Ernährung bei Darmkrebs & nach der Darm-OP


Darmkrebs-Betroffene Esther mit einem gesunden Apfel in der Hand

Esther ist selbstständige Grafikerin, liebt das Tanzen und den Fasching und lässt sich selbst vom Krebs nicht den Spaß am Leben und Essen nehmen.

Zufalls-Diagnose Darmkrebs

Ab und zu Verstopfungen und ein hartes Bauchgefühl – „sicher nichts Dramatisches“, dachte sich die damals 44-jährige Esther und ignorierte die Warnsignale ihres Körpers. Aufgrund einer Thrombose erhielt sie schließlich aber doch eine Darmspiegelung, um mögliche Ursachen abzuklären – Glück im Unglück! So erfuhr die Zweifachmutter von ihrem Darmkrebs – einem Tumor, der bereits so groß war, dass er fast den ganzen Darm ausfüllte.

Essen vor der Darm-OP

„Kurz nach Weihnachten wurde ich operiert. Dementsprechend musste ich das fettige Weihnachtsessen leider links liegen lassen, am Tag vor der OP mit Abführmittel anstoßen und viel Zeit auf der Toilette verbringen. Der Darm muss zur Operation komplett leer sein, damit er sauber ist und das Infektionsrisiko bei der OP minimiert wird. Zwischen meiner Darmspiegelung und der OP habe ich kaum etwas gegessen aus Angst, eine Verstopfung könne entstehen oder sogar der Darm platzen. Das sollte man aber nicht nachmachen. Bis zur OP habe ich nämlich ganze 8 kg abgenommen und musste anschließend erst einmal zu Kräften kommen vor der Chemotherapie.“

Darmkrebspatientin mit Geburtstags-Kuchen mit zwei Kerzen

Die Darmkrebs-Operation

„Da der Tumor in einer „Kurve“ lag, wurde mir sehr viel Darm rausgenommen: der komplette querverlaufende Dickdarm und der absteigende Dickdarmast – leider inklusive Sigma, also dem Stuhl-Auffangbecken. Übrig blieb ein Drittel des Dickdarms. Doch ich hatte Glück, dass ich von Natur aus mit einem eher langen Darm gesegnet bin.“

Darmkrebs Tumor, der in einer Kurve liegt gezeichnet auf Papier. Dahinter steht die Patientin.

Ernährung nach der Darm-OP

„Ich habe im Krankenhaus mit leichtem Kostaufbau, also mit Brei und Suppen angefangen. Mittlerweile kann ich keinen Kartoffelbrei mehr sehen, denn die ersten Tage gab es kaum etwas anderes. Sicherlich könnte man sein Essen nach der Darm-OP etwas schöner gestalten – zum Beispiel indem man sich den Kartoffelbrei ansprechender auf dem Teller drapiert, vielleicht mal in Herzform. Im Krankenhaus war es leider immer derselbe „Einheitsbrei“, sodass ich beim Öffnen des Deckels immer enttäuscht dachte: >>Oh, wieder Kartoffelpüree.<< Zuhause habe ich versucht, es netter anzurichten. Das zaubert bei Groß und Klein ein Lächeln auf die Lippen und schmeckt direkt besser.“

Gelbe Banane für gesunde Ernährung mit lächelndem Gesicht bemalt

„In der Reha lernt man außerdem, wie wichtig es ist, wenig rotes Fleisch zu essen. Salami habe ich geliebt, aber ich vertrage die allein durch den Fett- und Histaminanteil nicht mehr. Ab und zu sage ich mir: >>Okay, ein, zwei Scheibchen auf einem Brötchen.<< Aber danach weiß ich wieder, warum ich Salami nicht essen sollte, da es mir schlecht geht. Ich esse also mittlerweile wenig Fleisch und Wurst. Wenn, dann weiche ich auf Geflügel aus, was man Krebspatienten auch rät. Ansonsten ernähre ich mich nun größtenteils auf pflanzlicher Basis. Aber auch das ist mit Darmkrebs, Blähungen und Durchfall nicht einfach. Vegane Ersatzprodukte bestehen häufig aus Hülsenfrüchten, die blähend wirken, Weizen, den ich meiden möchte, oder sind auf Sojabasis, was ich aufgrund meiner Histaminintoleranz nicht vertrage.“

Toilettenpapierrolle mit lächelndem Gesicht

Nach einer Operation, Chemo– und Strahlentherapie können bereits kleinere Mengen an Zucker, Süßstoffen, Histamin und Histaminliberatoren (wie Soja) vorübergehend oder dauerhaft Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall etc. auslösen. Wichtig ist, seine Unverträglichkeiten zu erkennen.

Essen gehen nach einer Darmkrebs-OP

„Bei mir ist Essen im Restaurant oder generell außerhalb essen immer noch ein Problem. Wenn ich nicht weiß, was drin ist – Süßungsmittel, Fertigstoffe, Fertigmischungen – besteht ein hohes Risiko, dass auf den Restaurantbesuch Durchfall und Blähungen folgen. Deshalb brauche ich immer eine Rückzugsmöglichkeit oder muss wissen, wie ich im Ernstfall schnell nach Hause komme. Im Lokal ist die Auswahl für mich zudem sehr begrenzt: Es gibt meist keine gekochten Kartoffeln, sondern Pommes. Wenn die fett-schonend gemacht sind, gehen sie einigermaßen. Aber sie dürfen nur minimal gesalzen sein. Am besten machst du sie bei Pommes-Heißhunger selbst – in einer Heißluftfritteuse oder im Ofen. Schließlich ist es unangenehm, mit einer langen Liste an unverträglichen Lebensmitteln im Restaurant aufzutauchen. Das ist wohl auch der Hauptunterschied zu früher: Da war ich ein unkomplizierter Gast. Heute muss ich sagen: >>Salat bitte ohne Zwiebeln, nur Essig und Öl, keine blähenden Substanzen. Und machen Sie das Dressing selbst? …<< Meistens wird das zwar bejaht, aber ich kann erst im Nachhinein sagen, ob es wirklich stimmt.“

Ernährungsberatung bei Krebs

Darmkrebs-Patientin hält eine gesunde Zucchini wie einen Lächelnden Mund vor ihr Gesicht

„In der Klinik habe ich eine onkologische Ernährungsberatung bekommen, die sehr hilfreich war. Beispielsweise habe ich tolle Übersichten bekommen, wie eine, in der blähende und nicht-blähende Lebensmittel stehen. Doch einige Hilfestellungen wollte ich zunächst nicht annehmen: >>Schonkost nach Darm-OP? Nein danke!<< Ich habe also die normalen fettreichen Soßen mit Zwiebeln bekommen – zwar schmackhafter als Kartoffelbrei pur, aber ich habe es mir dadurch unnötig schwer gemacht. Im Nachhinein betrachtet, war meine Reaktion nicht so schlau, weil ich dadurch oft Durchfall hatte. Ich wollte unbedingt selbst lernen: Anhand der Listen und Infos der Krebs-Ernährungsberatung, habe ich entschieden, was ich wann essen darf. Mein Gedanke war, dass ich das zu Hause auch allein können muss.“

Was man nach einer Darm-OP nicht essen sollte

„Ich habe also am Leidensdruck gelernt, was ich nicht vertrage. Aber nicht jeder verträgt alles gleich. Man muss es austesten durch kleine Portionen und nach und nach die Menge steigern. So kann man schrittweise das Ernährungsspektrum erweitern. Im Grunde habe ich mit Babybrei begonnen:  Pürierte Kartoffeln und Karotten. Doch da mir der Brei irgendwann „aus den Ohren herauskam“, habe ich die Kartoffeln lieber bloß gekocht – nur eben ein bisschen länger. Allerdings muss ich sagen, dass anfangs alles unverträglich war: Ich konnte aufgrund der Hefe nicht mehr mit Brühwürfel kochen und keine Zwiebeln verwenden. Die Art zu kochen wird grundlegend auf den Kopf gestellt. Anfangs konnte ich nichts „richtig“ machen, denn sogar Kartoffeln und Möhren haben Probleme bereitet. Doch keine Sorge, auch diese Phase geht vorbei!“

„Anfangs habe ich gar nichts so wirklich vertragen. Doch keine Sorge, diese Phase geht vorbei!“

Darmkrebspatientin mit einer bunten Luftballon-Zwei

Verbotene Lebensmittel bei Darmkrebs?

„Ich spreche nicht von einem „Verbot“, denn eigentlich „darf“ ich essen, was ich möchte. Ich muss nur mit den „Konsequenzen“ leben. Dennoch fragen sich viele: >>Was sollte man nach einer Darm-OP nicht essen?<<

Vielleicht hilft da meine Liste mit blähenden Lebensmitteln.“

Darmkrebs: Ernährungstipps

„Wenn ich Essen zubereite – und wenn es nur ein Brot ist – achte ich genaustens darauf, was drinsteckt. Entweder backe ich selbst oder kaufe es beim Bäcker. Ich verzichte komplett auf Weizen, denn da bläht mein Bauch mehr, man spricht ja auch von der „Weizenwampe“. Wenn das Brot einen Tag alt ist, vertrage ich es grundsätzlich besser. Zudem versuche ich, mit möglichst wenig Zusatzstoffen klarzukommen. Auf mein Brot schmiere ich zum Beispiel Frischkäse ohne Zusätze und gebe ein bisschen Kresse drauf. Mit Tomaten oder Gurken garniere ich eher nicht, denn Rohkost ist bei mir blähend.“

Darmkrebspatientin ist eine Reiswaffel am essen

Für Blähungen musst du dich nicht schämen!“

Die Verträglichkeit kann sehr individuell sein: Probieren geht über Studieren! Eine Handvoll rohes Obst oder Gemüse zu einer Mahlzeit liefert wichtige Vitamine und wird meist gut verdaut.

„Ich esse gern Salat und experimentiere ab und zu, aber ich riskiere dadurch oft Blähungen. Ich kann eben nicht auf alles verzichten. Aber: Für Blähungen musst du dich auch nicht schämen. Das gehört nun Mal dazu.“

„Essen bei Darmkrebs muss nicht langweilig sein: Ich kreiere viel Geschmack über die Gewürze. Mittlerweile nehme ich auch wieder Pfeffer. Am Anfang war ich sehr bedacht darauf, Alternativen zu finden, die den Darm nicht belasten. Ich habe zum Beispiel Papaya-Kerne getrocknet und in die Gewürzmühle gepackt. Zum Thema Fett: Es gibt „gutes“ und „schlechtes“ Fett. Mittlerweile kann ich gesunde Fette zu mir nehmen, wie beispielsweise durch Avocados. Außerdem experimentiere ich mit verschiedenen Ölen wie Leinöl oder Hanföl.

Ernährungstagebuch einer Darmkrebs-Patientin

Um einen Überblick zu behalten, was ich wann vertragen habe, habe ich ein detailliertes Ernährungstagebuch geführt.“

Eine Vorlage für das Ernährungstagebuch findest du auf Seite 124 des Ratgebers „Ernährung bei Krebs“.

Ernährung: Darmkrebs vorbeugen

„Bei der Ernährung nach Krebs kannst du dich an den Vorgaben der Krebsprävention orientieren.“

„Generell würde ich sagen, kann man sich bei der Ernährung nach Darmkrebs nach den Vorgaben für die Krebsprävention richten. Besonders wichtig ist mir entsprechend, dass ich mich stets krebsfreundlich ernähren kann. Ich trinke deshalb zum Beispiel jeden Morgen eine Tasse grünen Tee mit einem Spritzer Zitrone. Ansonsten einfach ausprobieren, denn das Thema „Ernährung nach einer Darmkrebs-Operation“ ist komplex, da jeder anders reagiert. Die gute Nachricht ist: An vieles gewöhnt sich der Darm wieder. Was dich nach einem halben Jahr nach der OP frustriert hat, musst du nicht grundlegend weglassen. Probiere es zu einem anderen Zeitpunkt erneut!“

Mehr zum Thema Krebsprävention finden Sie auf unserer Seite unter „KREBS VORBEUGEN“ sowie in unseren Ratgeber-Broschüren.

Haferflocken nach einer Darm-OP

„Fällt das Frühstück bei Darmkrebs-Patienten eher fad aus? Keinesfalls! Ich liebe mein allmorgendliches Porridge und kann es nur empfehlen. Das bereite ich mir mit drei Esslöffeln Haferflocken (bei Darmkrebs-Patienten gut verträglich) und Pflanzenmilch zu. Auch hier bin ich von der tierischen Variante weg. Wer normale Milch gewöhnt ist, muss sich umgewöhnen, aber tatsächlich ist es dann superlecker. Normale Milch mag ich mittlerweile gar nicht mehr. Die pflanzliche Variante ist zudem im Gegensatz zur tierischen nicht entzündungsfördernd. In das Porridge mache ich dann noch etwas Obst, etwa einen halben Apfel, den ich mitkoche. So habe ich gleich die Vitamine mit dabei – wenn auch etwas reduziert durch das Erhitzen. Doch durch das Dünsten ist der Apfel deutlich besser verträglich. Es hört sich nicht nach viel an, aber es ergibt am Ende eine große Suppenteller-Portion, die satt macht. Das Ganze geht nämlich beim Köcheln im Topf auf – und eben nicht erst im Bauch. Mein Rezept ist keine Garantie für ein beschwerdefreies Frühstück – aber allemal einen Versuch wert!“

Schokolade nach einer Darm-OP

„Die gute Nachricht vorab: Schokolade mit hohem Kakaoanteil wirkt stopfend und ist demnach gut, wenn du unter Durchfällen leidest. Mir schmeckt das zum Glück hervorragend. Vielen ist hundertprozentige Schokolade aber zu bitter. Der Geschmack hat sich nicht geändert, nur weil du plötzlich Darmkrebs hast. Ansonsten probiere es mal mit selbstgemachtem, zuckerfreiem Popcorn. Das schmeckt für einige leider fad, aber es ist Gewöhnungssache. Ich habe jedenfalls das Gefühl, ich esse eine „Süßigkeit“, obwohl es nur Mais ist. Sicherlich ist nicht jeder Darmkrebspatient so konsequent. Weil ich nur noch so wenig Darm habe, hat mich meine Verdauung quasi dazu „genötigt“. Wer nach zwei Wochen schon wieder klargekommen ist, fällt eher in alte Muster. Ich bin also fast dankbar, dass es bei mir extrem war. Routinen zu ändern, ist sonst keine einfache Sache.“

Darmkrebs: Alkohol reduzieren

„Alkohol konsumiere ich fast gar nicht mehr, weil ich weder den Alkohol selbst noch die Kohlensäure vertrage. Wenn es feierlich wird, versuche ich ab und zu einen (verdünnten) Saft, aber das ist schwierig durch die Fruktose. Ich trinke deshalb so gut wie ausschließlich stilles Wasser und Tee – am liebsten Kümmeltee. Den finde ich lecker und trinke ihn wirklich literweise. Viel trinken ist auch gut für die Verdauung und bei Darmkrebs wichtig. Ich habe allerdings von der Ernährungsberatung gelernt, dass ich aufgrund der Durchfallproblematik einen zeitlichen Abstand zum Essen einhalten sollte, da man die Nahrung sonst quasi „anschubst“ mit der Flüssigkeitszufuhr.“

Ernährungsberatung: Krebspatienten erhalten wertvolle Tipps

„Noch ein Tipp von der Ernährungsberatung war, wie man isst – also nicht im Stehen oder gehetzt. Das verursacht Stress im Darm und damit häufiger Blähungen. Es fängt schon bei der Zubereitung an: Man sollte sich zum Kochen Zeit nehmen. Überdenke also am besten einmal dein ganzes Koch- und Essverhalten. Ich höre beispielsweise ein Hörbuch beim Kochen und genieße das Prozedere.“

Nahrungsergänzungsmittel, Probiotika & Co.

„Wichtig ist, dem Darm möglichst viele Ballaststoffe und Probiotika zu geben und sich nicht zu einseitig zu ernähren. Ich kann auch raten, etwas für die Darmflora zu tun. Durch solch eine OP und die vielen Durchfälle ist ja alles weg – man kann es sich vorstellen wie bei einer Rohrspülung. Außerdem habe ich nach der OP Antibiotika bekommen, was mein Darm-Mikrobion zusätzlich zerstört hat. Mit Naturjoghurt oder Kefir lassen sich die Bakterien anfüttern. In der Reha haben sie dafür Buttermilch, aber da muss jeder selbst gucken, ob er oder sie es verträgt!“

Portraitbild der Darmkrebspatientin Esther

„Zum Schluss ist es mir noch wichtig, dass sich keiner frustriert fühlt durch den Vergleich mit anderen. Schließlich ist jeder Mensch, jeder Darm und jede Krankheitsgeschichte individuell. Man braucht in einer solchen Situation Geduld. Klar, das ist nicht immer einfach, aber: Dafür darf man leben und viele schöne Momente genießen – für mich ist es den Verzicht wert.“

Benötigen Sie Hilfe?

Menschen mit Darmkrebs können sich an die Deutsche ILCO wenden – eine Selbsthilfevereinigung von Stomaträgern und von Menschen mit Darmkrebs –, die unterstützende Informationen zur Ernährung bei Darmkrebs anbietet. Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem die Broschüre „Ernährung nach Stoma- oder Darmkrebsoperation“.

Auch das INFONETZ KREBS informiert und berät Betroffene gern!

Eine persönliche, kostenfreie Beratung durch das INFONETZ KREBS erhalten Sie montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0800 / 80 70 88 77 oder per E-Mail: krebshilfe@infonetz-krebs.de.

Weitere Informationen

Sie finden grundlegende Informationen in unseren Blauen Ratgebern „Darmkrebs“, „Ernährung bei Krebs“ sowie auf unserer Website unter „Mit Krebs leben“.

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