Lymphdrüsenkrebs: Erfahrungen einer Betroffenen


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Katharina erhält mit nur 23 Jahren die Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Im Blogbeitrag erzählt sie, wie sie mit dem Hodgkin Lymphom umgeht und wie ihr ihre Familie, Gespräche mit anderen Betroffen und eine psychoonkologische Beratung geholfen haben.

Die in der Rubrik „Erzähl Deine Geschichte“ vorgestellten Texte schildern die individuellen Erfahrungen von Krebspatienten und lassen sich nicht auf andere Fälle übertragen. Fachliche Informationen der Deutschen Krebshilfe finden Sie im Text verlinkt

Diagnose Lymphdrüsenkrebs: im falschen Film

„Mein Name ist Katharina, ich bin 24 Jahre alt und habe am 3. März 2022 die Diagnose Lymphdrüsenkrebs erhalten. Alles begann mit einer Schwellung, die ich an meiner linken Halsseite ertastete. Nur einen Monat später stand fest, dass es sich um ein Hodgkin Lymphom im Stadium 4a handelt.

Damals fühlte ich mich wie im falschen Film. Ich glaube, mit einer Krebsdiagnose rechnet niemand, vor allem nicht im Alter von 23 Jahren. Von heute auf morgen musste ich mein ’normales‘ Leben auf Eis legen, mein Jurastudium in Berlin unterbrechen und wieder zurück zu meinen Eltern nach Thüringen ziehen. Denn dass ich in den Therapiemonaten auf besonders viel Hilfe und mentale Unterstützung angewiesen sein würde und das nicht allein durchstehen wollte, war mir damals schon klar.“

Das Hodgkin Lymphom ist eine Form des Lymphkrebs. Das lymphatische System ist über den ganzen Körper verteilt und gehört zum Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers. Beim malignen (bösartigen) Lymphom weisen die Zellen des lymphatischen Systems ein unkontrolliertes und somit bösartiges Wachstum auf.

Chemotherapie: Attraktiv trotz Krankheit

„Zwei Wochen nach der Diagnose begann die Chemotherapie. Für eine Entnahme von Eizellen war leider keine Zeit mehr. Dafür bekam ich regelmäßig eine Spritze, die mich in die Wechseljahre beförderte. So sollte meine Unfruchtbarkeit verhindert werden.“

Hier finden Sie ausführliche Informationen zum Thema finden Sie in unserem Blauen Ratgeber „Kinderwunsch und Krebs“.

„Aufgrund meines fortgeschrittenen Stadiums musste ich sechs Chemozyklen durchstehen, die meinen Körper und meine Psyche an ihre Grenzen brachten.

Der Haarausfall belastete mich anfangs enorm, doch zum Glück gewöhnte ich mich schnell an die Glatze. Ich beschloss, mich professionell fotografieren zu lassen, da ich mich trotz Krankheit weiterhin attraktiv und nicht entstellt fühlen wollte. Das hat mir geholfen, selbstbewusst zu bleiben.“

Lymphdruesenkrebs-Erfahrungen_Katharina_Attraktiv trotz Erkrankung

Lymphdrüsenkrebs: Eine To-Do-Liste für die Zukunft

„Leider hörte mein Knochenmark immer häufiger auf, neues Blut zu produzieren, sodass ich viele zusätzliche Tage auf der Krebsstation und in Umkehrisolation verbrachte. In dieser Phase lenkte ich mich vor allem mit dem Schreiben eines Tagebuchs ab. Täglich hielt ich fest, was ich durchmachte und wie es mir damit ging. Ich schmiedete auch Pläne für die ‚Zeit nach dem Krebs‘ und begann, mir eine To-Do-Liste zu schreiben mit all den Dingen, die ich unbedingt machen wollte, sobald ich nicht mehr krank war. Das half mir, ein klares Ziel vor Augen zu haben und nicht aufzugeben.“

Bei einer Umkehrisolation werden immungeschwächte Menschen von der Umgebung isoliert, um das Risiko von Infektionserkrankungen zu minimieren.

Hodgkin Lymphom: Unterstützung durch die Familie

„Doch während meiner Krankenhausaufenthalte fühlte ich mich oft einsam und von den anderen Patienten der Station isoliert – nicht nur aufgrund des Altersunterschieds, sondern auch, weil viele Patienten keine Aussicht mehr auf Heilung hatten und unser Blick auf die Krankheit deshalb unterschiedlich ausfiel.

Zum Glück war meine Familie in dieser Zeit eine große Stütze und hat alles getan, um mir auf diesem schweren Weg beizustehen. Aufgrund der Pandemie und meines heruntergefahrenen Immunsystems konnte ich leider nur selten Besuch bekommen. Umso mehr freute ich mich über die ganzen Care-Pakete, die mir Freunde und Bekannte regelmäßig geschickt haben.“

Auf der Suche nach Angeboten für junge Krebspatienten

„Mit der Zeit fing ich an, im Internet nach Angeboten für junge Krebspatienten zu suchen. Und ich wurde zum Glück fündig. So nahm ich an einem Tandem-Programm teil, das von der Stiftung der Jungen Erwachsenen mit Krebs organisiert wird. Regelmäßig tauschte ich mich mit einer Person aus, die sich bereits seit mehreren Monaten in Remission befand.

Außerdem machte ich diverse Kurse und Workshops von der DKMS Life mit und vernetzte mich über die Yes-App mit Betroffenen in ganz Deutschland. Der Austausch mit ihnen hat mir regelmäßig Mut gemacht, die Hoffnung nicht aufzugeben und mir vor allem gezeigt, dass ich mit meinen Sorgen und Ängsten nicht allein bin.“

Auch junge Menschen können Krebs bekommen. Allerdings stehen junge Erwachsene vor anderen Herausforderungen als ältere Betroffene. Informationen finden Sie im Blauen Ratgeber „Du bist jung und hast Krebs“. Zudem fördert die Deutsche Krebshilfe aktuell das „Mentorenprogramm Peer2Me“ in Leipzig und Hamburg.

Auf Chemotherapie folgte Bestrahlung

„Nach der Chemotherapie wurden keine aktiven Krebszellen mehr gefunden. Zur Sicherheit einigte ich mich mit meinen behandelnden Ärzten darauf, die betroffenen Stellen trotzdem noch zu bestrahlen. Meine letzte Bestrahlung fand im Oktober 2022 statt. Danach fuhr ich zur Anschlussheilbehandlung. Hier konnte ich zum ersten Mal seit Monaten unter Aufsicht Sport machen, meinen Körper wieder aufbauen und mich endlich direkt mit Gleichaltrigen austauschen. Das war wahnsinnig bereichernd und hat mir sehr gut getan.“

Folgen der Erkrankung

„Inzwischen lebe ich wieder in Berlin, setze mein Studium fort und versuche, Stück für Stück alle Dinge von meiner To-Do-Liste in die Tat umzusetzen.

Ein bisheriges Highlight war für mich der Familienurlaub in Athen. Ich bin vor meiner Diagnose oft verreist und sehr glücklich, dass ich inzwischen wieder die Möglichkeit und Kraft dazu habe.

Lymphdruesenkrebs-Erfahrungen_Familienurlaub

Doch die Folgen der Erkrankung und der Therapie spüre ich immer noch. Einerseits bin ich gelassener geworden und lebe mehr im Hier und Jetzt. Ich mache mir selbst auch nicht mehr so viel Druck, wenn es um mein Studium geht. Denn inzwischen weiß ich, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt. Andererseits bin ich nicht mehr so unbeschwert wie früher und mache mir mehr Sorgen, wenn es um meine Gesundheit geht.“

Lymphdrüsenkrebs: So geht Katharina mit der Erkrankung um

Lymphdruesenkrebs-Erfahrungen_Aktuelles Foto

„Ich bin in den vergangenen Monaten häufig krank gewesen, was mich belastet. Es fällt mir schwer, nicht gleich in Panik zu verfallen und ein Rezidiv zu erwarten. Deshalb gehe ich regelmäßig zu einer Psychoonkologin, um den Weg zurück in die Normalität und gleichzeitig einen guten nachträglichen Umgang mit der Erkrankung zu finden. Mir ist es wichtig, als Krebsüberlebende ehrlich über die traumatischen Erfahrungen zu reden und offen sagen zu können, dass auch nach abgeschlossener Therapie noch nicht ‚alles okay‘ ist. Das fehlt mir im Austausch mit Außenstehenden, und leider besonders bei Gleichaltrigen.“

„Mit der Kombination ‚jung und krank‚ sind die Leute häufig überfordert. Aus diesem Grund stehe ich weiterhin mit anderen Krebsbetroffenen in Kontakt, da ich bei ihnen das Gefühl habe, mich nicht erklären zu müssen. Außerdem engagiere ich mich als Mutmacherin bei der DKMS Life und beim Verein Pathly. Dieser klärt über das Thema Krebs auf, indem Geschichten von Betroffenen geteilt oder nützliche Informationen kostenfrei bereitgestellt werden.“

„Dadurch möchte ich der Krebs-Community, die mich in der schweren Therapiezeit aufgefangen hat, etwas zurückgeben und mit meinen Erfahrungen anderen Menschen weiterhelfen. Denn niemand sollte sich mit der Diagnose Krebs allein fühlen!“

Niemand sollte sich mit der Diagnose Krebs allein fühlen!

Weitere Informationen

Hier finden Sie grundlegende Informationen in unserem Blauen Ratgeber „Du bist jung und hast Krebs“ sowie auf unserer Website unter „Mit Krebs leben“.

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Eine persönliche, kostenfreie Beratung durch das INFONETZ KREBS erhalten Sie montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0800 / 80 70 88 77 oder per E-Mail: krebshilfe@infonetz-krebs.de.

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