Was Krebs so gefährlich macht, ist die Eigenschaft der Tumorzellen, Tochtergeschwülste zu bilden. Forscher suchen Therapien gegen Metastasen, um die Heilungschancen zu verbessern.
Forschungsprojekt in Heidelberg
Damit ein Tumor wachsen kann, benötigt er neue Blutgefäße, die ihn mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Diese Blutgefäße spielen eine Schlüsselrolle bei der Ausbreitung von Krebszellen im Körper. Sie ermöglichen es ihnen, in den Blutkreislauf zu gelangen und sich in entfernten Organen anzusiedeln. Dabei müssen die Tumorzellen gleich drei Herausforderungen meistern: in das Blutgefäß eindringen, den Transport im Blutstrom überleben und schließlich das Gefäß wieder verlassen.
Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Vorgänge im Detail zu entschlüsseln. Um auf Wanderschaft gehen zu können, bedienen sich die Krebszellen eines cleveren Tricks: Sie programmieren die Gefäßwandzellen einfach für ihre Zwecke um. Einmal umprogrammiert, beginnen die Gefäßwandzellen mit der großflächigen Aktivierung eines Moleküls mit dem wissenschaftlichen Namen Notch1.
Das aktivierte Notch1 ermöglicht es den Krebszellen, sich an die Gefäßwand zu heft en. Notch1 sorgt auch dafür, dass die eigentlich nur schwer zu durchdringende Wand immer durchlässiger wird – letztlich gelingt es den bösartigen Zellen, die Barriere zu durchbrechen und in die Blutbahn zu gelangen.
Neue Therapie mit Antikörpern?
Je stärker Notch1 in den Gefäßwänden des Tumors aktiviert wird, desto mehr Krebszellen gelangen ins Blut und desto mehr Metastasen können entstehen. Doch neue Erkenntnisse des Heidelberger Forscherteams lassen hoffen: Wird Notch1 im Labor mit sogenannten therapeutischen Antikörpern blockiert, siedeln sich deutlich weniger Krebszellen in anderen Organen an. In weiteren Studien wollen die Wissenschaftler die Wirkung der Antikörper genauer untersuchen, damit möglichst bald auch Patienten von diesem neuen Ansatz profitieren können.