Brustkrebs: Erfahrungen einer jungen Mutter


Brustkrebs: Erfahrungsbericht von Mandy

Welche Erfahrungen machen Menschen mit Brustkrebs? Wie wirkt sich die Therapie auf ihre Körper und ihre Seele aus? Inwiefern beeinträchtigt die Diagnose Brustkrebs das Leben der Patienten und ihrer Familien? Und was, wenn die Betroffene eine junge Mutter ist?

Mandy ist Mutter von drei kleinen Kindern, als sie im Alter von 32 Jahren erkrankt. In diesem Beitrag erzählt sie uns ihre Geschichte. Dabei spricht sie über die Diagnose Brustkrebs, ihre Erfahrungen als Mutter während der Therapie und wie es ihr heute geht.

Die in der Rubrik „Erzähl Deine Geschichte“ vorgestellten Texte schildern die individuellen Erfahrungen von Krebspatienten und lassen sich nicht auf andere Fälle übertragen. Fachliche Informationen der Deutschen Krebshilfe finden Sie im Text verlinkt

Mandys Erfahrungen mit Brustkrebs:

„Ich bin im Dezember 2017 im Alter von 32 Jahren an einer als besonders aggressiv geltenden Form von Brustkrebs erkrankt. Mittlerweile liegen 16 Chemotherapien, eine doppelseitige Brustamputation und 33 Bestrahlungen hinter mir. Als geheilt kann ich mich dennoch nicht bezeichnen, denn das Gefährliche am Brustkrebs ist nicht der Tumor in der Brust, sondern die Möglichkeit, dass Metastasen irgendwo im Körper auftauchen.

Zum Zeitpunkt meiner Krebsdiagnose waren meine drei Kinder acht Monate und drei und vier Jahre alt.“

Mein erster Gedanke: Werde ich meine Kinder aufwachsen sehen?

Mandy: Werde ich meine Kinder aufwachsen sehen?

„Die Diagnose einer schweren, eventuell sogar lebensbedrohlichen Krankheit, stellt die betroffene Person, aber auch deren gesamte Familie vor eine existentielle Lebenskrise. Meine Ängste und Sorgen drehten sich bis dahin immer darum, dass meinen Kindern irgendwas passieren könnte. Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich selbst eine schwere Krankheit bekommen könnte.

Ich glaube, dass einem in den wirklich einschneidenden und schlimmen Momenten des Lebens klar wird, was wirklich zählt. Mein erster Gedanke nach einer ersten vagen Realisierung der Tragweite galt meinen Kindern: Werde ich sie aufwachsen sehen dürfen? Werden sie weiterhin mit mir als Mutter aufwachsen können?“

Therapie startete sehr schnell

„Mir blieb kaum Zeit, die Diagnose wirklich zu begreifen. Zwischen Weihnachten und Silvester wurde ich stationär im Krankenhaus aufgenommen, um die Staging-Untersuchungen durchführen zu lassen. Außerdem wurde ein dauerhafter venöser Zugang zum Blutkreislauf, gelegt, der sogenannte Port, der für die Chemotherapie notwendig ist.

Bis dahin hatte ich meinen Sohn quasi noch voll gestillt. Nun bekam ich Abstilltabletten und wurde in den OP und in diverse Röhren (MRT, CT) geschoben, um zu sehen, ob der Krebs schon gestreut hatte.“

Mandy bei ihrer Krebstherapie
Mandy dokumentiert ihre Therapie

„Als die Chemotherapie dann begann, stellten sich die ersten Nebenwirkungen und der Energieverlust ein. Ich war nicht nur oft traurig, sondern auch wütend und verzweifelt. Ich konnte meinen jüngsten Sohn, der ja auch noch nicht laufen konnte, nicht mehr heben und auch die Bedürfnisse nach Zuwendung meinen anderen beiden Kindern gegenüber nicht mehr erfüllen.

Mein Mann und ich kamen in unserer Elternrolle in diesem Jahr oft an unsere Grenzen und wir haben rückblickend sicher nicht alles richtig gemacht beziehungsweise richtig machen können. Heute bin ich froh, wieder genug Energie zu besitzen, um mich auch wieder mit Erziehungsfragen beschäftigen zu können, die über das bloße „den Tag überstehen“ hinausgehen.“

Brustkrebs: Erfahrungen und Austausch

„Im Laufe meiner Erkrankung habe ich mich vielfach mit Eltern ausgetauscht und dabei die unterschiedlichsten Arten im Umgang mit den Kindern kennen lernen dürfen. Gemeinsam hatten diese Eltern dabei, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hatten und das Wohl ihrer Kinder immer im Fokus ihrer Entscheidungen stand.

Ich halte es für sinnvoll, die Kinder frühzeitig zu informieren, da Kinder in solchen Situationen feinfühliger sind, als man annehmen würde und sehr feine Antennen für Veränderungen haben.“

Der Alltag mit Kindern: Mandys Erfahrungen

„Wir haben versucht, die Erkrankung in unseren Alltag zu integrieren: Dadurch, dass ich es als Normalzustand vorlebte, erst ohne Haare, später auch ohne Brüste durch die Wohnung zu laufen, haben auch meine Kinder diesen äußeren Merkmalen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Auch in die Krankheitsbehandlungen, die nun mal ein Teil meines Lebens wurden, haben wir versucht, die Kinder mit einzubeziehen. So kann man beispielsweise über Puppen nachstellen, wie man im Krankenhaus vom Arzt eine Spritze bekommt, die dazu beitragen soll, dass man wieder gesund wird. Dieser spielerische Umgang bietet Kindern oft noch einen einfacheren und für sie greifbaren Zugang zu diesem selbst für Erwachsene schwierigem Thema.“

Mandy und ihr Mann binden ihre Kinder in die Therapie ein

Mit den Kindern bei der Chemotherapie

„Auch zur Chemotherapie haben wir die Kinder einmal mitgenommen, um eventuell Furcht einflößenden Phantasien ihren Schrecken zu nehmen: Der Raum, in dem ich die Chemo-Infusionen bekam, sah einladend aus, es gab Kaffee und Apfelschorle und die Infusion selbst tat mir nicht weh – das konnten die Kinder so nicht nur aus meinen Erzählungen mitbekommen, sondern auch live erleben und damit mögliche unschön ausgemalte Szenarien in ihren Köpfen durch weniger bedrohliche ersetzen.“

Brustkrebs: Hoffnung aus der Krebsforschung

Mandy kann wieder mit ihren Kindern spielen

„Ich bin froh, dass die Überlebensrate der an Krebs Erkrankten dank des wissenschaftlichen Fortschritts stetig steigt.

Bei vielen Tumorerkrankungen gibt es somit die Chance auf eine dauerhafte Heilung. Trotzdem stellt eine schwerwiegende Erkrankung einen gravierenden Einschnitt ins gesamte Familiengefüge dar und die Betroffenen leiden oft noch lange an den körperlichen und psychischen Folgen der Behandlungen. Auch wenn es anfangs nur schwer vorstellbar erscheinen mag, so erreicht die Lebensqualität an Krebs erkrankter Menschen bei einem Großteil innerhalb weniger Jahre wieder normale Werte.“

„Ich bin froh, dass die Überlebensrate der an Krebs Erkrankten dank des wissenschaftlichen Fortschritts stetig steigt.“

Sich trauen, wieder an die Zukunft zu denken

„Mir selbst fällt es weiterhin schwer, mir Zukunftsszenarien, die in fünf oder gar zehn Jahren stattfinden könnten, vorzustellen. Aber nach und nach traue ich mich, diesen Bildern in meinem Kopf wieder etwas Kontur und Schärfe zu geben.

Das Leben steckt voller Wunder – negativ wie positiv –, aber es sind die erfreulichen Ereignisse, wie etwa die Geburt meiner Kinder, die auf der Waagschale am meisten zählen. Und so anstrengend es auch mit drei kleinen Kindern während der Akutphase der Erkrankung war, so haben sie mir auch während dieser Zeit durch ihr Dasein deutlich mehr Kraft gegeben als Energie genommen.

Mein Motto war ‚Krebs ist krass. Liebe ist krasser.‘ und ich habe hieraus ganz viel nachhaltige Dankbarkeit, Achtsamkeit und Demut vor dem Leben ziehen können.“

Mandy geht offen mit den Folgen ihrer Krebserkrankung um

„Mein Motto war: Krebs ist krass. Liebe ist krasser.“

Die Erfahrungen zu ihrer Brustkrebserkrankung hat Mandy in dem Buch „Und dann am Leben bleiben“ verarbeitet (www.unddannamlebenbleiben.de).

Fatigue: häufige Folge einer Krebserkrankung

Blauer Ratgeber: Fatigue – chronische Müdigkeit bei Krebs

Heute geht es Mandy gut. Auch wenn sie noch mit den Folgen ihrer Brustkrebserkrankung, wie starker Müdigkeit (Fatigue) zu kämpfen hat. Schätzungsweise leiden je nach Tumorart noch bis zu vier von zehn Betroffenen an dieser dauerhaften Erschöpfung. Das Fatigue-Syndrom beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen meist erheblich und kann lange über den Behandlungszeitraum hinaus andauern.

Ausführliche Informationen dazu finden Sie in der Broschüre „Fatigue – Chronische Müdigkeit bei Krebs“. Alternativ können Sie sich diese und weitere Broschüren der Deutschen Krebshilfe auch kostenfrei nach Hause bestellen.

Benötigen Sie Hilfe?

Das INFONETZ KREBS steht Betroffenen und Angehörigen in allen Phasen der Erkrankung bei! Eine persönliche, kostenfreie Beratung erhalten Sie montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0800 / 80 70 88 77 oder per E-Mail: krebshilfe@infonetz-krebs.de.

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