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Ursachen von Gallengangkarzinom und Gallenblasenkrebs

Warum ein Mensch an einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs erkrankt, ist nicht eindeutig geklärt. Gallenkarzinome sind seltene Krebsarten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben aber einige Faktoren nachweisen können, die das Erkrankungsrisiko für Gallenkrebs erhöhen. Dazu gehören etwa das Alter oder bestimmte Erkrankungen der Gallenwege und Gallenblase. Starkes Übergewicht (Adipositas) und Rauchen erhöhen ebenfalls das Risiko.

In Zahlen

  • Jedes Jahr erkranken in Deutschland sowohl etwa 6,2 von 100.000 Männern als auch Frauen an einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs.
  • Insgesamt erhalten laut Robert Koch-Institut 5.100 Menschen pro Jahr die Diagnose Gallenkrebs.
  • Das mittlere Erkrankungsalter für Gallenkarzinome liegt für Männer bei 75 für Frauen bei 76 Jahren.

Prinzipiell können Gallenkarzinome überall im Gallengangsystem oder in der Gallenblase entstehen. Am häufigsten finden sie sich im Bereich der Leberpforte.

Aufbau des Gallensystems

Das Gallensystem liegt im rechten Oberbauch in unmittelbarer Nähe zur Leber, dem Darm, der Bauchspeicheldrüse und dem Magen. Es besteht aus den Gallenwegen und der Gallenblase. Die Gallenblase befindet sich in einer Mulde an der Unterseite des rechten Leberlappens. Sie ist ein dünnwandiger, birnenförmiger, mit glatten Muskelfasern durchsetzter Schleimhautsack, der ein Fassungsvermögen von etwa 60 Millilitern hat und ungefähr zehn Zentimeter lang ist.

Die Gallenwege werden in zwei Bereiche unterteilt, die Gallenwege innerhalb der Leber (intrahepatische Gallenwege) und die Gallenwege außerhalb der Leber (extrahepatische Gallenwege). Mit den Gallenwegen innerhalb der Leber beginnt das Gallensystem mit vielen kleinen Gallenwegen, die zu zwei größeren Gängen zusammenlaufen. Man bezeichnet sie als linken und rechten Gallengang. Diese beiden Gänge verlassen die Leber und verbinden sich zu einem Gallengang, der in den Dünndarm führt.

Leber und Gallenblase hängen eng zusammen: Gallenblasenhals und der Zusammenfluss der Gallenwege liegen im Bereich der Leberpforte in unmittelbarer Nachbarschaft zu den großen, die Leber versorgenden Gefäßen.

Die Galle wird zur Verdauung über den Gallengang direkt in den Zwölffingerdarm geleitet oder in der Gallenblase zwischengespeichert und bei Bedarf in den Darm abgegeben.

Lage und Aufbau der Leber

Die Leber liegt im rechten Oberbauch, teilweise durch die Rippen geschützt, unter dem Zwerchfell. Von der Form her erinnert sie an eine Pyramide, deren Spitze nach links zeigt. Der Boden dieser Pyramide liegt an der rechten Bauchwand. Die Oberseite der Leber ist dem Zwerchfell zugewandt und mit ihm verwachsen, sodass dieses einen Großteil des Gewichtes der Leber trägt. Die zweite Seite der Leber ist nach vorn der Bauchwand, die dritte Seite nach unten den Eingeweiden zugewandt. In unmittelbarer Nähe zur Leber befinden sich die Gallenblase, die Bauchspeicheldrüse, der Magen und die Milz.

Die Leber ist u. a. die größte Verdauungsdrüse im Körper des Menschen. Sie produziert ungefähr 1.000 Milliliter Gallesaft, der die Fettkügelchen im oberen Dünndarm zu winzigen Tröpfchen aufspaltet und somit die Fettverdauung erst ermöglicht. Die Leber gibt diese Gallenflüssigkeit in kleine Gallenkanälchen ab, die zunächst in größere Kanäle und dann in den rechten und linken Lebergallengang münden. Sie vereinigen sich schließlich in der sogenannten Leberpforte zum gemeinsamen Gallenblasengang.

Dieser verläuft dann in einer bindegewebigen Struktur in unmittelbarer Nachbarschaft zu den großen, die Leber versorgenden Blutgefäßen (der Leberarterie und der Pfortader), nimmt einen weiteren, von der Gallenblase kommenden Gallengang (sogenannter Ductus cysticus) auf, verläuft hinter dem Kopf der Bauchspeicheldrüse und mündet schließlich in den Zwölffingerdarm.

Blauer Ratgeber Blauer Ratgeber Leberkrebs

Ausführliche Informationen über Leberkrebs finden Sie auch im Blauen Ratgeber "Leberkrebs".

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Aufgabe der Galle: Fettverdauung

Das Gallensystem hat zur Aufgabe, die von der Leber gebildete Galle aufzunehmen und in den Darm weiterzuleiten. Im oberen Dünndarm spaltet der Gallensaft Fettkügelchen zu winzigen Tröpfchen auf und ermöglicht so erst die Fettverdauung. Die Leber gibt diese Gallenflüssigkeit in die kleinen Gallenkanälchen ab, die dann in den rechten und linken Lebergallengang münden. In der Gallenblase wird die Gallenflüssigkeit zunächst gesammelt und eingedickt. Bis zu 50 Milliliter Gallenflüssigkeit können hier gespeichert werden. Wenn Sie fetthaltige Speisen aufnehmen, wird automatisch Gallensaft in den Dünndarm abgegeben, sodass die Fette in kleinste Bestandteile aufgespalten werden können.

Symptome bei gestörter Gallenfunktion

Kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr richtig abfließen, staut sie sich auf, und die Gallengänge erweitern sich. Je nachdem, wo sich das Abflusshindernis befindet, kann sich die Gallenblase vergrößern. Dann können sich die Gallenwege entzünden, und die Leberfunktion wird beeinträchtigt. Aufgestaute Gallenflüssigkeit führt auch dazu, dass sich die Haut und die Augen gelb färben (Gelbsucht, Ikterus). Weil zu wenig Galle in den Darm abgegeben wird, ist die Fettverdauung gestört, und der Körper kann nicht genügend fettlösliche Vitamine aufnehmen. Dies kann zu Vitaminmangelzuständen führen mit vermehrter Knochenbrüchigkeit, Gerinnungsstörungen und – in extremen Fällen – Nerven- und Sehstörungen.

Was sind Risikofaktoren für Gallenblasenkrebs und Gallengangkarzinom?

Krebs ist der Überbegriff für bösartige Neubildungen beziehungsweise Tumoren, die aus veränderten Zellverbänden entstehen. Diese Veränderung ist der entscheidende Schritt von einer normalen Zelle zu einer bösartigen Tumorzelle. Sie vermehrt sich dann ungehindert, bis schließlich viele Millionen Zellen eine Geschwulst bilden. Schreitet die Erkrankung weiter fort, können Tumorzellen auch in benachbarte Gewebe und Organe wandern und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden.

Obwohl bisher nicht geklärt ist, warum diese Krebserkrankungen entstehen, haben wissenschaftliche Untersuchungen eine Reihe Faktoren feststellen können, die das Risiko erhöhen, an Gallenblasenkrebs oder einem Gallengangkarzinom zu erkranken. Dazu gehört auch der individuelle Lebensstil.

Darunter fällt zum Beispiel was Sie essen, wie viel Sie essen und wie Sie die Nahrung zubereiten. Experten sprechen vom sogenannten Ernährungsmuster. Kritisch wird hier vor allem der Verzehr von Fleischwaren, also etwa von Wurst und Schinken, gesehen. Gut ist dagegen eine Ernährung mit viel Ballaststoffen; sie sind in (Vollkorn-)Getreideprodukten oder Hülsenfrüchten enthalten, in geringerem Umfang auch in Gemüse und Obst. Auch Alkohol ist ein Risikofaktor: Je mehr Alkohol ein Mensch trinkt, desto mehr steigt sein Risiko, an Krebs der Gallenwege und der Gallenblase zu erkranken. Experten empfehlen daher, grundsätzlich wenig beziehungsweise gar keinen und nicht täglich Alkohol zu trinken. Männer sollten höchstens einen halben Liter Bier oder einen viertel Liter Wein pro Tag trinken. Für Frauen liegt die Grenze bei der Hälfte, also einem viertel Liter Bier oder einem achtel Liter Wein pro Tag. Auch Rauchen und Übergewicht erhöhen das Risiko für Gallenkrebs.

Sie haben ein erhöhtes Risiko an einem Gallengangkarzinom zu erkranken, wenn

  • Sie an einer chronischen Entzündung der Gallenwege (primär sklerosierende Cholangitis / PSC) leiden
  • Sie an Virushepatitis B oder C leiden
  • Sie dauerhaft Steine im Gallengang haben
  • Sie – zunächst gutartige – Geschwülste (Adenome) oder Zysten im Gallengang haben
  • Sie an Adipositas leiden
  • Sie an Diabetes mellitus leiden
  • Sie eine Leberzirrhose haben
  • Sie rauchen oder Alkohol trinken
  • Sie chronische Infektionen mit Parasiten (zum Beispiel Leberegel) haben
  • Sie älter sind

Sie haben ein erhöhtes Risiko an Gallenblasenkrebs zu erkranken, wenn

  • Sie an Diabetes mellitus leiden
  • Sie Polypen der Gallenblase haben
  • Sie unter einer chronisch fortschreitenden Erkrankung der Leber und Gallenblase (primär sklerosierende Cholangitis / PSC) leiden
  • Sie an einer chronischen Entzündung der Gallenblase leiden und insbesondere dann, wenn die Gallenblasenwand Kalkeinlagerungen aufweist
  • Sie sehr große Steine in der Gallenblase haben
  • Sie älter als 50 Jahre sind
  • Sie weiblichen Geschlechts sind

Wichtig: Wenn einer oder mehrere dieser Risikofaktoren auf Sie zutreffen, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Sie erkranken werden. Aber Ihr persönliches Risiko für ein Gallenkarzinom ist erhöht. Achten Sie auf Veränderungen in Ihrem Körper, und gehen Sie zum Arzt, wenn Ihnen etwas seltsam vorkommt.

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Gallengangkarzinom und Gallenblasenkrebs als Berufskrankheit

Viele Betroffene wissen nicht genau, warum sie an einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs erkrankt sind. Bei manchen liegt allerdings der Verdacht nahe, dass die Erkrankung mit ihrem Beruf zusammenhängt, wenn Sie zum Beispiel Kontakt mit bestimmten krebserzeugenden Stoffen haben.

Dann kann es sein, dass der Gallenkrebs als Berufskrankheit anerkannt wird. Dies wiederum ist wichtig für Rehabilitationsmaßnahmen oder finanzielle Entschädigungen. Ausgehend von wissenschaftlichen Untersuchungen, die Zusammenhänge zwischen bestimmten Berufen oder Arbeitsplätzen und Krankheiten überprüft haben, hat der Verordnungsgeber eine ganze Reihe von Erkrankungen als Berufskrankheit eingestuft. Es ließ sich nämlich nachweisen, dass die Krankheiten durch „...besondere Einwirkungen verursacht sind, denen bestimmte Personengruppen durch ihre versicherte Tätigkeit in erheblich höherem Grade als die übrige Bevölkerung ausgesetzt sind...“ (Siebtes Buch Sozialgesetzbuch – Gesetzliche Unfallversicherung, §9 Berufskrankheiten SGBVII).

Damit ein Gallenkarzinom als Berufskrankheit anerkannt wird, muss unter anderem belegt sein, dass die Person arbeitsbedingt ein höheres Erkrankungsrisiko für ein Gallengangkarzinom oder Gallenkrebs hat als der Rest der Bevölkerung. Wenn dies bei Ihnen zutrifft und Sie Jahre lang krebserzeugenden Stoffen im Beruf ausgesetzt waren, gibt es einen begründeten Verdacht. Ihr Arzt ist dann verpflichtet, dies an die zuständige Berufsgenossenschaft zu melden. Als Betroffener können Sie sich auch selbst an die Unfallversicherungsträger wenden. Aber die Chancen auf Anerkennung stehen besser, wenn Sie ärztliche Unterstützung haben. Wird das Gallenkarzinom als Berufskrankheit anerkannt, können Betroffene Therapien, Reha-Maßnahmen und gegebenenfalls Rente oder eine Entschädigung finanziert bekommen.

Bei Leberkrebs kann es sich um eine anzeigepflichtige Berufskrankheit (BK-Nr. 3101 Anlage BKV) handeln. Im dazugehörigen amtlichen Merkblatt sind Vorkommen und Gefahrenquellen, Aufnahme und Wirkungsweise, Krankheitsbild und Diagnose sowie Hinweise für die ärztliche Beurteilung beschrieben. Besonders gefährdet, an Leberkrebs zu erkranken, sind Menschen, die beruflich mit Hepatitis B- und / oder C-Viren in Kontakt kommen. Für sie ist es wichtig, die Schutzvorschriften genau einzuhalten.

Da Leberkrebs als Berufskrankheit ein entschädigungspflichtiger Versicherungsfall ist, besteht sowohl für (Betriebs-)Ärzte als auch für Unternehmer eine gesetzliche Anzeigepflicht (SGB VII).

Gut zu wissen: Wurde bei Ihnen ein Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs festgestellt und haben Sie lange Jahre mit bestimmten krebserregenden Stoffen gearbeitet, sollten Sie einen Antrag auf Anerkennung als Berufskrankheit stellen. Ihr Hausarzt wird Ihnen dabei helfen.

Früherkennung von Gallenkrebs

Für Gallengangkarzinome oder Gallenblasenkrebs gibt es keine echte Früherkennungsuntersuchung – wie etwa die Vorsorgedarmspiegelung für den Dickdarmkrebs.

Personen, die zu einer Risikogruppe gehören, weil sie zum Beispiel an einer chronischen Entzündung der Gallenwege leiden, können aber mithilfe einer endoskopischen Gallenwegeuntersuchung (ERCP) oder mit einer speziellen Form der Kernspintomographie – die Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP) überwacht werden. Dabei lassen sich auch Gewebeproben entnehmen.

Hinweis: Sie können Ihr persönliches Risiko, an einem Gallenkarzinom zu erkranken, verringern: Bewegen Sie sich regelmäßig, ernähren Sie sich ausgewogen, rauchen Sie nicht und trinken Sie weniger Alkohol.

Gallenkrebs: Symptome

Zu Beginn sind die Gallenkrebs-Symptome so allgemein und uncharakteristisch, dass sie auch eine ganz andere Ursache haben können. Deshalb ist es wichtig, dass Sie bei bestimmten Gallengangkarzinom- bzw. Gallenblasenkrebs-Symptomen frühzeitig zu Ihrem Arzt gehen. Er kann untersuchen, woran es liegt – und die nächsten Schritte einleiten.

Allerdings zögern viele Menschen den Besuch beim Arzt aus Angst vor der befürchteten Diagnose hinaus.

Die Anzeichen für eine Krebserkrankung der Gallenwege ergeben sich meistens daraus, dass der Abfluss der Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm behindert ist. Durch den Aufstau der Gallenflüssigkeit verfärbt sich zunächst der Urin dunkel, dann werden die Augen und die Haut gelb und der Stuhlgang entfärbt sich. Nicht selten juckt die Haut. Schmerzen im Bereich des rechten Oberbauches, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme werden ebenfalls beobachtet.

Im fortgeschrittenen Stadium können sich unspezifische Gallenblasenkrebs-Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen zeigen.

Gehen Sie bei diesen Gallenkrebs-Symptomen zu Ihrem Arzt

  • Dunkel gefärbter Urin
  • Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut der Augen
  • Entfärbter Stuhl
  • Juckreiz
  • Schmerzen im rechten Oberbauch
  • Zunehmender Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit

Diese Warnzeichen können natürlich auch bei anderen gutartigen oder bösartigen Erkrankungen auftreten. Die Ursache für Ihre Beschwerden kann nur ein Arzt feststellen. Wenn dieser einen harmlosen Grund findet, können Sie beruhigt sein. Sollte aber ein Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs festgestellt werden, sind die Heilungschancen größer, je früher die Erkrankung erkannt wird.

Patientenleitlinie Krebs der Gallenwege und Gallenblase

Ausführliche Informationen über Krebs der Gallenwege und Gallenblase finden Sie auch in der gleichnamigen Patientenleitlinie.

ZUR PATIENTENLEITLINIE

Diagnose von Gallengangkarzinom und Gallenblasenkrebs

Eine frühzeitige Diagnose eines Gallengangkarzinoms oder von Gallenblasenkrebs ist wichtig, denn je früher eine bösartige Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungs- und Überlebenschancen.

Aber viele Menschen haben Angst davor, in eine medizinische Mühle zu geraten, wenn sie den Verdacht haben, dass sie an einem Gallenkarzinom erkrankt sein könnten. Deshalb schieben sie den Besuch beim Arzt immer weiter hinaus. So verständlich diese Angst auch ist: Es ist wichtig, dass Sie möglichst bald zum Arzt gehen.

Die Untersuchungen im Rahmen der Diagnose von Gallengangkarzinom und Gallenblasenkrebs sollen folgende Fragen klären:

  • Haben Sie wirklich einen Tumor?
  • Ist dieser gut- oder bösartig?
  • Welche Art von Gallenkarzinom oder Gallenblasenkrebs ist es genau?
  • Wo sitzt der Tumor?
  • Wie ist Ihr Allgemeinzustand?
  • Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?
  • Gibt es Metastasen?
  • Mit welcher Behandlung kann für Sie der beste Erfolg erreicht werden?
  • Welche Behandlung kann Ihnen zugemutet werden?

Hinweis: Eine Behandlung eines Gallengangkarzinoms oder Gallenblasenkrebs lässt sich nur dann sinnvoll planen, wenn vorher genau untersucht worden ist, woran Sie leiden.

Hierfür ist eine Reihe von Untersuchungen erforderlich, die alle das Ziel haben, den Verdacht, dass Sie an Gallenkrebs erkrankt sind, zu bestätigen oder ausräumen. Wenn sich der Verdacht bestätigt, müssen Ihre behandelnden Ärzte feststellen, wo genau deas Gallenkarzinom sitzt, wie groß es ist, aus welcher Art von Zellen es besteht und ob es vielleicht schon Tochtergeschwülste gebildet hat.

Ihr Arzt wird Ihnen erklären, welche Untersuchungen notwendig sind, um die Diagnose Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs zu sichern. Meist wird es mehrere Tage oder sogar Wochen dauern, bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind und die Ergebnisse vorliegen. Werden Sie dabei nicht ungeduldig, denn je gründlicher Sie untersucht werden, desto genauer kann die weitere Behandlung für Sie festgelegt werden.

Wenn alle Ergebnisse vorliegen, wird Ihre Behandlung des Gallenkarzinoms geplant. Ihr Arzt wird Ihnen genau erklären, welche Möglichkeiten es gibt, wie sich die Behandlung auf Ihr Leben auswirkt und mit welchen Nebenwirkungen Sie rechnen müssen. Die endgültige Entscheidung über Ihre Behandlung werden Sie gemeinsam mit den behandelnden Ärzten treffen. Dabei ist es von Anfang an wichtig, dass sich ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Verhältnis entwickelt.

Wichtig: Fühlen Sie sich bei Ihrem behandelnden Arzt nicht gut aufgehoben? Oder möchten Sie, dass ein anderer Arzt die vorgeschlagene Behandlung bestätigt? Dann scheuen Sie sich nicht, eine zweite Meinung bei einem anderen (Fach-)Arzt einzuholen. Diese steht Ihnen unter bestimmten Umständen laut Patientenrechtegesetz zu.

Ihre Krankengeschichte (Anamnese)

Im Rahmen der Diagnose eines Gallengangkarzinoms und Gallenblasenkrebs wird Ihr Arzt in einem ausführlichen Gespräch nach Ihren aktuellen Beschwerden fragen und wie lange Sie diese schon haben. Er wird sich auch danach erkundigen, welche Krankheiten Sie früher bereits hatten und welche Sie vielleicht gerade haben. Auch Faktoren, die Ihr Risiko für ein Gallenkarzinom erhöhen, sind für ihn wichtig. Denken Sie daran, dass Sie Ihrem Arzt sagen, welche Medikamente Sie einnehmen, auch ergänzende Mittel, die Ihnen kein Arzt verordnet hat (zum Beispiel Johanniskraut, Ginkgopräparate oder grüner Tee). Denn diese Substanzen können Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen.

Tipp: Vielleicht machen Sie sich vor dem Arztbesuch schon ein paar Notizen, damit Sie in dem Gespräch auch an alles denken.

Beschreiben Sie Ihrem Arzt all Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen. Selbst Einzelheiten, die Ihnen unwichtig erscheinen, können für Ihren Arzt wichtig sein. Dazu gehören auch Informationen darüber, ob Sie vielleicht in Ihrem Beruf Faktoren ausgesetzt sind, die das Risiko für ein Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs erhöhen können. Der Arzt wird Sie aber auch nach bestimmten Dingen fragen und sich so ein umfassendes Bild machen.

Auch wenn Gallenkrebs kein medizinischer Notfall ist: Falls Sie typische Gallenkrebs-Symptome haben und deshalb der Verdacht besteht, dass Sie ein Gallenkarzinom haben, sollte Ihr Arzt schnell weitere Untersuchungen veranlassen, damit die Behandlung beginnen kann.

Tastuntersuchung

Bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung tastet der Arzt den Bauch ab, um die Größe der Organe und ihre Beschaffenheit (hart oder weich) abzuschätzen. Bei der Untersuchung des rechten Oberbauches kann er unter Umständen eine vergrößerte Gallenblase oder auch einen Tumor tasten. Weiterhin wird er kontrollieren, ob sich Flüssigkeit im Bauchraum (Bauchwasser) angesammelt hat. Oft wird er auch den Enddarm austasten, um nach einem Darmkrebs zu suchen, der in die Leber gestreut haben könnte. Besonders aufmerksam wird er darauf achten, ob er an Ihrer Haut oder in Ihren Augen Zeichen findet, die auf Gelbsucht hinweisen.

Ultraschalluntersuchung (Sonographie)

Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt im Rahmen der Diagnose eines Gallengangkarzinoms oder Gallenblasenkrebs innere Strukturen im Bereich des Halses und Mundbodens sowie bei Bedarf auch Organe wie Leber, Nieren, Nebennieren, Milz und (Hals-)Lymphknoten betrachten.

Kernspintomographie (MRT)

Derzeit ist die Kernspintomographie die genaueste Methode, um Gallenkarzinome aufzuspüren. Sie liefert sehr genaue Bilder sowohl der Gallenwege als auch der sie umgebenden Strukturen und Gefäße. Daraus ergibt sich für Sie der Vorteil, dass der Arzt in einer einzigen Untersuchung sowohl Informationen über den Tumor selbst erhält als auch darüber, wie groß er ist und ob beziehungsweise wie er die Gallenwege und Gefäße berührt. Somit ist die MRT vor allem im Hinblick auf die Möglichkeit einer Operation ein wichtiges Verfahren. Inwieweit sie bei Ihnen zum Einsatz kommen kann, besprechen Sie mit Ihrem Arzt.

MRCP

Die Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie, kurz MRCP, ist eine Sonderform der MRT, die es ermöglicht gezielt das Gallengangsystem und seinen Bezug zum Pankreasgang sowie seine umgebenden Strukturen möglichst detailgetreu darzustellen. Mithilfe dieses Verfahrens kann auch die Ausbreitung des Tumors der Gallenwege und Gallenblase erfasst werden und es können wichtige Informationen für die Durchführung einer Operation abgeleitet werden.

Computertomographie (CT)

Besteht bei Ihnen der Verdacht auf ein Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs, kommt neben dem Ultraschall meist die Computertomographie zum Einsatz. Bei einem bestätigten Verdacht kann mithilfe eines CTs von Bauch- und Brustraum festgestellt werden, wie groß der Tumor ist und ob er bereits in die Lymphknoten gestreut hat. Auch Tochtergeschwülste (Metastasen) in andere Organe können mittels CT-Aufnahmen erkannt werden.

Bestimmte Tumoren in der Leber zeigen ein typisches Durchblutungsmuster. Meist verabreicht der Arzt daher bei der CT-Untersuchung ein Kontrastmittel, das während der Untersuchung in die Vene gespritzt wird. Dann werden in bestimmten zeitlichen Abständen (Phasen-) Bildaufnahmen gemacht. In der Fachsprache spricht man von einem mehrphasig kontrastverstärkten Schnittbildverfahren. Diese Untersuchung ist vor allem in der Abgrenzung zu einem Lebertumor, dem hepatozellulären Karzinom, wichtig.

Endoskopischer Ultraschall (Endosonographie)

Bei einer Ultraschalluntersuchung von innen (Endosonographie oder endoskopischer Ultraschall, EUS) wird ein biegsamer, langer und dünner Schlauch, an dessen Ende sich eine Ultraschallsonde befindet, eingesetzt. Er wird durch Ihren Mund eingeführt und dann durch die Speiseröhre über den Magen bis hin zum Gallensystem geschoben. Mit der Ultraschallsonde werden Bilder innerhalb des Körpers aufgenommen. Damit keine Schmerzen und kein Würgereiz auftreten, sprüht Ihnen der Arzt ein Betäubungsmittel in den Rachen. Da Sie einen Schlauch schlucken müssen, kann die Untersuchung etwas unangenehm sein.

Durch die Endosonographie kann der Arzt erkennen, wie weit sich das Gallenkarzinom ausgebreitet hat und ob bereits Lymphknoten befallen sind. Zusätzlich kann er mit einer feinen Nadel eine Gewebeprobe (Biopsie) nehmen und untersuchen lassen.

Spiegeluntersuchung (ERCP)

Bei der Spiegeluntersuchung des Gallensystems (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie, ERCP) wird ein dünner biegsamer Schlauch, an dessen Ende sich eine Kamera befindet, durch den Mund eingeführt. Über den Magen wird der Schlauch bis in den Zwölffingerdarm vorgeschoben. Hier münden die Gallengänge, in die ein feiner Katheter über die Mündung des Gallengangs eingeführt werden kann. Für die Untersuchung wird Ihnen ein Kontrastmittel über den eingelegten Katheter direkt in den Gallengang gespritzt. Mithilfe einer Röntgenuntersuchung kann der Arzt Verengungen (Stenosen) aufgrund der Kontrastmittelverteilung in den Gallengängen erkennen, die durch einen Tumor entstanden sind.

Durch die Entnahme von Gewebe kann eine Verdachtsdiagnose Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs gesichert werden. Auch kann der Arzt einen Gallenstau unmittelbar behandeln. Er setzt dazu ein spezifisches Röhrchen (Stent) ein, sodass der Gallensaft wieder abfließen kann.

Die Spiegeluntersuchung wird meist in einer Kurznarkose durchgeführt. In seltenen Fällen können Gallengänge verletzt werden und Blutungen auftreten. Auch eine Entzündung der Gallengänge kann als Folge auftreten.

Für diese Untersuchung müssen Sie nüchtern sein, das heißt, Sie dürfen vorher nichts essen oder trinken. Sollten Sie regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, dürfen Sie diese allerdings mit etwas Wasser einnehmen.

Positronenemissionstomographie (PET)

Die Positronenemissionstomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das die Stoffwechselaktivität der Zellen sichtbar macht. Mit der PET lassen sich beispielsweise Gewebe mit besonders aktivem Stoffwechsel von solchen mit weniger aktiven Zellen unterscheiden. Da Krebszellen schnell wachsen, benötigen sie meist viel Energie. Sie nehmen zum Beispiel Traubenzucker oder Sauerstoff oft viel rascher auf als gesundes Gewebe. Ein Stoff mit chemisch veränderten Molekülen, die der Körper bei vielen Stoffwechselprozessen umsetzt oder als Energiequelle braucht (Tracer, engl. to trace = ausfindig machen), wird mit einer leicht radioaktiven Substanz beladen. Die Spur dieser kleinsten Teilchen wird durch die besondere Technik der PET sichtbar. Auf diese Weise lassen sich auch Tochtergeschwülste besser erkennen. Manche Tumoren zeigen jedoch keine erhöhte Stoffwechselaktivität. Dann hilft eine PET-Untersuchung nicht weiter.

Allerdings kann auch entzündetes Gewebe eine erhöhte Stoffwechselaktivität haben und somit vermehrt Tracer anreichern. Eine PET allein reicht daher nicht aus, um Krebs festzustellen. Heute wird das Bild der PET-Untersuchung oft mit der Computertomographie (CT) kombiniert zur PET-CT.

Eine PET wird bei Verdacht auf ein Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs nur in Einzelfällen eingesetzt. Sie kann bei einzelnen Patienten sinnvoll sein, um einen Befall der Lymphknoten, Fernmetastasen oder einen erneuten Tumor festzustellen.

Gewebeentnahme (Biopsie)

Es kann vorkommen, dass alle bildgebenden Verfahren nicht zweifelsfrei ergeben, ob wirklich eine Krebserkrankung vorliegt. Dann muss eine Gewebeprobe Gewissheit bringen. Der Arzt entnimmt das Gewebe mit einer Punktionsnadel, die er unter örtlicher (lokaler) Betäubung durch die Bauchwand in das verdächtige Gewebe in den Gallengängen oder der Gallenblase sticht. Damit der Arzt die richtige Stelle trifft, erfolgt der Eingriff unter Sicht: Das bedeutet, dass er den Weg der Nadel auf dem Bildschirm verfolgen kann. Meist kommt dabei Ultraschall oder Computertomographie zum Einsatz.

Der Pathologe, der die Gewebeprobe bekommt, begutachtet sie unter dem Mikroskop und kann dann die Diagnose Gallenkarzinom stellen.

Bei einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs wird immer dann eine Gewebeprobe entnommen, wenn der Tumor nicht direkt operiert werden kann. So kann Ihr Arzt sicherstellen, ob es sich um eine bösartige Tumorerkrankung des Gallensystems handelt. Eine sichere Diagnose aus bildgebenden Verfahren allein ist nicht möglich.

Insbesondere wenn bei Ihnen ein Gallenkarzinom festgestellt wurde, das nicht operiert werden kann, ist es notwendig, dass der Arzt eine Gewebeprobe entnimmt. Das gilt vor allem für Patienten, die eine medikamentöse Systemtherapie erhalten sollen. Die Gewebeuntersuchung ist hier wichtig, um die genaue Art der Erkrankung herauszufinden und Ihre Medikation entsprechend festzulegen. Eine Reihe von Medikamenten kann nur gegeben werden, wenn im Tumor bestimmte Veränderungen vorliegen, daher ist die Gewebeprobe für eine Planung einer medikamentösen Therapie wichtig.

Hinweis: Die Biopsie ist ein wichtiges Untersuchungsverfahren. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass bei der Entnahme Tumorzellen ausgeschwemmt werden, die dann Metastasen bilden.

Blutuntersuchungen

Ihr Blut ist eine wichtige Informationsquelle: Es gibt zum Beispiel Auskunft über Ihren Allgemeinzustand und über die Funktion einzelner Organe. Diese Informationen braucht der behandelnde Arzt unter anderem, um die Narkose für die Operation bei einem Gallenkarzinom vorzubereiten.

Außerdem lassen sich im Blut sogenannte Tumormarker bestimmen. Sie können eine wichtige Information sein, wenn es darum geht, einen bösartigen Tumor zu entlarven. Tumormarker sind Stoffe, welche die Tumorzellen selbst bilden. Aber – und das ist das Problem – nicht alle Krebskranken haben erhöhte Tumormarker. Umgekehrt haben manchmal auch Menschen ohne Tumorerkrankung erhöhte Werte. Um eine sichere Diagnose zu stellen, reicht es also nicht aus, nur die Tumormarker zu untersuchen.

Wichtig: Tumormarker eignen sich bei einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs nur, um zu überprüfen, wie die Krankheit verläuft.

Bei einem Gallengangkarzinom bestimmt man zum Beispiel das Cancer-Antigen 19-9 (Ca 19-9).

Diagnostische Operation

In einigen Fällen kann der Arzt das Ausmaß des Gallenkarzinoms oder aber die Ursache nicht eindeutig klären. In diesen Fällen muss eine Operation durchgeführt werden. Eine diagnostische Operation kann durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder auch durch eine operative Öffnung des Bauchraums (Laparotomie) erfolgen und wird in Vollnarkose durchgeführt. Während der Operation kann der Arzt Gewebeproben entnehmen und den Bereich beurteilen. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, den Tumor direkt zu entfernen.

Staging oder Ausbreitungsdiagnostik

Eine zielgerichtete, wissenschaftlich gesicherte Therapie von einem Gallengangkarzinom und Gallenblasenkrebs kann nur erfolgen, wenn genau bekannt ist, wie weit sich die Krankheit ausgebreitet hat. Nachdem Ihr Arzt durch die Untersuchungen weiß, wie groß der Tumor ist, wo er sitzt und ob Metastasen entstanden sind, kann er einschätzen, in welchem Stadium sich Ihre Erkrankung befindet. Dieser Prozess heißt Staging. Die Einteilung in die verschiedenen Stadien erfolgt nach einem international gültigen System für Ärzte, der TNM-Klassifikation.

Klassifikation von Gallengangkarzinom und Gallenblasenkrebs

Der Körper eines Menschen besteht aus sehr vielen unterschiedlichen Geweben und Zellen. Dementsprechend unterschiedlich fällt auch das bösartige Wachstum einer Krebsgeschwulst aus. Für Ihre Behandlung des Gallengangkarzinoms oder Gallenblasenkrebses ist es wichtig, den genauen Steckbrief Ihrer Erkrankung zusammenzustellen.

Dazu gehören die Informationen darüber, zu welchem Zelltyp das Gallenkarzinom gehört, wie bösartig es ist, wie schnell es wächst, ob es bereits die Organgrenzen überschritten oder sich sogar im Körper ausgebreitet hat.

Wichtig: Es ist für die behandelnden Ärzte sehr wichtig, diese Einzelheiten des Gallenkrebses genau zu kennen. Erst dann lässt sich eine Behandlung zusammenstellen, die für Sie und den Verlauf Ihrer Erkrankung am besten geeignet ist.

Aus den Ergebnissen aller bisher durchgeführten Untersuchungen ermittelt der Arzt das genaue Krankheitsstadium (Staging, Stadieneinteilung) des Gallengangkarzinoms und Gallenblasenkrebses. Um dieses so zu beschreiben, dass jeder Arzt es richtig einordnen kann, gibt es international einheitliche Einteilungen (Klassifikationen). Die Klassifikation von Tumoren der Gallenwege und Gallenblase erfolgt nach der TNM-Klassifikation.

TNM-Klassifikation bei Gallengangkarzinom und Gallenblasenkrebs

  • T (Tumor) beschreibt, wie groß der Primärtumor ist
  • N (Nodi = Knoten) beschreibt, ob Lymphknoten befallen sind, wie viele es sind und wo
  • M (Metastasen) beschreibt, ob Fernmetastasen vorliegen und wo

Kleine Zahlen, die den Buchstaben jeweils zugeordnet sind, geben an, wie weit sich der Tumor bereits ausgebreitet hat.

Nach einer Biopsie untersucht der Pathologe, wie ähnlich die entnommenen Tumorzellen den gesunden Zellen sind. Je nach Ähnlichkeit werden die Zellen dann eingeteilt in differenziert bis undifferenziert. Diese Einteilung wird Grading genannt und gibt an, wie aggressiv der Tumor voraussichtlich wächst. Je nach Lage werden die Tumore unterschiedlich klassifiziert.

TNM-Klassifikation bei einem Gallengangkarzinom innerhalb der Leber (intrahepatische Gallenwege)

Die Bedeutungen für T T1a = Einzelner (solitärer) Tumor mit maximal 5 Zentimeter Durchmesser, der noch nicht in die Blutgefäße eingewachsen ist
T1b = Einzelner (solitärer) Tumor mit mehr als 5 Zentimeter Durchmesser, der noch nicht in die Blutgefäße eingewachsen ist
T2 = Einzelner Tumor, der bereits in die Blutgefäße der Leber eingewachsen ist oder mehrere (multiple) Tumoren, die noch nicht in die Blutgefäße eingewachsen sind oder die bereits in die Blutgefäße eingewachsen sind
T3 = Tumor(en), die bereits durch das Bauchfell gewachsen sind
T4 = Tumor, der bereits über die Leber hinaus in das Nachbargewebe eingewachsen ist
Die Bedeutungen für N N0 = Lymphknoten nicht befallen
N1 = Lymphknoten befallen
Die Bedeutungen für M M0 = Keine Fernmetastasen
M1 = Fernmetastasen vorhanden
Tumorstadien bei einem Gallengangkarzinom innerhalb der Leber
Stadium TNM-Einteilung
I T1N0M0
IA T1aN0M0
IB T1bN0M0
II T2N0M0
IIIA T3N0M0
IIIB T4N0M0
Jedes T N1M0
IV Jedes T Jedes N M1

 

TNM-Klassifikation bei einem Gallengangkarzinom außerhalb der Leber (extrahepatische Gallenwege)

Gallengangkarzinom nahe der Leber (perihiläres Cholangiokarzinom; auch: Klatskin-Tumor)

Die Bedeutungen für T T1 = Einzelner (solitärer) Tumor auf den Gallengang beschränkt
T2a = Tumor wächst über den Gallengang hinaus in benachbartes Weichgewebe ein
T2b = Tumor wächst über den Gallengang hinaus in benachbartes Lebergewebe ein
T3 = Tumor wächst über den Gallengang hinaus in kleine Verzweigungen der Pfortader oder Leberschlagader (Leberarterie) ein
T4 = Tumor wächst über den Gallengang hinaus in größere Verzweigungen der Pfortader oder Leberschlagader (Leberarterie) ein
Die Bedeutungen für N N0 = Lymphknoten nicht befallen
N1 = Lymphknoten befallen
Die Bedeutungen für M M0 = Keine Fernmetastasen
M1 = Fernmetastasen vorhanden
Tumorstadien bei einem Gallengangkarzinom nahe der Leber
Stadium TNM-Einteilung
I T1N0M0
II T2a/T2bN0M0
IIIA T3N0M0
IIIB T4N0M0
IIIC Jedes T N1M0

 

Gallengangkarzinom nahe des Darms (distales Cholangiokarzinom)

Die Bedeutungen für T T1 = Tumor ist maximal 5 Millimeter groß und in die Wand des Gallengangs eingewachsen
T2 = Tumor hat eine Größe von mehr als 5 Millimeter und maximal 12 Millimeter und ist in die Wand des Gallengangs eingewachsen
T3 = Tumor hat eine Größe von mehr als 12 Millimeter und ist in die Wand des Gallengangs eingewachsen
T4 = Tumor ist in Blutgefäße im Bauchraum eingewachsen
Die Bedeutungen für N N0 = Lymphknoten nicht befallen
N1 = 1 – 3 Lymphknoten befallen
N2 = 4 oder mehr Lymphknoten befallen
Die Bedeutungen für M M0 = Keine Fernmetastasen
M1 = Fernmetastasen vorhanden
Tumorstadien bei einem Gallengangkarzinom nahe des Darms
Stadium TNM-Einteilung
I T1N0M0
IIA T1N0M0
T2N0M0
IIB T2N1M0
T3N0/N1M0
IIIA T1/T2/T3N2M0
IIIB T4 Jedes N M0
IV Jedes T Jedes N M1

 

TNM-Klassifikation bei Gallenblasenkrebs

Die Bedeutungen für T T1a = Tumor in der Schleimhaut der Gallenblasenwand
T1b = Tumor in der Muskulatur der Gallenblasenwand
T2a = Tumor wächst in das Bindegewebe auf der Bauchfellseite ein; das Bauchfell ist jedoch nicht befallen
T2b = Tumor wächst in das Bindegewebe auf der Leberseite ein; die Leber ist jedoch nicht befallen
T3 = Tumor wächst bereits durch das Bauchfell oder hat die Leber und/oder Nachbarorgane befallen (z.B. Magen, Dünndarm, Dickdarm, Bauchspeicheldrüse, Gallengänge außerhalb der Leber)
T4 = Tumor wächst in die Pfortader oder Leberschlagader (Leberarterie) ein oder hat zwei oder mehr Nachbarorgane befallen
Die Bedeutungen für N N0 = Lymphknoten nicht befallen
N1 = 1 – 3 Lymphknoten befallen
N2 = 4 oder mehr Lymphknoten befallen
Die Bedeutungen für M M0 = Keine Fernmetastasen
M1 = Fernmetastasen vorhanden
Tumorstadien beim Gallenblasenkrebs
Stadium TNM-Einteilung
IA T1aN0M0
IB T1bN0M0
IIA T2aN0M0
IIB T2bN0M0
IIIA T3N0M0
IIIB T1, T2/T3N1M0
IVA Jedes T N2M0
IVB Jedes T Jedes N M1

Therapie von Gallengangkarzinom und Gallenblasenkrebs

Die Behandlung von einem Gallengangkarzinom oder von Gallenblasenkrebs soll die Erkrankung dauerhaft heilen oder den Tumor zumindest in Schach halten. Wenn ein Gallenkarzinom nicht behandelt wird, breitet er sich aus, streut im Körper Tochtergeschwülste und führt früher oder später zum Tod.

Jede Behandlung von einem Gallengangkarzinom oder von Gallenblasenkrebs hat zum Ziel, den Tumor – und wenn Tochtergeschwülste vorliegen, möglichst auch diese – vollständig abzutöten, sodass eine dauerhafte Heilung möglich ist. Eine solche Behandlung heißt kurative Therapie. Lässt sich dieses Ziel nicht erreichen, versucht man, das Gallenkarzinom möglichst lange zu kontrollieren und gleichzeitig die Lebensqualität zu erhalten. Diese Behandlung heißt palliative Medizin.

Operation (Resektion)

Eine Operation, bei der der Tumor vollständig entfernt wird, ist die einzige Möglichkeit, ein Gallengangkarzinom zu heilen. Wegen der ungünstigen Lage des Tumors reicht es dabei in der Regel nicht aus, nur das Tumorgewebe zu entfernen, sondern es müssen zusätzlich oft größere Anteile der Leber mit weggenommen werden. Dies erfordert eine ausgedehnte Operation. Ein Eingriff, bei dem die Tumormasse lediglich verkleinert wird, ist nicht sinnvoll. Bei Patienten mit Gallenblasenkrebs wird die Gallenblase zusammen mit dem Tumor entfernt.

Voraussetzungen für eine Operation sind daher, dass der Betroffene in der Lage sein muss, einen so großen chirurgischen Eingriff überstehen zu können, und dass der Tumor sich rein technisch überhaupt entfernen lässt (sogenannte Resektabilität). Daher ist eine Operation bei weit fortgeschrittenem oder metastasiertem Tumorleiden nicht mehr sinnvoll.

Vor einer Operation von einem Gallengangkarzinom oder von Gallenblasenkrebs kann es sinnvoll sein, eine Gallengangdrainage zu legen oder auch die Gefäße im tumortragenden Leberteil zu verschließen. Diese Eingriffe sollen dafür sorgen, dass das Wachstum in der gesunden Leber angeregt wird. In der Regel wird eine Teilentfernung der Leber durchgeführt, bei der oft sechs von acht Lebersegmenten entfernt werden (sogenannte erweiterte Hemihepatektomie). Zusätzlich werden Teile der Gallenwege und die Gallenblase herausgenommen. Anschließend wird der verbleibende (rechts- oder linksseitige) Gallengang in eine Dünndarmschlinge eingepflanzt. Ein solcher Eingriff erfolgt nur, wenn sich während der Operation zeigt, dass das Gallenkarzinom durch die Operation komplett entfernt werden kann. Die verbleibenden Abschnitte der Leber reichen in der Regel aus, um die Leberfunktion sicherzustellen.

Ob das Gallenkarzinom komplett entfernt werden kann, stellt sich allerdings oft erst während der Operation heraus. Manchmal kann es dann passieren, dass der Versuch, den Tumor zu entfernen, abgebrochen werden muss, weil die Erkrankung zu weit fortgeschritten ist. Bei diesen Betroffenen geht es dann vor allem darum, die Symptome ihrer Erkrankung zu lindern (palliative Therapie), ihre Lebensqualität zu erhalten oder diese wiederherzustellen sowie ihre Überlebenszeit zu verlängern. Eine rein palliative Operation sollte auf jeden Fall vermieden werden.

Nach der Tumorentfernung untersucht ein Pathologe das Gewebe sowohl mit bloßem Auge als auch unter dem Mikroskop. Dabei prüft er, ob sich an den Schnitträndern noch Tumorgewebe oder Tumorzellen befinden. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Gallenkarzinom nicht vollständig entfernt wurde und Krebszellen im Gallensystem zurückgeblieben sind.

Wurde der Tumor nicht vollständig entfernt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich aus den Zellen ein neuer Tumor bildet (Rezidiv) oder die Krebszellen in andere Organe streuen.

Lebertransplantation

In seltenen Fällen kann im Rahmen einer Studie eine Lebertransplantation erfolgen, um ein Gallengangkarzinom zu entfernen.

Bei einer Transplantation entfernt der Chirurg die Leber mit den erkrankten Gallengängen vollständig und setzt stattdessen eine gesunde Spenderleber ein. Sie wird mit den verbliebenen Gallengängen und Blutgefäßen des Empfängers verbunden.

Eine Lebertransplantation kann bei einem Gallengangkarzinom innerhalb der Leber (intrahepatisches Cholangiokarzinom) oder Gallengangkarzinom außerhalb aber nahe der Leber (perihiläres Cholangiokarzinom) erfolgen. Grundsätzliche Voraussetzungen für eine Transplantation der Leber sind ein guter Allgemeinzustand des Patienten sowie wenige Begleiterkrankungen. Weitere Faktoren sind Lage und Ausbreitung des Tumors.

Gallengangdrainage

Gallenkrebs bringt zwei wesentliche Probleme mit sich: Die Gallenflüssigkeit staut sich auf, und infolgedessen können Entzündungen der Gallenwege auftreten. Aus diesem Grund ist es bei Betroffenen, bei denen eine Gelbsucht besteht, wichtig, den Gallenfluss wiederherzustellen; dies ist in Einzelfällen vor einer Operation wichtig, aber insbesondere bei Kranken, bei denen eine Operation nicht möglich ist. Der Eingriff geschieht – wenn möglich – schon während der Spiegelung der Gallenwege (ERCP). Hierbei können während der Untersuchung verschiedene Drainagen in Form von Röhrchen (Stents) in die Gallenwege eingebracht werden. Dem Arzt stehen dabei Kunststoffstents, die leicht zu entfernen sind, jedoch alle drei Monate gewechselt werden müssen, und Metallstents zur Verfügung, die in der Regel nicht entfernt werden müssen.

Gelegentlich kann es sein, dass eine Ableitung von innen nicht erreicht werden kann oder allein nicht ausreichend ist. In diesem Falle ist es hilfreich, eine einmalige Drainage von außen (durch die Haut / Leber) unter Röntgendurchleuchtung durchzuführen oder, wenn erforderlich, die Galle dauerhaft nach außen abzuleiten. Hierzu wird unter örtlicher Betäubung ein Gallengang von außen durch die Haut punktiert und eine Drainage eingebracht.

Alle Formen der Drainage können verstopfen. Ein solcher Verschluss ist gefährlich, da er rasch zur Gallengangentzündung führt. Erste Warnzeichen dafür sind meistens eine dunkle Verfärbung des Urins, Gelbsucht oder Fieber.

Wichtig: Wenn Sie diese Anzeichen bei sich beobachten, gehen Sie bitte unbedingt zu Ihrem Arzt.

Medikamentöse Therapie

Es kann sein, dass mit der Operation eines Gallengangkarzinoms oder von Gallenblasenkrebs nicht alle Krebszellen entfernt werden konnten – entweder, weil bereits einige über die Lymph- oder Blutbahn im Körper verstreut sind oder weil sich bereits Tochtergeschwülste in entfernten Organen gebildet haben. Dann wird Ihr Arzt Ihnen eine ergänzende (adjuvante) Chemotherapie empfehlen.

Im fortgeschrittenen Stadium kann der Gallenkrebs durch eine Operation vielleicht nicht mehr geheilt werden. Außerdem können nach der Operation manchmal erneut Tumorabsiedelungen festgestellt werden. In diesen Fällen kann eine medikamentöse Therapie die Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung erhöhen.

Die medikamentöse Therapie ist deshalb erfolgreich, weil die Medikamente (Zytostatika, Immuntherapie, Hemmstoffe von Tumorsignalwegen, etc.) Krebszellen deutlich stärker angreifen als normales Gewebe. Diese Medikamente beeinflussen in spezieller Weise in den Teilungsvorgang oder die Signalwege der Zellen: Entweder stoppen sie dadurch das Wachstum der Zellen oder sie verhindern, dass sich die Zellen weiter vermehren.

Eine systemische Therapie mit Medikamenten kommt bei einem Gallenkarzinom in mehreren Situationen infrage:

  • Nach einer Operation, um das Risiko für einen Rückfall zu senken (adjuvante Therapie)
  • Vor der Operation, um den Tumor zu verkleinern und eine Operation zu ermöglichen (neoadjuvante Therapie)
  • Wenn der Tumor nicht operiert werden kann, um das Tumorwachstum zu verzögern und die Überlebenszeit zu verlängern (palliative Therapie)

Medikamentöse Therapie: Zielgerichtete Therapien

Im Gegensatz zu den meisten Chemotherapeutika, die unspezifisch auf alle Körperzellen wirken, greifen zielgerichtete Therapien spezifisch die Krebszellen an. Sie richten sich gegen Merkmale, die sich nur in den Krebszellen finden. Auch schädigen zielgerichtete Therapien nicht alle sich teilenden Zellen. Sie nehmen Einfluss auf den Teilungszyklus der Krebszellen und verhindern deren Vermehrung. Für die zielgerichtete Therapie stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, unter anderem die Signalwegehemmer.

Signalwegehemmer sind Medikamente, die Botenstoffe innerhalb der Zellen so blockieren, dass sich diese nicht mehr teilen und vermehren können. Sie dringen in die Zellen ein, blockieren den Informationsfluss in der Zelle und sorgen dafür, dass diese abstirbt. Eine wichtige Gruppe sind die Tyrosinkinasehemmer (Tyrosinkinaseinhibitor, TKI), die auch bei einem Gallenkarzinom angewendet werden.

In jeder Körperzelle werden Wachstum, Vermehrung und auch das Absterben der Zelle über viele verschiedene Signalwege gesteuert. Sogenannte Tyrosinkinasen spielen hier als Schalter oftmals eine wichtige Rolle. Diese körpereigenen Enzyme schalten Signalwege innerhalb der Zelle an und ab und regulieren auf diese Art den Lebenszyklus der Zelle. Auch in Krebszellen kommen Tyrosinkinasen vor. Bei einigen Tumoren sind die Tyrosinkinasen übermäßig aktiv und geben ständig Wachstumssignale weiter. Infolgedessen teilen sich diese Tumorzellen häufig und der Tumor wächst.

Mithilfe der Tyrosinkinasehemmer kann in diese Signalkette der Tumorzellen eingegriffen werden. Da es sich um eher kleine Substanzen handelt, welche gut in die Tumorzelle hineingelangen können, tragen sie auch den Namen Kleine Moleküle (Small Molecules). Sie dringen in die Zelle ein, hemmen dort bestimmte Tyrosinkinasen und damit auch die Signalübertragung in der Zelle. Auch stören einige der TKIs die Neubildung von Blutgefäßen, die der Tumor für seine Versorgung braucht. Durch die Wirkung dieser Hemmstoffe kann das Wachstum der Krebszellen für eine gewisse Zeit aufgehalten werden, in Einzelfällen können auch langanhaltende Therapieeffekte erreicht werden.

Die TKI werden in verschiedene Untergruppen eingeteilt, je nachdem, welchen Signalweg sie hemmen. Tyrosinkinasehemmer, die mehrere Signalwege gleichzeitig hemmen, werden auch Multikinase-Hemmer genannt.

Für die Therapie von Gallenkarzinomen stehen verschiedene Tyrosinkinasehemmer als Signalwegehemmer zur Verfügung. Dazu zählen Ivosidenib, Pemigatinib, Futibatinib, Entrectinib und Larotrectinib. Ob und welcher TKI für Sie infrage kommt, wird Ihr Arzt mit Ihnen besprechen.

Voraussetzung für deren Einsatz ist ein guter Allgemeinzustand des Patienten. Auch spielen Begleiterkrankungen des Patienten eine Rolle. TKI werden als Tablette verabreicht. Die Dosierung variiert je nach Medikament.

Nebenwirkungen der TKI

Im Allgemeinen sind Tyrosinkinasehemmer gut verträglich. Unterschiede gibt es je nach Medikament und von Patient zu Patient. Je höher die Dosis ist, desto stärker sind häufig die Nebenwirkungen ausgeprägt. Da TKIs meist langfristig verabreicht werden, können Nebenwirkungen für den Patienten als sehr belastend empfunden werden. Einige Nebenwirkungen ähneln denen der Therapie mit Chemotherapeutika. Zum Teil kommt es durch Tyrosinkinasehemmer auch zu schwerwiegenden Nebenwirkungen. Infolgedessen muss dann die Dosis der Medikamente reduziert oder aber sogar die Therapie abgebrochen werden.

Typische Nebenwirkungen ähnlich wie bei einer Chemotherapie:

  • Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
  • Verstopfung
  • Schleimhautentzündung im Mund
  • Haarausfall
  • Veränderungen des Blutbildes

Beispiele für TKI-spezifische Nebenwirkungen:

  • Reaktionen der Haut
  • Extreme Müdigkeit, Erschöpfung (Fatigue)
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Stoffwechselstörungen: Erhöhter Blutzucker, erhöhte Blutfette

Wichtig: Halten Sie die vorgeschriebene Dosierung ein und verändern Sie nicht ohne Rücksprache die Einnahme. Bitte beachten Sie auch wichtige Hinweise des behandelnden Arztes, wann Sie Ihre Medikamente einnehmen sollen und ob Sie bestimmte Nahrungsmittel meiden sollen. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie freiverkäufliche Nahrungsergänzungs- oder Arzneimittel wie beispielsweise Johanniskraut, Ginkgopräparate oder grünen Tee einnehmen.

Nebenwirkungen der Haut

Wenn Nebenwirkungen der Haut auftreten, werden Hautärzte (Dermatologen) bei schwereren Verläufen hinzugezogen. Sind die Nebenwirkungen nur leicht, müssen sie nicht behandelt werden. Teilen Sie Veränderungen an Haut und Nägeln immer Ihrem behandelnden Arzt mit. Er entscheidet dann über das weitere Vorgehen.

Bereits vor der Therapie können Maßnahmen getroffen werden, um Hautreaktionen vorzubeugen oder diese zu behandeln:

  • Pilzerkrankungen der Haut, die bereits vor der Krebserkrankung vorhanden sind, sollten möglichst vor der Therapie behandelt werden.
  • Entzündliche Hautreaktionen werden mit antibiotikahaltigen Cremes behandelt.
  • Bei Juckreiz können antientzündliche Medikamente (Antihistaminika) helfen.
  • Entzündungen des Nagelbetts werden mit desinfizierenden Medikamenten (Aseptika) und Antibiotika behandelt.
  • Größere Risse an Händen und Füßen werden mit Hydrokolloid-Verbänden versorgt.

Wie Sie Ihre Haut schützen können:

  • Verwendung von harnstoffhaltigen Cremes
  • Nicht zu enge, kratzende Kleidung tragen, die die Haut unnötig reizt
  • Vermeiden Sie häufiges Waschen, Baden und Duschen und zu heiße Wassertemperaturen.
  • Stellen Sie die Raumtemperatur nicht zu warm ein.
  • Erhöhen Sie die Luftfeuchtigkeit im Wohnraum.
  • Schützen Sie Ihre Haut vor UV-Strahlung. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und tragen Sie schützende Kleidung. Nutzen Sie Sonnenschutzmittel, Kopfbedeckung und Sonnenbrille.
  • Schneiden Sie Ihre Finger- und Fußnägel nicht zu kurz und vermeiden Sie die Verletzung der Nagelhaut.
  • Verzichten Sie auf künstliche Nägel und vermeiden Sie acetonhaltige Nagelprodukte.
  • Verzichten Sie auf eine tägliche Nassrasur und auf alkoholische Produkte für nach der Rasur.
  • Verzichten Sie möglichst auf Make-up oder verwenden Sie Produkte auf Wasserbasis.

Haarausfall

Wie bei der klassischen Chemotherapie kann es auch bei der Therapie mit TKI vorkommen, dass Sie Ihre Haare verlieren. Der genaue Mechanismus dahinter ist bisher nicht vollständig geklärt.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Nicht nur bestimmte Medikamente sondern auch verschiedene Nahrungsmittel, Getränke, Alkohol oder auch Nahrungsergänzungsmittel können die Wirkung der Tyrosinkinasehemmer beeinflussen. Auch können bestimmte Medikamente Einfluss auf die Konzentration der TKI im Körper nehmen.

Nehmen Sie den TKI möglichst immer etwa zur gleichen Tageszeit ein - je nach Anwendungsempfehlung vor der Mahlzeit auf nüchternen Magen, zu einer Mahlzeit oder danach. Das hat den Vorteil, dass immer gleiche Bedingungen für die Aufnahme ins Blut vorherrschen.

Wichtig: Besprechen Sie auch mit Ihrem Arzt, wenn Sie regelmäßig andere Medikamente einnehmen müssen. Informieren Sie auch Ernährungsgewohnheiten, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.

Resistenzen

Im Verlauf der Therapie kann die Wirkung eines TKI nachlassen oder vollständig unwirksam werden. In diesem Fall hat sich eine sogenannte Resistenz gegen das Medikament entwickelt. Wenn möglich, kann ein anderer Tyrosinkinasehemmer eingesetzt werden.

Medikamentöse Therapie: Immuntherapie

Das Immunsystem ist das Abwehrsystem des menschlichen Körpers gegen fremde Substanzen oder Viren, Bakterien und andere Parasiten. Es erkennt geschädigte Zellen und bekämpft sie. Manche veränderten Zellen können diesem System ausweichen und Tumorzellen bilden. Mithilfe der Immuntherapie sollen genau diese Ausweichmethoden der Tumorzellen ausgeschaltet werden, sodass das Immunsystem die krankmachenden Krebszellen wieder erkennen und bekämpfen kann.

Bei der Immuntherapie werden häufig Immuncheckpoint-Hemmer (Immuncheckpoint-Inhibitoren) eingesetzt. Sie sind mittlerweile zentraler Bestandteil der Immuntherapie bei Krebserkrankungen und werden zur Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt.

Immuncheckpoints sind bestimmte Kontrollpunkte des Immunsystems. Sie bestehen aus Eiweißen, die von T-Zellen oder anderen Immunzellen gebildet werden. Zu diesen gehören unter anderem die Eiweiße PD-1 und CTLA-4. Die Aufgabe dieser Kontrollpunkte ist es, die Immunantwort zu dämpfen oder zu stoppen. Damit wird verhindert, dass das Immunsystem auch eigene Körperzellen angreift (Autoimmunreaktion) und dadurch gesunde Zellen geschädigt werden.

Krebszellen nutzen die Eigenschaft dieser Kontrollpunkte des Immunsystems für ihre eigene Ausbreitung. Sie können Eiweiße auf ihrer Oberfläche ausbilden, die an den Kontrollpunkten auf den Immunzellen andocken. Ein Beispiel für ein solches Eiweiß ist PD-L1. Es besetzt die PD-1-Bindestelle auf Immunzellen. Infolgedessen wird eine Immunantwort gegen den Tumor verhindert. Die Krebszellen entziehen sich auf diesem Weg der Immunabwehr und können ungehindert wachsen.

Immuncheckpoint-Hemmer gehören zu den Antikörpern. Sie erkennen und binden an die Kontrollpunkte auf den Immunzellen oder auch an die Eiweiße auf den Krebszellen (Liganden). Durch diese Bindung werden die Kontrollpunkte blockiert und die Krebszellen können sie nicht mehr besetzen. Gleichzeitig wird die körpereigene Immunabwehr gegen die Krebszellen angekurbelt.

Damit Ihre behandelnden Ärzte vorab beurteilen können, wie gut Sie auf eine Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren ansprechen, können verschiedene Marker an einer Probe des Tumors bestimmt werden. So kann vermieden werden, dass Sie mit einem Medikament behandelt werden, dass bei Ihnen möglicherweise nicht wirkt. Auch unnötige Nebenwirkungen bleiben Ihnen so erspart.

Für eine Reihe von Tumoren ist die Messung von PDL-1 im Tumorgewebe und der Umgebung des Tumors ein wichtiger Marker. Dazu wird eine Gewebeprobe des Tumors entnommen. Bei einigen Tumorerkrankungen wird nur wenn hier ein bestimmter Mindestwert vorliegt, eine Behandlung mit einem Checkpoint-Inhibitoren durchgeführt. Bei Tumoren der Gallenwege erfolgt der Einsatz der Checkpoint-Inhibitoren jedoch unabhängig von diesem Test, da bei diesen Tumoren kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Wirkung und diesem Marker gefunden werden konnte.

Ein weiterer Marker ist die Mikrosatelliteninstabilität (MSI) der Krebszellen. Sie kann aus Tumorproben bestimmt werden. Als Mikrosatelliten werden kurze sich wiederholende DNA-Abschnitte bezeichnet, die mehrfach im Genom verteilt sind. Durch Fehler in den DNA-Reparaturmechanismen kommt es zu Längenveränderungen in diesen Bereichen. Aufgrund der Defekte bei Reparaturmechanismen häufen sich vermehrt Mutationen an. Patienten mit MSI haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Krebserkrankung. Bei einer bestehenden Krebserkrankung hilft die MSI, den bestimmten Sub-Typ der Erkrankung zu bestimmen. Auch kann der wahrscheinliche Verlauf (Prognose) und die Wirksamkeit einiger Medikamente bestimmt werden.

Bei Gallenkrebs, der nicht operativ entfernbar ist und fortschreitendender Erkrankung, kann zusammen mit einer klassischen Chemotherapie der Wirkstoff Pembrolizumab oder Durvalumab eingesetzt werden. Diese beiden Checkpoint-Hemmer blockieren bestimmte Kommunikationswege zwischen der Krebszelle und dem Immunsystem, sodass das körpereigene Immunsystem die Tumorzellen angreifen kann. Pembrolizumab oder Durvalumab werden als Infusion verabreicht.

Nebenwirkungen der Immuncheckpoint-Hemmer

Bei der Therapie des Gallengangkarzinoms oder von Gallenblasenkrebs mit Immuncheckpoint-Hemmern können Nebenwirkungen in allen Bereichen des Körpers auftreten. Da die Medikamente den körpereigenen Schutz gegen Immunreaktionen blockieren, wird eine sogenannte Autoimmunreaktion ausgelöst. Das bedeutet, dass sich das Immunsystem zum Teil gegen eigene Zellen und eigenes Gewebe richtet. Nebenwirkungen können unmittelbar aber auch Wochen oder Monate später auftreten. Das ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich.

Häufige Nebenwirkungen:

  • Hautreaktionen: Ausschlag, Juckreiz, Farbverlust der Haut (Vitiligo)
  • Magen-Darm-Trakt: Durchfall, Darmentzündung
  • Hormonsystem: Schilddrüsenüber- oder unterfunktion; dadurch starke Erschöpfung (Fatigue), Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen, übermäßiger Durst oder Appetit, übermäßiges oder häufiges Wasserlassen
  • Lungenentzündung
  • Leberentzündung
  • Gestörtes Allgemeinbefinden: Unwohlsein, Fieber, Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen

Wichtig: Informieren Sie in jedem Fall Ihren behandelnden Arzt, wenn Sie Symptome bei sich feststellen. Er kann Ihnen helfen, Nebenwirkungen zu behandeln. Je nach Symptomatik bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, Ihre Nebenwirkungen zu behandeln. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, er kann Ihnen je nach Schweregrad Ihrer unerwünschten Reaktion verschiedene Behandlungsoptionen anbieten.

Stellen Sie folgende Symptome bei sich fest, melden Sie sich bitte direkt bei Ihrem behandelnden Arzt:

  • Durchfall oder Stuhlgang häufiger als gewöhnlich
  • Bauchschmerzen
  • Hautveränderungen wie Hautausschlag oder starker Juckreiz
  • Atemnot
  • Neu auftretender Husten oder Verschlimmerung eines bestehenden Hustens
  • Starke allgemeine Schwäche
  • Orthostase

Die durch die Immuncheckpoint-Inhibitoren aktivierte Immunabwehr kann auch zu schweren unerwünschten Reaktionen führen. Sie können bereits während der Behandlung aber auch bis nach Therapieende auftreten und jedes Organsystem betreffen.

Behandelt werden sie mit Kortison-Präparaten oder anderen Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken. Ob die Behandlung nach Abklingen der Reaktion wieder fortgesetzt wird, entscheidet Ihr behandelndes Ärzteteam.

Bei einigen Patienten treten Nebenwirkungen erst Wochen oder Monate nach Behandlungsbeginn auf:

  • Hautentzündungen
  • Entzündung des Dünn- und Dickdarms
  • Störung der Hormonsystems (Entzündung der Schilddrüse mit Schilddrüsenüber- oder unterfunktion)
  • Diabetes
  • Ungenügende Funktion der Nebennieren
  • Entzündung der Hirnanhangsdrüse
  • Entzündung des Lungengewebes
  • entzündliche Erkrankungen der Niere
  • Leberentzündung (Hepatitis)
  • Erkrankungen des Nervensystems im Körper außerhalb des Gehirns
  • entzündliche Muskelerkrankungen
  • entzündliche Gelenkerkrankungen
  • Entzündung des Herzmuskels
  • Entzündung des Gehirns

Wechselwirkungen

Vor Start der Therapie mit Immuncheckpoint-Hemmern sollten keine Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, wie beispielsweise Kortison, in höheren Dosen eingenommen oder verabreicht werden. Alle Medikamente sollten vorab von Ihrem behandelnden Arzt auf mögliche Wechselwirkungen überprüft werden.

Medikamentöse Therapie: Zytostatika

Zytostatika werden bei einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs im Rahmen einer Chemotherapie gegeben. Im Artikel Chemotherapie erhalten Sie ausführliche Informationen zum Ablauf und möglichen Nebenwirkungen.

Förderschwerpunkte - Patientenleitlinie

Patientenleitlinie Supportive Therapie

Ausführliche Informationen, was Sie gegen Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung tun können, enthält die Patientenleitlinie „Supportive Therapie“.

ZUR PATIENTENLEITLINIE

Strahlentherapie (Radiotherapie)

Die Strahlentherapie wird bei einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs nur selten eingesetzt. Sie kann zum Einsatz kommen, wenn die Erkrankung nicht mehr geheilt werden kann. Ziel der Behandlung ist es dann, die Überlebenszeit zu verlängern und das Tumorwachstum zu bremsen (palliative Therapie).

Eine palliative Strahlentherapie kann für Patienten mit Krebs der Gallenwege innerhalb der Leber oder außerhalb aber nahe der Leber infrage kommen. Für die verschiedenen strahlentherapeutischen Verfahren gibt es nur wenige Daten aus Studien.

Lokale Tumorkontrolle

Kann das Gallenkarzinom nicht entfernt werden, ist es wichtig, den Krebs in Schach zu halten (lokale Tumorkontrolle). Dies gilt insbesondere für lokal noch begrenzte Tumoren, die durch andere Verfahren behandelt werden können. Oberstes Ziel ist dabei, das Wachstum des Tumors zu bremsen beziehungsweise zu zerstören. Der Tumor lässt sich etwa durch Hitze oder Mikrowellen veröden oder man kann verhindern, dass er weiterhin mit Blut versorgt wird. Bei der Verödung werden bei kleinen Tumoren sogar Heilungen oder zumindest lange krankheitsfreie Intervalle beobachtet. Für die lokale Tumorkontrolle eines Gallengangkarzinoms oder von Gallenblasenkrebs stehen folgende Verfahren zur Verfügung:

Thermoablation

Die Thermoablation zielt darauf ab, den Tumor durch Erwärmung zu zerstören. Daher wird Tumorgewebe mit sehr hohen Temperaturen behandelt, was direkt zu einer Zerstörung der Tumorzellen führt. Um die hohen Temperaturen zu erzeugen, kommen in erster Linie Radiofrequenzen und Mikrowellen zum Einsatz. Damit lassen sich kleine Tumore und Metastasen behandeln.

Bei der Radiofrequenz-Thermoablation (RFTA) führt der Arzt eine Hochfrequenzsonde durch die Haut direkt in den Tumor ein. Mithilfe von Wechselstrom wird eine hohe Temperatur im Gewebe erzeugt und der Tumor verkocht. Die Mikrowellen-Ablation funktioniert ähnlich wie die RFTA. Hier erfolgt die Wärmeerzeugung über eine spezielle Mikrowellenantenne und einen daran angeschlossenen Generator. Auch hier wird der Tumor durch Hitze zerstört.

Die Einführung der Sonde über einen kleinen Schnitt im Bauch wird über Ultraschall oder Computertomographie gesteuert. Die Behandlung erfolgt unter örtlicher Betäubung oder Allgemeinnarkose und ist damit für Sie schmerzlos.

Hinweis: Inwieweit diese Therapieform für Ihr Gallenkarzinom geeignet ist, entscheiden Ihre behandelnden Ärzte. Wichtige Faktoren sind die Größe des Tumors und ob der Gallenkrebs bereits Metastasen gebildet hat.

Örtliche Chemotherapie oder innere Bestrahlung (Intraarterielle Therapien)

Bei intraarteriellen Therapien wird ein Chemotherapeutikum oder eine radioaktive Substanz direkt in das Gallenkarzinom oder in versorgende Blutgefäße verabreicht. Dort wirken sie gezielt auf den Tumor und können ihn von innen zerstören. Bei einigen Verfahren werden zusätzlich die Blutgefäße um den Tumor verschlossen (Embolisation). Das stört die Versorgung der Tumorzellen mit Nährstoffen aus dem Blut. Der Tumor wird auf diese Weise ausgehungert.

Eine Heilung des Gallengangkarzinoms oder von Gallenblasenkrebs ist dadurch nicht möglich. Allerdings kann in Einzelfällen die Überlebenszeit verlängert und die Lebensqualität verbessert werden.

Die intraarteriellen Verfahren können bei einem Gallengangkarzinom zum Einsatz kommen, der nicht operativ entfernt werden kann. Aber nur dann, wenn der Tumor innerhalb der Leber liegt. Hat sich die Erkrankung außerhalb der Leber ausgebreitet, sind die Verfahren nicht wirksam.

Folgende Verfahren haben sich in Studien bei Patienten mit Gallengangkarzinom bewährt bzw. stellen in Einzelfällen eine Behandlungsmöglichkeit dar:

  • transarterielle Chemoembolisation (TACE)
  • transarterielle Radioembolisation (TARE)

Transarterielle Chemoembolisation (TACE)

Die Chemoembolisation (auch transarterielle Chemoembolisation, TACE) ist ein Verfahren zur Tumorbehandlung. Dabei wird ein chemotherapeutischer Wirkstoff in diejenigen Blutgefäße gegeben, die zum Tumor führen. Anschließend werden dieselben Gefäße künstlich verschlossen. Der Wirkstoff entfaltet seine Wirkung direkt am Tumor, indem die Blutzufuhr zum Tumor unterbunden wird. Auf diese Weise soll der Tumor in seinem Wachstum gestoppt oder gebremst werden. Eine Heilung der Krebserkrankung ist mit diesem Verfahren nicht möglich.

Bei einem Gallengangkarzinom bringt der Arzt über die Leiste einen dünnen Schlauch (Katheter / Mikrokatheter) in die Leberarterie ein – möglichst nah an die Tumorherde. Über diesen Schlauch wird zunächst ein Medikament abgegeben, das die Teilung der Krebszellen hemmt (Zytostatikum, Chemotherapeutikum). Gleichzeitig oder anschließend wird die Arterie mit kleinsten Partikeln vorübergehend verstopft (Embolisation). So werden die Krebszellen nicht mehr mit Blut versorgt und sind gleichzeitig einer hohen Chemotherapie-Dosis ausgesetzt.

Transarterielle Radioembolisation (TARE)

Die transarterielle Radioembolisation – auch als selektive interne Radiotherapie (SIRT) genannt – ist eine Art Bestrahlung von innen. Hier werden kleinste Partikel, die eine radioaktive Strahlung mit sehr kurzer Reichweite aussenden, über die Arterien dicht an das Tumorgewebe gebracht. Die Krebszellen werden dadurch einer hohen örtlichen Strahlendosis ausgesetzt. Gleichzeitig werden Blutgefäße, die den Tumor versorgen, verschlossen.

Durch die fehlende Versorgung der Krebszellen mit Blut und die gleichzeitige Bestrahlung von innen soll das Tumorwachstum gestoppt oder gebremst werden.

Photodynamische Therapie

Gallengangkarzinome entstehen innerhalb des Gangsystems und sind in frühen Stadien oft relativ klein. Aber selbst kleine Tumoren lassen sich oft nicht mehr operativ entfernen. In dieser Situation kann es günstig sein, die Krebserkrankung durch eine Bestrahlung mit Laserlicht von innen zu behandeln. Diese Behandlung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird ein bis zwei Tage vor der Bestrahlung ein Wirkstoff als Injektion verabreicht, der sich im Krebsgewebe anreichert und es empfindlich gegen die Laserstrahlen macht (Photosensitizer). Im zweiten Schritt wird dann – ohne Operation im Rahmen einer ERCP – Laserlicht durch das Endoskop in den Gallengang eingebracht. Dieses Laserlicht zerstört gezielt das besonders empfindlich gewordene Krebsgewebe; das gesunde Gewebe – das nur wenig Photosensitizer aufgenommen hat – wird wenig oder gar nicht geschädigt. In der Regel wird während der photodynamischen Therapie ein Röhrchen (Stent) in den Gallengang eingesetzt.

Als wesentliche Nebenwirkung wird die Haut für etwa vier Wochen lichtempfindlich, sodass Sie während dieser Zeit das helle Sonnenlicht meiden müssen.

Radiofrequenzablation innerhalb des Gallengangs

Die intraduktale Radiofrequenzablation ist eine Methode, mit der sich Tumorgewebe innerhalb der Gallengänge (intraduktal) mit örtlicher Erwärmung zerstören lässt. Eine Heilung der Erkrankung ist mit dem Verfahren nicht möglich.

Während einer endoskopischen Untersuchung platziert der Arzt im Gallengang eine Sonde im Bereich des Tumors. Wechselstrom erzeugt eine hohe Temperatur im Gewebe. Dadurch werden die Krebszellen zerstört. Die Sonde selbst wird nicht heiß, und auch die Erhitzung des Gewebes spürt man nicht.

Das Verfahren eignet sich für Patienten mit einem lokal begrenzten Tumor, der keine Metastasen in anderen Organen gebildet hat. Auch zur Linderung von Beschwerden und zur Verlängerung der Überlebenszeit bei einer nicht heilbaren Erkrankung kann diese Therapie helfen.

Stereotaktische Strahlentherapie

Studien zeigen, dass mit einer hohen Strahlendosis der Tumor besser kontrolliert sowie das Überleben verlängert werden kann. Die meisten Studien bei Patienten mit einem Gallengangkarzinom wurden mit der stereotaktischen Strahlentherapie durchgeführt.

Ein weiteres Verfahren, bei dem hohe Strahlendosen zum Einsatz kommen, ist die Protonenstrahlbestrahlung.

Auch bei der Brachytherapie wird eine höhere Strahlendosis lokal verabreicht. Es gibt jedoch nur sehr wenig Daten zu Patienten mit einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs.

Lindernde (palliativmedizinische) Behandlung

Ist das Gallengangskarzinom oder der Gallenblasenkrebs so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr heilbar ist, kann die Palliativmedizin für die Betroffenen noch sehr viel tun, damit es ihnen in der ihnen verbleibenden Lebenszeit gut geht. Ein wesentliches Ziel der Palliativmedizin ist es, in der letzten Lebensphase dem Kranken selbst und seinen Angehörigen viel Beistand, aber auch konkrete Hilfe anzubieten.

Eine ganzheitliche palliativmedizinische Betreuung soll körperliche Beschwerden – ganz besonders Schmerzen – lindern, aber ebenso seelische, soziale und geistige Probleme angehen. Hauptziel ist, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern. Dazu gehört auch, dass Angehörige nach dem Tod des Betroffenen weiter begleitet werden.

Patientenleitlinie Palliativmedizin

Patientenleitlinie Palliativmedizin

Ausführliche Erläuterungen zur palliativmedizinischen Behandlung finden Sie in der Patientenleitlinie „Palliativmedizin“.

ZUR PATIENTENLEITLINIE

Schmerztherapie

Viele Betroffene mit einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs leiden unter Schmerzen. Bei ihnen hat die Schmerztherapie Vorrang. Sie erfolgt am besten unter der Aufsicht eines darauf spezialisierten Arztes.

Die moderne Medizin bietet heute zahlreiche und sehr wirksame Möglichkeiten, Betroffene dauerhaft von ihren Schmerzen zu befreien und ihre Lebensqualität damit wesentlich zu verbessern. Angst vor Schmerzmitteln und eventuell auftretenden Nebenwirkungen brauchen Sie nicht zu haben.

Ergänzende Behandlungsmöglichkeiten

Neben den schulmedizinischen Methoden werden bei einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs auch Maßnahmen der komplementären und alternativen Medizin angeboten. Worin sich diese unterscheiden und auf was Sie dabei achten sollten, erfahren Sie im Artikel „Unkonventionelle Behandlungsmöglichkeiten“.

Rehabilitation und Nachsorge

Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung nach einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs. Rehabilitationskliniken, Fach- und Hausarzt betreuen und begleiten Betroffene nach der stationären oder ambulanten Akutversorgung.

Rehabilitation

Wenn die erste Behandlungsphase (Primärbehandlung) des Gallenkarzinoms – also Operation und / oder medikamentöse Tumortherapie und / oder Strahlentherapie – beendet ist, beginnt die nächste Phase: die Rehabilitation.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Text „Rehabilitation“.

Nachsorge

Ziel der Nachsorge bei einem Gallengangkarzinom oder Gallenblasenkrebs ist es, rechtzeitig zu erkennen, wenn die Krankheit wieder auftritt (Tumorrezidiv), oder Begleit- oder Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln. Außerdem ist es Aufgabe der Nachsorge, Ihnen bei Ihren körperlichen, seelischen und sozialen Problemen helfen. Dazu gehört auch, dass Folgen oder Behinderungen, die durch die Krankheit entstanden sind, so weit wie möglich behoben werden und Sie – wenn Sie es wünschen – wieder berufstätig sein können.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Text „Nachsorge“.

Weitere Informationen

Letzte Aktualisierung

  • Wissenschaftliche Überarbeitung Juli 2024

Text und Redaktion

  • Sandra von dem Hagen, Stiftung Deutsche Krebshilfe
  • Dr. Désirée Maßberg, Stiftung Deutsche Krebshilfe
  • Gabriele Wolff-Bosio, Stiftung Deutsche Krebshilfe

Medizinische Beratung

Medizinische Beratung

Prof. Dr. med. H. Lang
Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Universitätsmedizin Mainz
Langenbeckstr. 1
55131 Mainz

Prof. Dr. med. A. Vogel
Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

Prof. Dr. med. Michael Bitzer
Stellv. Ärztlicher Direktor
Universitätsklinikum Tübingen
Innere Medizin I
Otfried-Müller-Straße 10
72076 Tübingen

Prof. Dr. med. N. P. Malek
Ärztlicher Direktor
Universitätsklinikum Tübingen
Innere Medizin I
Otfried-Müller-Str. 10
72076 Tübingen

Quellen

Zur Erstellung dieses Textes wurden die nachstehend aufgeführten Informationsquellen herangezogen:

  • Patientenleitlinie Krebs der Gallenwege und Gallenblase, Herausgeber „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft e.V., der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Sept. 2021
  • Patientenleitlinie Leberkrebs, Herausgeber „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft e.V., der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Sept. 2021
  • Krebs in Deutschland für 2019/2020. 14. Ausgabe. Robert Koch-Institut und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg), Berlin, 2023
  • Deutsche Rentenversicherung
    www.deutsche-rentenversicherung.de
    www.deutsche-rentenversicherung-bund.de (Abruf: Dez. 2023)
  • Klinische Studien. Stiftung Deutsche Krebshilfe, 2017.
  • Krebswörterbuch. Stiftung Deutsche Krebshilfe, 2017.
  • Wegweiser zu Sozialleistungen. Stiftung Deutsche Krebshilfe 2023.
  • Hilfen für Angehörige. Stiftung Deutsche Krebshilfe 2020.
  • Ernährung bei Krebs. Stiftung Deutsche Krebshilfe 2023.

Die nachfolgenden Quellen sind nicht als weiterführende Literatur für Betroffene gedacht, sondern dienen als Nachweis des wissenschaftlich abgesicherten Inhalts des Ratgebers.

  • Becker G, Allgaier HP, Olschewski M, Zähringer A, Blum HE; HECTOR Study Group. Longacting octreotide versus placebo for treatment of advanced HCC: a randomized controlled double-blind study. Hepatology. 2007 Jan; 45(1): 9-15.
  • Dumoulin FL, Horst E, Sauerbruch T, Gerhardt T. Palliative lokoregionäre Therapie des hilären Gallengangskarzinoms. Zentralbl Chir. 2007; 132(4): 336-41.
  • Gerhardt T, Mey U, Sauerbruch T, Dumoulin FL. Palliative Therapie des inoperablen Gallengangskarzinoms. Dtsch Med Wochenschr. 2002; 127(36): 1835-9.
  • Khan SA, Miras A, Pelling M, Taylor-Robinson RD. Cholangiocarcinoma and its mamagement. Gut 2007; 56: 1755-56
  • Khan AZ, Makuuchi M. Trends in the surgical management of Klatskin tumours. Br J Surgery 2007; 94; 393
  • Pandey D, Lee K-H, Tan K-C. The role of liver transplantation for hilar cholangiocarcinoma. Hepatobiliary Panreat Dis Int 2007; 6(3), 248-53.
  • Rabe C, Lenz M, Schmitz V, Pilz T, Fimmers R, Sauerbruch T, Caselmann WH. An independent evaluation of modern prognostic scores in a central European cohort of 120 patients with hepatocellular carcinoma. Eur J Gastroenterol Hepatol. 2003 Dec; 15(12): 1305-15.
  • Risse JH, Rabe C, Pauleit D, Reichmann K, Menzel C, Grünwald F, Strunk H, Bier sack HJ, Palmedo H. Therapy of hepatocellular carcinoma with iodine-131-lipiodol. Results in a large German cohort. Nuklearmedizin. 2006; 45(4): 185-92.
  • Schacherer, D, Schoelmerich, J, Zuber-Jerger, I. Diagnostik des hepatozellulären Karzinoms. Z Gastroenterol 2007; 45: 1067-1074
  • Witzigmann H, Wiedmann M, Wittekind C, Mössner J, Hauss J. Therapiekonzepte und Ergebnisse bei Klatskin Tumoren. Dtsch Ärztebl 2008; 105(9): 156-61

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