„TACTIC“: Krebsmedikamente an Universitäten entwickeln

Deutsche Krebshilfe fördert nationales Netzwerk für die Entwicklung von Krebsmedikamenten mit 11,8 Millionen Euro

Deutsche Krebshilfe fördert nationales Netzwerk für die Entwicklung von Krebsmedikamenten mit 11,8 Millionen Euro

Förderschwerpunkt „Präklinische Wirkstoffentwicklung “

Frankfurt am Main (ast) – Unsere Gene dienen als Bauplan für Proteine, von denen jedes eine ganz bestimmte Aufgabe in der Zelle übernimmt. Welche Proteine in der Zelle gebildet werden sollen, steuern sogenannte Transkriptionsfaktoren. Bei Krebszellen ist die Regulation dieser Faktoren jedoch gestört. Mittlerweile sind viele Transkriptionsfaktoren bekannt, die mit der Entstehung von Krebs in Zusammenhang gebracht werden. Im Rahmen ihres neuen Schwerpunktprogramms „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ fördert die Deutsche Krebshilfe nun das groß angelegte Projekt „TACTIC“. In diesem deutschlandweiten Forschungsnetzwerk werden Wirkstoffe entwickelt, die gezielt mit den fehlregulierten Transkriptionsfaktoren im Tumor interagieren und Krebszellen wieder in ihren Normalzustand versetzen.

Das von der Deutschen Krebshilfe mit 11,8 Millionen Euro geförderte Projekt „Onkogene Transkription als Zielstruktur für neue Krebstherapien (TACTIC)“ vereint die Expertise von 24 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an zwölf universitären Standorten aus der Krebsforschung in ganz Deutschland. Das Netzwerk bündelt alle Schritte, die es zur Entwicklung eines neuen Krebsmedikaments benötigt.

In deutschen Universitäten arbeiten die medizinischen, chemischen und biologischen Institute als separate Einheiten. Wenn überhaupt, existiert nur ein minimaler Austausch zwischen den einzelnen Arbeitsgruppen. Deswegen haben wir ‚TACTIC‘ gegründet, ein Forschungsnetzwerk zur Entwicklung von niedermolekularen Krebsmedikamenten.

Professor Dr. Stefan Knapp

Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Koordinator des Netzwerks

Professor Dr. Stefan Knapp

Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Koordinator des Netzwerks

Regulatorgene als Zielstruktur für neue Krebsmedikamente
Das Aufgabenspektrum des Zentrums reicht dabei von der Entdeckung und der Weiterentwicklung neuer Wirkstoffe bis hin zu präklinischen Studien. Dabei testen die Forschenden die Effektivität des entwickelten Wirkstoffs in verschiedenen Krebs-Modellsystemen und verbessern es bei Bedarf weiter – bis das potenzielle neue Medikament bereit dafür ist, im Rahmen von klinischen Studien auch beim Menschen erprobt zu werden. Den Fokus legt das Forschungsteam auf sogenannte Regulatormoleküle von Krebs-assoziierten Transkriptionsfaktoren. Das bedeutet, dass die Medikamente nicht direkt auf die Transkriptionsfaktoren abzielen sollen, die im Tumor fehlgesteuert sind und beispielsweise zu einer erhöhten Zellteilung führen. Stattdessen konzentriert sich das Netzwerk auf Strukturen, die die Transkriptionsfaktoren übergeordnet regulieren, also in der Signalkette weiter vorne stehen. Denn tumorspezifische Transkriptionsfaktoren sprechen selten auf Medikamentengabe an – ganz im Gegensatz zu ihren Regulatoren. Bisher wurden diese jedoch bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe zur Krebsmedikation kaum berücksichtigt.

Am Computer zum Arzneimittel
Doch das soll sich nun ändern. In enger Zusammenarbeit mit den von der Deutschen Krebshilfe geförderten Onkologischen Spitzenzentren hat das Forschungsteam anhand von Tumorproben eine Reihe von vielversprechenden Zielstrukturen identifiziert, die wichtige Krebs-assoziierte Transkriptionsfaktoren regulieren. Im weiteren Vorgehen nutzen die Forschenden modernste strukturbiologische Verfahren, um den räumlichen Aufbau dieser Regulatoren zu entschlüsseln. Anhand dessen modellieren sie am Computer passende niedermolekulare Arzneistoffe, die – zumindest theoretisch – die Funktion des Regulators hemmen. Mit umfangreichen Arzneimittelscreenings testet das Team die Wirksamkeit dieser Arzneistoffe dann im Zellkulturmodell. Das Netzwerk soll zudem eine Anlaufstelle für andere akademische Arbeitsgruppen und Institute bilden und in Zukunft weitreichende Beratungs- und Kooperationsangebote zur Wirkstoffentwicklung für die gesamte onkologische Gemeinschaft in Deutschland anbieten. So soll an Deutschlands Universitäten langfristig die Erforschung neuer Krebsarzneien und auch neuer Wirkstoffklassen gestärkt werden.

Neben der Universitäten Dortmund, Frankfurt am Main, Köln, München, Tübingen und Würzburg sind die Universitätskliniken Essen, Frankfurt am Main und Tübingen sowie das Georg-Speyer-Haus in Frankfurt am Main, das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund und das Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund an dem Projekt beteiligt. Das Forschungsnetzwerk wird im Rahmen des Förderschwerpunkts „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ gefördert.