Ich nehme mir Zeit für Sie – INFONETZ KREBS & Härtefonds


Beate Hübinger aus dem INFONETZ Krebs berät am Telefon zum Thema Krebs.

Eine Krebserkrankung reißt den Menschen oft den Boden unter den Füßen weg. Die Diagnose lässt viele Fragen auf die Betroffenen und ihre Angehörigen niederprasseln: Wie geht es jetzt weiter? Werde ich wieder gesund? Was erwartet mich bei der Therapie? Kann ich überhaupt noch arbeiten? An dieser Stelle setzt die Arbeit des INFONETZ KREBS an:

Das INFONETZ KREBS ist ein kostenloser Informations- und Beratungsdienst der Deutschen Krebshilfe. Hier erhalten Menschen Antworten und Unterstützung zu allen Fragen rund um das Thema Krebs – und das auch anonym.

Krebs-Beratung in aller Ruhe

Insbesondere nach einem Arztgespräch können viele Fragen offenbleiben, und oft ist es Ärzten nicht möglich, jedem Patienten die Zeit zu geben, die er benötigt. Das weiß auch die Leiterin des INFONETZ KREBS, Claudia Sputh. Daher ist es ihr und ihren Kolleginnen besonders wichtig, dass die Anrufer genügend Zeit haben, um über all ihre Fragen und Ängste zu sprechen: „Wenn wir im Gespräch sagen ‚Ich nehme mir jetzt Zeit für Sie‘, dann hört man schon, wie auf der anderen Seite die Last abfällt.“

Handfeste Informationen

Bereits seit dem Jahr 1982 hält die Deutsche Krebshilfe einen professionellen Informations- und Beratungsdienst vor – seit 2014 unter dem Namen INFONETZ KREBS. Seitdem bildet eine von der Deutschen Krebsgesellschaft entwickelte und betreute Datenbank die Grundlage für die Beratungstätigkeit. Damit wird gewährleistet, dass wissenschaftlich und medizinisch gesicherte Informationen an die Anrufer weitergegeben werden können. Um dies zu ermöglichen, analysiert ein Team von Experten laufend wissenschaftliche Artikel, Studien, Gesetzestexte und Erfahrungsberichte und speist die Ergebnisse in die Datenbank ein. Auf diese Weise hat das Team des INFONETZ KREBS jederzeit Zugriff auf Informationen über aktuelle Therapieverfahren und neueste Erkenntnisse aus der Forschung.

Claudia Sputh und ihre Kolleginnen sind darin geschult, auch komplexe medizinische Themen auf allgemeinverständliche Weise und ausführlich zu erklären: „Oft erleben wir, dass in den Gesprächen mit den Ärzten Fachbegriffe fallen, die dann nicht erläutert werden.“ Allerdings kann die Beratung das Arztgespräch nicht ersetzen. „Wir verweisen in den Gesprächen ganz deutlich darauf, wie wichtig es ist, sich mit den behandelnden Ärzten auszutauschen und zu besprechen und wir motivieren die Anrufer, Informationen beim Arzt auch einzufordern“, betont sie.

Beate Hübinger (l.) vom Härtefonds und Claudia Sputh (r.) vom INFONETZ KREBS.

Wir verweisen in den Gesprächen ganz deutlich darauf, wie wichtig es ist, sich mit den behandelnden Ärzten zu besprechen und wir motivieren die Anrufer, Informationen beim Arzt auch einzufordern.

Reden hilft

Das INFONETZ KREBS hilft nicht nur bei Fragen zur Diagnose und Therapie. Sehr häufig geht es in den Gesprächen auch um psychoonkologische und sozialrechtliche Themen oder um Fragen zu Prävention und Früherkennung.
Anrufer erhalten beim INFONETZ KREBS auch Unterstützung bei der Krankenhaussuche, bei der Suche nach örtlichen Selbsthilfegruppen oder bei Fragen zu Kostenübernahmen der Krankenkassen. Das INFONETZ KREBS ist aber auch eine Anlaufstelle für Menschen, die nach der Diagnose oder im Verlauf ihrer Behandlung einfach jemanden zum Reden brauchen, der ihre Situation versteht und Zeit hat, ihnen zuzuhören. Es muss dabei nicht bei einem einzelnen Gespräch bleiben.
„Je nach Gesprächssituation bieten wir den Menschen an, dass sie uns wieder anrufen. Es gibt Betroffene, die wir auch über Jahre begleiten“, so Sputh. Auch Angehörige und Freunde von an Krebs erkrankten Menschen rufen beim INFONETZ KREBS an. „Viele wollen sich besser über die Krankheit von geliebten Menschen informieren und suchen nach Informationen und Rat, wie sie die Patienten am besten unterstützen können.“

Es gibt Betroffene, die wir auch über Jahre begleiten.

Finanzielle Unterstützung

Etwa jeder zehnte Anrufer beim INFONETZ KREBS befindet sich in einer finanziellen Notlage. Für viele Betroffene zieht die Diagnose Krebs nicht nur gesundheitliche Folgen mit sich: Wenn an Krebs erkrankte Menschen nur noch teilweise oder gar nicht mehr arbeiten können, brechen Einkommen weg. Hinzu kommen Zuzahlungen für Medikamente, Fahrtkosten um Therapiemaßnahmen wahrnehmen zu können und Kosten für Kinderbetreuung oder Haushaltshilfen.
Auch wenn die Krebserkrankung schon lange überstanden ist, können Betroffene und ihre Familien mit erheblichen finanziellen Bürden zu kämpfen haben.

In einer solchen Situation kann die Deutsche Krebshilfe mit einer einmaligen finanziellen Zuwendung helfen.
Beate Hübinger arbeitet seit 15 Jahren beim Härtefonds und weiß, wie groß die Not bei einigen an Krebs erkrankten Personen ist: „Hier rufen Menschen an, die sich nicht trauen, in die Reha zu gehen, weil sie kein Geld für einen Trainingsanzug haben oder für Turnschuhe.“

Beate Hübinger (l.) vom Härtefonds und Claudia Sputh (r.) vom INFONETZ KREBS

Unbürokratisch und schnell

Von Mildred Scheel selbst im Jahr 1976 initiiert, hat der Härtefonds der Deutschen Krebshilfe bis heute etwa 150 Millionen Euro an Krebspatienten ausgezahlt. Finanzielle Hilfe können alle Menschen beantragen, deren Einkommen unter einer bestimmten Grenze liegt und die aufgrund ihrer Krebserkrankung mit Geldsorgen zu kämpfen haben. Damit den Menschen schnell geholfen werden kann, wird so unbürokratisch wie möglich vorgegangen. Für den Antrag auf Unterstützung ist eine von einer Behörde oder öffentlichen Einrichtung bestätigte Selbstauskunft über die finanzielle Situation und eine ärztliche Bescheinigung der Krebserkrankung nötig. Vom Antragseingang bis zum Bescheid vergehen dabei in der Regel nicht mehr als vier Wochen.

Für Beate Hübinger sind die schönsten Momente ihrer Arbeit, wenn sie merkt, wie sehr sie den Menschen helfen kann: „Wir bekommen eine Vielzahl von Rückmeldungen der unterschiedlichsten Art, wie zum Beispiel von Kindern gemalte Bilder oder Familienfotos. Das ist schon sehr bewegend.“

Wichtige Anlaufstellen

Allein im Jahr 2023 nahmen rund 10.800 Menschen das INFONETZ KREBS in Anspruch und der Härtefonds bewilligte fast 7.700 Anträge auf Einmalzahlungen. Claudia Sputh und Beate Hübinger wissen, wie wichtig die Arbeit ihrer Teams ist: „Unser Ziel ist es, dass Menschen, die nach einer schweren Diagnose in einer kritischen Situation sind, wissen, wo sie sich hinwenden können, um Hilfe zu bekommen oder auch einfach nur, um jemanden zu haben, der ihnen zuhört und sich Zeit für sie nimmt.“

Wie alle Aktivitäten der Deutschen Krebshilfe werden auch das INFONETZ KREBS und der Härtefonds ausschließlich mit Spendengeldern finanziert. Dadurch ermöglichen Sie, liebe Leserinnen und Leser, dass Menschen in Notsituationen wirksam geholfen werden kann. Auf unserer Webseite finden Sie weitere Informationen zum INFONETZ KREBS und Härtefonds.

Benötigen Sie Hilfe?

Eine persönliche, kostenfreie Beratung durch das INFONETZ KREBS erhalten Sie montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0800 / 80 70 88 77 oder per E-Mail: krebshilfe@infonetz-krebs.de.

Weitere Informationen zum Härtefonds finden Sie auf unserer Webseite sowie im Flyer „Hilfe in finanzieller Notlage„.

Der Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe des Magazins der Deutschen Krebshilfe. Bestellen Sie hier die Ausgabe 01/2024:

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