Fatigue bei Krebs: Heikes Erfahrungen


Fatigue bei Krebs - Heikes Erfahrungen

Was ist eigentlich Fatigue? Jeder fühlt sich im Laufe seines Lebens immer wieder einmal müde, ausgelaugt und kraftlos. Dafür gibt es ganz verschiedene Gründe – körperlicher wie auch seelischer Art –, und dieser Zustand kann kürzer oder auch länger andauern.

Es gibt jedoch eine Art von Müdigkeit und Erschöpfung, die sich vom normalen Maß deutlich unterscheidet. Diese besonders ausgeprägte Form bezeichnen Experten als Fatigue.

In diesem Blogbeitrag beschreibt Heike ihren Weg aus der Fatigue bei Krebs.

Die in der Rubrik „Erzähl Deine Geschichte“ vorgestellten Texte schildern die individuellen Erfahrungen von Krebspatienten und lassen sich nicht auf andere Fälle übertragen. Fachliche Informationen der Deutschen Krebshilfe finden Sie im Text verlinkt

Heikes Erfahrungen mit Fatigue bei Krebs

„Schon während der Chemotherapien merkte ich, wie ich zunehmend schwächer wurde und immer länger brauchte um mich zu erholen. Komplikationen und Nebenwirkungen wie Lungenentzündungen und Knochenschmerzen strengten meinen Körper mehr und mehr an.

In der Zeit der Bestrahlung gesellte sich dann dieses neue bleierne Gefühl dazu. Es eroberte mich vollkommen und ließ mich handlungsunfähig werden. Es fühlte sich an, als würde Blei in jeder Zelle meines Körpers fließen.“

Sehnsucht nach dem alten Leben

„Nach Abschluss der Krebstherapien sollte ich zur Erholung in eine vierwöchige Reha gehen. Danach wollte ich zügig in mein altes Leben zurück. Ich war 25, hatte meinen ersten Job und eine tolle Wohnung. Ich sehnte mich nach dieser Zeit zurück und setzte alle Kraft daran, möglichst bald gesellschaftlich wieder dazuzugehören.“

Genesen aber nicht gesund

„Doch meine Genesung und ich hatten leider zwei unterschiedliche Vorstellungen von meinem weiteren Lebensweg. Der Krebs war weg – und der Duft nach meinem alten Leben roch einfach so gut und gab mir alle Motivation meinen Körper wiederherzustellen. Dennoch wollten diese Tage voller Schwere einfach nicht von mir weichen.“

  • ‚Gib dir ein bisschen Zeit!‘
  • ‚Schlaf dich mal aus!‘
  • ‚Du musst die Krankheit noch besser verarbeiten.‘
  • ‚Das kann gar nicht sein, du bist doch jetzt gesund, oder wirst du depressiv?‘

„Dies waren Aussagen, Meinungen und gut gemeinte Ratschläge aus dem Umfeld. Ich wusste ja auch nicht, was das war und erhoffte mir Hilfe aus der Schulmedizin. Es musste doch irgendetwas geben, was meinen Körper wieder stärken würde! Ich bekam keine Antwort.“

Wiedereingliederung in die Arbeit missglückte

„Nachdem der Wiedereingliederungsversuch in meine Arbeit missglückte, wurde ich dauerhaft krankgeschrieben. Die Krankenkasse kam aber schon bald nicht mehr für mich auf. Als Alternative folgte die vollzeitige Erwerbsunfähigkeit.“

„Da stand ich nun. Die Blase, in mein altes Leben zurückkehren zu können, war geplatzt. Stattdessen war meiner neuer Status: Heike, 26 Jahre, Morbus Hodgkin, chronische Fatigue und Vollzeit berentet.“

Da stand ich nun. Die Blase, in mein altes Leben zurückkehren zu können, war geplatzt. Stattdessen war meiner neuer Status: Heike, 26 Jahre, Morbus Hodgkin, chronische Fatigue und Vollzeit berentet.“

Fatigue bei Krebs: Unsichtbare Probleme

„Nach außen schien mein Körper sich zu erholen. Die Haare wuchsen wieder und schon bald war nicht mehr erkennbar, welchen Marathon ich hinter mir hatte.“

„Die unsichtbaren Probleme blieben aber. Die extrem bleierne Müdigkeit, die Abgeschlagenheit und die Missempfindungen. Ich merkte, wie immer mehr Ungeduld in meinem Umfeld aber auch vor allem bei mir selbst aufkam. Die Krankheit war doch nun vorbei, warum konnte ich nicht wieder normal sein?“

Heike fühlt sich unverstanden

„In den Kontrolluntersuchungen wurde kaum auf diese Beschwerden eingegangen. ‚Frau Brodersen, der Krebs ist geheilt und die Therapien sind vorbei. Die Symptome, die Sie schildern, können nicht sein.‘“

Eine Psychoonkologin schenkte ihr Gehör

„Erst in einer weiteren Reha-Maßnahme und in den Sitzungen bei einer Psychoonkologin schenkte man mir Gehör und Verständnis. Anscheinend erging es vielen Patienten ähnlich wie mir. Entscheidend war letztendlich mein Wille.“

„Anscheinend erging es vielen Patienten ähnlich wie mir.“

Hinweis: Krebspatienten benötigen nicht nur die bestmögliche medizinische Therapie, sondern auch seelische und soziale Begleitung.

Heikes Vision

„Ich wollte mich befreien aus diesem Zustand. Wieder mehr Energie und Stärke leben können, mir eine Vision von meinem zukünftigen Leben aufbauen. Das machte ich dann auch gänzlich. Ich schaffte mir eine Vision. Ich strebte eine weitere Ausbildung an.“

„Außerdem wollte ich den Zustand der Berentung beenden und ein eigenständiges Leben als junge, attraktive Frau führen. Ich musste dahin noch viele Täler durchschreiten und der Gegenwind war teilweise heftig.“

So geht es Heike heute

„Rückblickend bin ich aber dankbar und vor allem stolz darauf, was ich geleistet habe. Heute führe ich ein Leben in gesundheitlicher Freiheit: Ich bestimme jeden Tag in voller Eigenverantwortung und ich habe mich vollständig von der Fatigue-Symptomatik und den anderen Begleiterscheinungen lösen können. Und als absolutes „i-Tüpfelchen“ darf ich mich mit 37 Jahren Mama einer wundervollen kleinen Tochter bezeichnen.“

„Meine Herzensvision ist es, mein Wissen und meine Erfahrungen zu Fatigue bei Krebs an betroffene Frauen weiterzugeben. Ich möchte den Frauen Mut machen, Vertrauen in die eigene Genesungskraft des Körpers zu haben. Es lohnt sich immer für diesen Weg einzustehen.“

Rückblickend bin ich aber dankbar und vor allem Stolz darauf, was ich geleistet habe.

WEITERE INFORMATIONEN

Grundlegende Informationen zum Thema Fatigue – von den Ursachen, über die Auswirkungen bis hin zu Therapieansätzen – finden Sie im Ratgeber „Fatigue – Chronische Müdigkeit bei Krebs“ der Deutschen Krebshilfe.

Benötigen Sie Hilfe?

Eine persönliche, kostenfreie Beratung durch das INFONETZ KREBS erhalten Sie montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0800 / 80 70 88 77 oder per E-Mail: krebshilfe@infonetz-krebs.de.

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