KINDERWUNSCH UND KREBS

Eine Krebserkrankung sowie deren Behandlung kann sich in sehr unterschiedlichem Ausmaß auf die spätere Fruchtbarkeit junger Menschen auswirken, von keinerlei Einschränkungen bis hin zur Unfruchtbarkeit. Doch: Viele Menschen können nach einer Krebserkrankung durch vorherige Maßnahmen zum Schutz der Fruchtbarkeit auf natürlichem Weg eine Familie gründen.

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Aufbau und Funktion der Fortpflanzungsorgane

Die Behandlung einer Krebserkrankung ist für die Betroffenen körperlich und seelisch sehr anstrengend. Die notwendigen Therapien sollen die Krebszellen vernichten. Sie greifen aber gleichzeitig in viele Körperfunktionen ein. Dabei schädigen sie Organe und Zellen für eine mehr oder weniger lange Zeit – manchmal auch dauerhaft.

Zu den Organen und Zellen, die beeinträchtigt werden können, gehören auch diejenigen, die für die Fortpflanzung nötig sind, also die Geschlechtsorgane und die Keimzellen. Auch die hormonelle Funktion kann bei bestimmten Behandlungen beeinträchtigt werden.

Weibliche Geschlechtsorgane

Die inneren Geschlechtsorgane (Genitale) der Frau bestehen aus Scheide (Vagina), Gebärmutter (Uterus), Eileitern (Tuben) und Eierstöcken (Ovarien).

Die Eierstöcke sind die weiblichen Keimdrüsen. Sie befinden sich jeweils unterhalb der Eileiter im nahen Kontakt zu den Eileitern. Die Eileiter münden von oben links und rechts in die Gebärmutterhöhle. Jeder Eileiter hat am anderen Ende eine trichterartige Erweiterung. Zur Zeit des Eisprungs umfasst der Eileiter mit diesem Ende den Eierstock, um die befruchtungsfähige Eizelle aufzufangen. Befinden sich zu dieser Zeit Spermien im Eileiter, kann die Eizelle im Lauf des ersten Tages nach dem Eisprung befruchtet werden. Die Eizelle wandert weiter bis in die Gebärmutterhöhle.

Die Eierstöcke haben zwei Aufgaben:

  • In ihnen wachsen aus einem endlichen Vorrat an Keimzellen befruchtungsfähige Eizellen heran.
  • Sie sind die Hauptproduzenten der weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene und Gestagene).

Weiblicher Zyklus

Am ersten Tag der Regelblutung (1. Zyklustag) produziert das Gehirn ein Hormon, das die Eibläschen (Follikel) wachsen lässt: das Follikel-stimulierende Hormon (FSH). Die Eibläschen produzieren daraufhin ein anderes weibliches Hormon, das Östrogen.

Während in der ersten Hälfte des weiblichen Zyklus die Eizelle heranreift, produziert der Eierstock vorwiegend Östrogene. Diese tragen dazu bei, die Gebärmutterschleimhaut aufzubauen. Nach dem Eisprung (ausgelöst durch das Luteinisierende Hormon (LH) in der Zyklusmitte) bildet der sogenannte Gelbkörper im Eierstock zusätzlich zum Östrogen ein Gestagen, das Progesteron. Diese Gelbkörperhormone bereiten die Gebärmutterschleimhaut darauf vor, eine befruchtete Eizelle aufzunehmen. Wenn sich kein Embryo einnistet, werden die obersten Schichten der Schleimhaut abgestoßen – die Schleimhaut blutet ab (Menstruation).

Bereits bei einem neugeborenen Mädchen sind in den beiden Eierstöcken alle Eizellen – in unreifer Form – vorhanden: jeweils zwischen 500.000 und 700.000. Davon reifen von der ersten Periode bis zur Menopause etwa 500 Eizellen heran, die übrigen sterben ab. Etwa um das 50. Lebensjahr haben Frauen ihren Vorrat an Eizellen verbraucht. Dann erfolgt die letzte Menstruation (Menopause).

Männliche Geschlechtsorgane

Zu den männlichen Geschlechtsorganen gehören Penis und Hodensack mit Hoden und Nebenhoden (äußere Geschlechtsorgane) sowie Samenleiter, Samenbläschen und Prostata (innere Geschlechtsorgane).

Die Hoden (Testes) sind die männlichen Keimdrüsen. Jeder Hoden liegt in einer schützenden Hülle, dem Hodensack (Skrotum). Der Hoden produziert ab der Pubertät eines Jungen Spermien. Diese entwickeln sich aus den Stammzellen des Hodens. Stammzellen im Hoden sind die Vorläuferzellen für die Samenzellbildung und bereits vor der Pubertät in den Hoden vorhanden. Sie werden als spermatogoniale Stammzellen bezeichnet, um sie von Stammzellen anderer Organsysteme abzugrenzen. Solange spermatogoniale Stammzellen im Hodengewebe vorhanden sind, können Männer von Beginn der Pubertät an durch Zellteilung immer neue Spermien produzieren. Die Entwicklung der Stammzellen zu Spermien dauert etwa 60 bis 70 Tage.

Der Nebenhoden (Epididymis) liegt dem Hoden halbmondförmig auf. Er besteht aus einem stark gewundenen Gangsystem, in dem die Spermien ausreifen. Das Gangsystem setzt sich in den Samenleiter fort, der auf Höhe der Vorsteherdrüse (Prostata) in die Harnröhre mündet. Der Samenerguss (Ejakulat) besteht zu über 90 Prozent aus Flüssigkeiten der Prostata und der Samenblasen. Die Spermien aus den Hoden mischen sich über den Samenleiter in das Ejakulat.

In der Regel befinden sich in einem Samenerguss bei uneingeschränkter Zeugungsfähigkeit mindestens 39 Millionen Spermien. Als unterer Normalbereich werden rund 15 Millionen Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit angesehen, von denen rund 30 Prozent vorwärts beweglich sein sollten.

Während des Geschlechtsverkehrs gelangen die beweglichen Spermien durch den Samenerguss (Ejakulation) in die Scheide. Sie beginnen ihre Reise über den Gebärmutterhals und die Gebärmutter zu den Eileitern. Hat kurz zuvor ein Eisprung stattgefunden, können die Spermien dort die Eizelle befruchten.

Die Samenzellenproduktion ist somit eine zentrale Aufgabe des Hodens. Eine weitere Aufgabe des Hodens ist es, das männliche Sexualhormon Testosteron zu produzieren. Testosteron ist wichtig für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale, die männliche Behaarung und den männlichen Körperbau, die sexuelle Entwicklung während der Pubertät, das sexuelle Erleben im weiteren Leben, Libido und Potenz, sowie auch für viele Stoffwechselvorgänge zum Beispiel den Knochenstoffwechsel, die Blutbildung und die Beeinflussung des Zucker- und Fettstoffwechsels im Körper.

Auswirkungen von Krebstherapien auf den Kinderwunsch

Die verschiedenen Krebstherapien sind zum Teil nicht 100 Prozent zielgenau und hinterlassen ihre Spuren gelegentlich auch in gesunden Körperzellen und Organen.

Bei einer Operation wird ein Organ oder Gewebe ganz oder teilweise entfernt. Strahlen und Medikamente zerstören die Krebszellen, können aber auch gesunde Zellen angreifen. Das Ausmaß dieser unerwünschten Nebenwirkungen ist abhängig von Art und Dosis der notwendigen Behandlung und von der unterschiedlichen biologischen Empfindlichkeit der Organe und Gewebe, die in Mitleidenschaft gezogen werden.

Je nach Krebsart und Behandlung können daher auch die Organe und Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden, die für die Fruchtbarkeit entscheidend sind. Ein nachhaltiger Verlust von Keimzellen wird eine Empfängnis / Zeugung auf natürlichem Weg unmöglich machen. Dem gegenüber steht die potenzielle Chance, vorsorglich Keimzellen und Fortpflanzungsorgane bestmöglich zu schützen.

Gut zu wissen: Mithilfe dieser vorsorglichen Maßnahmen besteht eine realistische, individuell unterschiedlich große Chance für eine leibliche Elternschaft.

Auch wenn Ihnen im Augenblick des Schocks aufgrund der Diagnose Krebs das Thema Kinderwunsch möglicherweise nicht sofort in den Sinn kommen sollte: Lassen Sie sich ermutigen, in die Zukunft zu schauen. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Ihre Krebsbehandlung Auswirkungen auf Ihre Fruchtbarkeit haben kann.

Wenn Ihr Arzt Ihnen keine zuverlässige Auskunft geben kann, fragen Sie einen Spezialisten. Mit ihm können Sie besprechen, was Sie tun können, damit Sie später eine Familie gründen können oder weitere Kinder bekommen können. Adressen und Ansprechpartner finden Sie beim FertiPROTEKT Netzwerk e.V. oder bei der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA).

Auswirkungen einer Chemotherapie auf den Kinderwunsch

Eine Chemotherapie zerstört Zellen, die sich schnell teilen. Die Medikamente (Zytostatika), die dabei zum Einsatz kommen, greifen in die Zellteilung ein. Dadurch hindern sie die Zellen daran, weiter zu wachsen. Der Blutkreislauf verteilt die Medikamente im ganzen Körper (systemische Therapie). Das hat allerdings den Nachteil, dass sie auch gesunde Gewebezellen angreifen, die sich oft teilen. Dazu gehören zum Beispiel die Schleimhaut- und Haarwurzelzellen.

Bestimmte Chemotherapeutika greifen auch die Keimzellen, also Eizellen und Samenzellen, an. Wie stark die Zytostatika diese Zellen schädigen, hängt davon ab, wie hoch die verabreichte Dosis ist. Und auch wie genau die Medikamente wirken spielt eine Rolle.

Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit nach Chemotherapie bei Frauen

Bei der Fruchtbarkeit nach Chemotherapie bei Frauen spielt das Alter zu Beginn der Therapie eine Rolle: Je älter eine Frau ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie durch die Chemotherapie unfruchtbar wird. Das liegt insbesondere daran, dass mit steigendem Alter immer weniger Eizellen zur Verfügung stehen. Eine Chemotherapie verringert diese Zahl zusätzlich, sodass die Fruchtbarkeit nach Chemotherapie bei Frauen eingeschränkt ist.

Hinzu kommt die individuelle Fruchtbarkeit der Frau vor der Krebserkrankung beziehungsweise der Therapie. War die Fruchtbarkeit schon vor der Erkrankung eingeschränkt, so steigt das Risiko einer verringerten Fruchtbarkeit nach Chemotherapie bei Frauen.

Hinweis: Das Risiko, dass Sie sich nach einer Chemotherapie keinen Kinderwunsch auf natürlichem Wege mehr erfüllen können, hängt also von mehreren Faktoren ab: von dem Medikament, das Sie bekommen, von der verabreichten Dosis, von Ihrem Alter sowie dem Status Ihrer Fruchtbarkeit vor der Krankheit beziehungsweise vor der Chemotherapie.

Es besteht jedoch ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt, wenn sie während einer Chemotherapie schwanger werden. Daher sollten Sie während einer Chemotherapie keine Schwangerschaft planen, sowie mit einer Schwangerschaft nach Chemotherapie bis zu zwölf Monate warten.

Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit nach Chemotherapie beim Mann

Die Fruchtbarkeit nach Chemotherapie bei einem Mann kann eingeschränkt sein. Besonders sogenannte Alkylantien greifen die Samenzellen bei einer Chemotherapie an. Aber auch andere Zytostatika, wie Carboplatin oder Cisplatin, die beispielsweise zur Behandlung von Hodenkrebs eingesetzt werden, beeinträchtigen die Spermienproduktion und führen so zu einer eingeschränkten Fruchtbarkeit nach Chemotherapie beim Mann.

Wie hoch das Risiko einer dauerhaften Zeugungsunfähigkeit nach einer Chemotherapie ist, hängt von der verabreichten Medikamentenmenge ab. Neue Spermien entstehen, indem sich vorhandene Samenstammzellen teilen. Daher kann der Körper nur dann Spermien produzieren, wenn zumindest noch einige wenige Stammzellen vorhanden sind. Wurden durch die Chemotherapie jedoch alle diese Zellen zerstört, kann der Körper keine neuen mehr bilden. Die Folge: Die Fruchtbarkeit nach Chemotherapie beim Mann ist verloren, er kann keine Kinder mehr zeugen.

Das Ejakulat sollte daher zwölf Monate nach abgeschlossener Chemotherapie erneut untersucht werden. Sind wieder Spermien vorhanden, besteht kein erhöhtes Risiko für eine geplante Schwangerschaft und das Kind. Finden sich keine Spermien im Ejakulat, sind regelmäßige Kontrollen sinnvoll: Die Spermienproduktion kann sich auch Jahre nach der Chemotherapie noch regenerieren.

Hinweis: Eine genauere Einschätzung der Fruchtbarkeit nach Chemotherapie beim Mann erhalten Sie in entsprechenden andrologischen oder urologischen Abteilungen sowie in reproduktionsmedizinischen Zentren, wo unter anderem ergänzende Hormonuntersuchungen gemacht werden.

Auswirkungen einer Strahlentherapie auf den Kinderwunsch

Wird ein Tumor mit einer Strahlentherapie (Radiotherapie) behandelt, sollen Strahlen die Tumorzellen abtöten und den Betroffenen heilen. Die Bestrahlung wirkt nur dort, wo die Strahlen auf das Gewebe treffen. Findet die Strahlentherapie allerdings im Bauch- oder Beckenbereich statt, können auch die Eierstöcke beziehungsweise Hoden und somit die Ei- oder Samenzellen erfasst werden und geschädigt werden.

Auswirkungen einer Strahlentherapie bei Frauen

Bei den Auswirkungen einer Strahlentherapie auf den Kinderwunsch spielt das Alter der Frau eine Rolle: Bei einer jungen Frau sind noch mehr Eizellen in den Eierstöcken vorhanden als bei einer älteren. Werden nun durch die Bestrahlung im Beckenbereich einige Eizellen zerstört, bleiben oft noch genügend für eine spätere Schwangerschaft übrig.

Hinweis: Je weniger Eizellen zum Zeitpunkt der Strahlentherapie vorrätig sind, desto größer ist das Risiko, dass die Strahlen alle Eizellen schädigen und die Frau unfruchtbar wird.

Aber auch die Strahlendosis spielt eine Rolle für die Auswirkungen der Strahlentherapie auf den Kinderwunsch: Bei einer Strahlendosis von < 1,5 Gray ist nicht mit einer für die Fruchtbarkeit relevanten Beeinträchtigung zu rechnen. Bei einer Bestrahlung von 2 Gray kann man davon ausgehen, dass etwa die Hälfte des Eierstockgewebes geschädigt wird. 14 Gray oder mehr zerstören bei einer etwa 30-jährigen Frau mit hoher Wahrscheinlichkeit alle Eizellen.

Es kann vorkommen, dass die Eierstöcke im Strahlenfeld liegen, wenn benachbarte Organe bestrahlt werden – etwa bei Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) oder bei einem Weichteiltumor (Sarkom) im Becken. Dann besteht die Möglichkeit, die Eierstöcke im Rahmen einer Bauchspiegelung aus dem Strahlenfeld heraus zu verlegen. Mehr erfahren Sie im Kapitel "Verlegung der Eierstöcke".

Auswirkungen einer Strahlentherapie bei Männern

Grundsätzlich kann das Hodengewebe bei verschiedenen Strahlentherapien von Streustrahlung getroffen werden. Wie sehr die Strahlentherapie die Zeugungsfähigkeit und damit den Kinderwunsch beeinflusst, hängt von der Strahlendosis ab. Grundsätzlich werden die Stammzellen des Hodens weniger geschädigt, wenn die gesamte Strahlenmenge bei einer einzigen Bestrahlung auf das Gewebe trifft. Wird die Strahlendosis auf mehrere Sitzungen aufgeteilt, schädigt dies die Stammzellen stärker – auch wenn die Strahlenmenge je Sitzung niedriger ist. Muss Hodengewebe direkt bestrahlt werden, verliert der Hoden in aller Regel seine gesamten Stammzellen und somit die Fähigkeit, Spermien zu produzieren. Eine dauerhafte Unfruchtbarkeit ist die Folge.

Auswirkungen von Operationen auf den Kinderwunsch

Je nachdem, wie umfangreich eine Operation bei Krebs war, kann sie unterschiedliche Beschwerden verursachen. Unter anderem können sich Eingriffe bei Gebärmutterhalskrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs und Eierstockkrebs auf die Fruchtbarkeit und den Kinderwunsch auswirken. Allgemein gilt: Je umfangreicher die Operation, desto eher und stärker kann die Eierstockfunktion und damit die Fruchtbarkeit beeinträchtigt sein.

Auswirkungen einer Operation bei Frauen

Manchmal ist es aufgrund einer Krebserkrankung notwendig, einen Eierstock komplett zu entfernen. Die monatliche Regelblutung findet meist wie gewohnt statt und die Frauen können gewöhnlich problemlos schwanger werden und sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Da sie nun aber weniger Eizellen haben, treten die Wechseljahre oft einige Jahre früher ein als bei anderen Frauen.

Müssen beide Eierstöcke aufgrund eines bösartigen Tumors entfernt werden, dann kann die Frau zwangsläufig auf natürlichem Weg kein Kind mehr bekommen, da sie keine Eizellen mehr hat. Die Menstruation bleibt aus (Amenorrhoe). Es treten die in den Wechseljahren üblichen und durch den Hormonmangel bedingten Beschwerden auf, wie Stimmungsschwankungen, Schlafprobleme und Hitzewallungen.

Frauen vor den Wechseljahren, denen die Gebärmutter entfernt wurde, bekommen nach dem Eingriff keine Regelblutung mehr und können auch nicht mehr schwanger werden. Konnten die Eierstöcke erhalten bleiben, funktionieren sie gewöhnlich weiter, sodass die Frau noch keine Wechseljahresbeschwerden hat. Ist die Funktion der Eierstöcke gestört, können die Geschlechtshormone nur verringert oder gar nicht mehr produziert werden. Die fehlenden Hormone können aber durch Medikamente ersetzt werden.

Gut zu wissen: Die Entfernung der Gebärmutter aufgrund einer Krebserkrankung hat keinen Einfluss auf das körperliche Empfinden oder auf die Sexualität. Auch Beginn und Verlauf der Wechseljahre bleiben davon weitgehend unberührt.

Auswirkungen einer Operation bei Männern

Operationen aufgrund einer Krebserkrankung können bei Männern die Zeugungsfähigkeit einschränken oder ganz unterbinden und damit Auswirkungen auf einen Kinderwunsch haben.

Bei Männern mit Hodenkrebs (bösartiger Keimzelltumor des Hodens) ist in rund 90 Prozent der Fälle nur ein Hoden erkrankt und muss entfernt werden. Der verbliebene Hoden kann, wenn er gesund ist, eine ausreichende Spermienkonzentration produzieren, sodass die Zeugungsfähigkeit erhalten bleibt und trotz Hodenkrebs der Kinderwunsch erfüllt werden kann.

Die Fruchtbarkeit kann jedoch bereits vor Beginn der Hodentumortherapie vermindert sein. So ist bei etwa einem Drittel der Patienten die Funktion des nicht betroffenen Hodens eingeschränkt. Bei ungefähr jedem sechsten Patienten mit einem Hodentumor sind bereits vor einer Hodenentfernung keine Spermien im Ejakulat vorhanden. Dann spricht man von einer Azoospermie. Ursachen können beispielsweise erhöhte Tumormarker sein, die das Hormongefüge stören, oder der Keimzelltumor hat bereits das gesunde Hodengewebe verdrängt. Es ist sinnvoll, bereits vor einer geplanten Hodenentfernung die Samenqualität zu untersuchen. Liegt eine Azoospermie vor, können dann gleichzeitig mit der Hodenentfernung noch vorhandene Spermien gesichert werden. In der Regel sind Hodenentfernungen aufgrund eines Tumors keine Notfalloperationen, sodass ausreichend Zeit zur Planung der Fruchtbarkeitssicherung bleibt.

Müssen beide Hoden entfernt werden, kann ein Mann kein Kind mehr zeugen, da er keine Spermien mehr produzieren kann. In solchen Situationen ist die Sicherung der Fruchtbarkeit durch Einfrieren von Spermien oder Hodengewebe vor Behandlungsbeginn besonders wichtig, um sich später einen trotz Hodenkrebs einen Kinderwunsch zu erfüllen. Wenn beide Hoden entfernt werden müssen, kommt es außerdem in jedem Fall zu einem Testosteronmangel. Hier ist eine Ersatztherapie mit Testosteron möglich, sodass sexuelles Verlangen, Erektionsfähigkeit und Samenerguss sowie das mentale und körperliche Wohlbefinden weiterhin stabil erhalten bleiben. Testosteron kann als Gel über die Haut oder in Form von Injektionen in die Muskulatur ersetzt werden.

Bei Hodentumorerkrankungen mit Lymphknotenmetastasen kann eine OP im hinteren Bauchraum nötig sein. Hier besteht das Risiko, dass Nerven verletzt werden, die für den Samenerguss verantwortlich sind. Der Samenerguss kann dadurch ganz ausbleiben. Es ist auch möglich, dass beim Orgasmus ein rückwärtiger Samenerguss (retrograde Ejakulation) in die Harnblase stattfindet. Beim Wasserlassen entleert sich dann der Samenerguss gemeinsam mit dem Urin. Gelegentlich ist die Einschränkung des rückwärtsgerichteten Samenergusses auch nur vorübergehend.

Hinweis: Heutiger Standard bei Hodenkrebs sind nervenschonende Operationen, bei denen in einem Großteil die Fähigkeit zum normalen Samenerguss erhalten bleibt und keine Auswirkungen auf den Kinderwunsch bestehen.

Bei einer Prostatakrebserkrankung wird gegebenenfalls die Entfernung der Prostata empfohlen. Hier kann es zu Einschränkungen der Erektionsfähigkeit kommen. Auch werden bei der OP die Samenwege durchtrennt, sodass eine Unfruchtbarkeit die Folge ist. Nach der Entfernung der Prostata bleibt ein Samenerguss aus, da das Sekret aus Prostata und Samenblasen nicht mehr vorhanden ist.

Sprechen Sie Ihren Arzt auf eine mögliche Einschränkung der Erektionsfähigkeit an. Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten, auch nach der OP eine befriedigende Sexualität erleben zu können. Wenn ein Kinderwunsch besteht, sollten Sie vor der Prostataoperation darüber nachdenken, vorsorglich Spermien einfrieren zu lassen.

Auch eine Strahlentherapie bei Prostatakrebserkrankungen kann die Erektionsfähigkeit einschränken und auch die Samenproduktion im Hoden zum Erliegen bringen. Hier sollte bei bestehendem Kinderwunsch ebenfalls vor Therapiestart eine Vorsorge durch Einfrieren von Spermien erfolgen.

Darmkrebserkrankungen machen oftmals eine Operation nötig. Die Entfernung von Darmabschnitten etwa im Enddarmbereich (Rektum, Sigma) kann Erektion und Samenerguss beeinträchtigen, da auch hier gelegentlich Nervenfasern verletzt werden, welche die sexuelle Funktion steuern.

Auswirkungen einer Stammzelltransplantation auf den Kinderwunsch

Es gibt Krebsarten, die nicht auf ein einzelnes Organ beschränkt sind, sondern den ganzen Körper betreffen. Dazu gehören zum Beispiel bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems, wie die verschiedenen Formen der Leukämie.

Nicht immer lassen sich diese Erkrankungen erfolgreich mit einer Chemotherapie behandeln. Dann ist die Übertragung (Transplantation) von Knochenmark beziehungsweise Stammzellen für viele Betroffene die einzige Chance, geheilt zu werden. Bei der Transplantation werden Zellen übertragen, aus denen sich alle anderen Zellen entwickeln können, die für die Blutbildung nötig sind. Solche Zellen werden als Stammzellen bezeichnet.

Eine Stammzelltransplantation ist nur möglich, wenn vorher eine Chemotherapie durchgeführt wird und zu einer deutlichen Besserung der Erkrankung führt (Remission).

Vor der Transplantation selbst erhält der Betroffene eine weitere, hochdosierte Chemotherapie. Diese wird unter Umständen durch eine Ganzkörperbestrahlung ergänzt. So sollen alle Leukämiezellen im Blut des Kranken zerstört werden. Man nennt diese Vorbereitung auf die eigentliche Übertragung Konditionierung.

Die Chemo- und Strahlentherapien, die vor einer Transplantation eingesetzt werden, sind so stark, dass sie die Eierstöcke und Hoden meist dauerhaft schädigen. Durch die Schädigung des Hodengewebes ist nahezu immer mit einer Unfruchtbarkeit zu rechnen; die sexuelle Funktion, Erektion und Samenerguss sind davon nicht betroffen, das sexuelle Erleben in der Regel unbeeinträchtigt.

Auswirkungen einer Hormontherapie auf den Kinderwunsch

Tumoren, die hormonabhängig wachsen, können mithilfe einer Hormontherapie behandelt werden. Hier werden Antihormone verwendet, die das Tumorwachstum bremsen sollen. Das kann beispielsweise bei Brustkrebs oder Prostatakrebs nötig sein.

Auswirkungen einer Hormontherapie bei Frauen

Während der Hormontherapie aufgrund von Krebs ist die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft sehr niedrig. Der natürliche Hormonhaushalt erholt sich nach der Therapie – abhängig vom Alter der Frau – in der Regel wieder. Beraten Sie sich dennoch vor Beginn der Therapie mit Ihren Ärzten, ob sicherheitshalber Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit, um sich einen späteren Kinderwunsch zu erfüllen, oder auch zur Verhütung getroffen werden sollten.

Auswirkungen einer Hormontherapie bei Männern

Die Hormontherapie ist eine weitere Behandlungsmöglichkeit bei Prostatakrebs, bei der die Testosteronproduktion im Hoden unterdrückt wird. Man kann den Prostatakrebs damit nicht heilen, aber erreichen, dass die Erkrankung langsamer fortschreitet. Bevor diese Hormonblockade eingeleitet wird, sollten Sie darüber nachdenken, ob ein Kinderwunsch besteht und ob aus dem Ejakulat oder aus dem Hodengewebe Spermien mit einer Kryokonservierung gesichert werden sollen.

Auswirkungen anderer Therapien auf den Kinderwunsch

Die Krebsforschung schreitet stetig voran. Daher liegen nur wenige Daten darüber vor, welchen Einfluss neue Wirkstoffe und Therapien von Krebs auf die Keimzellen und damit den Kinderwunsch haben können.

Hinweis: Besprechen Sie sich daher bei einem Kinderwunsch gezielt mit Ihren behandelnden Ärzten, wenn Sie eine andere Therapie als eine der oben genannten erhalten (z. B. Immuntherapie).

Kinderwunsch und Krebs: Die Fruchtbarkeit erhalten

Vielleicht erscheint Ihnen im Augenblick die Vorstellung, sich mit dem Thema Familienplanung und Kinderwunsch zu befassen, unbedeutend und nebensächlich. Vielleicht haben Sie erst vor Kurzem erfahren, dass Sie an Krebs erkrankt sind. Dann möchten Sie sich vermutlich auf Ihre Behandlung konzentrieren und darauf, wieder gesund zu werden.

Fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen im Zusammenhang mit keimzellschädigender Krebsbehandlung sind grundsätzlich medizinisch sinnvoll, um sich einen späteren Kinderwunsch erfüllen zu können. Denn die Schwere der Schädigung der Fruchtbarkeit, die Dauer einer Fruchtbarkeitseinschränkung und somit die Chancen auf eine Erholung der Fruchtbarkeit für das Individuum lassen sich nur selten mit Sicherheit bei einer Therapie gegen Krebs vorhersagen. Deshalb hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) in seiner Kryo-Richtlinie, die erstmals 2021 veröffentlicht wurde und seitdem immer wieder aktualisiert wird, als Voraussetzung für einen Leistungsanspruch auf Kryokonservierung von Ei- oder Samenzellen und von Keimzellen folgende medizinischen Gründe (Indikationen) formuliert:

„Für die medizinische Indikation zur Kryokonservierung und für die dazugehörigen Medizinischen Maßnahmen […] müssen […] Behandlungen geplant sein, die nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse keimzellschädigend sein können; …“

Diese „Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Kryokonservierung von Ei- und Samenzellen oder Keimzellgewebe sowie entsprechende medizinische Maßnahmen wegen keimzellschädigender Therapie (Kryo-RL)“ gibt die Rahmenbedingungen vor, unter denen eine Übernahme der Kosten für die Fertilitätsprotektion durch die gesetzlichen Krankenkassen erfolgt, wenn Sie unter Krebs leiden und einen Kinderwunsch haben.

Sie alleine entscheiden, ob Sie sich mit dem Thema Krebs und Kinderwunsch und den Möglichkeiten zum Schutz der Fruchtbarkeit befassen möchten oder nicht. Sie müssen nicht zwangsläufig etwas unternehmen, nur weil es technisch möglich oder aus reproduktionsmedizinischer Sicht sinnvoll sein kann. Dass Sie diese Informationen lesen, zeigt möglicherweise, dass es Ihnen wichtig ist, sich genau jetzt die Frage zu stellen: „Möchte ich später (noch) einmal Kinder haben?“ Vielleicht gibt es Ihnen Kraft und Sie sind zu einem späteren Zeitpunkt froh, dass Sie sich schon jetzt nach bestem Wissen und im Einklang mit Ihren persönlichen Vorstellungen von „richtig und wichtig“ mit dem Thema Krebs und Kinderwunsch auseinandergesetzt haben.

Unter Umständen kann das eine schwierige Entscheidung für Sie sein. Versuchen Sie dennoch, in Ruhe und mit professioneller Unterstützung darüber nachzudenken. Vor der Therapie ist oft genug Zeit, die nötigen Vorbereitungen zu treffen.

Hinweis: Fragen Sie Ihren Arzt, ob die Behandlung von Krebs negative Folgen für Ihre Familienplanung und einen Kinderwunsch haben könnte. Wenn er Ihnen diese Frage nicht ausreichend oder nicht zufriedenstellend beantworten kann, wenden Sie sich an einen Spezialisten.

Sollten Sie nach der Behandlung auf natürlichem Weg keine Kinder mehr bekommen oder zeugen können, kommt eventuell eine künstliche Befruchtung mit den zuvor gesicherten und eingefrorenen Keimzellen infrage.

Um Keimzellen für einen späteren Kinderwunsch nach Krebs zu sichern, gibt es für Männer und Frauen unterschiedliche Möglichkeiten.

Möglichkeiten für Frauen

Möglichkeiten für Männer und Jugendliche ab der Pubertät

Möglichkeiten für Jungen vor der Pubertät und Jugendliche am Beginn der Pubertät (experimentelles Verfahren)

Kryokonservierung bei Krebs und Kinderwunsch

Das Einfrieren der verschiedenen Gewebe beziehungsweise der Keimzellen wird auch als Kryokonservierung bezeichnet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Kryokonservierung zur Erfüllung eines Kinderwunsches nach Krebs.

Tipp: Wenn Sie eines der beschriebenen Verfahren nutzen möchten, um später eine Familie zu gründen, wenden Sie sich an eine Fachabteilung.

Sie finden Adressen von Kliniken, welche die genannten Verfahren durchführen, unter beim FertiPROTEKT Netzwerk e.V. (für Frauen) oder bei der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA) (für Männer).

Einfrieren von Eizellen

Wenn die Gefahr besteht, dass die Krebsbehandlung die Eizellen teilweise oder sogar ganz zerstören wird, können Sie vor Beginn der Therapie Eizellen einfrieren lassen. Zuvor ist eine Behandlung mit Hormonen erforderlich. Je nachdem, wie alt Sie sind, sind von Ihrem Vorrat unterschiedlich viele Eizellen übrig. Zerstört eine Strahlentherapie oder Chemotherapie einen Teil dieser Eizellen, verkürzt sich die Zeit, in der Sie später ein Kind bekommen können, da die Wechseljahre früher einsetzen.

Durch Hormonuntersuchungen (Anti-Müller-Hormon (AMH)) und das Zählen der Eibläschen (Follikel) unter Ultraschall lässt sich abschätzen, wie viele Eizellen aktuell vorhanden sind. Anhand der Ergebnisse kann der Arzt in etwa einschätzen, ob Ihr aktueller Eizellvorrat altersentsprechend ist und ob die Maßnahme für Sie effizient sein kann.

Hinweis: Es können sowohl befruchtete als auch unbefruchtete Eizellen eingefroren werden, um sich einen Kinderwunsch nach Krebs zu erfüllen.

Unbefruchtete Eizellen können später künstlich im Reagenzglas mit der sogenannten ICSI-Methode befruchtet werden. Diese Methode ist für Frauen geeignet, die aktuell nicht in einer Partnerschaft leben, welche auf eine zukünftige Elternschaft ausgelegt ist.

Das Embryonenschutzgesetz regelt unmissverständlich, wie mit den Eizellen umzugehen ist: Befruchtete Eizellen dürfen dann, wenn die Frau auf diese zurückgreifen möchte, nur mit dem Einverständnis des Mannes, mit dessen Spermien die Eizellen damals befruchtet wurden, weiterverwendet werden. Der Mann wird als zukünftiger leiblicher Vater zustimmen müssen, da er für das Kind unterhaltspflichtig sein wird. Liegt kein Einverständnis für das Auftauen der befruchteten Eizellen vor, dürfen die Eizellen nicht verwendet werden.

Gut zu wissen: Erfahrungsgemäß werden heute überwiegend unbefruchtete Eizellen eingefroren. Auch wenn befruchtete Eizellen kryokonserviert werden, wird empfohlen, zusätzlich unbefruchtete Eizellen einzufrieren.

Damit für die Eizellentnahme mehr Eizellen auf einmal heranreifen, erhalten Sie über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen eine Hormonbehandlung. Die Hormone können Sie sich selbst unter die Haut spritzen. Das ist nahezu schmerzlos, und in der Kinderwunschklinik oder -praxis wird Ihnen genau gezeigt, wie es geht.

Anschließend werden Ihnen durch einen kleinen Eingriff von der Scheide aus möglichst etwa 15 Eizellen entnommen. Diesen Eingriff beobachtet und steuert der Arzt mit einem Ultraschallgerät. Die Entnahme erfolgt gewöhnlich unter Narkose und dauert etwa zehn Minuten.

Die Eizellen werden im reproduktionsmedizinischen Labor für das Einfrieren vorbereitet und in flüssigem Stickstoff bei –196° Celsius gelagert. Auf diese Weise können sie über Jahre hinweg aufbewahrt werden. Diese Methode ist seit vielen Jahren etabliert und wirkt sich nicht schädigend auf das Erbgut der Eizellen aus.

Die Kosten für die Entnahme und Lagerung der Eizellen bei Krebs und Kinderwunsch werden von den gesetzlichen Krankenkassen – nach Antragstellung – übernommen. Mögliche Folgekosten für die Weiterbehandlung der befruchteten oder unbefruchteten Eizellen müssen individuell mit der Krankenkasse besprochen werden. Hier ist häufig mindestens ein Eigenanteil selbst zu zahlen.

Nicht jede gewonnene Eizelle ist geeignet für die Kryokonservierung. Beim Auftauen und der weiteren Behandlung der Eizellen kann es außerdem zu Verlusten von Eizellen kommen. Man geht heute davon aus, dass etwa 80 Prozent der eingefrorenen Eizellen den Aufwärmprozess überstehen. Diese verbliebenen Eizellen können künstlich befruchtet werden (ICSI-Methode).

Ungefähr 40 Prozent der Embryonen führen zu einer Schwangerschaft. Jede vierte bis fünfte Schwangerschaft endet in einem frühen Entwicklungsstopp.

Wichtig: Es ist daher wichtig zu verstehen, dass es keine Garantie für die Geburt eines Kindes mithilfe der eingefrorenen Eizellen gibt.

Aktuelle Studiendaten zeigen nach Nutzung des zugrundeliegenden Depots eine Wahrscheinlichkeit von etwa 42 Prozent für die Geburt eines Kindes bei Frauen, die zum Einfrierzeitpunkt der Eizellen unter 35 Jahren (durchschnittlich 31,6 Jahre) alt waren. Frauen, die zu diesem Zeitpunkt 35 Jahre oder älter (im Durchschnitt 38 Jahre) waren, hatten in dieser Studie eine durchschnittliche Chance von 29 Prozent für die Geburt eines Kindes aus ihrem zuvor angelegten Eizelldepot.

Hinweis: Während der zwei Wochen, in denen Sie die Hormone erhalten, können Sie noch nicht mit der Strahlen- oder Chemotherapie beginnen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob dies bei Ihrer Krebserkrankung möglich ist.

Unter Umständen kann es Ihnen schwer fallen zu entscheiden, ob Sie mit der Therapie warten oder auf die Hormonbehandlung verzichten. Versuchen Sie trotzdem, in Ruhe darüber nachzudenken. Lassen Sie sich auch beraten, ob es nicht noch eine andere Möglichkeit für Sie gibt, später ein Kind zu bekommen.

Bei einigen an Brustkrebs erkrankten Frauen ist das Krebswachstum hormonabhängig. Das heißt, die bösartigen Zellen können durch Hormone oder Antihormone wachsen beziehungsweise schrumpfen. Wenn Ihr Brustkrebs hormonabhängig ist, könnten die Krebszellen theoretisch bei der Hormonbehandlung wachsen. Es ist aber umstritten, ob eine kurze Hormontherapie die Krebserkrankung wirklich beeinflusst.

Wichtig: Lassen Sie sich dennoch von Ihrem Arzt über mögliche Risiken einer Hormonbehandlung zur Erfüllung eines Kinderwunsches nach Krebs beraten.

Sprechen medizinische Gründe dagegen, dass Sie Östrogene einnehmen, kann Ihr Arzt Ihnen bei der Hormonbehandlung zusätzlich andere Medikamente geben, die Ihren Östrogenspiegel weniger stark ansteigen, aber dennoch viele Eizellen reifen lassen (Aromatasehemmer).

Einfrieren von Eierstockgewebe

Manchmal muss die Krebsbehandlung aus medizinischen Gründen sofort beginnen. Dann bleibt für eine vorherige Hormonbehandlung keine Zeit mehr. Möchten Sie sich dennoch die Möglichkeit erhalten, sich später einen Kinderwunsch erfüllen zu können, kann Ihnen Eierstockgewebe, in dem sich unreife Eizellen befinden, entnommen und eingefroren werden.

Hinweis: Bei Leukämien und anderen bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems wird nach aktuellem Kenntnisstand von dieser Methode abgeraten. Hier besteht die Gefahr, dass sich Krebszellen im Eierstock absiedeln und später, wenn das Gewebe wieder eingesetzt wird, unbemerkt mitübertragen werden.

Um Eierstockgewebe einfrieren zu können, ist in jedem Fall eine Operation nötig: entweder vor Beginn der Krebsbehandlung als ambulanter Eingriff oder aber zeitgleich, wenn der Tumor entfernt wird. Ist bei Ihnen eine Bestrahlung des Beckenbereichs geplant und sollen die Eierstöcke aus dem Strahlengebiet verlegt werden, kann man das Eierstockgewebe auch bei dieser Gelegenheit entnehmen. Dann ist keine zusätzliche Narkose erforderlich.

Wenn die Behandlung beendet ist und die Eierstöcke so geschädigt wurden, dass sie keine weiblichen Sexualhormone und Eizellen mehr produzieren, kann das eingefrorene Eierstockgewebe zurückverpflanzt (transplantiert) werden. Sobald es angewachsen ist, kann es seine Funktion für eine individuelle Zeit wieder erfüllen. Die Gewebetransplantation kann je nach Größe des Vorratsdepots wenn nötig wiederholt werden.

Durch die Kryokonservierung und auch durch die Transplantation selbst geht allerdings ein Teil der Eizellen verloren. Daher ist es besonders bei jungen Frauen sinnvoll, Eierstockgewebe einzufrieren, da bei ihnen noch viele Eizellen vorhanden sind.

Hinweis: Nach der Gewebeübertragung ist es oft möglich, auf normalem Weg schwanger zu werden. Es kann jedoch nötig sein, die Befruchtung künstlich im Reagenzglas durchzuführen, um sich einen Kinderwunsch nach Krebs zu erfüllen.

Inzwischen gibt es erste Abschätzungen, wie groß die Chance ist, mithilfe des eingefrorenen Gewebes später ein Kind zu bekommen. Im Schnitt bekommt jede vierte Frau, der Gewebe in den Bauch zurückgepflanzt wurde, ein Kind. Man geht davon aus, dass insbesondere Frauen, die in jüngeren Jahren (unter 30 bis 35 Jahren) das Gewebe einfrieren ließen, später eine doppelt so hohe Chance haben, ein Kind auszutragen.

Das Einfrieren von Eierstockgewebe kann auch mit dem Einfrieren von Eizellen kombiniert werden. Dazu wird meist erst das Eierstockgewebe entnommen. Direkt danach beginnt die Hormonstimulation für die Gewinnung von Eizellen. Eine Kombination beider Verfahren sollte aber nur bei Krebsbehandlungen durchgeführt werden, die mit einem sehr hohen Risiko für einen Verlust der Eierstockfunktion einhergehen und bei denen ein Zeitraum von zirka drei Wochen bis zum Beginn der Krebstherapie gegeben ist.

Einfrieren von Spermien

Männer mit Krebs und Kinderwunsch haben die Möglichkeit, vor Beginn der Krebsbehandlung Spermien aus dem Ejakulat nach Masturbation einfrieren zu lassen. Das Einfrieren wird Kryokonservierung genannt. Eine Kryokonservierung ist in Deutschland flächendeckend in reproduktionsmedizinischen Zentren (Kinderwunschzentren) sowie in Einrichtungen mit einem andrologischen Schwerpunkt möglich. Der Zeitaufwand hierfür ist gering.

Wenn Sie eine Samenprobe abgeben, wird zunächst eine Qualitätsanalyse durchgeführt. Man wird Ihnen sagen, in welcher Konzentration Spermien vorhanden sind und die Beweglichkeit der Spermien beschreiben. Zudem ist es wichtig, dass Sie erfahren, wie umfangreich das angelegte Depot ist. Das Depot sollte ausreichend groß sein, damit in Zukunft mindestens zehn künstliche Befruchtungen durchgeführt werden könnten. Nur so besteht eine realistische Chance, später mit dem Depot eine erfolgreiche Kinderwunschbehandlung, gegebenenfalls auch mit mehreren Kindern, verwirklichen zu können. Oftmals ist es nicht möglich, mit einer einzigen Samenabgabe das Depot ausreichend zu füllen. Eventuell sind zwei oder mehr Abgaben nötig.

Wichtig: Die Kryokonservierung muss vor Beginn der onkologischen Behandlung beginnen. Notfalls ist eine Kryokonservierung auch ein bis zwei Tage nach Beginn der Chemotherapie noch möglich, da die dann gesicherten Spermien sich größtenteils bereits in den ableitenden Samenwegen befinden können und keinen Kontakt mit der Chemotherapie hatten.

Wenn Sie das Krankenhaus nicht verlassen können, um das Ejakulat abzugeben, können Sie auch im Krankenhaus eine Probe gewinnen. Nach Rücksprache mit dem kryokonservierenden Institut wird diese Probe in die Samenbank transportiert.

Die Qualität des Ejakulats nimmt durch das Einfrieren und wieder Auftauen immer ab. In der Regel können daher mit den eingefrorenen Spermien später nur künstliche Befruchtungen durchgeführt werden. Dabei werden außerhalb des Körpers der Frau die einzelnen Eizellen mit jeweils einem Spermium befruchtet (ICSI = intrazytoplasmatische Spermieninjektion). Die befruchteten Eizellen werden der Frau dann wieder eingesetzt.

Gut zu wissen: Sie brauchen nicht zu befürchten, dass sich in diesen Spermien Krebszellen befinden, obwohl Sie an Krebs erkrankt waren, als Sie Ihren Samen gespendet haben. Zudem beeinflusst die Dauerlagerung über oft mehrere Jahre nicht die Spermienqualität.

Einfrieren von Hodengewebe mit Spermien

Es ist möglich, dass sich im Ejakulat schon vor der Krebsbehandlung keine Spermien befinden. Dies kann zum Beispiel im Rahmen einer Hodentumorerkrankung der Fall sein. Eventuell ist auch der Samenerguss nicht möglich, weil eine begleitende Therapie dies verhindert. In diesen Fällen ist es möglich, unter Vollnarkose Hodengewebe mit Spermien zu entnehmen (testikuläre Spermienextraktion, TESE) und dieses einzufrieren, um sich nach Krebs einen Kinderwunsch zu erfüllen. Diese Operation wird in der Regel ambulant durchgeführt. Die Chance, in einer Hodengewebsprobe Spermien zu finden, ist abhängig von Ihrer Grunderkrankung.

Die TESE kann auch angewendet werden, wenn aufgrund einer früheren onkologischen Behandlung keine Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden sind (Azoospermie). Gelegentlich können dennoch Spermien im Hodengewebe gefunden werden.

Das Hodengewebe kann, ähnlich wie Spermien aus dem Ejakulat, jahrelang kryokonserviert werden.

Hinweis: Die TESE-Operation wird in der Regel von einem Urologen beziehungsweise Andrologen durchgeführt.

Einfrieren von unreifem Hodengewebe mit spermatogonialen Stammzellen (experimentell)

Vor der Pubertät oder zu Beginn der Pubertät reifen bei Jungen noch keine Spermien und sie haben noch keinen Samenerguss. In dieser Zeit kann daher nur unreifes Hodengewebe entnommen werden. Darin finden sich in der Regel Hodenstammzellen, aus denen sich Spermien entwickeln können. Dieses Hodengewebe kann im Rahmen eines Forschungsprojekts gesichert und eingefroren werden. Im Rahmen des Forschungsprojekts arbeiten Wissenschaftler an Lösungen, wie sich aus den Stammzellen des Hodens später Spermien entwickeln können, um sich nach Krebs einen Kinderwunsch zu erfüllen.

In Deutschland wurde zu diesem Zweck das Netzwerk Androprotect gegründet. Weitere Informationen erhalten Sie dort.

Gabe von GnRHa

Eine weitere Option bei Krebs und Kinderwunsch sind sogenannte Gonadotropin-releasing-Hormon-Agonisten (GnRHa), deren genaue Wirkweise nicht bekannt ist. Durch die Gabe von GnRHa werden die Eierstöcke ruhiggestellt und somit geschützt. So kann bis zu einem gewissen Maß sichergestellt werden, dass die Eierstockfunktion und somit die Fruchtbarkeit erhalten bleiben.

Die Gabe von GnRHa wird insbesondere zum Fruchtbarkeitserhalt bei Brustkrebserkrankungen eingesetzt. Da die Datenlage jedoch nicht für alle Krebserkrankungen, die eine Chemotherapie erforderlich machen, eindeutig ist, wird empfohlen, diese Maßnahme mit einer anderen Schutzmaßnahme zu kombinieren. Die Wirksamkeit der Chemotherapie wird hierdurch nicht beeinflusst.

GnRHa wird alle vier Wochen jeweils einmal unter die Haut gespritzt (subkutan). Die Behandlung beginnt kurz vor der Chemotherapie und wird auch während der Therapie fortgesetzt. Es ist auch möglich, die Medikamente nur alle drei Monate zu verabreichen. Besprechen Sie sich hierzu mit dem behandelnden Arzt.

Die Behandlung mit GnRHa kann Hitzewallungen auslösen, wie viele Frauen sie in den Wechseljahren erleben. Sind die Beschwerden zu belastend, können weitere Hormone verabreicht werden, welche die Nebenwirkungen verringern.

Wichtig: GnRH-Agonisten reduzieren das Risiko einer Unfruchtbarkeit nur bei einer Chemotherapie.

Schonende Operation von Krebs

Wenn Sie aufgrund von Krebs an der Gebärmutter, am Gebärmutterhals oder an den Eierstöcken operiert werden müssen, kann es sein, dass Sie danach kein Kind mehr austragen und sich keinen Kinderwunsch erfüllen können. Je nachdem, wie früh Ihre Erkrankung festgestellt wurde, kann der Eingriff aber vielleicht schonender erfolgen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt ausführlich, wie umfangreich die Operation sein muss und ob es Operationstechniken gibt, die es Ihnen erlauben, später noch Kinder zu bekommen. Dies gilt besonders für die frühen Stadien von Gebärmutterhalskrebs und Gebärmutterschleimhautkrebs.

Wichtig: Verlieren Sie aber trotz Ihres Wunsches, später Mutter zu werden, nicht aus den Augen, dass bei einer Operation der gesamte Tumor entfernt werden muss.

Verlegen der Eierstöcke bei Bestrahlung

Bei einer Strahlentherapie bei Krebs muss die Strahlendosis so hoch sein, dass sie die Krebszellen abtötet. Andererseits soll die Strahlenmenge so niedrig sein, dass das gesunde Gewebe neben den Krebszellen weitestgehend geschont wird. Deshalb wird die Bestrahlung äußerst sorgfältig geplant.

Wird bei Ihnen der Becken- oder Bauchraum bestrahlt, so werden Ihre Eierstöcke dabei eine gewisse Menge Strahlung abbekommen. Das kann die empfindlichen Organe und die Eizellen, die sich darin befinden, schädigen. Um die Eierstöcke zu schützen, kann man sie vor der Strahlentherapie durch eine Operation aus dem Bestrahlungsfeld hinaus verlegen (Transposition der Ovarien). Allerdings müssen dafür häufig die Eileiter durchtrennt werden, weil sie zu kurz sind, um die Eierstöcke weit genug aus dem Strahlenfeld zu verlegen. Möglicherweise liegt auch die Gebärmutter im Strahlenfeld und wird in Mitleidenschaft gezogen, was eine spätere Schwangerschaft zusätzlich erschweren kann. Wurden die Eierstöcke verlegt, ist für eine Schwangerschaft daher in der Regel eine künstliche Befruchtung nötig.

Wichtig: Der Eingriff geht mit gewissen Risiken einher: Zum einen ist für die Operation eine Vollnarkose notwendig. Zum anderen können die Eierstöcke bei der Operation beschädigt werden. Außerdem bilden sich bei einem Viertel der Patientinnen gutartige Geschwülste (Zysten) in den Eierstöcken. Die Datenlage dazu, ob dieser Eingriff erfolgreich ist, ist zudem gering. Besprechen Sie sich daher bitte ausführlich hierzu mit Ihrem Arzt.

Abwarten

Möglicherweise möchten Sie auch einfach abwarten, wie die Therapie verläuft und ob Sie anschließend noch schwanger werden und sich nach Krebs einen Kinderwunsch erfüllen können.

Gründe dafür, zunächst abzuwarten:

  • Das Risiko für eine Keimzellschädigung und damit eine eingeschränkte Fruchtbarkeit ist gering.
  • Sie möchten ohne Zeitverzug mit der Krebsbehandlung beginnen.
  • Sie möchten zu diesem Zeitpunkt keine zusätzliche Operation oder Hormonbehandlung.
  • Sie möchten sich ausschließlich auf Ihre Genesung fokussieren.
  • Sie möchten aktuell in Bezug auf das Thema Kinderwunsch keine Entscheidungen treffen.
  • Sie sind sicher, im Fall einer Unfruchtbarkeit Alternativen zu finden.

Kostenübernahme von Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit

Droht bei einer Krebserkrankung der Verlust der Fruchtbarkeit, übernehmen gesetzliche Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für die vorsorgliche Gewinnung und Lagerung von Keimzellen und Keimzellgewebe zur späteren Erfüllung eines Kinderwunsches. Andere Methoden müssen – zumindest anteilig – selbst gezahlt werden.

Aktuell besteht der Anspruch auf Kostenübernahme zur Kryokonservierung von Keimzellen und Keimzellgewebe bei den gesetzlichen Krankenkassen für Frauen ab dem 18. bis zum vollendeten 40. Lebensjahr und für Männer bis zum vollendeten 50. Lebensjahr.

Ihr Onkologe wird Sie über die Möglichkeiten der Kryokonservierung beraten und Ihnen eine Bescheinigung zur Kryokonservierung aushändigen. Anschließend informieren Sie schriftlich das reproduktionsmedizinische Zentrum / Kinderwunschzentrum beziehungsweise den entsprechenden Andrologen Ihrer Wahl, dass die Beratung stattgefunden hat. Eine Überweisung ist nicht erforderlich.

Reproduktionsmedizinische Zentren, Kinderwunschzentren und Andrologen finden Sie über die Seiten von FertiPROTEKT Netzwerk e.V. sowie Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA) .

Inhalte der Bescheinigung

  • Individuelle Heilungsaussicht
  • Mit der Behandlung verbundene Risiken für eine Keimzellschädigung
  • Alter
  • Zeitspanne bis zum notwendigen Beginn der Behandlung

Die Reproduktionsmediziner beziehungsweise Andrologen besprechen mit Ihnen die Vor- und Nachteile der zur Verfügung stehenden Methoden. Sie klären außerdem über die Erfolgsaussichten bei der Erfüllung eines Kinderwunsches nach Krebs auf.

Folgende Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen:

  • Beratung und Behandlung zum Erhalt der Fruchtbarkeit aufgrund von Krebserkrankungen
  • Die Kosten für die notwendige Vorbehandlung und für das Einfrieren (Kryokonservierung) sowie die Lagerung von unbefruchteten Eizellen und Spermien. Bei Frauen gilt das bis zu einem Alter von 39 Jahren, bei Männern bis 49 Jahre.
  • Die operative Entnahme und die Kryokonservierung von Eierstockgewebe oder Hodengewebe (nur ab der Pubertät)

Folgende Kosten werden anteilig übernommen:

  • Eine künstliche Befruchtung nach Kryokonservierung wird aktuell bei verheirateten Paaren im Umfang von drei Versuchen zur Hälfte gezahlt. Auch hier gibt es Altersgrenzen: Die anteilige Kostenübernahme gilt bei Frauen zwischen 25 und 39 Jahren, bei Männern bis 49 Jahren.

Folgende Kosten müssen selbst gezahlt werden:

  • Vorbehandlung und Kryokonservierung von befruchteten Eizellen
  • Verlagerung der Eierstöcke bei einer Bestrahlung des Beckens – ist allerdings ohnehin eine Operation des Bauchraums nötig, wird die Verlagerung häufig von den Krankenkassen übernommen
  • GnRHa-Spritzen

Tipp: Erkundigen Sie sich bei Ihren Ärzten, wie die Kostenerstattung in Ihrem Fall geregelt ist. So müssen Sie nicht unerwartet hohe Kosten begleichen. Wie hoch die Kosten für die Behandlungen sind, wenn die Krankenkasse diese nicht übernimmt, finden Sie in der folgenden Tabelle.

Im jeweiligen Behandlungsfall lassen Sie sich bitte jeweils vor Beginn der Fertilitätsprotektion einen Kostenvoranschlag aushändigen, wenn die Leistungen nicht mit der Krankenkasse direkt abgerechnet werden können.

Bei privat Versicherten gelten die jeweiligen Versicherungsbedingungen. Sie können diese bei Ihrer Versicherung erfragen beziehungsweise einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.

Folgende Kosten fallen ungefähr für Sie an, wenn die Krankenkasse nicht zahlt (unverbindliche Zahlen)
Einfrieren von Spermien aus Ejakulat Ca. 300,00 bis 500,00 Euro einmalig
Gewinnen und Einfrieren von Eizellen einschließlich der erforderlichen Hormonbehandlung Ca. 2.000,00 bis 4.000,00 Euro
Einfrieren von Eierstockgewebe Ca. 300,00 bis 500,00 Euro
Operative Entnahme von Hodengewebe, Kryokonservierung des Gewebes Ca. 1.500,00 bis 4.000,00 Euro, jährliche Lagerungskosten ca. 250,00 bis 300,00 Euro
Lagerungskosten für alle Keimzellarten Ca. 250,00 bis 300,00 Euro pro Jahr
Künstliche Befruchtung, ein Zyklus (mit Medikamenten für den Kryotransferzyklus ab Auftauen incl. notwendiger ICSI und bei 50% Kostenübernahme durch die Krankenkasse) Bis zu 1.800,00 Euro Eigenanteil
Für Selbstzahler entstehen Mehrkosten. Bitte erfragen Sie diese im behandelnden Kinderwunschzentrum

Stand der Maßnahmen lt. Fertiprotekt im deutschsprachigen Raum, modifiziert nach aktueller Datenlage

Kinderwunsch und Krebs: Eltern werden

Nachdem Sie die Behandlung Ihrer Krebserkrankung abgeschlossen haben, wird früher oder später vielleicht der Zeitpunkt kommen, an dem Sie eine Familie gründen und sich einen Kinderwunsch erfüllen möchten.

Die meisten Ärzte empfehlen, in den ersten beiden Jahren nach der Krebsdiagnose mit der Erfüllung eines Kinderwunsches zu warten. Das hängt mit der Beobachtung zusammen, dass für den Fall, dass die Erkrankung erneut auftaucht, dies meistens in den ersten zwei Jahren geschieht. Ein solcher Rückfall (Rezidiv) würde bedeuten, dass Sie weitere Behandlungen benötigen, was im Rahmen einer Schwangerschaft schwierig werden kann.

Tipp: Setzen Sie sich dabei nicht selbst unter Zeitdruck. Nach einer so schweren Krankheit brauchen Körper und Seele Zeit, sich zu erholen.

Vielleicht beschäftigt Sie auch der Gedanke, ob das Fehlbildungsrisiko für Ihr Kind aufgrund der vorangegangenen Therapie erhöht ist oder ob Sie ein erblich bedingt erhöhtes Krebserkrankungsrisiko an Ihr Kind weitergeben können.

Nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung von Eierstöcken oder Hoden ist das Risiko einer Fehlbildung während der Schwangerschaft vorübergehend deutlich erhöht (Teratogenität der Krebsbehandlung).

Wichtig: Es ist daher wichtig, dass Sie je nach Krebsbehandlung mindestens drei bis sechs Monate nach deren Abschluss zuverlässig verhüten.

Danach ist sichergestellt, dass alle Spuren der Krebsmedikamente aus Ihrem Körper verschwunden sind.

Natürliche Elternschaft

Hat die Therapie die Keimzellen geschädigt? Frauen können sich bei dieser Frage an Frauenärzte oder Kinderwunschzentren wenden. Blutuntersuchungen sowie Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke zu Beginn des Zyklus können Aufschluss geben, wie es um die Fruchtbarkeit bestellt ist.

Männer wenden sich an Andrologen oder Urologen. Diese untersuchen das Ejakulat und bestimmen den Hormonstatus. Außerdem erfolgt eine Ultraschalluntersuchung der Hoden. Auch wenn kurze Zeit nach der Therapie die Spermienzahl noch niedrig ist, so erholt sich die Spermienproduktion häufig im weiteren Verlauf. Ein Jahr nach Abschluss einer Chemotherapie kann eine Schwangerschaft erneut versucht werden, ohne dass ein genetisches Risiko besteht, welches über dem der Normalbevölkerung liegt.

Die gute Nachricht: Viele junge Menschen können sich nach einer Krebsbehandlung ganz natürlich ihren Kinderwunsch erfüllen, ohne dass zuvor eine Fruchtbarkeitsreserve angelegt wurde.

Manche Experten raten Frauen dazu, nach der Krebsbehandlung mindestens ein bis zwei Jahre mit einer Schwangerschaft zu warten. Während dieser Zeit verringert sich das Risiko für einen Rückfall. Außerdem kann die Frau genügend Kraft für eine Schwangerschaft gewinnen.

Wir möchten Sie ermutigen, mit erfahrenen Psychoonkologen, Psychotherapeuten oder Seelsorgern zu sprechen. Vielen fällt es leichter, einem Fremden Sorgen und Nöte zu schildern und dem Rat eines Menschen zu vertrauen, der die Probleme Krebsbetroffener aus seiner Arbeit kennt. Sie brauchen nicht zu befürchten, dass Sie psychisch krank sind, wenn Sie diese Hilfe in Anspruch nehmen. Sie nutzen lediglich die Chance, Ihre Krankheit aktiv zu verarbeiten. Nehmen Sie diese Hilfe auch als Paar in Anspruch.

Patientenleitlinie Psychoonkologie

Ausführliche Informationen über Angebote und Möglichkeiten der Psychoonkologie enthält die „Patientenleitlinie Psychoonkologie“, die Sie kostenlos bei der Deutschen Krebshilfe bestellen oder als PDF herunterladen können.

Bestellen PDF ansehen

Künstliche Befruchtung

Wenn nach der Krebsbehandlung eine Erfüllung eines Kinderwunsches auf natürlichem Weg nicht möglich ist, kann eine künstliche Befruchtung infrage kommen.

Welches Verfahren für Sie infrage kommt, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Art Ihrer Krebserkrankung
  • Art der Therapie
  • Vorangegangene Maßnahmen, Ihre Fruchtbarkeit vorsorglich zu schützen

Befruchtung im Reagenzglas

Bei der Befruchtung im Reagenzglas werden Ei- und Samenzellen im Labor zusammengebracht. Dafür gibt es verschiedene Methoden.

Bei der In-vitro-Fertilisation (IVF, in vitro = im Glas) erhält die Frau Hormone, die mehrere Eizellen heranreifen lassen. Etwa ab dem vierten Zyklustag überwacht der Arzt das Wachstum der Eibläschen durch Ultraschall. In der Mitte des Zyklus lösen Hormone den Eisprung aus und die Eizellen werden entnommen. Die Eizellen werden dann außerhalb des Körpers der Frau befruchtet. Die Spermien dringen in der Petrischale ohne weitere gezielte Hilfe in die Eizelle ein.

Die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) ist eine Sonderform der IVF. Dabei werden ebenfalls mithilfe von Hormonen mehrere Eizellen gewonnen. Dann wird unter mikroskopischer Kontrolle in jede Eizelle jeweils ein einzelnes Spermium eingebracht.

Diese Methode ist nötig, wenn die Samenqualität eingeschränkt ist oder kryokonservierte Samen zur Befruchtung verwendet werden. Auch wenn kryokonservierte unbefruchtete Eizellen verwendet werden, erfolgt die Befruchtung in der Regel per ICSI.

Die befruchteten Eizellen werden für eine gewisse Zeit im Brutschrank aufbewahrt und beobachtet. Wenn sie sich weiterentwickeln, wird bis fünf Tage nach der Entnahme der Eizellen möglichst nur ein Embryo in die Gebärmutter der Frau übertragen (Embryonentransfer). Dieser Vorgang ist nicht schmerzhaft.

Etwa zwei Wochen später kann ein Schwangerschaftstest sicher zeigen, ob sich die Embryonen eingenistet haben und die Frau schwanger ist.

Die Chancen für eine erfolgreiche Schwangerschaft hängen vom Alter der Frau zum Zeitpunkt der Eizellentnahme ab.

Befruchtung in der Gebärmutter

Bei der intrauterinen Insemination (IUI) werden die zuvor gespendeten Samenzellen in die Gebärmutterhöhle eingebracht. Das geschieht um den Eisprung herum, da zu dieser Zeit eine gute Chance besteht, die Eizelle zu befruchten. Dieser Zeitpunkt lässt sich durch Hormon- und Ultraschalluntersuchungen gut abschätzen. Oft erhalten die Frauen auch Medikamente, die den Eisprung auslösen.

Hinweis: Diese Maßnahme wird nur angewendet, wenn vor einer keimzellschädigenden Behandlung Spermien in einem größeren Umfang kryokonserviert wurden. In der Regel ist das Depot hierfür jedoch nicht groß genug.

Adoption und (Dauer)Pflegschaft

Möglicherweise werden Sie sich bewusst gegen Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit entscheiden. Aus diesem oder auch aus anderen Gründen kann es sein, dass Sie sich auch hinsichtlich der Möglichkeit, ein Kind zu adoptieren oder in (Dauer-) Pflegschaft zu nehmen, informieren möchten, um sich einen Kinderwunsch nach Krebs zu erfüllen.

Adoption

Menschen, die in stabilen Partnerschaften (einer eingetragenen Lebenspartnerschaft oder Ehe) leben, können sich unter bestimmten Bedingungen mit dem Wunsch nach einer Kindesannahme an Adoptionsvermittlungsstellen beziehungsweise das Jugendamt vor Ort wenden. Das gilt sowohl für heterosexuell als auch für gleichgeschlechtlich lebende Paare. Für Alleinstehende kommt die Adoption nur in besonderen Fällen in Betracht. In einem komplexen Prozess wird die Eignung der Bewerber geprüft. Das kann aus Sicht der Antragstellenden Fragen aufwerfen, die allerdings immer aus der Perspektive des Kindeswohls beantwortet werden müssen. Es geht in dieser Eignungsüberprüfung darum, dass möglichst sichergestellt wird, dass das zu vermittelnde Kind eine stabile Familie findet.

Daher sollten die Wunscheltern auch gesund sein. So ist es im geltenden Adoptionsrecht beschrieben. Was dies für Sie als dann geheilte Person genau bedeutet, und ob die ehemalige Krebsdiagnose einer Vermittlung im Wege steht, wird individuell entschieden. Wenden Sie sich gegebenenfalls auch mit dieser Frage direkt an die zuständige Adoptionsvermittlungsstelle an Ihrem Wohnort.

Das Bundesministerium für Familie informiert in der Broschüre „Ein Kind adoptieren“ über die genauen Voraussetzungen.

Genaue Informationen zum Adoptionsverfahren erhalten Sie

  • Bei den Adoptionsvermittlungsstellen der Jugendämter
  • Bei den zentralen Adoptionsstellen der Landesjugendämter
  • Bei anerkannten freien Adoptionsstellen

Für die Adoption von Kindern aus dem Ausland gelten besondere Vorschriften und auch hier sind seriöse Vermittlungsstellen besonders wichtig.

Wichtig: Andere Wege, ein Kind zu bekommen, wie Leihmutterschaft und Eizellspende, sind in Deutschland gesetzlich verboten.

(Dauer¬)Pflegschaft

Eine Pflegschaft für Kinder, die zeitweilig nicht in der eigenen Familie leben können, kann grundsätzlich jeder übernehmen. Die Anforderungen sind hier nicht so streng wie bei einer Adoption.

Wenn Sie Interesse daran haben, Pflegeeltern zu werden, können Sie sich an das nächstgelegene Jugendamt wenden. Dort erhalten Sie ausführliche Informationen über die nötigen Voraussetzungen, die Antragstellung und andere wichtige Faktoren für eine Pflegschaft.

Hier finden Sie eine Übersicht über die Jugendämter in Deutschland.

Die Blauen Ratgeber Kinderwunsch und Krebs

Unseren blauen Ratgeber Kinderwunsch und Krebs können Sie auch als PDF herunterladen oder kostenfrei als Broschüre zu sich nach Hause bestellen.

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Weitere Informationen

Letzte Aktualisierung

  • Wissenschaftliche Überarbeitung August 2023

Text und Redaktion

  • Dr. Désirée Maßberg, Stiftung Deutsche Krebshilfe
  • Sandra von dem Hagen, Stiftung Deutsche Krebshilfe
  • Gabriela Wolff-Bosio, Stiftung Deutsche Krebshilfe

Fachliche Beratung

Dr. med. Kathrin Schnabel
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Schwerpunkt Reproduktionsmedizin
Beratungsstelle sexuelle Gesundheit-AIDS/STI
Gesundheitsamt Kreis Recklinghausen
Lehmbecker Pfad 35
45770 Marl

Prof. Dr. med. Sabine Kliesch
Fachärztin für Urologie, Andrologie, medikamentöse Tumortherapie
Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie
Universitätsklinikum Münster
Domagkstraße 11
48149 Münster

Dr. med. Claudia Krallmann
Fachärztin für Urologie, Andrologie und Allgemeinmedizin
Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie
Universitätsklinikum Münster
Domagkstraße 11
48149 Münster

Quellen

Zur Erstellung dieser Broschüre wurden die nachstehend aufgeführten Informationsquellen herangezogen:

  • Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Kryokonservierung von Ei¬ oder Samenzellen oder Keimzellgewebe sowie entsprechende medizinische Maßnahmen wegen keimzellschädigender Therapie (Kryo¬RL). Zuletzt geändert am 18. August 2022.
  • Schüring AN, Fehm T, Behringer K, Goeckenjan M, Wimberger P, Henes M, Henes J, Fey MF, von Wolff M. Practical recommendations for fertility preservation in women by the FertiPROTEKT network. Part I: Indications for fertility preservation. Arch Gynecol Obstet 2018; 297:241-55.
  • von Wolff M, Germeyer A, Liebenthron J, Korell M, Nawroth F. Practical recommendations for fertility preservation in women by the FertiPROTEKT network. Part II: fertility preservation techniques. Arch Gynecol Obstet 2018;297:257-67.
  • S2k-Leitlinie der AWMF: Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen, AWMF-Registernummer 015/082, September 2017
  • von Wolff M, Nawroth F (Hrsg.) (2020) FertiPROTEKT Netzwerk e. V. – Indikationen und Durchführung fertilitätsprotektiver Maßnahmen bei onkologischen und nichtonkologischen Erkrankungen. Schmidt & Klaunig, Druckerei und Verlag, Kiel
  • Cobo A, García-Velasco JA, Domingo J, Pellicer A, Remohí J. Elective and onco¬fertility preservation: factors related to IVF outcomes. Hum Reprod 2018;33:2222-31.

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