Risikoadaptierte Früherkennung und risikoadaptiertes Screening

Förderungsschwerpunktprogramm 'Risikoadaptierte Krebs-Früherkennung und risikoadaptiertes Screening'

Forschung zu risikoadaptierter Früherkennung

Abhängig von Alter und Geschlecht kann jeder gesetzlich Versicherte am Krebsfrüherkennungsprogrammen der gesetzlichen Krankenversicherung teilnehmen. Daneben setzt sich das individuelle Krebsrisiko eines Menschen aus vielen weiteren Faktoren zusammen, wie dem Lebensstil, der genetischen Veranlagung und bestehenden Vorerkrankungen.

Die Deutsche Krebshilfe hat daher ein Förderschwerpunktprogramm eingerichtet, um die Grundlage dafür zu schaffen, dass Mediziner zukünftig neben Alter und Geschlecht weitere, individuelle Faktoren berücksichtigen können, um ihren Patienten einen speziell auf sie zugeschnittenen Plan zur Krebsfrüherkennung anzubieten. Dafür stellt sie insgesamt 3,3 Millionen Euro für vier Forschungsvorhaben bereit.

 

Je früher eine Krebserkrankung entdeckt und behandelt wird, desto höher sind in der Regel die Heilungschancen. Durch Untersuchungen, die stärker als bisher an das individuelle Risiko eines Menschen angepasst sind, könnten zukünftig mehr Tumoren in einem frühen Stadium erkannt werden. Das kann auf lange Sicht Leben retten.

Dr. Franz Kohlhuber

Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe

Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe

Um das Potenzial der individuellen Krebsfrüherkennung in Deutschland verstärkt zu erforschen, ist die Deutsche Krebshilfe mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs eine öffentlich-private Partnerschaft eingegangen. Das BMBF fördert ebenfalls vier Forschungsverbünde zu dem Thema. Die Förderinitiativen wurden eng zwischen den beiden Einrichtungen abgestimmt.

Die Projekte im Überblick

Erbliches Krebsrisiko ermitteln

Wer eine genetische Veranlagung für Krebs besitzt, erfährt dies in der Re-gel erst, wenn ein naher Verwandter erkrankt ist. Unklar ist jedoch, wie viele Menschen ein erhöhtes genetisches Risiko für eine Krebserkrankung haben. Forschende des Verbundprojektes „Erhöhte polygene Krebs-Risikoscores in einer deutschen Bevölkerungsstichprobe: Prävalenz, Risikofaktoren und Einstellungen zum Screening“ analysieren daher, wie häufig bestimmte genetische Muster, die das Krebsrisiko erhöhen, in der Bevölkerung auftreten. Gleichzeitig analysieren sie, wie hoch die Akzeptanz in der Bevölkerung für genetische Untersuchungen zur Feststellung des persönlichen Krebsrisikos ist. Dieses Wissen soll dazu beitragen, Programme zu entwickeln, in denen Menschen individuelle Empfehlungen zur Krebsfrüherkennung erhalten können. Die Forschenden nutzen dafür Daten der sogenannten NAKO-Gesundheitsstudie. In dieser umfassenden Langzeitstudie untersuchen Ärztinnen und Ärzte rund 200.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland über mehrere Jahre hinweg medizinisch sowie zu ihren Lebensgewohnheiten und stellen die dabei erhobenen Daten anonymisiert Wissenschaftlern zur Verfügung.

Titel: „Erhöhte polygene Krebs-Risikoscores in einer deutschen Bevölkerungsstichprobe: Prävalenz, Risikofaktoren und Einstellungen zum Screening“

Förderzeitraum: 2025 – 2028

Fördersumme: 862.534 Euro

Standorte: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie Bremen (Abteilung Klinische Epidemiologie und Abteilung Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung), Universität Bremen (Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung am Institut für Public Health und Pflegeforschung)

 

Brustkrebsrisiko vorhersagen

Anhand von genetischen Faktoren wie auch Lebensstilfaktoren können Wissenschaftler mittlerweile abschätzen, wie hoch das individuelle Risiko einer Frau ist, an Brustkrebs zu erkranken. Forschende wollen im Rahmen des Verbundprojektes „Modellhafte Implementierung einer personalisierten Risikoprädiktion und -kommunikation für eine risikoadaptierte Krebsfrüherkennung im Mammographie Screening (MyRisk)“ diese Möglichkeit nun nutzen, um allen Frauen einen optimalen und informierten Zugang zu ihrer individuellen Risikovorhersage zu ermöglichen, damit sie ihr persönliches Gesundheitsverhalten gezielt stärken können. Zusammen mit gesunden Probandinnen entwickeln und testen sie ein Risikoerfassungs- und Kommunikationskonzept, das sich an Frauen zwischen 50 und 54 Jahren richtet, die erstmals am Mammographie-Screening teilnehmen. Das Projekt soll die Basis für ein risikoangepasstes Brustkrebs-Screening bilden.

Titel: „Modellhafte Implementierung einer personalisierten Risikoprädiktion und -kommunikation für eine risikoadaptierte Krebsfrüherkennung im Mammographie Screening (MyRisk)“

Förderzeitraum: 2025 – 2028

Fördersumme: 1.405.502 Euro

Standorte: Universitätsklinikum Köln (Zentrum Familiärer Eierstockkrebs und Klinik III für Innere Medizin), Universitätsklinikum Münster (Klinik für Radiologie), Charité – Universitätsmedizin Berlin (Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin), Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg (Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Arbeitsgruppe Digitale Biomarker für die Onkologie und Krebsinformationsdienst), Universität Bonn (Center for Life Ethics)

 

Brustkrebs: Wenn die Früherkennung versagt

Obwohl die Früherkennung mittels Mammographie die Brustkrebssterblichkeit senken kann, ist Brustkrebs nach wie vor die häufigste Krebstodesursache bei Frauen in Deutschland. Ein Grund: Die Mammographie erkennt Brusttumoren bei mehr als einem Drittel der betroffenen Frauen entweder gar nicht oder nicht früh genug. Dichtes Brustdrüsengewebe ist eine bekannte Ursache für ein solches Versagen der mammographischen Früherkennung – aber nicht die einzige. Die Forschenden des Verbundprojektes „Brustkrebs-Risikoprädiktion durch Deep Learning-basierte Phänotypisierung von Mammographien für die Risiko-adaptierte Früherkennung: BEYOND DENSITY“ wollen die Effektivität der Brustkrebs-Früherkennung verbessern. Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) ermitteln sie neben der Brustdichte weitere Faktoren, die dazu führen können, dass Brusttumoren in einer Mammographie unentdeckt bleiben. Dieses Wissen soll die Grundlage dafür schaffen, zukünftig auf der Basis einer schnellen, KI-basierten Analyse genau die Früherkennungs-Teilnehmerinnen identifizieren zu können, die eine alternative Brustkrebs-Früherkennungsmethode benötigen.

Titel: „Brustkrebs-Risikoprädiktion durch Deep Learning-basierte Phänotypisierung von Mammographien für die Risiko-adaptierte Früherkennung: BEYOND DENSITY“

Förderzeitraum: 2025 – 2028

Fördersumme: 690.586 Euro

Standorte: Uniklinik RWTH Aachen (Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation), Krebsforschungszentrum Heidelberg (Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung)

 

Wann zur Darmspiegelung?

Im Rahmen der gesetzlichen Darmkrebs-Früherkennung haben Menschen in Deutschland ab 50 Jahren Anspruch auf eine Stuhluntersuchung, die die Menge des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin (Hb) im Stuhl misst. Liegt der Hb-Wert über einer bestimmten Grenze, wird eine Darmspiegelung zur weiteren Abklärung empfohlen. Jedoch kann das Darmkrebsrisiko trotz gleichen Hb-Werts je nach Person unterschiedlich hoch sein. Forschende des Projekts „Effektivere Darmkrebsfrüherkennung durch Verwendung risikoadaptierter FIT Grenzwerte“ untersuchen bei 12.000 Teilnehmern einer vorsorglichen Darmspiegelung, wie hoch ihr Hb-Wert bei der vorangegangenen Stuhluntersuchung war. Zudem wurden umfassende Informationen zu den Lebensumständen der Teilnehmer erhoben. Über diese Daten möchten die Projektleiter Grenzwerte der Blutuntersuchung für bestimmte Risikogruppen definieren und so ein risikoadaptiertes Darmkrebs-Screeningmodell entwickeln.

Titel: „Effektivere Darmkrebsfrüherkennung durch Verwendung risikoadaptierter FIT Grenzwerte“

Förderzeitraum: 2025 – 2028

Fördersumme: 327.435 Euro

Standort: Krebsforschungszentrum Heidelberg (Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung)