Weltnichtrauchertag 2022 – Save (y)our Future


Weltnichtrauchertag 2022

„Save (y)our Future“ lautet das Motto zum Weltnichtrauchertag 2022  in Deutschland mit dem Appell „Lebe rauchfrei“. Mit dem eindrücklichen Aufruf rückt das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V., dem die Deutsche Krebshilfe angehört, dabei die Umweltfolgen des Rauchens in den Blick. International steht der Weltnichtrauchertag 2022 unter dem Motto „Threat to our environment“ (zu Deutsch „Bedrohung unserer Umwelt“). Der Tag wird seit 1987 jedes Jahr von der Weltgesundheitsorganisation WHO unter ein anderes Motto gestellt.

Gute Gründe für den Weltnichtrauchertag 2022

Tabakprodukte stellen nicht nur für deren Konsumenten ein hohes Gesundheitsrisiko dar, sie schädigen vom Anbau über die Produktion bis zur Kippe auch massiv die Umwelt und das Klima. Dies wirkt sich lokal und global ebenfalls negativ auf die Gesundheit von Menschen aus. Ein Grund mehr, mit dem Rauchen aufzuhören oder weiterhin rauchfrei zu leben.

In Deutschland rauchen fast ein Viertel der Erwachsenen und etwa sechs Prozent der Jugendlichen Tabakprodukte. Bundesweit sterben jährlich über 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.

#LebeRauchfrei – für dich und die Umwelt

Originalmotiv Weltnichtrauchertag 2022 - Linn Schultz

Nicht nur das Motto zum Weltnichtrauchertag ändert sich jährlich, es gibt auch jedes Jahr zu diesem Anlass ein Plakat, welches hier kostenfrei bestellt werden kann. Das diesjährige Motiv zeigt eine brennende Baumlunge. Es macht darauf aufmerksam, dass Rauchen nicht nur die Menschen, sondern auch die Umwelt gefährdet. Das Ursprungsmotiv zum Weltnichtrauchertag 2022 wurde von der 15-jährigen Schülerin Linn Schultz vom Heinrich-Schliemann-Gymnasium in Berlin entworfen. Es entstand 2021 im Kontext des bundesweiten Wettbewerbs für rauchfreie Schulklassen „Be Smart – Don’t Start“.

Prof. Reiner Hanewinkel

Professor Hanewinkel, verschmutzt Rauchen die Umwelt?

In vergangenen Jahren standen meist gesundheitliche Themen im Fokus des Weltnichtrauchertags. Dieses Jahr ist es – wie auch beim Wettbewerb „Be Smart – Don’t Start“ – die Umwelt. Professor Dr. Reiner Hanewinkel, Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord), Kiel erzählt im Interview, warum das Thema gerade für junge Menschen so wichtig ist.

Warum befasst sich der Wettbewerb „Be Smart – Don’t Start“ mit den Auswirkungen des Rauchens auf die Umwelt?

„Rauchen tötet – nicht nur den Rauchenden. Das wissen mittlerweile sogar die Raucher*innen selbst. Aber Rauchen schadet auch der Umwelt. Dieser Zusammenhang ist weniger gut bekannt. Da ist zum Beispiel das gigantische Müllproblem. Es wird geschätzt, dass sich die eine Milliarde Raucher, die es weltweit gibt, jedes Jahr rund 5,8 Billionen Zigaretten anstecken. Ein Teil der Zigaretten löst sich während des Konsums zwar in Rauch und Asche auf, aber etwas bleibt zurück: Billionen von Zigarettenfiltern, von denen nur ein Drittel im Müll landen. Der Rest wird beiläufig auf die Straße, aus dem Autofenster oder in die Umwelt geschnippt, wo der Raucher gerade geht und steht. Zigarettenfilter bestehen aus Kunststoff. Wenn sie in die Umwelt gelangen, tragen sie zur Plastikvermüllung bei. Kippen enthalten über 5.000 Stoffe, mindestens 150 davon sind hochgiftig. Durch Regen werden die Schadstoffe aus den Kippen herausgewaschen und gelangen so in die Böden, Seen, Flüsse und Meere, werden von Tieren und Pflanzen aufgenommen und gelangen über die Nahrungskette wieder zurück auf den Teller des Menschen.“

Welche Auswirkungen haben Anbau, Herstellung, Vertrieb sowie Konsum von Tabakprodukten auf die Umwelt? Wie schaut es mit E-Zigaretten aus?

„Irgendwo muss der Tabak ja angebaut werden. 2014 wurden auf insgesamt 4 Millionen Hektar Land 32,4 Millionen Tonnen Tabak angebaut. Zu den wichtigsten Anbauregionen gehören bitterarme Länder wie Indien, Simbabwe, Pakistan und Malawi. Tabak wächst also häufig dort, wo es auch Nahrungsknappheit gibt. Wenn Tabakpflanzen für den Export immer mehr Fläche beanspruchen, kann sich dieses Problem noch verschärfen.

Tabakfelder sind anfällig für Bodenerosion, weil Tabakpflanzen den Oberboden kaum vor Wind und Wasser schützen. Zudem nehmen die Pflanzen im Vergleich zu vielen anderen Nutz- und Nahrungspflanzen mehr Stickstoff, Phosphor und Kalium auf. Deshalb laugt derAnbau die Böden rasch aus und erfordert üppiges Düngen. Dazu kommt dann noch ein relativ großer Bedarf an Pestiziden und anderen Agrarchemikalien. Dies hat in einigen Regionen in Jordanien, Indien, Kuba und Brasilien zur Ausbreitung von Wüsten geführt.

Die Herstellung von Zigaretten sowie ihr Vertrieb verbraucht große Mengen von Wasser, Energie und anderen Ressourcen. Damit endet jedoch die negative Umweltbilanz der Zigaretten nicht. Britische Forscher haben berechnet, dass Produktion und Konsum von Zigaretten jedes Jahr so viele Treibhausgase freisetzen, wie Länder wie Peru oder Israel insgesamt in einem Jahr ausstoßen.

Übrigens: Wer glaubt, dass die Ökobilanz der E-Zigaretten besser sei, als die der Tabakzigaretten, der irrt. Man denke nur an den ganzen Elektroschrott, den diese E-Produkte verursachen.“

Wie war beziehungsweise ist die Resonanz der Schülerinnen und Schüler auf dieses Thema im Rahmen des Wettbewerbs?

„Die Erhaltung der Umwelt ist ein großes Thema gerade für die junge Generation. Daher war und ist die Resonanz der Schülerinnen und Schüler auf dieses Thema überwältigend. Diese große Begeisterung freut auch unseren Schirmherrn, Dr. Eckart von Hirschhausen sehr, dem sowohl die Gesundheitsförderung als auch der Umweltschutz ein Herzensanliegen ist.“

Der Weltnichtrauchertag wurde im Jahr 1987 von der Weltgesundheitsorganisation WHO ins Leben gerufen. Seitdem findet er jedes Jahr am 31. Mai unter einem anderen Motto statt. Der Tag weist auf die über 1,2 Millionen Menschen hin, die jährlich weltweit vorzeitig an den Folgen des aktiven und passiven Rauchens sterben. Außerdem rückt der Tag die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen des Tabakkonsums ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. stellt hierzu weitere Informationen bereit.

Linn Schultz

Linn, was hat Dich zum Weltnichtrauchertag-2022-Motiv inspiriert?

Linn Schultz, Schülerin am Heinrich-Schliemann-Gymnasium in Berlin, nahm mit ihrer Klasse am Wettbewerb „Be Smart – Don’t Start“ teil. Im Naturwissenschaftsunterricht lernte sie, welche verheerenden Auswirkungen Rauchen auf die Umwelt hat. Im Interview erzählt sie, warum sie wichtig findet, dass weniger geraucht wird.

Wie ist das Motiv der blühend-brennenden Baum-Lunge 2021 entstanden?

„Alles fing im NaWi-Unterricht in der 8.Klasse an. Zu dieser Zeit nahmen wir dort gerade durch, wie das Rauchen die Gesundheit schädigt und welche Folgen dadurch entstehen können. Vor allem in der 8. Klasse habe ich angefangen, mich mehr und mehr für das Fach Biologie zu interessieren, denn ich finde es gibt nichts spannenderes und wichtigeres als Kenntnisse und das Wissen über den eigenen Körper. Zu dieser Zeit war kein Präsenzunterricht, da wir wegen des Corona-Virus zu Hause gelernt haben. Mir, und vielen anderen, fiel es schwer sich auf Fächer und Aufgaben zu konzentrieren, die einen eigentlich gar nicht interessierten. Die Aufgabe, die damals gestellt wurde, war jedoch freiwillig. Wir sollten ein Design erstellen, das auf die Gefahren und die Schädigung durch das Rauchen aufmerksam macht. Ich hatte ziemlich viel Langeweile während des Homeschoolings und da ich sehr gerne zeichne, den NaWi-Unterricht mag und zusätzliche Aufgaben abgeben wollte, habe ich mich entschlossen ein Motiv zu erstellen. Ich hatte auch noch viele andere Ideen, jedoch hat mir die Baum-Lunge am besten gefallen, da man durch sie am einfachsten grafisch darstellen kann, wie das Rauchen unserer Lunge schadet und sie förmlich ‚zum Brennen‘ bringt. Das Feuer und der Qualm symbolisieren den Schaden des Rauchens an unserer Lunge, die wir eigentlich beschützen sollten. Die Lunge ist der „Lebensbaum“ unseres Körpers, da sie aufgebaut ist wie ein umgedrehter Baum. Der Stamm ist die Luftröhre und die beiden Lungen werden als zwei Baumkronen mit vielen kleinen Ästen, den Bronchien und Bronchiolen dargestellt. Ohne unsere Lunge können wir nicht überleben, doch genauso wenig ohne Bäume, die den Sauerstoff produzieren, den wir einatmen.“

Was ist Dir bei diesem Thema besonders wichtig und was möchten sie anderen Menschen mit auf den Weg geben?

„Mir ist besonders wichtig, dass ich durch mein Bild viele Leute erreiche und ihnen nochmal klar zu verstehen gebe, wie extrem das Rauchen unserer Lunge schadet und welche erheblichen Folgen dies haben kann. Ich möchte, dass sich mehr Menschen über das Thema Gedanken machen und verstehen, dass wir Rauchen als Part des Alltags schon viel zu sehr normalisiert haben. Denn durch Rauchen schadet man nicht nur sich selbst, sondern auch vielen anderen Menschen in seinem Umfeld, die den Rauch passiv einatmen. Durch meine Zeichnung möchte ich jedoch auch auf die Umweltschäden und Auswirkungen auf den Klimawandel aufmerksam machen, da sich viele Menschen dessen gar nicht bewusst sind. Rauchen ist nicht nur schlecht für die Raucher*innen, sondern auch für die Umwelt. Bei der Zigarettenproduktion und dem Transport werden massiv Treibhausgase freigesetzt, außerdem wird durch Zigarettenstummel und Verpackungen massig viel Müll produziert. Wer aufhört zu Rauchen tut also nicht nur sich selbst, sondern auch der Umwelt etwas Gutes. Unsere Lunge ist ein sehr wichtiger Teil unseres Körpers, deshalb sollten wir sie beschützen. Also: Stop smoking and „Save (y)our future“.“

Der Wettbewerb „Be Smart – Don’t Start“

„Be Smart –  Don’t Start“ ist ein Programm zur Prävention des Rauchens in der Schule. Die Regeln dieses Wettbewerbs sind einfach: Mindestens 90 Prozent der Schüler einer Klasse entscheiden sich dafür, am Wettbewerb teilzunehmen. Die teilnehmenden Klassen verpflichten sich, ein halbes Jahr lang nicht zu rauchen. Wöchentlich wird das Thema „Rauchen/Nichtrauchen“ im Unterricht thematisiert. Wenn mehr als zehn Prozent der Schüler in einer Klasse rauchen, scheidet diese aus dem Wettbewerb aus. Die Schulklassen, die ein halbes Jahr lang rauchfrei waren, nehmen an einer Lotterie teil, bei der Geld- und Sachpreise verlost werden. Viele beteiligte Klassen führen zudem begleitende kreative Aktionen zum Thema „Nichtrauchen“ und zur Gesundheitsförderung durch, für die gesonderte Auszeichnungen vergeben werden. Nach einer Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg aus dem Jahr 2014 rauchen durch die Teilnahme an „Be Smart- Don’t Start“ jährlich etwa 11.000 Jugendliche weniger.

Weitere Informationen zum Wettbewerb finden sich unter www.besmart.info.

Weitere Informationen

Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören wollen erhalten Sie im Faltblatt „Richtig aufatmen – Geschafft, endlich Nichtraucher“ kurz zusammengefasste Tipps und Informationen. Im gleichnamige Präventionsratgeber finden Sie ausführliche Informationen rund um den Schritt in ein rauchfreies Leben.

vorheriger Beitrag Die Krebs-Selbsthilfe - Ein wichtiger Pfeiler des Gesundheitssystems
nächster Beitrag Hautkrebs Diagnose über Umwege – Evelyns Geschichte