Leben mit Blasenkrebs


Leben mit Blasenkrebs_Deutsche Krebshilfe/Nina Gschloessl

Achim G. ist 49 Jahre alt, als er die Diagnose Blasenkrebs erhält. Seitdem wachsen immer wieder neue Tumore nach. Mittlerweile lebt der Schreinermeister aus dem Kölner Osten seit fast neun Jahren mit seiner Krankheit. In diesem Beitrag beschreibt er sein Leben mit Blasenkrebs.

„Der Krebs ist für mich Alltag“

Die Sonne lugt sanft zwischen den Blättern hindurch, Vögel zwitschern. Die Terrassentür ist offen, und innen, auf dem Frühstückstisch, drängen sich diverse Schalen mit Obst und Marmeladen und eine große Schüssel Quark neben einem Korb mit frischen Brötchen. Achim G. greift in die Schale mit dem Leinsamen und streut sie nachdenklich über den Speisequark: „Leinsamen ist gut für den Darm!“

Sich gesund zu ernähren, ist für Achim sehr wichtig. Nach der Krebsdiagnose im Jahr 2009 ändert der Familienvater seine Lebensweise. Für das Leben mit Blasenkrebs treibt er mehr Sport und achtet darauf, sich ausgewogen und bewusst zu ernähren. „Auf die geliebten Süßigkeiten zu verzichten, fällt mir allerdings häufig schwer.“

Leben mit Blasenkrebs_Achim_Deutsche Krebshilfe/Nina Gschloessl

Es ist jedoch nicht bloß sein Ernährungsverhalten – die langjährige Krebserkrankung hat vieles im Leben des mittlerweile 57-Jährigen verändert. Ein gemütliches Beisammensein im Familienkreis und scheinbar selbstverständliche Kleinigkeiten, wie ein Spaziergang oder ein schönes Essen, sind für Achim in den letzten neun Jahren noch wichtiger geworden.

„Es ist meine Familie und die Freude an kleinen Dingen, die mir Kraft geben, mit dem Krebs zu leben.“

Während er genüsslich seinen Speisequark löffelt, schildert Achim, was er die letzten Jahre erlebt hat – von der Zeit vor der Diagnose bis heute und seinem jetzigen Leben mit Blasenkrebs.

Diagnose Blasenkrebs

Fast zwei Jahre lang dauert es, bis die eigentliche Ursache seiner Beschwerden gefunden wird. Als er nach einem sonntäglichen Tennismatch mit seinem Bruder Blut im Urin entdeckt, macht sich der selbstständige Schreiner zunächst nicht allzu viele Sorgen. Auch sein Hausarzt sieht keinen Handlungsbedarf.

Aber nach und nach geht es Achim schlechter. Immer häufiger hat er Blut im Urin, entdeckt schließlich blutige Festanteile. Nach einem längeren Spaziergang fühlt er sich plötzlich so schlapp, dass er beschließt, sich komplett durchchecken zu lassen. Danach bekommt er endlich eine Antwort: „Ich war bei verschiedenen Ärzten. Dass es Blasenkrebs ist, habe ich dann erst beim Facharzt, dem Urologen, erfahren.“

Über 29.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich neu an Blasenkrebs. Wird der Krebs in einem frühen Stadium erkannt, sind die Überlebenschancen gut. Aber auch wenn der Blasenkrebs entfernt werden kann, ist die Gefahr eines Rückfalls hoch.

Der Blasenkrebs kehrt immer wieder zurück

Nach dem ersten Schock lässt sich der Familienvater die nächsten Behandlungsschritte von seinem Arzt genau erklären. Die notwendige Operation folgt umgehend. Achim hat Glück: Der Krebs ist zu dem Zeitpunkt noch nicht in tiefer liegendes Gewebe eingedrungen – die Tumore können entfernt werden. Eine Woche verbringt Achim im Krankenhaus. Dann kann er wieder nach Hause. Doch wie es bei Blasenkrebs häufig der Fall ist: Der Krebs kehrt immer wieder zurück. Ein- bis zweimal im Jahr wachsen neue Tumore nach. Um diese zu finden – bevor sie tiefer ins Gewebe hineinwachsen oder gar streuen – lässt sich Achim alle drei Monate untersuchen.

„Dadurch, dass ich regelmäßig zur Nachuntersuchung gehe, kann ich den Krebs in Schach halten. Das gibt mir eigentlich ein relativ sicheres Gefühl.“

Selbstständigkeit und Krebs

Als selbstständiger Schreiner macht Achim die finanzielle Unsicherheit zu schaffen. Er möchte weiterhin Verantwortung übernehmen – für seine Familie und für seine Mitarbeiter. Doch Projekte langfristig zu planen, ist mit seiner Krankheit schwer. Achim ist ein fröhlicher Mensch, aber nun ist er immer öfter angespannt. Das wirkt sich auch auf die Familie aus. „Er war aggressiver als sonst“, erinnert sich seine Ehefrau Martina.

Achim nickt und ergänzt: „Das war zu der Zeit, als ich die Chemotherapie erhalten habe – eine lokale, ambulante Behandlung mit einer Medikamentenlösung, die direkt in meine Blase eingespült wurde. Über 18 Monate lang wurde ich so zusätzlich behandelt.“ Trotz aller Schwierigkeiten: Die Familie hält zusammen.

Selbststaendigkeit und Krebs_Deutsche Krebshilfe/Nina Gschloessl

Der aufgeklärte Patient

Blasenkrebs_Deutsche Krebshilfe_Nina Gschloessl

Und Achim ist ein aufgeklärter und interessierter Patient: „Es ist wichtig, den Ärzten zu vertrauen. Aber man muss auch selber mitdenken und Fragen stellen, um zu verstehen, was da mit einem geschieht.“ Er recherchiert viel. Sobald er etwas nicht versteht, zögert er nicht, seine Fragen mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Achim und seine Frau Martina sind froh, dass sich die Krebstherapie in den letzten Jahren stetig verbessert hat. „Während ich nach der ersten OP noch eine ganze Woche im Krankenhaus verbracht habe, konnte ich nach den letzten Eingriffen bereits einen Tag nach der Behandlung nach Hause gehen“, schildert Achim lächelnd.

Mit der Förderung von innovativen Forschungsprojekten und klinischen Studien trägt die Deutsche Krebshilfe maßgeblich dazu bei, dass Krebspatienten wie Achim heute gut mit der Erkrankung leben können. Fortlaufend werden neue Wirkstoffe getestet sowie schonendere Behandlungsmethoden entwickelt. Durch eine bessere Diagnostik und moderne Therapien können Ärzte viele Krebsarten heute sehr gut behandeln.

Leben mit Blasenkrebs

Achim blickt optimistisch in die Zukunft. Seine Arbeit als Schreiner macht ihm Freude. Zeit mit seiner Familie, beim gemeinsamen Frühstück oder bei einem Besuch im Fußballstadion, gibt ihm Kraft. „Außerdem“, fügt Achim mit einem Lächeln hinzu, „ist der Krebs seit nunmehr zwei Jahren nicht mehr nachgewachsen.“ Eine positive Bilanz, die Achim und seine Familie zuversichtlich stimmt.

„Außerdem ist der Krebs seit nunmehr zwei Jahren nicht mehr nachgewachsen.“

Achim – „Mit aller Kraft“

Übrigens: Im Oktober 2017 unterstützte Achim die Deutsche Krebshilfe bei ihrer Kampagne „Mit aller Kraft gegen den Krebs – gemeinsam für das Leben“. In einem Kurzfilm spricht Achim offen über seine Diagnose und stärkt andere Betroffene darin, positiv zu denken. Hier finden Sie außerdem ein ausführliches Interview mit Achim.

Joachim Weier_Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs

Interview: Gemeinschaft stärkt

Joachim Weier, Vorstandsvorsitzender des Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V. (ShB).

Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Patienten mit Blasenkrebs?

„Blasenkrebs wird oftmals eher zufällig und dann bereits in einem weit fortgeschrittenen Stadium erkannt, sodass Betroffene äußerst belastende Therapien ertragen müssen. Auch bei erfolgreicher Behandlung müssen  lasenkrebspatienten regelmäßig nachuntersucht werden, weil das Risiko besteht, dass ein Tumor erneut aufritt.“

Wie unterstützt der ShB Betroffene?

„Im persönlichen Gespräch und mit unseren Broschüren helfen wir Blasenkrebspatienten bereits direkt nach der Diagnose, die neue Situation besser zu verstehen, beim Arztgespräch die „richtigen“ Fragen zu stellen und neuen Lebensmut zu fassen.“

Viele Menschen leben heute mit Krebs. Was hilft ihnen, das Leben langfristig lebenswert zu gestalten?

„Nach überstandener Therapie haben die Betroffenen häufig Fragen zu operativen Folgen, Medikamenten oder Hilfsmitteln. In einer Selbsthilfegruppe können sie sich mit Gleichgesinnten austauschen und sich Tipps holen, wie positive Lebensgestaltung aussehen kann. Gemeinschaft macht stärker und kann das Leben mit Krebs langfristig lebenswert machen.“

Hilfreiche Informationen

  • Grundlegende Informationen zu Blasenkrebs – von der Diagnose, über die Therapie bis hin zur Nachsorge – finden Sie im Ratgeber „Blasenkrebs“ der Deutschen Krebshilfe.
  • Wie lebt es sich mit und nach einer Krebserkrankung? Wann kann man zum gewohnten Alltag zurückkehren? Hier finden Sie Informationen zum Thema Leben mit Krebs.

Benötigen Sie Hilfe?

Das INFONETZ KREBS steht Betroffenen nach einer Krebsdiagnose bei! Eine persönliche, kostenfreie Krebsberatung erhalten Sie montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0800 / 80 70 88 77 kostenfrei für Sie da, auch per E-Mail: krebshilfe@infonetz-krebs.de

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