleitung beginnen im Normalfall, wenn die Operationswunden abgeheilt sind, also etwa zwei Wochen nach der Operation.

Mit dieser Hilfe können Sie lernen, auch ohne Kehlkopf wieder laut und für den Zuhörer gut verständlich zu sprechen.

Strahlentherapie

Bei der Strahlentherapie bei Rachenkrebs bzw. Kehlkopfkrebs wird der Tumor mit Strahlen behandelt (Radiotherapie), welche die Tumorzellen abtöten und den Betroffenen heilen sollen.

Bedingungen für eine Strahlentherapie bei Rachen- und Kehlkopfkrebs

Im Frühstadium (T1/2N0) des Rachen- und Kehlkopfkrebses kann überlegt werden, ob eine alleinige Strahlentherapie anstelle einer Operation infrage kommt. Dies kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn die Narkose bei einer längeren Operation aufgrund von Begleiterkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems risikoreich ist. In diesem Fall müssen die Risiken – dass zum Beispiel der Tumor an derselben Stelle wieder auftreten kann (Rezidiv) – und die Vorteile – etwa eventuell eine bessere Stimmfunktion – sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Auf jeden Fall ist vor jeder Strahlenbehandlung ein kurzer operativer Eingriff notwendig, um die Diagnose endgültig zu sichern.

Hinweis: Falls ein kleiner Tumor durch eine Operation komplett entfernt werden kann und die Halslymphknoten nicht von der Tumorerkrankung befallen sind, ist danach keine zusätzliche Strahlentherapie mehr erforderlich.

Postoperative Strahlentherapie

Bei örtlich fortgeschrittenen Tumoren des Rachens und Kehlkopfes (T3/4 und / oder befallene Halslymphknoten) ist es in der Regel zunächst sinnvoll, den Tumor sowie die dazugehörigen Lymphknoten zu operieren, insofern eine komplette Entfernung durch den Chirurgen als möglich erachtet wird. Danach wird in der Regel eine zusätzliche, postoperative Strahlentherapie empfohlen, um das Risiko eines Rückfalls zu senken. Eine solche Bestrahlung erfolgt bei diesen örtlich fortgeschrittenen Tumoren auch dann, wenn der Tumor zuvor durch die Operation komplett entfernt werden konnte (sogenannte R0-Resektion). Falls bei einer solchen Bestrahlung nach der Operation besondere Risikofaktoren für einen lokalen Rückfall vorliegen (zum Beispiel Befall von Halslymphknoten mit Wachstum der Tumorzellen über die Kapsel der Lymphknoten hinaus = Kapseldurchbruch der Lymphknoten oder nicht komplette Entfernung des Tumors = sogenannte R1-Resektion), wird die Bestrahlung häufig auch mit einer begleitenden Chemotherapie kombiniert, sofern dies vom Allgemeinzustand sowie den – eventuell von der Krebserkrankung unabhängig – vorliegenden Nebenerkrankungen des Betroffenen möglich erscheint (sogenannte Strahlensensibilisierung).

Therapie ohne Operation

Ist es nicht möglich, bei Rachenkrebs bzw. Kehlkopfkrebs zu operieren – zum Beispiel weil der Tumor und / oder die Metastasen in den Halslymphknoten zu groß sind, aufgrund von Begleiterkrankungen keine Narkose möglich ist oder der Betroffene eine Operation nicht wünscht –, erfolgt als primäre Behandlung die Strahlentherapie. Auch diese soll die Erkrankung heilen. Um die Wirkung der Strahlentherapie in Bezug auf die Kontrolle des Tumors noch weiter zu verbessern, wird sie in dieser Situation in der Regel mit einer Chemotherapie kombiniert. Als Chemotherapeutikum wird parallel zur Strahlentherapie häufig das Medikament Cisplatin verwendet, alternativ ist ggf. auch eine sogenannte zielgerichtete Therapie mit dem Medikament Cetuximab möglich.

Primäre Strahlentherapie

Wenn Ihnen zu einer Kehlkopfkomplettentfernung (Laryngektomie) geraten wird, besprechen Sie mit Ihrem Arzt auch die Möglichkeit der alternativ möglichen primären Strahlentherapie. Hierbei kommen sogenannte Kehlkopf-Organerhaltungsprogramme zur Anwendung, bei denen versucht wird, den Kehlkopf durch eine strahlentherapeutische Behandlung in Form und Funktion zu erhalten. In den letzten Jahren stellte sich dabei heraus, dass die gleichzeitige Gabe von Chemotherapie zur Strahlentherapie einerseits zwar ein besseres organerhaltendes Vorgehen ermöglicht, andererseits aber – wenn auch nicht sofort, aber im späteren Verlauf (Beginn nach etwa einem Jahr) – Vernarbungen im Bereich der Schluckstraße erzeugen kann, die zu Schluckstörungen führen können (Spättoxizität). Durch die Anwendung moderner Bestrahlungstechniken treten höhergradige Spättoxizitäten aber zum Glück heutzutage seltener auf. Neue Kombinationen aus Bestrahlung und Chemotherapie im Rahmen des Organerhaltes werden innerhalb von klinischen Studien erprobt – fragen Sie Ihren Arzt, ob er Ihnen ggf. die Teilnahme an einer solchen Studie anbieten kann.

Induktionschemotherapie

In diesem Zusammenhang werden aktuell Induktionschemotherapieverfahren mit anschließender Bestrahlung diskutiert. Diese Behandlung, bei der eine alleinige Chemotherapie vor die Bestrahlung gestellt wird, gibt den Ärzten und Ihnen die Möglichkeit, das Therapieansprechen auf die Chemotherapie in einem frühen Tumorstadium zu beobachten. Der Vorteil liegt darin, dass bei Nicht-Ansprechen ein Organerhaltungsprogramm rechtzeitig gestoppt werden kann. Eine – falls möglich – dann früh durchgeführte Operation geht in der Regel auch nicht mit den Wundheilungsstörungen einher, die nach einer simultanen Bestrahlung mit Chemotherapie zu erwarten sind.

Tipp: Lassen Sie sich bitte von Ärzten beziehungsweise Therapiezentren beraten, die über die notwendige Interdisziplinarität und Erfahrung verfügen. Im Einzelfall sieht die Situation oft anders aus und lässt sich nicht immer durch Standards lösen.

Kontrolle der Zähne vor einer Strahlentherapie

Bevor die Strahlenbehandlung von Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs beginnen kann, müssen Ihre Zähne in Ordnung sein, weil sie durch die Therapie in Mitleidenschaft gezogen werden können. Kranke Zähne können dann Entzündungen im Kieferknochen hervorrufen, die sogar dauerhaft bleiben können (Strahlenosteomyelitis) oder sogar dazu führen können, dass der Kieferknochen abstirbt (Osteoradionekrose). In beiden Fällen kann es dann sein, dass größere Teile des Kieferknochens entfernt und durch aufwändige Operationen wiederaufgebaut werden müssen.

Deshalb wird der behandelnde Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Ihr Gebiss vor der Strahlentherapie gründlich untersuchen und Ihnen bei Bedarf empfehlen, defekte Zähne behandeln oder, falls dies nicht möglich ist, auch entfernen zu lassen. Zudem wird in der Regel für die Bestrahlung eine sogenannte Zahnschiene (eine dickere Kunststoffschiene) individuell angepasst. Diese wird zum einen während der Bestrahlung getragen (damit ein Abstand zwischen vorhandenen metallischen Füllungen, Kronen oder Brücken und der anliegenden Schleimhaut gegeben ist), zum anderen sollte – während der Bestrahlung und auch über die Zeit darüber hinaus – mittels dieser Zahnschiene eine tägliche Fluoridierung der Zähne erfolgen (mit einem Fluoridgel). Dazu wird die Schiene jeden Abend nach dem Zähneputzen spärlich mit Fluoridgel gefüllt, über die Zähne gesetzt und fünf bis zehn Minuten getragen. Durch die gewissenhafte Durchführung dieser Maßnahmen kann das Risiko für das Auftreten der oben genannten Komplikationen der Strahlentherapie deutlich reduziert und minimiert werden.

Mögliche Nebenwirkungen einer Strahlentherapie bei Kehlkopf- bzw. Rachenkrebs

Grundsätzlich muss bei einer Strahlentherapie bei Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs immer unterschieden werden, ob es sich um eine Primärtherapie oder eine postoperative Nachbehandlung handelt. Bei diesen beiden Optionen kommen unterschiedliche Gesamtdosen und Darreichungsarten der Bestrahlung und Chemotherapie zur Anwendung. Die Chemotherapie verstärkt die Wirkung der Bestrahlung und verbessert dadurch die Heilungschancen. Allerdings ist bei einer begleitenden Chemotherapie auch das Risiko höher, dass unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Daher sind während der Strahlentherapie zum Beispiel besondere Pflegemaßnahmen erforderlich.

Die Beschwerden, die während oder nach der Strahlenbehandlung auftreten können, hängen auch davon ab, ob und wie Sie zuvor behandelt worden sind. Auch Art und Umfang der Strahlentherapie spielen eine Rolle. Wie bei einer Operation gilt auch hier: Je umfangreicher die Behandlung ist, das heißt je ausgedehnter die Erkrankung, desto mehr Beschwerden können auftreten.

Grundsätzlich unterscheidet man akute Nebenwirkungen, also solche, die bereits während und in den ersten Wochen nach der Strahlentherapie auftreten, von Spätreaktionen, die frühestens wenige Monate nach der Behandlung eintreten können.

Vor und während der Behandlung wird Ihr zuständiger Arzt ausführlich mit Ihnen besprechen, was Sie selbst dazu tun können, damit Sie die Bestrahlung möglichst gut vertragen.

Die Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich sind sehr strahlenempfindlich, was dazu führt, dass Nebenwirkungen im Bereich der Schleimhäute verstärkt auftreten können.

Wichtig: Setzen Sie sich beim Auftreten von Beschwerden (Symptomen) in jedem Fall mit Ihrem Strahlentherapeuten in Verbindung. Ihr Behandler kann einschätzen, ob und welche Maßnahmen notwendig sind. Handeln Sie nicht nach dem Motto: Augen zu und durch!

Sehen Sie sich Haut und Schleimhäute im Bestrahlungsbereich einmal täglich sorgfältig an.

Haut

  • Ist die Hautfarbe verändert? Gerötet?
  • Ist die Haut trocken, schuppig?
  • Ist die bestrahlte Hautpartie wärmer als die andere Haut (überwärmt)?
  • Besteht Schmerzempfindlichkeit?
  • Haben Sie Juckreiz?

Schleimhaut

  • Sind die Lippen rosig und glatt?
  • Ist die Mundschleimhaut rosig?
  • Sind Belege vorhanden?
  • Gibt es schmerzhafte Stellen? Druckstellen durch die Zahnprothese?
  • Haben Sie erhöhten oder verminderten Speichelfluss?
  • Haben Sie Geschmacksveränderungen?
  • Haben Sie Blutungen beobachtet?
  • Verändert sich die Stimme?
  • Haben Sie Schluckbeschwerden?

Vorbeugende Maßnahmen

  • Vermeiden Sie Reize im Bereich der bestrahlten Haut:
    • Chemische Reize z. B. durch Seife, Parfum, Rasierschaum, After Shave
    • Thermische Reize z. B. durch Sonne, Solarium, Sauna, Infrarotbestrahlung, Wärmflaschen, Kühlelemente
    • Mechanische Reize z. B. durch Nassrasur, Reibung durch Kleidung (Nähte), Pflaster, Verbände, Tracheostomaband, Massagen, Kratzen, Bürsten oder Frottieren

Hautpflege

  • Waschen mit pH-neutraler Seife (Syndet) mit vorsichtigem Abtrocknen wird empfohlen, ohne dabei eventuelle Einzeichnungen auf der Haut abzuwischen.
  • Zur Hautpflege wird eine Basiscreme oder Lipolotion unter Zusatz von Urea (2 – 5%) ohne allergisierende Substanzen (Duftstoffe, pflanzliche Inhaltsstoffe) empfohlen.

Schleimhautpflege

  • Basisprophylaxe: Reinigung, Spülung und Pflege
  • Um Entzündungen der Mundschleimhut (Mukositis) vorzubeugen, stehen Mundhygiene, Mundspülungen und das Vermeiden von schädigenden Einflüssen wie Rauchen, Alkohol und reizende Nahrungsmittel im Vordergrund.
  • Wir empfehlen grundsätzlich eine intensivierte Mundpflege.

Intensivierte Mundpflege

  • Benutzen Sie zur Zahnpflege eine weiche Zahnbürste.
  • Verwenden Sie keine aromatisierte, aber fluorierte Zahnpasta.
  • Verwenden Sie Zahnseide, Interdentalbürstchen und Munddusche sehr vorsichtig (können jetzt zu Verletzungen des Zahnfleisches führen).
  • Fluoridierung der Zähne mittels Schiene und Fluoridgel entsprechend ärztlicher Empfehlung
  • Tragen Sie Ihre Zahnprothese nur kurz zum Essen oder in Gesellschaft, nicht dauerhaft.
  • Verwenden Sie Mundspülungen ohne aggressive Inhaltsstoffe.
  • Spülen Sie den Mund nach jeder Nahrungsaufnahme, mindestens sechsmal täglich 2 - 3 Minuten.
  • Befeuchten Sie den Mund regelmäßig (mit Wasser allein oder Wasser mit Kochsalz, auch milder Tee ist geeignet; kein aromatisiertes, saures oder alkoholhaltiges Mundwasser).
  • Verwenden Sie zur Lippenpflege Fettcreme.
  • Verzichten Sie auf Lippenpflegestifte, da diese Glycerin enthalten und somit nachhaltig austrocknend wirken.

Wichtig: Ihr Zahnarzt muss wissen, dass Sie bestrahlt werden. Nur wer von Ihrer Bestrahlung weiß, kann Sie richtig behandeln.

Auch wenn Sie es nicht bemerken, so wird sich infolge der Strahlenbehandlung die Durchblutung des Kieferknochens verschlechtern. Diese Nebenwirkung bleibt langfristig bestehen und führt dazu, dass der Kieferknochen deutlich anfälliger für Entzündungen wird.

Informieren Sie deshalb Ihren Zahnarzt bei jedem Besuch über die erfolgte Bestrahlung, auch wenn diese schon mehrere Jahre zurückliegt. Dies ist besonders dringend bei einer Wurzelbehandlung oder beim Ziehen eines Zahnes notwendig, da Ihr Zahnarzt gewisse Vorsichtsmaßnahmen wie zum Beispiel die Gabe von Antibiotika erwägen muss.

Probieren Sie Zungen-Qigong

Der Speichelfluss kann durch die Übung „Zunge rollen“ aus dem Qigong angeregt werden.

  • Setzen Sie die Zungenspitze hinter den Schneidezähnen an die Nahtstelle von Zahn und Zahnfleisch an.
  • Rollen Sie mit ganz leichtem Druck Zahn für Zahn ab, nach hinten, nach unten, ganz herum, viermal, dann ebenso oft in die andere Richtung.
  • Machen Sie anschließend dasselbe von außen (vor den Schneidezähnen), jeweils vier Runden rechts und linksherum.

Durch die Speicheleindickung ist die Selbstreinigung des Mundes erheblich vermindert, sodass die Zähne in dieser Zeit besonders kariesanfällig sind. Reinigen Sie Ihre Zähne nach jeder Mahlzeit und halten Sie Ihre Mundschleimhaut feucht.

Förderschwerpunkte - Patientenleitlinie

Patientenleitlinie Supportive Therapie

Was Sie gegen Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung tun können, finden Sie in der Patientenleitlinie „Supportive Therapie“.

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Chemotherapie bei Rachenkrebs und Kehlkopfkrebs

Es kann sein, dass mit der Operation von Rachenkrebs bzw. Kehlkopfkrebs nicht alle Krebszellen entfernt werden konnten – entweder, weil bereits einige über die Lymph- oder Blutbahn im Körper verstreut sind oder weil sich bereits Tochtergeschwülste in entfernten Organen gebildet haben. Dann wird Ihr Arzt Ihnen eine ergänzende (adjuvante) Chemotherapie empfehlen.

Im fortgeschrittenen Stadium von Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs kann die Erkrankung durch eine Operation vielleicht nicht mehr geheilt werden. Außerdem können nach der Operation manchmal erneut Tumorabsiedelungen festgestellt werden. In diesen Fällen kann eine Chemotherapie die Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung erhöhen.

In der Behandlung von Rachen- und Kehlkopftumoren spielt die Chemotherapie besonders in Verbindung mit der Strahlentherapie eine wichtige Rolle. Das gilt besonders für eine primäre Strahlenbehandlung lokal fortgeschrittener Tumore in Mundhöhle, Rachen und Kehlkopf. In den letzten Jahren wird sie aber auch zunehmend zusammen mit der Strahlentherapie nach Operationen ausgedehnter Tumore eingesetzt. Bei Tumoren, die bereits Tochtergeschwülste außerhalb des Kopf-Hals-Bereiches gebildet haben, spielt die systemische Chemotherapie ebenfalls eine wesentliche Rolle in der Behandlung, dann in der Regel als alleinige Therapie.

Neben klassischen Chemotherapeutika – wie zum Beispiel dem Medikament Cisplatin – kann bei der systemischen Therapie von Kopf-Hals-Tumoren auch eine zielgerichtete Therapie mit dem Medikament Cetuximab erfolgen. Diese kann ebenfalls mit einer Strahlentherapie oder bei alleiniger Chemotherapie auch mit dieser kombiniert werden. Zudem kann auch alternativ oder zusätzlich zur Chemotherapie eine Immuntherapie mit sog. Checkpoint-Inhibitoren erfolgen. Welche Therapeutika bei der systemischen Therapie zum Einsatz kommen, wird bei jedem Betroffenen individuell entschieden. Dabei spielen zum Beispiel der Allgemeinzustand sowie mögliche Nebenerkrankungen eine Rolle.

Immuntherapie bei Rachenkrebs und Kehlkopfkrebs

Die Immuntherapie wird bei Rachenkrebs bzw. Kehlkopfkrebs wie die Chemotherapie vorwiegend dann eingesetzt, wenn sich Tumorzellen bereits über die Lymph- oder Blutbahn im Körper ausgebreitet und dadurch Tochtergeschwülste in entfernten Lymphknoten oder anderen Organen gebildet haben.

Bei der Immuntherapie können Mechanismen der körpereigenen Abwehr zur Krebsbehandlung genutzt werden. Dafür kommen spezielle Antikörper, sogenannte (Immun-)Checkpoint-Hemmer zum Einsatz. Diese sind in der Lage, in der Zelle an bestimmten Kontrollstellen anzudocken, und bewirken so, dass das Immunsystem stärker auf Krebszellen reagiert und diese angreifen kann.

Aufgabe dieser Schaltstellen ist es normalerweise, eine überschießende Reaktion des Immunsystems zu verhindern. Manche Tumoren nutzen das jedoch aus und aktivieren diese Bremsen gezielt, um sich vor der Abwehr zu verstecken. Immun-Checkpoint-Hemmer entfesseln das Immunsystem, sodass Krebszellen aus eigener Kraft bekämpft werden können.

Allerdings wirken Checkpoint-Hemmer nicht ausschließlich gegen Krebszellen. Denn die damit entfesselte körpereigene Abwehr beginnt nun, auch auf andere Zellen im Körper zu reagieren und greift unter Umständen körpereigenes Gewebe an (Autoimmunreaktion). Das kann zu teils schweren Nebenwirkungen führen.

Checkpoint-Hemmer können einzeln eingesetzt werden (Monotherapie) oder kombiniert mit einer Chemotherapie. Da sie Nebenwirkungen auslösen können, dürfen sie nur mit größter Sorgfalt eingesetzt werden und Wirkungen und Nebenwirkungen müssen ständig kontrolliert werden. Nur erfahrene Ärzte sollten Immuntherapien durchführen.

Beachten Sie bitte: Wenn Sie Beschwerden bemerken, suchen Sie bitte umgehend Ihren behandelnden Arzt auf. Nebenwirkungen, die frühzeitig erkannt werden, sind in der Regel gut zu behandeln.

Nebenwirkungen können auch noch Monate nach der letzten Gabe der Immuntherapie von Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs auftreten. Falls Sie Anzeichen bemerken oder sich nicht gut fühlen, suchen sie umgehend einen Arzt auf.

Obwohl wissenschaftliche Untersuchungen sich intensiv mit dem Thema befasst haben, konnte sich bisher noch nicht klären lassen, ob und in welchem Umfang eine Immuntherapie Spätfolgen nach sich zieht. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und wägen Sie gemeinsam das Risiko solcher Spätfolgen gegen den Nutzen einer Immuntherapie ab. Dabei ist natürlich wichtig zu bedenken, inwieweit in Ihrem Fall der Einsatz der Immuntherapie Ihre Heilungs- und Überlebenschancen verbessern kann.

Wie läuft die Immuntherapie ab?

Die Immuntherapie bei Kehlkopfkrebs bzw. Rachenkrebs erfolgt meist ambulant, kann aber bei besonderen Gründen oder der Kombination mit einer Chemotherapie in Einzelfällen auch stationär durchgeführt werden.

Sie erhalten die Medikamente in mehrwöchigen Abständen, die als Therapiezyklen bezeichnet werden. Sie erhalten die Medikamente als Flüssigkeit in eine Vene (Infusion). Von dort verteilt der Blutkreislauf sie in den gesamten Körper.

Während der Immuntherapie werden verschiedene Blutwerte regelmäßig kontrolliert, da die Medikamente auch Ihre Organfunktionen beeinträchtigen können. Unter der Immuntherapie kann der Rachentumor bzw. Kehlkopftumor – auch wenn Sie auf die Therapie ansprechen – in den ersten Wochen der Therapie größer werden, bevor er sich zu verkleinern beginnt. Bei stabilem Gesundheitszustand kann Ihr Arzt die Immuntherapie dennoch zunächst fortsetzen. Sie müssen dann aber kurzfristig erneut untersucht werden, um zu überprüfen, ob Sie auf die Therapie ansprechen.

Lindernde (palliativmedizinische) Behandlung

Ist der Rachenkrebs bzw. Kehlkopfkrebs so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr heilbar ist, kann die lindernde (palliative) Behandlung für die Betroffenen noch sehr viel tun, damit es ihnen in der ihnen verbleibenden Lebenszeit gutgeht.

Schmerztherapie bei Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs

Viele Betroffene mit Rachen- oder Kehlkopfkrebs leiden unter Schmerzen. Bei ihnen hat die Schmerztherapie Vorrang. Sie erfolgt am besten unter der Aufsicht eines darauf spezialisierten Arztes.

Gut zu wissen: Die moderne Medizin bietet heute zahlreiche und sehr wirksame Möglichkeiten, Betroffene dauerhaft von ihren Schmerzen zu befreien und ihre Lebensqualität damit wesentlich zu verbessern. Angst vor Schmerzmitteln und eventuell auftretenden Nebenwirkungen brauchen Sie nicht zu haben.

Ausführliche Informationen zur Therapie von Schmerzen bei Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs erhalten Sie im Text Schmerzen bei Krebs.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Neben schulmedizinischen Therapieoptionen werden zur Behandlung von Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs auch komplementäre und alternative Methoden angeboten. Wo die Unterschiede zwischen diesen beiden Begriffen sind und auf was Sie bei diesen Verfahren achten sollten, erfahren Sie im Text „Unkonventionelle Behandlungsmöglichkeiten“.

Wiederherstellung des Sprechvermögens nach Kehlkopfentfernung

Damit Betroffene, denen der Kehlkopf vollständig entfernt werden musste, möglichst schnell wieder Kontakt mit ihren Mitmenschen aufnehmen können, ist es besonders wichtig, dass sie wieder sprechen lernen. Welche Möglichkeiten gibt es dafür?

Betroffene ohne Kehlkopf sind zwar ohne spezielle Hilfen spontan in der Lage, wie vor der Operation mit dem Mund alle üblichen Sprechlautbewegungen auszuführen. Allerdings fehlt der Ton, was etwa dem Flüstern entsprechen würde (Pseudo¬-Flüstersprechen). Dieses Pseudo-Flüstersprechen von Kehlkopflosen können andere jedoch nur verstehen, wenn die Umgebung ruhig ist. Außerdem setzt es voraus, dass der Gesprächspartner in der Lage ist, dem Kranken genau vom Mund abzulesen.

Erfreulicherweise gibt es heute eine Reihe von Möglichkeiten, dem Betroffenen nach Entfernung des Kehlkopfes zu einer Ersatzstimme und damit zu einem verständlichen Sprechen zu verhelfen. Nur eine kleine Zahl von Kehlkopflosen bleibt dauerhaft auf das Pseudo-Flüstersprechen angewiesen und kann dadurch nur sehr eingeschränkt mit der Umwelt Kontakt aufnehmen oder halten.

Stellen Sie zusammen mit Ihrem Arzt und eventuell einem Phoniater fest, welche der beschriebenen Möglichkeiten für Sie die beste ist.

Für Kehlkopflose ist es außerordentlich wichtig, dass sie wieder sprechen lernen können. Daher ist dies ein wesentlicher Bestandteil der Rehabilitation.

Sprechen ohne Kehlkopf

  • Sie können eine körpereigene Ersatzstimme bilden.
  • Sie können mit apparativer Hilfe (externe Sprechhilfen) sprechen.

Beginnen Sie mit dem Erlernen einer Ersatzstimme so früh wie möglich, das heißt noch im Krankenhaus in Abhängigkeit vom Zustand der Operationswunde.

Fast immer ist es erforderlich, dass die Ersatzstimmausbildung nach der Entlassung aus der Klinik fortgesetzt wird. Die Ersatzstimmausbildung kann ambulant (in der Klinik) geschehen oder durch einen niedergelassenen Phoniater. Diese Ausbildung kann Ihnen der Facharzt verschreiben. Phoniater sind jedoch selten. Daher wenden sich viele Betroffene an einen Logopäden. Ihr Arzt kann Ihnen hierfür eine Verordnung im Rahmen des Heilmittelkatalogs ausstellen.

Wenn Sie eine Anschlussheilbehandlung (AHB) in Anspruch nehmen, sollte diese Einrichtung eine phoniatrische Behandlungsmöglichkeit anbieten. Erfahrungsgemäß kann bei einer solchen Rehabilitation die Stimmrehabilitation noch intensiver und somit wirksamer durchgeführt werden, als dies unter ambulanten Bedingungen möglich ist.

Mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Krebshilfe veranstaltet der Bundesverband Kehlkopf- und Kopf-Hals-Tumore e. V. auch Lehrgänge für das Erlernen der Ersatzstimme.

Körpereigene Ersatzstimmbildung

Sie können Ihre körpereigene Stimme auf zweierlei Weise wieder ausbilden:

  • Durch Erlernen einer sogenannten Speiseröhrenstimme
  • Mittels operativer Maßnahmen

Hinweis: Das Einüben einer Speiseröhrenstimme ist die am häufigsten angewandte Methode der Ersatzstimmbildung.

Durch Bewegung der Zunge und des Unterkiefers wird die in der Mundhöhle befindliche Luft zurückverlagert. Von hier aus gelangt sie in den oberen Speiseröhrenbereich. Gleichzeitig verschließen sich die tieferen Abschnitte der Speiseröhre, wodurch ein Verschlucken der Luft bis in den Magen verhindert wird. Im oberen Teil der Speiseröhre bildet sich auf diese Weise ein Luftreservoir (Ersatzwindkessel).

Infolge des willkürlichen Impulses zur Stimmgebung treibt die Speiseröhrenmuskulatur die Luft dann wieder in Gegenrichtung heraus und versetzt den Speiseröhreneingang in Schwingungen. In diesem Bereich bildet sich mit zunehmender Übung allmählich ein Wulst aus, der die Funktion der Stimmlippen des entfernten Kehlkopfes übernimmt. Diese sogenannte Pseudo-Stimmritze ermöglicht dann die Bildung stimmhafter Laute.

Bei der Stimmbildung durch operative Maßnahmen wird eine ventilartige Verbindung zwischen Luftröhrenstumpf und oberem Speiseröhrenabschnitt beziehungsweise unterem Rachenbereich hergestellt.

Dieses Ventil, das entweder aus körpereigenem Gewebe (Neoglottis, Fistel, sehr selten Shunt) oder aus Plastikröhrchen mit Ventileinsatz (Stimmprothesen, heute neben der „Speiseröhrensprache“ die bevorzugte Methode der Stimmrehabilitation) besteht, dient der Stimmbildung. Da bei dieser Methode das normale Atemvolumen für die Bildung von Lauten erhalten bleibt, ist im Idealfall die Sprechqualität derjenigen der Speiseröhrenstimme überlegen.

Zum Sprechen muss die Luftröhrenöffnung nach dem Einatmen mit dem Finger abgedichtet werden. Die Ausatmungsluft wird in die obere Schluckstraße, das heißt in den Mund- und Rachenraum gepresst. Die auf diese Weise erzeugte Stimme ist ausreichend laut und das Sprechen gut verständlich.

Es sind verschiedene Stimmprothesen einsetzbar. Spezialkanülen, die das Sprechen ohne Finger ermöglichen sollen, sind zwar bereits vorhanden, sie können aber nicht generell angewendet werden.

In Einzelfällen ist es bereits gelungen, dass Patienten dank Prothese und Spezialkanüle fingerfrei sprechen können. Neuere Operationstechniken ermöglichen sogar eine kanülen- und fingerfreie Stimme.

Auf jeden Fall erfordert diese Form der Ersatzstimmbildung Ihre dauerhafte Mitarbeit, denn das Tracheostoma, die Kanülen und die Prothese müssen regelmäßig gepflegt beziehungsweise gewechselt werden.

Sprechen mit apparativer Hilfe

Wenn Sie die Speiseröhrensprache nicht erlernen können oder das Sprechen mit einer Stimmprothese nicht möglich ist oder nicht gelingt, dann können Sie lernen, mit apparativer Hilfe zu sprechen. Es gibt heute eine Reihe von apparativen Sprechhilfen, die auf sehr unterschiedlichen Wirkprinzipien beruhen. Am weitesten verbreitet sind elektronische Sprechhilfen in Form von elektromechanischen Körperschallgebern. Die von ihnen erzeugten Vibrationen werden durch Anlegen der Geräte an den Hals auf Rachen und Mundhöhle übertragen, wodurch stimmhafte Lautbildungen möglich sind.

Das Sprechen mit elektronischen Sprechhilfen können Sie schnell erlernen und es belastet Sie nur wenig. Die neu auf dem Markt befindlichen elektronischen Sprechhilfen mit Veränderung der Tonlage (Intonation) lassen das Sprechen wesentlich natürlicher und melodischer klingen.

Hinweis: Dennoch ist es normalerweise besser, wenn Sie lernen, eine körpereigene Ersatzstimme auszubilden, weil dieses dem natürlichen Sprechen näherkommt und Sie keine Hilfsmittel dafür brauchen.

Die Erfahrung der Phoniater im Umgang mit Kehlkopflosen zeigt zunehmend, dass es sinnvoll ist, wenn Betroffene möglichst beides erlernen – also sowohl die sogenannte Speiseröhrenstimme ausbilden als auch eine elektronische Sprechhilfe verwenden können. Letztere kann ihnen helfen, in Notfällen, in Stresssituationen, im Krankheitsfall und bei emotionaler Belastung jederzeit sprechbereit zu sein oder auch gelegentlich nach der Operation, bis sie die körpereigene Ersatzstimmbildung gelernt haben. Immer mehr Phoniater sprechen sich deshalb dafür aus, dass Kehlkopflose beide Formen der Ersatzstimmgebung erlernen sollten. In welcher Reihenfolge entscheiden auf jeden Fall der Betroffene, der Arzt und der behandelnde Phoniater gemeinsam. Nichtsdestotrotz ist die Methode der Wahl heute der Einsatz von Stimmprothesen.

HME-Filter

Weiterhin ist in diesem Zusammenhang die tracheopulmonale Rehabilitation zu erwähnen. Hierbei wird über einen Wärme- und Feuchtigkeitswechsler (HME) das Klima in der Luftröhre nach Anlage eines dauerhaften Tracheostomas eingestellt. Diese HMEs bestehen aus einem Filter, der auf die Kanüle aufgesetzt wird. Hierdurch kommt es zu einem notwendigen Schutz der Luftröhreninnenauskleidung, die aus speziellen Zellen mit kleinen Härchen besteht. Diese Zellen sorgen für eine ständige Reinigung und Befeuchtung der Luftröhre. Wenn die Luft ungefiltert kalt und trocken direkt eingeatmet wird, kann dies die Zellen dauerhaft zerstören und unter anderem auch Entzündungen hervorrufen. Durch den HME-Filter steigt also nachweislich die Lebens- und Stimmqualität.

Der Alltag verändert sich nach Kehlkopfkrebs / Rachenkrebs

Menschen ohne Kehlkopf werden feststellen, dass der Alltag nach Kehlkopfkrebs manch neue Anforderungen an sie stellt. Gestützt auf die Erfahrungen Betroffener möchten wir Ihnen einige Ratschläge und Tipps geben, die Ihnen helfen sollen, damit fertig zu werden.

Da Sie nicht mehr durch Nase und Mund, sondern direkt durch das Tracheostoma atmen, wird die einströmende Luft nicht mehr vorgereinigt und erwärmt; sie gelangt je nach den äußeren Bedingungen kalt, trocken, feucht und unrein in die Lungen. Schützen Sie das Tracheostoma deshalb so gut wie möglich. Die Trachealschleimhaut darf nicht austrocknen, es muss insbesondere auch die Bildung von Borken vermieden werden. Lassen Sie sich vom HNO-Facharzt beraten, ob Inhalieren für Sie sinnvoll und hilfreich ist. Positive Eigenschaften zeigen in diesem Zusammenhang auch HME-Filter.

Für Kehlkopflose am günstigsten sind Räume mit einer Luftfeuchtigkeit von zirka 60 Prozent. Ein Hygrometer kann Ihnen den Wert anzeigen; durch einen Luftbefeuchter lässt sich die Feuchtigkeit im Raum regulieren. Statten Sie Ihre Heizkörper mit Verdampfern aus.

Um eventuellen Schleim abzuhusten, atmen Sie tief ein und halten Sie mit einem Papiertaschentuch das Tracheostoma zu. Dieses Zuhalten entspricht dem Schließen des Kehlkopfes. Zum Abhusten halten Sie das Taschentuch kurz vor das Stoma und fangen Sie den Auswurf darin auf.

Für Kanülenträger gilt das Gleiche in entsprechender Form. Hier ist es angebracht, die Kanüle festzuhalten, damit sie beim Abhusten nicht zu stark an der Schleimhaut der Luftröhre scheuert. Wenn das Abhusten anfangs noch nicht gelingt, können Sie den Hustenschleim auch mit einem Plastikschlauch über ein Absauggerät entfernen. Das Gerät sollte aber nur dann benutzt werden, wenn dies unbedingt erforderlich ist.

Wichtig: Zu häufiges Absaugen schädigt die Schleimhäute.

Der erste Niesreiz nach der Entfernung des Kehlkopfes ist für jeden Betroffenen überraschend, denn die Nase juckt, aber das befreiende Niesen findet nur in Form des Abhustens statt. Besonders unangenehm für Kehlkopflose ist ein Schnupfen; das Nasensekret auszuschneuzen, gelingt nur mit einiger Übung.

Reinigung von Tracheostoma und Kanülen

Reinigen Sie das Tracheostoma möglichst morgens und abends, am besten mit einem feuchten, lauwarmen Mull- oder Waschlappen. Benutzen Sie keine Seife; sie kann Hautreizungen oder Hustenreiz auslösen. Verwenden Sie außerdem keine Watte. Das Risiko, dass Sie danach feinste Fasern einatmen, ist nicht ganz auszuschließen. Pflegen Sie Ihre Haut mit Creme oder Salbe.

Kanülenträger müssen Innen- und Außenkanüle täglich wechseln. Die Innenkanüle muss mindestens drei- bis viermal täglich, im Bedarfsfall auch öfter gereinigt werden, am besten mit einer Flaschenbürste und unter fließendem warmem Wasser. Wenn Sie Silberkanülen verwenden, müssen Sie beide Teile nach der Vorreinigung zirka 30 Minuten lang auskochen. Danach entfernen Sie eventuelle Kalkreste und bereiten die Kanülen für den nächsten Wechsel vor.

Hinweis: Bei gereizter oder wunder Schleimhaut kann der Arzt spezielle weiche Kanülen verordnen.

Weitere Tipps für Kanülenträger

  • Nur Silber(Neusilber)-Kanülen werden ausgekocht, Plastikkanülen nicht.
  • Die Plastikkanüle wird mit lauwarmem Wasser und einer Flaschenbürste vorgereinigt und anschließend für zirka 24 Stunden in ein Alkoholbad (Alkoholgehalt mindestens 70 Prozent) gelegt.
  • Zur Reinigung beider Kanülenarten kann ein entsprechendes Desinfektionsmittel benutzt werden. Nach dem Desinfektionsbad sollte die Kanüle – wie oben beschrieben – in ein Alkoholbad gelegt werden.
  • Wichtig ist, dass die Kanüle vollkommen trocken, das heißt frei von Desinfektionsmittelresten ist, bevor sie eingeführt wird.
  • Vor dem Einführen kann die Kanüle von außen beispielsweise mit etwas Gel angefeuchtet werden, um das Einführen zu erleichtern.

Körperreinigung mit Tracheostoma

Achten Sie beim Duschen und Baden darauf, dass weder Wasser noch Seifenschaum in das Tracheostoma eindringt. Bewegliche Handduschen sind starren Wandduschen vorzuziehen.

Die Badewanne muss rutschfest sein, und Sie sollten beim Baden aufrecht sitzen, da im Liegen Wasser in die Luftröhre eindringen könnte. Wenn dies trotz aller Vorsicht doch einmal geschieht, müssen Sie sich sofort kopfüber über den Wannenrand beugen und das Wasser abhusten.

Die Haare waschen Sie am besten mit über die Wanne gebeugtem Oberkörper mit der Handdusche. Zum Rasieren empfiehlt sich ein Schutzlätzchen, insbesondere bei Trockenrasur.

Wichtig: Vermeiden Sie unbedingt das Eindringen von feinen Barthärchen in das Tracheostoma, denn starker, anhaltender Hustenreiz kann die Folge sein.

Essen und Trinken ohne Kehlkopf

Im Allgemeinen können Sie auch ohne Kehlkopf normal essen und trinken. Es ist jedoch möglich, dass Sie zumindest zeitweise operations- und / oder strahlenbedingt Schwierigkeiten beim Schlucken haben. Bevorzugen Sie in diesem Fall flüssige Nahrung.

Wichtig: Kauen Sie auf jeden Fall gründlich und schlucken Sie nur möglichst kleine Stückchen.

Bei trockenem Fleisch oder Brot kann es passieren, dass ein Stück stecken bleibt. Dann ist es wichtig, dass Sie ruhig bleiben und versuchen, das Stück durch Würgebewegungen wieder herauszubekommen oder hinunterzuschlucken. Treten Schluckschwierigkeiten häufiger oder neu auf, gehen Sie zu Ihrem behandelnden Arzt, damit er die Ursache abklären kann.

Achtung: Seien Sie vorsichtig bei heißen Speisen und Getränken! Ohne Kehlkopf können Sie diese durch Pusten oder Schlürfen nicht abkühlen.

Nach der Operation ist Ihr Geschmacksempfinden meist gut erhalten, sodass Sie Essen und Trinken auch weiterhin genießen können. Allerdings werden Sie nicht mehr so gut riechen können wie früher, weil die Riechnerven der Nase durch die veränderte Atmung direkt in die Luftröhre nicht mehr von der Atemluft berührt werden.

Hilfsmittel für Kehlkopflose

Zahlreiche Hilfsmittel erleichtern kehlkopflosen Betroffenen die Folgen ihrer Operation. Ihr Arzt kann Ihnen diese – soweit erforderlich – verordnen. Die Kosten tragen die Krankenkassen.

Hilfsmittel für Kehlkopflose
Trachealkanülen Sie können aus Metall oder Kunststoff sein und dienen dazu, die Luftröhrenöffnung offen zu halten und Sekretabsonderungen abzuleiten. Kanülen aus Silber oder Neusilber sind fester, lassen sich besser sterilisieren und haben eine geringe Wandstärke. Plastikkanülen haben den Vorteil, dass sie die Schleimhaut der Luftröhre weniger stark mechanisch und chemisch reizen. Am günstigsten und angenehmsten für den Betroffenen ist es, wenn er bei ausreichend weiter, stabiler Luftröhrenöffnung zeitweise oder ganz auf das Tragen einer Kanüle verzichten kann.
Kanülen-Reinigungsset Es erleichtert die tägliche Reinigung sowie die Desinfektion der Kanülen; dadurch lässt sich die Infektionsgefahr verringern.
Tracheokompressen Sie werden unter der Trachealkanüle getragen und saugen die aus der Luftröhre austretenden Sekretabsonderungen auf.
Schutzlätzchen (Billroth-Batist-Lätzchen) Sie verhindern, dass die Kompressen bei besonders starker Sekretabsonderung durchweichen; sie sind mehrfach wiederverwendbar.
Tracheostoma-Schutzartikel (Lätzchen, Tücher, Rollis) Sie halten Staub- und Schmutzpartikel, Insekten und andere Fremdkörper ab, die wegen der fehlenden Schutzfunktion von Nase, Mund und Rachen durch das Tracheostoma in die Luftröhre gelangen können. Zugleich erwärmen sie die eingeatmete Luft bis zu einem gewissen Grad.
Elektrische Absauggeräte Kann der Betroffene sein zeitweise zähes Sekret aus der Lunge und Luftröhre nicht selbstständig abhusten, benötigt er eine Absaughilfe. Dazu eignet sich ein elektrisches Absauggerät, dessen Schlauch durch die Halsöffnung – meist über die Kanüle – in die Luftröhre eingeführt wird.
Inhalationsgeräte Inhalieren beugt Entzündungen und Verborkungen der oberen und unteren Luftwege vor. Feuchtwarm-Inhalationen können außerdem angetrocknetes Sekret wieder lösen. Vermeiden Sie austrocknende Inhalate (zum Beispiel Kamille).
Wasserschutzgeräte Sie schützen das Tracheostoma vor eindringendem Wasser. Sie bestehen in der Regel aus einer Spezialkanüle, die durch ein Schlauchsystem mit einem Mundstück verbunden ist. Auf diese Weise kann der Betroffene durch die Nase über das Schlauchsystem in der Halsöffnung atmen. Es gibt speziell zugelassene Schwimmmeister, die Kehlkopflose im Gebrauch der Wasserschutzgeräte unterweisen.
Elektronische Sprechhilfen Sie sind für Kehlkopflose gedacht, die keine Ersatzstimme erlernen können. Den Umgang mit diesem Gerät lernt der Betroffene beim Logopäden.

Der Bundesverband Kehlkopf- und Kopf-Hals-Tumore e. V. kann Ihnen Hinweise geben, wo Sie die oben aufgelisteten Hilfsmittel erhalten.

Erste Hilfe bei Kehlkopflosen

Die Erste Hilfe für Kehlkopflose unterscheidet sich aufgrund der veränderten anatomischen Gegebenheiten in einigen wesentlichen Punkten von den allgemeinen Regeln. Beispielsweise kann die Mund-zu-Mund beziehungsweise Mund-zu-Nase-Beatmung nicht angewendet werden, sie ist sogar gefährlich, weil Speiseröhre und Magen rasch überbläht werden können.

Im Notfall müssen Mund und Rachen von Kehlkopflosen nicht von Erbrochenem oder Blut befreit werden, da die Gefahr des Erstickens auf diesem Wege nicht gegeben ist.

So erkennen Sie Atemnot von Kehlkopflosen

  • Starkes Ziehen nach Luft mit entsprechendem Atemgeräusch
  • Unregelmäßige Atmung (flache schnelle Atemzüge, tiefe Atmung mit langen Zwischenräumen)
  • Blauverfärbung der Lippen und der Fingernägel
  • Unruhe und Angst
  • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (Brust- sowie Bauchmuskeln, die das Ein- und Ausatmen unterstützen)

Diese Maßnahmen können dem Betroffenen helfen

  • Tracheostoma freilegen und reinigen
  • Aber Trachealkanüle nicht entfernen
  • Lagerung nach Wunsch (Sitzposition bringt oft Erleichterung)
  • Unterstützende Beatmung als Mund-zu-Hals-Atemspende im Atemrhythmus des Betroffenen mit oder ohne Hilfsgerät

Bei Atemstillstand ist rascheste Hilfe geboten

  • Patienten auf den Rücken lagern
  • Hals freilegen
  • Bluse oder Hemd weit öffnen
  • Hals durch Schulterunterlage überstrecken
  • Tracheostoma reinigen, Kanüle aber nicht entfernen
  • Mit der Mund-zu-Hals-Atemspende beginnen

Das eigentliche Problem liegt darin, dass der Helfer rasch erkennen muss, ob die Kanüle verlegt ist, zum Beispiel durch eingetrocknetes Sekret. Dies kommt besonders anfangs nicht selten vor. Beim Kehlkopflosen ist das Entfernen der Kanüle im Allgemeinen wenig problematisch, da generell die Öffnung in den Hals eingenäht und mit Haut ausgekleidet ist. Die Tracheostomaöffnung kann bei manchen Kehlkopflosen nach Entfernen der Kanüle enger werden, die Kanüle sollte deshalb nicht zu lange entfernt bleiben.

Anders kann die Situation bei Betroffenen sein, die aus anderen Gründen eine vorübergehende (zum Beispiel Kehlkopfschwellung, Lungenprobleme) oder dauernde (zum Beispiel Stimmbandlähmung beidseits, Zustand nach ausgedehnter Kehlkopfteilresektion) Öffnung der Luftröhre bei vollständig oder teilweise erhaltenem Kehlkopf haben. Sobald die Halsöffnung mit der Außenhaut vernäht ist, lässt sich in der Regel die Kanüle wieder ohne große Schwierigkeiten und Risiken für den Betroffenen einführen. Besteht jedoch zwischen Luftröhre und Halsöffnung ein Wundschacht, der nicht von Halshaut ausgekleidet ist, kann das Entfernen gefährlich sein, die Öffnung kann sich schnell wieder verschließen und das Auffinden der Luftröhrenöffnung sehr schwierig oder unmöglich sein.

Wenn die Situation nicht abgeschätzt werden kann, gilt

  • Kanüle in der Halsöffnung belassen
  • Durchgängigkeit der Kanüle prüfen (mit Absaugschlauch)
  • Atemspende über die Kanüle beginnen
  • Innere Kanüle entfernen, wenn die Beatmung erschwert ist
  • Äußere Kanüle dann entfernen, wenn trotz Herausnahme des Innenstückes keine ausreichende Beatmung möglich ist

Wenn ein Beatmungstrichter zur Verfügung steht

  • Trichter und Stutzen zusammensetzen
  • Trichter direkt über die Halsöffnung beziehungsweise die Trachealkanüle setzen
  • Stutzen umfassen und mit dem Trichter gegen die Weichteile drücken, bis eine vollständige Abdichtung erreicht ist
  • Luft einblasen; bei erfolgreicher Atemspende hebt sich der Brustkorb
  • Mundstück freigeben und Ausatmungsluft entweichen lassen; der Brustkorb senkt sich
  • Weiterbeatmen (zwölf Mal pro Minute)

Rehabilitation und Nachsorge

Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung nach Kehlkopf bzw. Rachenkrebs. Rehabilitationskliniken, Fach- und Hausarzt betreuen und begleiten Betroffene nach der stationären oder ambulanten Akutversorgung. Viele wenden sich zusätzlich auch an eine Selbsthilfegruppe.

Rehabilitation

Wenn Sie die erste Behandlungsphase (Primärbehandlung) des Rachenkrebs bzw. Kehlkopfkrebs – also Operation und / oder medikamentöse Tumortherapie und / oder Strahlentherapie – geschafft haben, beginnt mit der Rehabilitation die nächste Phase.

Jedem Betroffenen soll eine für ihn passende Rehabilitation angeboten werden. Halten die Beschwerden länger an, lassen Sie sich beraten, welche weiteren Rehamaßnahmen für Sie in Frage kommen. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber, ob und wann eine onkologische Rehabilitation für Sie sinnvoll ist.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Text „Rehabilitation".

Selbsthilfegruppen

Sie können bereits während der Behandlungszeit Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufnehmen oder aber erst, wenn Ihre Therapie abgeschlossen ist. Der Bundesverband der Kehlkopf- und Kopf-Hals-Tumore e. V. sowie seine Selbsthilfegruppen am Wohnort und das Selbsthilfenetzwerk Kopf-Hals-M.U.N.D.- Krebs e. V. sind wichtige Ansprechpartner. Hier erhalten Sie Information und konkrete Unterstützung von Betroffenen. Wenn Ihnen Ihr Arzt oder das Pflegepersonal im Krankenhaus bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe nicht helfen kann, wenden Sie sich an das INFONETZ KREBS der Deutschen Krebshilfe.

Sie können sich außerdem an das Haus der Krebs-Selbsthilfe – Bundesverband e. V. wenden. Dieser leitet Sie an die entsprechende Selbsthilfeorganisation oder -gruppe weiter. Die Selbsthilfeverbände, die dem Bundesverband angeschlossen sind, werden von der Deutschen Krebshilfe finanziell unterstützt: Die Arbeit von Betroffenen für Betroffene kann ein wertvoller Baustein zur Bewältigung der Erkrankung und im Genesungsprozess sein.

Nachsorge

Eins der Ziele der Nachsorge bei Rachenkrebs und Kehlkopfkrebs ist es, rechtzeitig zu erkennen, wenn die Krankheit wieder auftritt (Tumorrezidiv). Außerdem soll sie mögliche Begleit- oder Folgeerkrankungen feststellen, um diese zu behandeln, sowie Ihnen bei Ihren körperlichen, seelischen und sozialen Problemen helfen.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Text „Nachsorge“.

Besonderheit: Begleitende strahlentherapeutische Nachschau

Neben der Tumornachsorge (in der Regel durch die HNO oder MKG-Chirurgie – insbesondere bezüglich des Lokalbefundes – und einen Onkologen) wird im Fall einer stattgehabten Strahlentherapie auch Ihr Strahlentherapeut Sie nach Abschluss der Therapie regelmäßig zu einer sogenannten begleitenden strahlentherapeutischen Nachschau einbestellen. Diese ist auch durch die Strahlenschutzgesetzgebung vorgegeben und dient zum Beispiel der Dokumentation und Qualitätssicherung. Ihr Strahlentherapeut wird bei diesen Terminen mit Ihnen den weiteren Verlauf sowie mögliche Spätfolgen der Behandlung besprechen und ggf. versuchen, diese zu behandeln. Nehmen Sie auch diese Termine bei Ihrem Strahlentherapeuten gewissenhaft wahr. Wichtig: Die begleitende strahlentherapeutische Nachschau kann die regelmäßige Tumornachsorge (HNO/MKG/Onkologie) aber keinesfalls ersetzen sondern ergänzt diese.

Die Blauen Ratgeber Rachen- und Kehlkopfkrebs

Unseren blauen Ratgeber Rachen- und Kehlkopfkrebs können Sie auch als PDF herunterladen oder kostenfrei als Broschüre zu sich nach Hause bestellen.

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Weitere Informationen

Letzte Aktualisierung

  • Wissenschaftliche Überarbeitung August 2023

Text und Redaktion

  • Patienteninformation Stiftung Deutsche Krebshilfe

Fachliche Beratung

Prof. Dr. A. Dietz
Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Universitätsklinikum Leipzig
Liebigstr. 10 – 14
04103 Leipzig

Prof. Dr. H. Christiansen
Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Spezielle Onkologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

Stefanie Walter
Bundesverband Kehlkopf- und Kopf-Hals-Tumore e. V.
Thomas-Mann-Str. 40
53111 Bonn

Quellen

Zur Erstellung dieser Broschüre wurden die nachstehend aufgeführten Informationsquellen herangezogen:

  • Krebs in Deutschland für 2017/2018. 13. Ausgabe. Robert Koch-Institut und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Hrsg.), Berlin, 2021
  • Berufliche Rehabilitation: Ihre neue Chance. Deutsche Rentenversicherung Bund, 13. Auflage (4/2018)
  • Mit Rehabilitation wieder fit für den Job. Deutsche Rentenversicherung Bund, 12. Auflage (8/2017)
  • Klinische Studien. Stiftung Deutsche Krebshilfe, 2019
  • Hilfen für Angehörige. Stiftung Deutsche Krebshilfe 2020
  • Ernährung bei Krebs. Stiftung Deutsche Krebshilfe 2020
  • Krebswörterbuch. Stiftung Deutsche Krebshilfe, 2021
  • Sozialleistungen bei Krebs. Stiftung Deutsche Krebshilfe 2023
  • Patientenleitlinie Mundhöhlenkrebs. Eine Leitlinie für Patienten zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Leitlinienprogramm Onkologie 2021

Benötigen Sie Hilfe?

Das INFONETZ KREBS steht Betroffenen nach einer Krebsdiagnose bei! Eine persönliche, kostenfreie Krebsberatung erhalten Sie montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0800 / 80 70 88 77 oder per E-Mail: krebshilfe@infonetz-krebs.de.