„Palliativmedizin statt Sterbehilfe“

Bonn, 06.07.2015 (gb) – Die Versorgung unheilbar erkrankter Patienten ist heute ein unverzichtbarer Teil des Gesundheitssystems. Doch nach wie vor gibt es viele Defizite – sowohl was die flächendeckende Versorgung betrifft als auch in Forschung, Lehre und Fortbildung. Die Deutsche Krebshilfe begrüßt daher ausdrücklich den jüngst im Bundestag von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe vorgelegten Gesetzesentwurf zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung. Zudem zog die Deutsche Krebshilfe Bilanz: Im Jahr 2014 nahm die Organisation 96 Millionen Euro an Spenden ein. „Für diesen Erfolg möchten wir uns bei allen Spenderinnen und Spendern bedanken – ohne diese Unterstützung aus der Bevölkerung wäre unsere wichtige Arbeit nicht möglich“, so Fritz Pleitgen, Präsident der Deutschen Krebshilfe. Die Organisation hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 153 Projekte gefördert, mit dem Ziel, die Versorgung krebskranker Menschen weiter zu verbessern, darunter auch weitere Projekte im Bereich der Palliativmedizin.

 

Als Bürgerbewegung im Kampf gegen den Krebs finanziert die Deutsche Krebshilfe ihre gesamten Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der Bevölkerung. „Ohne die tatkräftige Unterstützung zahlreicher engagierter Menschen in Deutschland könnten wir unsere wichtigen Aufgaben nicht wahrnehmen“, sagte Hans-Peter Krämer, Vorsitzender des Stiftungsrates der Deutschen Krebshilfe. Im Geschäftsjahr 2014 spendete die Bevölkerung insgesamt 96 Millionen Euro an die Deutsche Krebshilfe. 46,1 Millionen Euro stammten aus Erbschaften und Vermächtnissen. Hinzu kamen über 390.000 Einzelspenden von Privatpersonen und Firmen mit insgesamt 26,7 Millionen Euro, Erlöse aus Aktionen und Veranstaltungen sowie Kondolenzspenden zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe.

Rund 500.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs. „Heute können rund die Hälfte aller Krebspatienten und vier von fünf krebskranken Kindern geheilt werden“, so Krämer weiter. „Das bedeutet aber auch, dass es viele Menschen gibt, die eine Krebserkrankung nicht überleben. Wir sind daher froh und dankbar, dass uns die Bürgerinnen und Bürger vertrauen und uns weiterhin erhebliche Mittel in Form von Spenden zur Verfügung stellen“.

Eines der Förderschwerpunktthemen im Geschäftsjahr 2014 war beispielsweise die Translationale Onkologie. Dieser Begriff bezeichnet die Schnittstelle zwischen der Wissenschaft und ihrer praktischen Anwendung. Das bedeutet: die im Labor gewonnen Erkenntnisse sollen rasch den Patienten in Form verbesserter Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zugutekommen. Mit der Einrichtung des Förderschwerpunktprogrammes „Translationale Onkologie“ hat die Deutsche Krebshilfe den Weg für zahlreiche aussichtsreiche Forschungsvorhaben in Deutschland geebnet. Insgesamt hat die Organisation im Jahr 2014 rund 31,1 Millionen Euro für die Grundlagenforschung und klinische Krebsforschung zur Verfügung gestellt. Um dem wachsenden Informationsbedarf gerecht zu werden, hat die Deutsche Krebshilfe gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft 2014 das INFONETZ KREBS eingerichtet. Unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 80708877 erhalten Betroffene und Angehörige in einem persönlichen Gespräch Rat und Hilfe.

Zudem hat sie auch im vergangenen Jahr weitere palliativmedizinische Projekte gefördert. Als Wegbereiterin der Palliativmedizin in Deutschland macht sich die Deutsche Krebshilfe seit über 30 Jahren für schwerstkranke Menschen stark. „Das geplante Hospiz- und Palliativgesetz ist ein großer und längst überfälliger Schritt auf dem Weg zu einer verbesserten Versorgung unheilbar kranker Menschen“, sagte Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Ziel des Gesetzentwurfes ist ein flächendeckendes Hospiz- und Palliativangebot in ganz Deutschland. „Auch in Anbetracht der Debatte um Sterbehilfe und Sterbebegleitung ist die Stärkung der Palliativmedizin unabdingbar. Denn der Ruf nach Sterbehilfe wird bei einer flächendeckenden palliativmedizinischen Versorgung selten sein“, so Nettekoven.

Dies bestätigte auch Professor Dr. Lukas Radbruch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin: „Eine gute ambulante und stationäre Palliativversorgung kann den Wunsch nach Beihilfe zum Suizid in den allermeisten Fällen ausräumen“. Ob zuhause, im Altenpflegeheim, im Krankenhaus oder im Hospiz - schwererkrankte Menschen bräuchten an jedem Ort die Gewissheit, gut, sicher und in Gemeinschaft aufgehoben zu sein. „Heutzutage sind beinahe alle Schmerzen, Beschwerden und selbst extreme Luftnot in den Griff zu bekommen“, so Radbruch. „Jenseits der unmittelbaren Beschwerden leiden Patienten häufig unter der Angst vor dem, was auf sie zukommen könnte, hier hilft Aufklärung über den Krankheitsverlauf und die weitreichenden Möglichkeiten der palliativmedizinischen Versorgung“.

„Palliativmedizin statt Sterbehilfe“

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